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#49 Letzte Meilen, letzte Momente

In der Mjelsvig treffen wir zum Abschluss unserer Reise die Familie – ein schöner Schlusspunkt für unseren Sommertörn. Wenige Tage später geht’s zurück nach Hause, und Jento verabschiedet sich bis zum nächsten Jahr.

Samstag 16.08.2025 – Mjelsvig – Hafentag

Die Gegebenheiten hier im Mjelsvig sind für unser Familientreffen ideal. Die Wohnmobile der Kinder stehen in Sichtweite und so bekommen wir schon am Morgen Besuch von Lukas und Carina mit ihrem Kaffee in der Hand. Der Ausbau ihres WoMos ist noch nicht abgeschlossen und es fehlt unter anderem an einem Kühlschrank. Deshalb wurde die Milch zum Kaffee zu uns ausgelagert und wir kommen in den Genuss ihres Besuches. Im Laufe des Vormittags wird etwas am WoMo gebastelt, bevor wir zu einer Tour in die Dyvig aufbrechen.

Die Sonne scheint vom blauen Himmel, aber der Wind weht kräftig. Werner wandert mit Markus und Kaddy, Barbara fährt mit dem Rad und Lukas und Carina joggen. Im Loungebereich des Badehotels treffen wir wieder zusammen und genießen ein kühles Getränk.

Dann geht’s wieder zurück und die Vorbereitungen für das Paella-Essen beginnen. Rechtzeitig treffen dann auch Anna und Mark mit Hündin Hally ein – ziemlich geschafft von einer langen Autofahrt auf der vollen und staugeplagten A7. Die Paella gelingt trotz des Windes sehr gut und bis die Sonne hinter ein paar Wolken verschwindet, lässt es sich draußen bei gutem Essen und endlich wieder persönlichen Gesprächen gut aushalten.

Als es uns zu kalt wird, versammeln wir uns alle in Jentos Salon und Lukas berichtet anhand von ausgewählten Bildern von seiner dreiwöchigen Japanreise – super interessant und so ganz anders, als alles, was wir erlebt haben.

Sonntag, 17.08.25 – Mjelsvig – Ankerplatz vor Sottrupskov – 8 Seemeilen

Heute ist es windstill und so starten wir mit den SUPs und dem Dinghy in die Dyvig. Barbara teilt sich ein SUP mit Markus und das Mutter-Sohn-Gespann kommt ohne unfreiwilliges Bad ans Ziel!

Lukas macht das Dinghy Spaß, obwohl es natürlich für den richtigen Fun-Faktor hoffnungslos untermotorisiert ist. Markus und Kaddy toben sich auf der Badeplattform vor dem Segelhafen in der Dyvig aus und Mark, Anna und Werner treffen mit Hally zu Fuß ein. Nach dieser gemeinsamen Vormittagsaktion ziehen so langsam alle ihrer Wege: nach Kiel zum Geburtstag, nach Hause auf’s Sofa, an einen weiteren WoMo-Stellplatz oder einen letzten Ankerplatz der Sommersaison. Wir laufen unter Maschine, denn Wind weht keiner und wenn ein Lüftchen kommt, kommt es von vorn.

Vor Sottrupskov wollen wir ankern und treffen dort unerwarteter Weise Lukas und Carina mit ihrem WoMo wieder, was uns einen wunderbaren Abend mit Reste-Essen in unserem Cockpit beschert. Der Sonnenuntergang zeigt sich mal wieder von seiner besten Seite und erst nach Einbruch der Dunkelheit bringt Werner mit dem Dinghi-Taxi die Gäste wieder an Land.

Montag, 18.08.2025 – Ankerplatz Sottrupskov – Langballigau – 13 Seemeilen

Ein letzter Morgenkaffee im Cockpit, dann lichten wir den Anker und laufen mit dem Dieselsegel nach Sonderborg, wo wir fast pünktlich zur Brückenöffnung ankommen. Auch heute gibt es keinen Wind – leider. Gegen Mittag erreichen wir den Heimathafen und finden eine freie Box an der Außenmole.

Markus kommt kurz nach uns an, und bringt uns das Auto. Nach einem erfrischenden Bad bringt Barbara ihn nach Munkbrarup – das erste Mal Autofahren nach fast 3 Monaten an Bord fühlt sich merkwürdig an. Werner hat derweil seinen Spaß am Hafenkino. Das gibt es im engen Hafen von Langballigau immer viel zu sehen. Der Hafen füllt sich zusehends als der Hafenmeister uns mitteilt, dass unser Liegeplatzinhaber leider wegen Motorproblemen gleich zurückkommt. Wir finden aber noch einen Platz in der Au, in dem wir sogar rückwärts anlegen, um uns das Entladen der Jento zu erleichtern. Wir laden das Auto einmal voll und fahren dann nach Hause. Wir freuen uns auf eine Dusche, die man nicht mit Coins füttern muss und deren Wasser fließt bis man es selber abdreht, auf eine Waschmaschine nur für uns und auf ein großes Bett ohne Kletterei!

Dienstag, 19.08.2025 – Langballigau – Hafentag

Unser Zeitplan ist recht eng, denn schon am Donnerstag soll Jento geslippt werden. Daher ist der heutige Tag für das Leerräumen und Putzen von Jento reserviert.

Am frühen Abend bekommen wir dann noch Besuch von „Ersatzmutter“ Ragnhild. Da Jento mit dem Heck zum Steg liegt, kann sie mit ihren 89 Jahren gut an Bord kommen und wir feiern das Wiedersehen mit Kaltgetränk und Snacks, bevor wir zum Abendessen auf die Dachterrasse des Fährhauses wechseln. Wir freuen uns alle riesig über das Wiedersehen!

Mittwoch, 20.08.2025 – Langballigau – Gelting – 13 Seemeilen

Barbara hatte gestern über „Doctolib“ noch einen morgendlichen Röntgentermin ergattert. Dort wird bestätigt, was sie schon vermutete: der kleine Zeh des linken Fußes ist gebrochen. Mehr als diese Info gibt’s in der Röntgenpraxis nicht. Für alles weitere wird sie an ihren Hausarzt verwiesen. Sie bucht für morgen einen Telefontermin mit Frau Doktor.

Im Anschluss starten wir bei kräftigem Ostwind unsere letzte Segeletappe der Saison nach Gelting. Wir kreuzen die Förde mit gereffter Genua auf, bekommen am Beginn der Sonderborger Bucht die bekannte, unangenehm steile Welle von vorn zu spüren und können nach Erreichen des Flachs von Habernis endlich abfallen, um auf den Hafen von Geltingmole zuzusteuern. Wir suchen uns einen Platz am zweiten Steg mit Platz zu beiden Seiten, denn unsere Genua muss jetzt erstmal zum Trocknen ausgerollt werden und so nerven wir keine Nachbarn mit schlagenden Segeln.

Wir frühstücken ein letztes Mal im Cockpit und beginnen dann mit der Demontage der Segel, des Groß- und Spinnackerbaums und der Sprayhood. Jento sieht Stück für Stück „nackter“ aus. Dann wird das Deck nochmals mit Süßwasser gereinigt und der Trinkwassertank entleert.

Nachmittags sind wir fertig und werden von Markus abgeholt. Die Sonne scheint auf die Terrasse und wir grillen zusammen mit unseren Mitbewohnern. Kaddy packt ihre Tape-Kiste aus, stützt mit einer weichen Schiene Barbaras Zeh und tapt ihn professionell. Nun ist die Stelle des Bruchs geschützt, ohne dass darauf Druck ausgeübt wird. Das war bei Barbaras laienhaften Verbänden nämlich nicht der Fall…

Donnerstag, 21.08.2025 – Gelting – Slipptermin

Wir starten schon um halb acht in Richtung Gelting. Unser Slipptermin ist um 9:00 Uhr. Werner will sich nochmals versichern, dass alles klar geht und erfährt vom Hafenmeister, dass um acht bereits ein Boot mit Problemen am Auslass des Schwarzwassertanks geslippt werden soll. Es ist Viertel nach acht, als Boot und Eigner an der Slippbox erscheinen. Es soll nur 10 Minuten dauern, wird uns versichert. Wir warten, Ixie kommt mit Unimog und Trailer samt Bock. Wir schnacken, wir warten und schnacken und warten…. Aus den angekündigten 10 Minuten werden 1,5 Stunden. Dann kommt das Boot unverrichteter Dinge wieder zurück ins Wasser und wir dürfen in die Box einfahren. Mit Unterstützung des Traveller Liftes und des Hafenmeisters wird als erstes der Mast gezogen und auf Böcken gelagert. Dann wird der Motor winterfest gemacht und anschließend Jento aus dem Wasser gehoben. Unser erster Blick gilt dem Unterwasserschiff. Bewuchs ist keiner vorhanden, nur etwas schmieriger Schleim. Auch am Propeller keine einzige Seepocke. Der Propeller hat im Göta Kanal fleißig gearbeitet und fünf Wochen in Süßwasser haben sicher auch geholfen. Leider wirft aber am Ruderblatt und im hinteren Bereich der Backbordseite das Coppercoat Blasen. Das ist genau der Bereich, den wir im Frühjahr unter Zeitdruck erneuert haben. Hier müssen wir nochmals ran und zwar gründlich.

Der zweite Blick gilt unserer Grundberührung. Vorne am Kiel haben wir uns ganz ordentliche Kinken in das Gelcoat gefahren – nach einem massiven Schaden sieht es aber nicht aus. Das muss jetzt erstmal gut durchtrocknen und dann wieder aufgebaut werden – auch eine Baustelle, die Zeit fressen wird. Während Werner das Unterwasserschiff mit dem Hochdruckreiniger säubert, kümmert Barbara sich um den Mast und baut alle Wanten, die Salinge und das Achterstag ab. Alles wird ordentlich aufgerollt und mit Schnellbindern am Abrollen gehindert. Dann wird Jento auf den Bock gesetzt und gut festgezurrt. Werner demontiert noch Antenne, Windmesser und Windex, während Jento langsam Richtung Halle rollt. Dann folgen wir dem Gespann, um Ixie beim Abladen zu helfen und den Mastenwagen zu holen. Jento bekommt einen mittigen Platz an der hinteren Wand der großen Halle. Rundherum stehen Trailer und Böcke der anderen Boote aus dem Club. Wir sind super dankbar, dass es so unproblematisch klappt, Jento vorzeitig hier zu parken. So können wir die nächsten Wochen mit hoffentlich milden Temperaturen nutzen, um die anliegenden Arbeiten zu erledigen.

Zurück in Gelting stellen wir fest, dass die Hafenmeister Mittagspause haben – passt gut, denn gerade klingelt Frau Doktor an um mitzuteilen, dass man bei einem gebrochenen kleinen Zeh nicht viel machen kann, außer ihn mit den anderen Zehen zusammen zu tapen… Etwas Schonung, ab und zu mal hochlegen und in drei Wochen sollte es deutlich besser gehen, in 6 Wochen endgültig zusammengewachsen sein. Barbara erzählt ihr nicht, dass sie gestern 4,5 und heute bereits 5 Kilometer gelaufen ist… Wir verkürzen uns die Wartezeit mit einer Fika, bevor die Hafenmeister wieder auftauchen und uns den Mast auf den Anhänger heben. Das Abladen im Mastenlager des Clubs ist dank der dort installierten „Katzen“ ein Kinderspiel. Wir sind kaputt, aber glücklich, dass alles so reibungslos geklappt hat. Ein großer Dank geht an Tim, den Hafenmeister und Ixie, unseren Transporteur! 

Als nachmittags Anna Begleitung und Unterstützung bei der Brombeerernte sucht, ist Barbara dabei und abends haben wir die ersten Gäste zuhause: Lukas und Carina bauen in Munkbrarup am Wohnmobil und wir haben sie zum Essen eingeladen. Wir genießen die Nähe zu den Kindern in vollen Zügen – wohl wissend, dass es damit schon bald wieder vorbei sein wird!

Freitag, 22.08.2025 – Langballig Vereinshalle – Die Hallenarbeiten beginnen

Nach dem Morgenkaffee legen wir los mit diversen ToDos. Werner kümmert sich um Jentos schadhaften Coppercoat und Barbara an der Nähmaschine um Werners schadhafte Hosen. Nachmittags kratzen wir mit vereinten Kräften Coppercoat vom Rumpf. Da, wo es Blasen wirft, geht das recht einfach, an den anderen Stellen ist es aber ein echter Kraftakt. Aber es hilft nichts: Um ein gutes Ergebnis zu bekommen, muss alles runter, möglichst bis auf den alten Primer. Nur so werden wir die „schlechte“ Spachtelmasse los, die für den Blasenwurf verantwortlich ist. Nach 5 Stunden sind die neuen Schichten Coppercoat runtergekratzt. Nun beginnt die Schleifarbeit, aber die verschieben wir. Der Garten will auch etwas Liebe und wir werden in den nächsten Wochen immer nach dem aktuellen Wetterbericht entscheiden, wo gearbeitet wird…

Fazit Sommertörn 2025

Dies war nun unser zweiter „Langfahrtsommer“ in der Ostsee. Im letzten Jahr haben wir 2.500 Seemeilen gemacht, in diesem Jahr nur knapp die Hälfte. Im letzten Jahr waren wir ziemlich lange auf uns gestellt. Zum einen, weil wir noch gar nicht offen waren für viele neue Begegnungen (das Arbeitsleben wirkte noch nach), zum anderen, weil es gar nicht so einfach war, Menschen kennen zu lernen. Insbesondere die Finnen erlebten wir als äußert zurückhaltend. Erst auf dem Weg zurück in den Süden trafen wir viele Gleichgesinnte. Das war in diesem Jahr ganz anders. Insbesondere die Fahrt durch den Göta Kanal war geprägt von vielen interessanten und bereichernden Begegnungen. Und auch auf dem Rückweg trafen wir viele liebe Freunde und Bekannte, was der Tatsache geschuldet war, dass wir früher zurückkamen und die Ferien in Schleswig-Holstein sehr spät lagen. Der Göta Kanal ist auf jeden Fall eine Reise wert und nach unserer Erfahrung muss man keine Angst vor dem „Scheidungskanal“ haben. Wenn man die Ratschläge des Personals annimmt und mit ausreichend Zeit gesegnet ist, steht einer entspannten Kanalfahrt nichts im Wege. Würden wir es wieder machen? Erstmal nicht. Der Kanal ist ein Erlebnis, die Landschaft ist herrlich, es gibt rechts und links des Weges vieles zu sehen und zu entdecken, ABER man muss unter Maschine fahren – ein großer Wermutstropfen! Wir bedauern, dass wir den Vättern wegen des anhaltend schlechten Wetters nicht umsegeln konnten. Der Vänern hat uns da anders begrüßt und obwohl wir fast 10 Tage auf ihm verbrachten, könnten wir uns sehr wohl vorstellen, den Trollhättan Kanal flussaufwärts zu fahren, um erneut im Vänern zu segeln. Wir haben das Schwimmen im Süßwasser, die Schären und das Segeln auf ihm sehr genossen und sind zu „Vänern Fans“ geworden.

Hier endet unsere Ostseebericht-Serie 2025. Wir gehen in die „Landpause“ und melden uns Ende September aus Griechenland zurück. Es würde uns freuen, wenn ihr auch dann wieder mit uns reisen mögt!

6 Antworten

  1. Liebe Barbara!
    Eine wunderschöne Reise war das!!! Danke fürs Teilen und die ehrlichen Berichte!! Gerne wären wir auch im September schon wieder am Wasser, aber die Arbeit ruft.
    Alles Liebe Manuela

    1. Liebe Manuela,
      ja, das siehst du richtig.Wir sind nun erstmal zuhause fleißig an Jento und im Garten. Schade, dass ihr im September nicht wieder in griechischen Gewässern unterwegs sein könnt – wir hätten euch gerne wiedergesehen!
      Liebe Grüße
      Barbara und Werner

    1. Liebe Andrea,
      leider kann unsere Kommentarfunktion keine Smilies und ersetzt sie miz Fragezeichen – ich habe aber eine Idee, welche du uns geschickt haben könntest 😉 DANKE! Auch wir freuen uns schon auf Griechenland, aber erstmal genießen wir unser nicht schwimmendes Zuhause in Munkbrarup!
      Liebe Grüße
      Barbara

  2. Moin ihr beiden,
    Vielen Dank für alle großartigen Sonntagszeitungen. Wo gibts so schön bebilderte und formulierte Reiseberichte ohne Abo. Danke, Danke.
    Zunächst viel Spaß an Land mit Boot und Familie.
    LG Gabi & Hans Uwe

    1. Moin Hans Uwe,
      vielen Dank für dein Lob – uns machen die Sonntagszeitungen Spaß und bringen außerdem etwas Struktur in unsere Woche ;-). Daher geht es dann Anfang Oktober auch weiter mit Berichten aus Griechenland! Habt noch einen schönen Restsommer und vielleicht klappt es im nächsten Jahr mal wieder mit einem Treffen!

      Liebe Grüße auch an Gabi von der Jento-Crew

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