Es gibt im Ionischen Meer Gegenden, die selbst viele Kenner kaum kennen – fernab der gängigen Routen und Touristenströme. Eine davon ist der Ambrakische Golf: naturbelassen, still und von besonderem Reiz.
Berühmt ist er nicht nur für seine Ursprünglichkeit, sondern auch für seine Garnelen. Kenner wissen: Sie gehören zu den besten der Welt. So sehr, dass selbst James Bond im Film In tödlicher Mission darauf bestand, dass nur Garnelen aus dem Ambrakischen Golf auf den Tisch kommen – weil es schlicht die besten sind. Dem können wir nur zustimmen!

Samstag 20.09.2025 – Ankertag vor Agios Thomas
Heute müssen wir erstmal die Seele baumeln lassen! Wir springen ins (warme) Nass und umkreisen die Venga!, wir bauen das Bimini aus, um das Cockpit zu beschatten, schlagen die Genua an und starten nachmittags zum ersten Landgang. Dabei zahlen wir gleich mehrfach Lehrgeld. Zum einen ist es für eine Wanderung, noch dazu auf geteerter Straße, viel zu heiß, zweitens schickt uns Komoot in eine Sackgasse statt auf die geplante Rundwanderung, drittens treffen wir wieder auf freilaufende und sehr unfreundliche Hunde und viertens sorgt der aufkommende Westwind bei unserer Rückkehr für eine überaus nasse Überfahrt mit unserem Dinghi.











Sonntag, 21.09.25 Ankerplatz Agios Thomas – Ankerplatz Nikopolis – 8 Seemeilen
Am Vormittag sind wir bereit für einen Positionswechsel an den nächsten Ankerplatz. Wir erinnerten uns, dass unser schwedisch-niederländischer Segelfreund Johann, den wir vergangenen Winter in Kalamata kennenlernten, ganz begeistert vom Ambrakischen Golf berichtet hatte. Also holen wir uns bei ihm ein paar Empfehlungen ab. Heute geht es nur einmal um die Ecke zu einem Ankerplatz vor dem Ort Nikopolis. Wind haben wir keinen, also laufen wir unter Maschine und sind froh über etwas Fahrtwind und Schatten unter dem Bimini. Es geht vorbei an Fischzuchten und einem Bootsfriedhof – willkommen in Griechenland! Unterwegs treffen wir erneut auf zwei prächtige Exemplare der unechten Karettschildkröte. Vor Nikopolis fällt der Anker auf fünf Meter Tiefe und wir geben 35 Meter Ankerkette. Nachmittags setzt der Seewind verlässlich ein, steigert sich allerdings deutlich über die vorhergesagten 15 Knoten bis auf 22 Knoten. Unser Anker sitzt bombenfest. Das Bild, das Venga im Laufe des Abends auf den Plotter malt, sieht interessant aus.




Abends haben wir uns zu einem Videowein mit der Möve-Crew verabredet. Die Möve liegt gerade in Kerteminde Dänemark und so wird es ein unterhaltsamer Abend von Cockpit (mit Kuchenbude) zu Cockpit mit Bimini. Dabei ist schön zu sehen, wie schnell es hier bei uns nach dem Sonnenuntergang dunkel wird und wie lange im Norden noch diffuses Licht vorherrscht. Selbst die installierte Lichterkette bringt kaum genug Licht in unser Cockpit, um unsere Gesichter zu beleuchten. Wir hängen uns kurzerhand die Lichterkette um den Hals… Derweil legen die Fischer um uns herum wieder ihre Netze aus – stört uns nicht, wir wollen morgen erst mit dem nachmittäglichen Westwind weitersegeln. Vor dem Schlafengehen, nehmen wir beide noch eine kühle Dusche auf der Badeplattform – welch ein Luxus!

Montag, 22.09.2025 – Ankerplatz Nikopolis – Ankerplatz Koronisi Ost – 11 Seemeilen
Nach dem Morgenkaffee brechen wir mit dem Dinghi auf zum Landgang. In fußläufiger Entfernung gibt es die Ausgrabungen des antiken Nikopolis (=Siegesstadt) zu besichtigen. Die Stadt wurde 31 v.Chr. durch Octavian, den späteren Kaiser Augustus gegründet, nachdem er bei der vor der Küste stattfindenden Seeschlacht gegen Marcus Antonius und Kleopatra im Machtkampf um die Nachfolge Julius Caesars gesiegt hatte. Der Stadt wurden politische und finanzielle Privilegien eingeräumt und ihre Lage an der Mazoma-Lagune stattet sie zudem mit einem geschützten Naturhafen aus. Über ein ca. 50 Kilometer langes Aqäudukt wurde die Stadt, die in ihrer Blütezeit bis zu 320.000 Einwohner gezählt haben soll, mit Frischwasser aus dem Arachthos-Fluss versorgt. Octavian verfügte zudem, das „Actia“ genannte Festspiele alle vier Jahre hier stattfinden sollten. Diese waren von ihrem Umfang mit den olympischen Spielen vergleichbar, beinhalteten aber zusätzlich musikalische und schauspielerische Wettspiele. Für uns ist heute fußläufig nur das dafür genutzte Amphitheater erreichbar. Wir erreichen es kurz vor Beginn der Öffnungszeit um 10:00 Uhr. Wir haben im letzten Jahr schon einige spektakulärere Theater besichtigt, aber hier fesselt uns die Geschichte. Und die Bauweise, die nicht komplett auf der Rückseite von einem Berghang gestützt wird. Hier wurden aufwendige Befestigungsmauern errichtet, um die Zuschauerhänge zu stützen. Zudem gab es einen großen Baldachin, der die Gäste vor der Sonne schützte. Die weiteren Ausgrabungsstätten liegen einen mindestens zwei Kilometer langen Fußmarsch entlang der recht stark befahrenen Straße nach Preveza. Das wollen wir uns nicht antun.


































Wir kehren in der Mittagshitze zum Boot zurück, nehmen ein erfrischendes Bad und lichten den Anker, als der westliche Seewind einsetzt. Der Anker ist komplett mit Schlick-Kleie bedeckt – kein Wunder, er hat so wunderbar gehalten!

Zum Abschied streckt „unsere“ Schildkröte noch einmal den Kopf und eine Flosse aus dem Wasser – es sieht aus, als würde sie uns zum Abschied winken! Wir rollen noch vor Anker die Genua aus und ziehen so ganz leise in langsamer Fahrt aus der Bucht. Der Wind nimmt beständig zu und so beschleunigt Venga! nur unter Vorsegel bei einem Raumschotkurs schnell auf 5 Knoten. Wir halten derweil konstant Ausschau nach Fischereibojen und Schildkröten. Aber von beidem ist auf der ganzen Tour nichts zu sehen.



Unser heutiges Ziel heißt Koronisi und ist eine ehemalige Insel im Mündungsdelta der Flüsse Louros und Arachtos. Wir haben gelesen, dass man hier am besten die Ambrakischen Scampi essen kann. Heute ist der Ort auch mit dem Auto über den Damm erreichbar. Der kleine zur Vwrsandung neigende Hafen liegt auf der Westseite des Ortes. Davor zu ankern empfiehlt sich bei Westwind nicht. Daher umrunden wir den Ort und die vorgelagerten kleinen Inselchen und Felsen weiträumig. Die Inseln wirken fast wie aus dem chinesischen Meer hierher vertrieben mit ihren steilen Felsen mit Baumbewuchs obendrauf. Auf der Ostseite finden wir einen schönen Ankerplatz auf 3,5 Metern Tiefe ganz für uns alleine. Nach einem erneuten erfrischenden Bad samt kleiner Wohneinheit, setzen wir mit dem Dinghi zur Ortserkundung über. Wir ziehen das Dinghi an einem flachen Badestrand mit Strandbar (leider saisonal bereits geschlossen) an Land. Zum Ort führt eine kleine Straße. Nach einem Kilometer stehen wir auf der anderen Seite am Hafen. Ein paar Segelboote (wahrscheinlich mit Hubkiel) liegen hier. Außerdem sehen wir Kitesurfer, für die der auflandige Wind und das flache Gewässer ideal sind. Sie gehören zu einigen Wohnmobilen, die am Strand stehen. Die Tavernen am Hafen haben geschlossen, ob aufgrund der Uhrzeit, des Wochentages oder des Saisonendes ist nicht erkennbar. Wir folgen der Straße, um den Ort südlich zu umwandern und treffen dabei doch noch auf eine geöffnete Taverne. Zur Auswahl des Fisches werden wir in die Küche gebeten. Wir entscheiden uns für ein Duzend der Scampi und eine Portion frittierte Sardinen – dazu griechischen Salat und Brot. Es ist ein Gedicht! Zwar mit 55€ (inkl. 0,5L Rosewein und 1,5L Wasser) für griechische Verhältnisse nicht gerade günstig, aber wenn die Leistung stimmt, zahlen wir das gerne!







Zurück an Bord gibt es dann noch etwas Ouzo zur Verdauung und einige Runden „The Game“ bei lauschiger Atmosphäre im Cockpit.
Dienstag, 23.09.2025 – Ankerplatz Koronisi Ost – Kopraina – Seemeilen
Da der Wind ja sowieso erst am Nachmittag kommt, beschließen wir den Vormittag für eine Wanderung rund um den Ort zu nutzen. Auch einen Abstecher zur Kirche im Ort darf da nicht fehlen. Die Sonne brennt wieder erbarmungslos vom blauen Himmel. Für den Rückweg hat Barbara daher einen Trampelpfad entlang des Strandes und durch einen Wald aus Steineichen ausgesucht. Auf Komoot sieht es zwar so aus, als sei der Weg nicht durchgängig vorhanden, aber dann gehen wir im Zweifel ein Stück im seichten Wasser! Am Strand entdecken wir dann jedoch erfreulicherweise einen Wegweiser, der genau auf diesen Pfad hinzuweisen scheint – noch besser.












Im Wald ist es angenehm kühl im Schatten. Der Boden übersät mit vertrockneten Blättern, aus denen hier und da schon die ersten Alpenveilchen ihre Köpfe strecken.









Zurück an Bord wird erstmal gefrühstückt, bevor wir den Anker lichten und unter Segeln ablegen. Der Wind weht wie alle Tage auch heute Nachmittag verlässlich aus Nordwest. Wir segeln auf entspanntem Raumschotkurs und merken kaum, dass der Wind beständig zulegt. Erst als wir die Untiefe vor der Mündung des Arachthos Flusses passiert haben und nach einer Halse nun hoch am Wind Richtung Zielhafen steuern, bemerken wir die Zunahme auf gut 15 Knoten. Allerdings kommen wir schnell in Landabdeckung und das Wasser beruhigt sofort. Wie auf Schienen rauschen wir die letzten Meilen bis zum Ankerplatz. Auch hier greift der Anker im sandig-schlickigen Grund sofort.



Mittwoch, 24.09.2025 – Hafentag in Kopraina
Der Hafen von Kopraina ist ebenfalls mit EU-Mitteln vergrößert worden. Allerdings ist es hier an der Nordseite des Ambrakischen Golfes an vielen Stellen flach und neigt durch den Eintrag der Flüsse zur Versandung. So stehen aufgrund der Tiefe hier im Hafen eigentlich nur 3 bis 4 Liegeplätze an der Außenmole für Gastboote zur Verfügung. Als wir gestern ankamen, waren sie durch drei Boote belegt. Da eines abends noch auslief, beschlossen wir, gleich morgens in den Hafen zu verholen. Wir wollen heute eine Radtour nach Arta machen und da fühlen wir uns wohler, wenn Venga! sicher im Hafen liegt. Den Morgenkaffee genießen wir noch vor Anker, dann verholen wir. Auch das Ausladen der Fahrräder ist an der Pier natürlich viel einfacher. Einen Hafenmeister, der Liegeplatzgebühren kassieren würde, gibt es nicht. Wasser ist kostenlos. Auch Stromsäulen sind vorhanden, ob diese auch Strom liefern wissen wir nicht. Unsere Batterien sind in dieser Jahreszeit gegen Mittag durch die Solarpaneele sowieso voll.


Wir starten gegen 10:00 Uhr – die Luft ist noch angenehm und der Weg führt über lange Abschnitte durch hohes schattenspendendes Schilf oder unterhalb eines Nordhangs ebenfalls im Schatten. Der Anstieg ist so schwach, dass man ihn kaum bemerkt. Nach gut einer Stunde erreichen wir Arta. Die Kreisstadt mit ca. 43.000 Einwohnern hat eine 2.700-jährige Geschichte. Unter den Grundmauern der heutigen Häuser schlummern fast überall Belege früherer Bewohner. Bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt ist die alte Brücke von Arta über den Fluss Arachthos. Die Brücke in ihrem heutigen Aussehen stammt aus dem 17. Jahrhundert. Aber bereits 300 Jahre v. Chr. wurde hier die erste Brücke gebaut. Traurige Berühmtheit erlangte die Brücke durch ein Lied, in dem die Legende des Baus erzählt wird. Der Bau wollte nicht gelingen, alle Tagesarbeiten machte der Fluss nachts wieder zunichte. Erst als der Baumeister seine Frau opferte und in einen Brückenpfosten einmauerte, gelang der Brückenbau.

















Gleich neben der Brücke findet sich ein Naturdenkmal: die älteste Platane Griechenlands. Sie wird von Eisen und gemauerten Stützen am Auseinanderbrechen gehindert. Unter ihren Ästen stehen die Tische einer Taverne und laden zum Verweilen ein. Für uns ist es aber noch zu früh zur Einkehr. Wir wenden uns der Altstadt zu. Barbara hatte gelesen, dass es eine sehenswerte Markthalle geben soll. Auf dem Weg dorthin kommen wir in der Einkaufszone an einer Kirche neueren Datums vorbei. Da es unterdessen ziemlich warm geworden ist, beschließen wir das kühle Innere anzusehen. Die Wände sind über und über mit Ikonen bemalt und unter dem zentralen Gewölbe hängt ein riesiger Lüster. Laufend kommen Menschen aller Altersgruppen herein, kaufen bei der „Kerzenfrau“ ein paar Kerzen, die sie anzünden. Es gibt viele Griechen, die ihren Glauben in dieser Weise praktizieren.



Nun geht es zur Markthalle. Der Weg dorthin führt über eine Straße, deren Belag komplett erneuert wird. Statt sie zu sperren, wird hier zwischen Menschen und Fahrzeugen gebaut – in Deutschland nicht vorstellbar. Allerdings fällt uns auch sofort ins Auge, dass die in der Mitte schon vor einiger Zeit gelegte Entwässerungsrinne durch die weitere Straßennutzung bestimmt auf einem Drittel bereits beschädigt ist. Wie man es macht… Rechts und links sehen wir Lebensmittelgeschäfte, überwiegend Fisch. Die Preise sind sehr moderat. Für uns kommt ein Einkauf hier aber nicht in Frage – zu weit ist der Rückweg in der prallen Sonne. Die Markthalle ist eine Ernüchterung. Nur etwa die Hälfte der Stände sind belegt. Vielleicht sind wir am falschen Tag oder zur falschen Zeit hier? Wir wenden uns der Festungsanlage zu. Eintritt wird nicht erhoben, zu sehen gibt es aber auch wenig. In den Ruinen steht als einziges intaktes Gebäude ein Gotteshaus, in dem sich aktuell eine Kunstausstellung befindet. Leider sind alle Schautafeln ausschließlich auf griechisch und den Exponaten können wir (Kunstbanausen?) nichts abgewinnen. Also wenden wir uns wieder der Innenstadt zu, um irgendwo zu frühstücken. Letztlich enden wir auf einer schattigen Treppenstufe mit Wasser und je einer griechischen Pastete vom Bäcker. Die Cafés boten alle nur Getränke. Als letzte Sehenswürdigkeit steht nun noch das kleinste Amphitheater Griechenlands auf dem Programm. Es wurde zufällig bei Bauarbeiten im Stadtzentrum 1976 gefunden und nun mit EU-Mitteln 2014 bis 2020 restauriert und hergerichtet. Für Wegweiser dorthin hat das Geld dann aber wohl nicht mehr gereicht. Aber dank digitaler Medien haben wir es dennoch gefunden.





Insgesamt gefällt uns die Stadt. Sie ist sehr ursprünglich und es macht uns Spaß, die Griechen hier bei ihrem Alltag zu sehen. Die alten Leute, die im Café stundenlang an ihrem Kaffee trinken, die jungen Frauen, die ihre Kinderwagen durch die Einkaufsstraße schieben und die arbeitende Bevölkerung, die es trotz Job schafft, vormittags für einen Kaffee irgendwo einzukehren. Ausländische Touristen sehen wir nicht und wir registrieren, dass hier auch nicht überall englisch gesprochen und verstanden wird.
Nach drei Stunden reicht uns der städtische Trubel und wir machen uns auf den Rückweg. Nun fahren wir in praller Sonne, aber zumindest immer leicht abwärts. Nach der Hälfte der Strecke weist ein Schild auf ein Café am Fluss hin. Das klingt nach Schatten, kaltem Getränk und kühler Luft. Als wir ankommen, sieht es sehr verwaist aus. Die Stühle sind hochgestellt, aber eine junge Frau, zwei Kinder und ein Mann sitzen im Schatten der Bäume vor dem Haus. Auf unsere Frage, ob geöffnet sei, entbrennt eine kleine Diskussion: eigentlich ist geschlossen, aber man mag uns nicht abweisen und bietet uns schließlich Frappé (Eiskaffee) und Wasser an – wunderbar! Wir suchen uns ein Plätzchen im Schatten am Fluss und schauen den Fischen in der Strömung zu. Schnell sind hier die Strapazen der Radtour vergessen. Auch hier gestaltet sich die Kommunikation schwierig, mit englisch kommen wir nicht weiter und so behelfen wir uns mit Händen und Füßen und können erklären, dass wir aus Deutschland kommen und mit dem Boot reisen. Beides hinterlässt staunende Gesichter. Am Ende zahlen wir für zwei Flaschen Wasser und zwei Frappés 5€. Über das Trinkgeld von zwei Euro freut sich die junge Griechin wie ein Kind unter dem Weihnachtsbaum.




Zurück am Hafen kehren wir in die dortige Taverne ein und bestellen uns kaltes Bier mit Blick auf Hafen, Golf und Berge. Auch hier wird die Gastfreundschaft wieder sehr deutlich: zum Bier wird uns ein Teller mit gebratenen Sardinen und – zwar kalten – Pommes gereicht.

Nach einer verdienten Mittagsruhe wandern wir noch hinaus zum kleinen Leuchtturm, zu dem ein gepflasterter Weg (ebenfalls EU-finanziert) führt. Es ist liebevoll gemacht, beidseits mit Oleander bepflanzt und mit einer Wasserleitung versehen. Aber auch hier wird deutlich, dass sich niemand für die Pflege zuständig fühlt – schade!







Der Abend überrascht uns mit einer besonderen Atmosphäre im Hafen. Die Lampen sind nicht eingeschaltet, von der anderen Hafenseite schallen die Stimmen der griechischen Fischer herüber, es ist vollkommen windstill und lau. Über uns stehen unzählige Sterne am Himmel. Barbara versucht an Fotos. Die Langzeitbelichtung an Bord ist immer sehr schwer, weil sich das Boot immer bewegt, aber hier auf der Mole ist das anders.





Donnerstag, 25.09.2025 – Kopraina – Ankerplatz Paliomylou
Auf Empfehlung unseres schwedisch-niederländischen Freundes Johan, wollen wir heute in der Bucht von Loutraki ankern. Die App Navili verspricht uns dort heute gute Ankerbedingungen. Doch vorher soll Werner noch einmal in den Mast. Weil wir das Antennenkabel allein nicht eingezogen bekamen, hatten wir es als Notlösung außen am Mast festgeklebt. Das Kabel haben die Profis beim Einbau zwar wieder abgenommen, aber die Klebereste sind noch am Mast. Bei der hiesigen UV-Einstrahlung wollen wir sie abpuhlen, bevor sie sich eingebrannt haben. Danach können wir auch unsere beiden Leinen (Spifall und Dirk), an denen Barbara – mit Hilfe der elektrischen Winsch – Werner in den Mast gezogen hat, wieder zurückbauen. Eigentlich gehören in die Führungen nämlich der Baumniederholer und der Unterliekstraffer des Großsegels. Nach dem Rückbau ist jetzt auch das Großsegel wieder einsatzfähig. Da wir heute eher einen Halbwindkurs erwarten und morgen möglicherweise sogar kreuzen müssen, liegt uns die Einsatzfähigkeit des Großsegels am Herzen. Werner wird dann noch von unserem Nachbarn um Hilfe gebeten. Er ist Einhandsegler und braucht für eine Verschraubung eine Hand unter Deck und eine am Oberdeck, allein unmöglich zu schaffen. Danach geht es dann aber wirklich los. Das setzen des Rollgroßes ist für uns noch immer aufregend. Hoffentlich verklemmt sich nichts und das Segel rollt sauber aus – es klappt! Bei anfänglichen 6 Knoten Wind gleitet Venga! mit 4 Knoten über das glatte Wasser. Wind und Fahrt nehmen zu – am Ende sehen wir 18 Knoten Wind und 7,5 Knoten Fahrt über Grund.



Statt zu reffen, nehmen wir die Segel für unsere Verhältnisse frühzeitig herunter (ca 1,5 Meilen vorm Ziel), da die Bucht eng ist und in Teilen auch flach. Falls dann etwas mit der Mechanik des Großsegels nicht funktioniert, haben wir keinen Platz zum manövrieren. Die Bucht sieht hübsch und verlassen aus. Die in der Karte eingezeichnete Beachbar ist bereits winterfest verpackt. Leider kommt der Wind aber nördlicher, als erwartet und die Welle steht in die Bucht. Wir setzen den Anker, um trotzdem kurz zu sehen, ob das Schaukeln erträglich ist, beschließen dann aber weiterzufahren. Wir hatten den Anker auf 8 Metern Tiefe gesetzt, knapp 40 Meter Kette gegeben und empfanden den Platz zum Schwoien als zu knapp. So geht es nun drei Seemeilen entlang der Küste gegen Wind und Welle unter Maschine bis zur nächsten, diesmal wirklich geschützten und zudem sehr weitläufigen Bucht. Dort liegen bereits drei weitere Boote, aber die Bucht ist groß genug. Wir liegen mit reichlich Abstand zueinander und werden uns nicht in die Quere kommen.






Während Werner kocht, schaut Barbara nochmals in die Wetterapps. Bei Windfinder gibt es mit dem „Forecast“ und dem „Superforecast“ zwei verschiedene Wettermodelle. Letzteres sagt für die Nacht beginnenden Wind aus Osten voraus. Das ist genau die offene Seite unserer Bucht. Der Wind soll danach bis zum Morgen beständig zulegen und in Böen 22 Knoten erreichen. Wir wissen aus dem letzten Jahr, dass unser Anker mit Winddrehungen um 180° nicht gut zurechtkommt. Der Ankeralarm ist sowieso gesetzt. Zur Sicherheit legen wir aber auch warme Kleidung, Stirnlampen und Schwimmwesten bereits, falls wir in aller Herrgottsfrühe durch den Ankeralarm geweckt werden und die Bucht verlassen müssen. Wir hoffen, dass die anderen Wettervorhersagen Recht behalten…




Der Abend ist wieder sehr lau und in der Bucht ist es wunderbar ruhig – nur das meckern der Schafe und Ziegen, das Gebimmel ihrer Glocken und hin und wieder Hundegebell sind zu hören – herrlich!
Freitag, 26.09.2025
Die Nacht ist ruhig geblieben – kein Starkwind. Nach dem Morgenkaffee mit fantastischem Blick auf hübsche, sich überlagernde Bergsilhouetten am Horizont, nutzen wir die morgendliche Ostbrise und machen uns unter Vorsegel auf den Weg. Eigentliches Ziel ist eine Bucht vor Vonitsa. Unterwegs entdecken wir eine auf dem Wasser schwimmende Plastikplane, die Werner mit dem Bootshaken einsammelt und passieren dann aber die einladend aussehende „Roúgas Bucht“ , in der bereits ein paar Boote ankern. Diese Bucht ist sowohl gegen Ost, als auch gegen Westwinde geschützt. Nur Nordwind kommt herein. Navily spricht zudem von Schildkröten und Rochen, die man hier antreffen kann. Also biegen wir kurzentschlossen ab und suchen uns einen Platz auf Sand. Der Anker greift sofort. Nach dem Frühstück macht Werner den Taxifahrer und bringt Barbara an Land. Sie möchte zuschauen, wie hier bei einer kleinen, von Österreichern geführten Werft, die Boote aus dem Wasser geholt werden und anschließend etwas wandern.















Hier ist alles wieder sehr trocken, ganz anders als am Nordufer des Ambrakischen Golfes, wo einige Flüsse Nordwest Griechenlands münden. Am Strand gibt es eine etwas schmuddelig wirkende Taverne mit einer Wohnwagen Ansammlung, in der anscheinend die Eigentümer wohnen. Leider findet sich auch wieder reichlich Müll entlang der Straße. Barbaras geplante Rundwanderung um einen kleinen See endet vor einem undurchdringlichen Brombeergestrüpp. Mit nackten Beinen, in Flipflops und ohne Machete ist hier kein Durchkommen. Auffällig ist an ihnen, dass sie neben vertrockneten Früchten auch Blüten und pralle unreife Früchte tragen. Bei uns zuhause ist die Brombeersaison bereits vorbei – Barbara kochte ihre Marmelade dort schon im August!










Unterwegs öffnen sich ein paar hübsche Blickachsen auf Golf, Berge und Ankerbucht und es geht vorbei an beeindruckend hohen vertrockneten Diesteln. Zurück an der Ankerbucht sieht sie zwei Schildkröten dicht vor dem Ufer – leider zu kurz, um auf ein Foto gebannt zu werden. Stattdessen gibt es zum Abschluss einen Frappé in der Strandtaverne, bevor „Taxi Werner“ sie wieder abholt.









Den Nachmittag verbringen wir lesend im Cockpit und beobachten die Fischer, die ihre Netze quer über die Bucht legen. Ein ankommendes Boot findet gerade noch vor ihnen den Weg in die Bucht. Nach Sonnenuntergang hören wir den uns von Schweinswalen vertrauten Blas. Ein Delfin schwimmt gerade noch erkennbar außerhalb der Netze vorbei. Schade, dass er nicht früher den Weg hierher gefunden hat!


3 Antworten
Gruselige Geschichte über den Brückenbau. O.o
Ich kann mich an euren Bildern wieder nicht satt sehen! Herrlich habt ihr es, ich will auch! 🙂
Danke für diese tollen Bilder. Wie schafft ihr es nur, täglich einen Bericht zu schreiben. Habt es weiter so gut zusammen. Liebe Grüße von Franziska und Klaus
Liebe Franziska,
…ja, zu den täglichen Berichten gehört etwas Disziplin und Struktur im Alltag. Um ehrlich zu sein, schaffe ich das auch nicht jeden Tag, aber spätestens nach drei Tagen muss ich meine Erinnerungen zu Papier bringen, sonst beginnen die Tage zu verschwimmen… Ich freue mich auch immer an euren Statusbildern, die mir zeigen, dass ihr weiterhin sehr aktiv und fit seid! Genießt die Zeit in den bergen!
Liebe Grüße
Barbara