Unsere Reise durch den Göta-Kanal war ein unvergessliches Erlebnis – so vieles gab es zu sehen, so viele Menschen haben wir unterwegs getroffen. Nur ein kleiner Wermutstropfen blieb: die ständige Fahrt unter Maschine. Schließlich ist Jento ein Segelboot, und wir sind Segler! Umso größer ist die Freude, als der Wetterbericht endlich kräftigen Segelwind ankündigt. Vielleicht ein bisschen viel – aber Jento steckt das locker weg, und mit der passenden „Segelgarderobe“ sind auch wir bereit für echtes Segelvergnügen.

Samstag 26.07.2025 – Hafentag in Långedrag
Werner hat sich vorgenommen die lange ToDo-Liste an Motorpflege abzuarbeiten. Da ist Barbara tendenziell im Weg. Passt gut, denn sie hat sowieso wieder Hummeln im Mors und will sich bewegen. So besteigt sie wieder ihr Fahrrad für eine (gemäßigte) Radtour in den Slottskogen Park und den Botanischen Garten. Kaum angekommen, klingelt das Telefon. Werner hat festgestellt, dass sich der Schlauch unserer Bilgenpumpe in der Motorbilge aufgelöst hat und braucht einen Neuen. Google verrät, wo am Samstag gute Chancen bestehen, diesen zu bekommen – in Werners Nähe. So kann Barbara sich weiter Park und Garten widmen. Im Park gibt es ein paar Wildtiergehege: Neben Pinguinen und Robben, auch Elche und Damwild. Leider scheitert auch heute der Versuch, einen leibhaftigen Elch vor die Linse zu bekommen. Obwohl das gesamte Gehege umwandert wird. Der benachbarte Botanische Garten ist eine wahre Freude für die Gärtnerin. Auf einem Rundweg kann man die verschiedensten Themengärten durchstreifen. Die bergige und felsige Topografie macht es zusätzlich interessant. Über viele aus Naturstein gebaute Stufen erklimmt man durch einen Schattengarten den Håberget, von dem man eine wunderbare Rundumsicht über das Gelände und Göteborg hat. In den engen Felsentälern ist der Koreanische und der Japanische Garten angelegt. Auch einen Bambusgarten gibt es und natürlich Kräuter-, Küchen, Stauden- und Steingarten. Zum Schluss passiert man noch den Dahliengarten und den Alpengarten, bevor man wieder beim Ausgang ankommt. Einen Besuch kann ich jedem Göteborgreisenden nur empfehlen!













Währenddessen kümmert Werner sich um den Motor. Er hat uns so zuverlässig die Kanalfahrt ermöglicht. Nun soll er eine Extraportion Liebe bekommen!
Motorgeruch und Checkliste: Ein Tag im Maschinenraum
Werner fiel während der letzten Stunden unter Motorfahrt auf, dass es ungewöhnlich stark nach Motor roch – ein mögliches Anzeichen dafür, dass Öl oder Diesel austritt und auf der heißen Motoroberfläche verdampft. Höchste Zeit also für einen gründlichen Motorcheck.
Die ausführliche Variante des Checks umfasst:
- Kontrolle des Motorölstands
- Kontrolle des Kühlwasserstands
- Prüfung der Keilriemenspannung
- Sichtkontrolle auf austretendes Öl, Diesel oder Kühlwasser
- Kontrolle des Dieselvorfilters / Wasserabscheiders
- Kontrolle des Getriebeöls
- Kontrolle des See-Kühlwasser-Filters
Bei der Sichtkontrolle entdeckte Werner unter der Einspritzanlage einige frische Dieseltropfen. Die Schläuche selbst wiesen keine Risse auf, doch eine Schlauchklemme der Dieselleitung ließ sich mit der Hand drehen – an genau dieser Stelle war auch ein kleines Rinnsal zu sehen. Die Ursache war damit gefunden: Die Klemme wurde angezogen, aber ob das Problem damit dauerhaft behoben ist, wird sich erst in den kommenden Motorstunden zeigen. Der Dieselverlust war jedenfalls gering.
Doch dabei blieb es nicht: Bei der weiteren Kontrolle entdeckte Werner ein ernstes Problem mit dem Schlauch zur Motorbilge. Dieser war an der Antriebswelle durchgescheuert und hatte sich an einem Verbindungsstück gelöst – die Bilgenpumpe war damit funktionsunfähig. Und die Pumpe ist essenziell, falls Seewasser durch den Motorraum oder andere Öffnungen ins Boot eindringen sollte.





Der beschädigte Schlauch musste komplett entfernt werden. Beim Ausbau zeigte sich, dass er völlig marode war – ein Austausch war unumgänglich. Die beiden Studentinnen im Hafenmeisterbüro erwiesen sich als kompetente und sehr sympathische Hilfe: Sie wussten sofort, wo man passenden Ersatz findet. Ein kurzer Fahrradausflug von 15 Minuten zum lokalen Båttillbehör Mega Store, und schon war der neue Schlauch besorgt. Der neue Schlauch wurde so verlegt, dass kein weiteres Scheuern entstehen kann – Problem gelöst. Alle übrigen Punkte auf der Checkliste waren zum Glück in Ordnung!
Sonntag, 27.07.25 – Långedrag – Glommen – 52 Seemeilen
Mit dem morgendlichen Kaffeepott in der Hand entscheiden wir beim Blick in den aktuellen Wetter- und Windbericht, dass wir segeln wollen. Der Wind weht aus Südwest. Der anfängliche Kurs durch die Schären führt ca. 2 Seemeilen ziemlich direkt in diese Richtung, aber dann biegt das Fahrwasser etwas nach Südosten, so dass wir hoffen, mit einem Kurs hoch am Wind segeln zu können. Also heißt es das Dinghi wieder ordentlich verzurren, noch einmal zur Servicestation zum Abpumpen des Schmutzwassers und zum Einladen der Fahrräder verlegen. Wir verstauen unter Deck alles seefest und schließen die Seeventile. Dann noch die Schwimmwesten anlegen und los geht‘s. Unser Plan geht auf. Wir setzen das Groß im ersten Reff bereits auf den ersten Seemeilen mit Gegenwind. Dann können wir abfallen, nehmen bei jeder Bö die Gelegenheit wahr, etwas Höhe zu gewinnen und können so ohne einen Kreuzschlag den Schärengürtel verlassen. Die schwedische Festlandsküste verläuft südlich von Göteborg in südöstlicher Richtung und der Wind dreht im Laufe des Tages etwas westlicher. So laufen wir mit einem 60° Kurs, später sogar mit einem Halbwindkurs bei mäßigen Wellen (geschätzt 1-1,5 Meter) in Rauschfahrt Richtung Süden. Es macht Spaß und tut gut, endlich mal wieder zu segeln! Nach einigen Stunden findet Barbara durch Zufall einen Ringsplint an der Süllkante. Sogleich beginnt die Suche, wo dieser wohl herkommen könnte. Wir kontrollieren die Terminals an den Wanten und tatsächlich fehlt an Backbord am hinteren Unterwant der Splint. Zum Glück ist der Bolzen noch nicht ganz herausgerutscht. Nach ein paar Schlägen mit dem Holzhammer sitzt er wieder da, wo er hingehört und ein neuer Ringsplint kann eingesetzt werden, um ihn zu sichern. Natürlich werden sogleich alle anderen Splinte ebenfalls kontrolliert und auch der am vorderen Unterwand ist bereits dabei, herauszurutschen. Auch hier wird getauscht und nun sind wir wieder safe! Wie gut, dass der Splint an der Süllkante hängen geblieben und nicht direkt über Bord gegangen ist! Das hätte sonst unangenehm werden können. Wir segeln zwar heute den ganzen Tag auf Backbordbug und auf dem Unterwant ist wenig Spannung, aber ein freifliegendes Unterwant hätte uns einen ordentlichen Schrecken eingejagt!



Nach knapp 9 Stunden erreichen wir unser Ziel Glommen, einen kleinen Hafen südlich von Varberg. Jento war heute mit durchschnittlich 6 Knoten unterwegs, damit sind wir mehr als zufrieden! Der Hafenmeister berechnet für die Nacht inklusive Strom und Dusche nur 240 Kronen, was ca. 21,50€ entspricht – wirklich günstig!
Wir sind hungrig und sehen am Hafen ein geöffnetes Lokal, eine von einem jungen Türken betriebene Pizzeria, wie sich herausstellt. Wir gehen selten Essen, aber heute haben wir Lust darauf und genießen eine leckere Pizza mit schön dünnem, kroschen Boden.
Beim Spaziergang um den Hafen, rätseln wir an einer vermeintlichen Vindö herum. Sie sieht irgendwie aus, wie eine Vindö 50, aber nicht ganz. Auffällig sind vor allem die Holzmasten, die wir noch nie auf einer Vindö gesehen haben. Leider sind die Eigner nicht an Bord, sodass wir nicht fragen können.
Zum Sonnenuntergang reißen die Wolken am Horizont nochmals auf und wir werden mit Kitsch pur beschenkt.




Montag, 28.07.2025 – Glommen – Hundested – 60 Seemeilen
Der Wind hat auf West gedreht. Das passt uns sehr gut, so können wir heute erneut mit einem 60° Kurs auf Hundested am Eingang zum Isefjord zulaufen. Die Welle ist im Vergleich zu gestern gewachsen. Sie beträgt nun eher 1,5 bis 2 Meter. Aber der Winkel und die Wellenlänge sind für Jento ideal. Sie stampft sich überhaupt nicht fest und scheint es noch eiliger zu haben, als gestern. Heute scheint den ganzen Tag die Sonne und der Wind dreht im Laufe des Tages sogar noch etwas nördlich, sodass wir entspannt auf Halbwindkurs wechseln können. Wir starten mit je einem Reff in Groß und Genua, können im Laufe des Tages aber die Genua in voller Größe fahren. Nach 9 Stunde erreichen wir Hundested und finden einen herrlich ruhigen Liegeplatz im Yachthafen an der Außenmole. Werner zaubert uns ein leckeres Abendessen: Rinderfilet mit Pfifferling Sauce und Gemüse – ein Gedicht! Auf dem anschließenden Verdauungsspaziergang um den Hafen stellen wir fest, dass es hier ganz schön touristisch ist und voll – Hauptsaison eben. Das sind wir gar nicht mehr gewohnt. Auch braucht Barbara einige Minuten, um zu merken, dass die Hafengebühr mit 210 Kronen kein besonderer Schnapper ist – wir sind in Dänemark und hier gilt wieder ein ganz anderer Umrechnungskurs. Der Übernachtungspreis liegt somit (ohne Strom) bei 28€ – auch noch ok!








Dienstag, 29.07.2025 – Hundested – Hafentag
Wir sind eingeweht – es bläst mit 22-28 Knoten aus West, der Richtung, in die wir wollen. Abgesehen vom Wind, ist es aber ein schöner sonniger Tag und so brechen wir nach dem Morgenkaffee mal wieder zu einer Wanderung auf. Wir „ersteigen“ das Spodsbjerg Kliff bis zum Leuchtturm.










Kurz unterhalb steht das Haus des Polarforschers Knud Rasmussen, das seit 1939 ein Museum ist. Wir lasen, es sei sehenswert, also schauen wir mal rein. Knud Rasmussen wurde 1879 als Sohn eines dänischen Pastors, der auf Grönland seinen Dienst versah und einer Mutter mit Grönländischen Wurzeln, geboren. Bis zu seinem 12. Lebensjahr lebte er auf Grönland und hatte viele Freunde unter den einheimischen Kindern, mit denen er seine Zeit mit Hundeschlitten- und Skifahren verbrachte. Dann zog die Familie nach Kopenhagen, wo er die Realschule absolvierte. Er war kein übermäßig guter Schüler und eine akademische Ausbildung kam für ihn nicht in Frage. Er hatte Ausstrahlung und schauspielerisches Geschick. Daher versuchte er sich an einer Schauspielschule – ohne Erfolg. Ihn interessierten fremde Länder. Das Schlüsselerlebnis war eine Exkursion nach Island, dann eine Reise nach Lappland und die Teilnahme an einer Grönlandexpedition von 1902 bis 1904. Bei all diesen Reisen half ihm seine Erfahrung aus der Kindheit, schnell einen guten Kontakt zur jeweiligen indigenen Bevölkerung herstellen zu können. In seinem Haus in Hundested hat er seine Bücher geschrieben und sich mit Bildern und Geschichten seiner Expeditionen umgeben. Bereits im Alter von 54 Jahren verstirbt er 1933 an einer Fleischvergiftung.






Das Haus befindet sich nahezu im Originalzustand. Lediglich in einem Raum ist eine erläuternde Ausstellung zum Thema Kolonisation von Grönland und den Streitereien zwischen Dänemark und Norwegen diesbezüglich. Im zweiten Weltkrieg erlaubte Dänemark den Amerikanern eine Base zu errichten, um eine Zwischenlandung der transatlantischen Kriegsflüge zu ermöglichen. Für uns war insbesondere dieser Teil vor dem Hintergrund aktueller Ideen des amerikanischen Präsidenten zu Grönland interessant.
Wir wandern weiter an der nördlichen Küste und werden dabei ordentlich durchgepustet. Leider finden wir kein geöffnetes Cafe für eine Frühstückseinkehr und so wandern wir wieder zurück zur Jento, die mit einem gefüllten Kühlschrank auf uns wartet.
Nachmittags beschäftigen uns so profane Dinge wie Wäsche waschen und Einkaufen, aber für eine Fika reicht es auch noch. Beim örtlichen Fischhandel erstehen wir ein Kilo „Jumfru Hummer“, kleine Hummerschwänze, die es zum Abendessen mit Tomatensalat, Aioli und Baguette gibt. Einmal im Sommer können wir das gut haben, aber dann ist der Eiweißbedarf auch erstmal wieder gedeckt…





Mittwoch, 30.07.2025 – Hundested – Langør – 44 Seemeilen
Gestern dachten wir beim Blick auf die Windvorhersage, dass wir den heutigen Tag im Hafen verbringen. Nun sieht es nach dem Aufstehen ganz anders aus. Statt der vorhergesagten 20 Knoten Wind aus südlichen Richtungen, wehen nur 12 Knoten. Auch der Blick in die Wetterapp zeigt ein deutlich entspannteres Bild. Wir beschließen, die Gelegenheit zu nutzen und machen uns und das Boot seeklar. Kurz noch bei der Tankstelle vorbei und volltanken, dann geht es los. Auf einem entspannten Halbwindkurs mit wenig Welle aufgrund der Landabdeckung geht es Richtung Westen. Auch viele andere Segler nutzen das Wetterfenster – es strömt in beide Richtungen. An Seelandsodde zieht sich ein Flach weit in Richtung Nordwesten, aber es gibt einen betonten Durchgang. Den steuern wir an. Nach Norden sieht der Himmel ansprechend aus: blau mit weißen Schäfchenwolken. Im Süden steht eine graue Wand. Ein großes Regengebiet dreht sich in der Ferne – Flensburg hat es voll erwischt! Wir haben Glück und entgehen dieser Front und segeln fast durchgängig bei Sonnenschein. Gegen Mittag erreichen wir den Durchgang an Seelandsodde. Danach müssen wir anluven (höher an den Wind) und bekommen nun auch die Welle zu spüren, die im Großen Belt genug Platz hatte sich aufzubauen. Das bremst uns etwas aus, aber Jento läuft trotzdem meist mit 6 Knoten. Wir passieren das Fahrwasser der Berufsschifffahrt und ein großes Kreuzfahrtschiff zieht an uns vorbei. Auch die Route der Schnellfähren von Seeland nach Aarhus kreuzen wir und haben Glück, dass gerade keine Fähren in der Nähe sind. Der Himmel ist heute beeindrucken – immer wieder entdecken wir Figuren in den Wolken.






Als wir uns Samsö nähern, braut sich dort eine Regenwolke zusammen. Erst macht es den Eindruck, als würde sie vor uns wegziehen, aber dann wird sie immer größer und bewegt sich kaum noch. Da steigen wir schnell in die Regenklamotten und als kurz vor der Regenwolke der Wind um 90 Grad dreht und dabei nahezu einschläft, bergen wir die Segel und laufen unter Maschine im immer enger werdenden Fahrwasser. Wir bereiten noch die Festmacher und Fender vor, dann öffnen sich die Himmelspforten über uns. Es schüttet wie aus Kübeln. In kürzester Zeit schafft es der Regen, alle Wellen platt zu bügeln. Wir können kaum noch etwas sehen und tasten uns anhand des Plotters in die Bucht von Langør. Unser erster Anlegeversuch scheitert – wir bleiben zwischen den Dalben stecken. Wir nehmen die nächste Box und mit freundlicher Hilfe von Philipp und Maike, die trotz Regens aus der Kajüte gekommen sind, liegt Jento wenig später gut vertäut am Steg. Klar, das wenig später der Regen aufhört! Wir bedanken uns bei den beiden nach dem Abendessen mit einem (oder auch mehr) Schnaps und kommen so wieder zu einem interessanten Gespräch mit anderen Seglern.







Donnerstag, 31.07.2025 – Langør – Hafentag
Vormittags ist Bootsalltag angesagt: Dinge regeln, Boot aufräumen und putzen etc. Werner holt die Fahrräder aus den Heckkabine und baut sie zusammen, denn wir wollen zur Nordspitze „Isehoved“ radeln und unterwegs beim alten „Købmand“ in Nordby ein Kartoffel- Smørrebrød essen.






Dänemark ist bekannt für seine phantasievoll belegten „Smørrebrød“, auf denen sich in mehreren Etagen Aufschnitt, Käse oder Fisch mit reichlich Garnitur – von Salat über selbstgemachte Mayonaisen bis hin zu essbaren Blüten – türmen. Auf Samsø belegt man Roggenbrot mit Samsø-Kartoffeln. Was erstmal etwas merkwürdig klingt, ist ausgesprochen lecker. In jedem Jahr gibt es einen Wettbewerb mit Juroren, die das Beste, phantasievollste und kreativste Kartoffel- Smørrebrød der Insel suchen. Viele der auf der Insel ansässigen Gastronomiebetriebe beteiligen sich. Auch ein Publikumspreis wird vergeben. Dazu bieten die teilnehmenden Restaurants ihre Kartoffel-Sandwiches für 100 DKR an und jeder Gast kann per SMS die Qualität anhand mehrerer Merkmale (Geschmack, Aussehen, Innovation etc.) bewerten. Leider war der Wettbewerb bereits Anfang Juni, so kommen wir nicht mehr in den Genuss des günstigen Preises. Aber die uns servierte Kreation ist ausgesprochen lecker – höchstens im Punkt „Optik“ wären noch ein paar Farbklekse in Form von Radieschen oder essbaren Blumen schön gewesen. Zum Smørrebrød darf ein regionales Bier aus der örtlichen Brauerei natürlich nicht fehlen.









So gestärkt, schwingen wir uns wieder auf die Räder und radeln bis zum nördlichsten Parkplatz. Von dort geht es zu Fuß entlang der Westküste weiter durch die Hügel von Isehoved bis zur flachen Strandnase. Heute weht es aus östlicher Richtung und so suchen wir uns einen windgeschützten Platz am Strandgras. Nach einem erfrischenden Bad (eindeutig unter 20°), lassen wir uns von der Sonne trocknen und geben dem Körper Zeit, Smørrebrød und Bier zu verarbeiten. Später umrunden wir die Nordspitze am Spülsaum. Vor Jahren hat uns auf der Westseite mal ein kleiner Tsunami überrascht, der alle paar Stunden von den vorbeifahrenden Schnellfähren verursacht wird. Heute haben wir Glück und erwischen eine Tsunamipause.















Auf dem Rückweg machen wir im alten Købmand noch ein paar Einkäufe. Hier gibt es ausgesprochen leckere Delikatessen, allerdings zu horrenden Preisen. Daher beschränken wir uns auf wenige ausgewählte Produkte. Die vielen Straßenstände auf dem Rückweg werden nur inspiziert. Im Moment haben wir noch genug Vorräte. Wir wollen noch bis Sonntag auf der Insel bleiben und uns hier vor der Abfahrt verproviantieren.









Freitag, 01.08.2025 – Langør – Mårup – 15 Seemeilen
Heute gibt es keinen Wind, deshalb beschließen wir, die Fahrräder an Deck zu fahren – geht einfach schneller. Wir fahren im Sonnenschein los, umrunden die Nordspitze von Samsø, sehen unsere gestrige Badestelle und haben nun südlich voraus Höhe Tunø eine dicke Regenwolke vor uns. Genau wie vorgestern, erwischt es uns kurz vor dem Hafen, aber das Ganze dauert weniger lange. Wir finden einen Liegeplatz im alten Hafen neben einer Vindö 32. Hier in Mårup findet an diesem Wochenende das dänische Vindötreffem statt, bei dem wir wieder viele Bekannte treffen. Der Platz unter der Sprayhood ist trocken geblieben, so können wir im Cockpit frühstücken. Wenig später trudeln die nächsten Vindös ein. Ein Blick in die Wetterapp zeigt uns, dass es für den Rest des Tages trocken bleiben soll. So machen wir uns mit den Rädern auf den Weg zum „Besser Rev“, einer schmalen Landzunge gegenüber von Langør, die wegen des Vogelschutzes erst ab Mitte Juli betreten werden darf. Wir wollten dort schon immer mal hin, aber waren immer zur falschen Zeit auf Samsø. Jetzt passt es. Von Maarup ist es allerdings eine Radtour von ca. 17 Kilometern hin und wieder zurück. Der Weg führt uns vorbei am Kanhave Kanal an der schmalsten Stelle der Insel. Ursprünglich bestand Samsø aus zwei Inseln. Der schmale Durchgang zwischen den Inseln versandete um Christi Geburt allerdings mehr und mehr und die Inseln wuchsen zusammen. Allerdings war die Verbindung zwischen dem Kattegat und der Bucht von Aarhus wohl sehr wichtig, denn 726 n.Chr. wurde an der schmalsten Stelle der Kanhave Kanal angelegt. Während der Kanal nach Osten hin offen war, mussten die Schiffe das letzte Stück Richtung Westen über Rundhölzer gezogen werden (Schutz vor den Weststürmen). Der Kanal diente als Fluchtweg, Hafenanlage und bei Westwind als Ausfahrt nach Osten. Noch heute kann man den Verlauf des ehemaligen Kanals ehemaligen Kanals gut erkennen. Vom Strand an der Westseite blickt man quer durch die Insel und sieht am anderen Ende die Masten von Langør in der Ferne.





Über kleine Nebenstraßen und Schotterpisten geht es weiter durch kleine Inseldörfer, vorbei an diversen Straßenverkaufsständen, dem Weingut „Chateau Alstrup“ bis ins Dörfchen Besser. Hier treffen wir auf eine Galerie und ein Café im alten „Købmand“, in dem wir uns bei Kuchen und leckeren Kaltgetränken (Samsø Rhabarber- und Apfelsaft) eine kleine Pause gönnen.





Das letzte Stück bis zum Besser Rev bewältigen wir so gestärkt ohne Problem. Am Ziel werden die Räder geparkt und wir brechen zu einer Wanderung auf. Allerdings endet diese bereits nach einem knappen Kilometer, weil die Ostsee sich durch die Landzunge gefressen hat. Es ist nicht tief und wäre auch nicht sehr weit hier durch das Wasser zu waten, aber bis zur Spitze würden wir es heute sowieso nicht schaffen, denn das Rev zieht sich gut 10 Kilometer im großen Bogen um den Stavn Fjord. Wir beschließen, den Besuch auf unsere Buketliste zu schreiben und beim nächsten Samsøbesuch im Stavn Fjord zu ankern, um mit dem Dinghi hier anzulanden.


















Abends wird mit der Vindøtruppe an langer Tafel am Strand gemeinsam gegessen und geklönt bis die Sonne hinter Wolken verschwindet.


6 Antworten
Unglaublich schöner und ausführlicher Bericht mit den schönsten Bildern. Vielen Dank und Danke für die nette Gesellschaft beim Vindö-Treffen.
Guten Wind
Jens????
Hallo Jens,
vielen Dank für den Kommentar und vor allem für deinen Beitrag zum Gelingen des Vindötreffens – es war uns eine Ehre, mit dir zu singen!
Liebe Grüße
Barbara und Werner
Hallo Ihr Zwei,
Wir haben Euren Sonntagsbericht wieder sehr genossen, Ihr könnt das so toll, dass wir am Liebsten gleich wieder los fahren würden, um Samsø besser kennen zu lernen.
Die Situation mit dem Sicherungsring kenne ich, da kriegt man immer erst mal einen Schreck!
Wir haben inzwischen alles auf Null gebracht, Wäsche ist gewaschen, Samba von innen und außen gereinigt, sogar der Bugkorb ist geschweißt, muss ich nur noch anbauen. Dazu brauche ich allerdings mal einen trockenen Tag.
Kathinka ist auf Entzug von Allohol und Süßigkeiten und morgen geht eine vollgestopfte Woche los.
Habt weiterhin einen gute Fahrt.
Liebe Grüße Peter und Kathinka
Danke für euren Kommentar und die Infos zur Samba-Crew! Was war mit dem Bugkorb??? Das haben wir irgendwie nicht mitbekommen – schnacken wir persönlich drüber! Euch wünschen wir eine gute Woche, auch wenn sie vollgestopft ist…
Liebe Grüße von der Jento-Crew
So eine Freude mit an Bord sein zu dürfen – zumindest beim Lesen!!
DAAAANKE!
…schön euch an Bord zu wissen, zumindest lesend – grins!
Beste Grüße nach Österreich von der Jento-Crew