Schon lange steht die Insel Korfu ganz oben auf unserer Herbst-Wunschliste. Jetzt, da sich das Wetter endlich beruhigt, ist der Moment gekommen: Wir verlassen den Ambrakischen Golf und stechen Richtung Korfu in See.



Samstag 04.10.2025 – Kopraina – Preveza – 18 sm
Der Himmel ist auch heute morgen bedeckt, aber es soll trocken bleiben und wir wollen nun weiter Richtung Norden – Korfu ruft schon ganz laut. Der Hafen Kopraina war ein ganz besonderer Ort, verschlafen, aus der Zeit gefallen und wunderbar ruhig. Wir füllen noch einmal unseren Wassertank mit dem guten und kostenlosen Trinkwasser, dann legen wir ab. Bis wir am Ende der Landzunge mit dem Leuchtturm Richtung Westen abdrehen können, weht uns der Wind genau entgegen und wir laufen unter Maschine. Dann rollen wir die Genua aus und gleiten bei einem 60° Kurs gemächlich über das Wasser. Die Hoffnung auf eine erneute Begegnung mit Schildkröten oder Delfinen wird leider nicht erfüllt. Auch schläft der Wind erst ein, um dann leicht aus West zu wehen. Also wieder Motorfahrt, mit 5 Knoten Gegenwind bleiben wir beim Kreuzen stehen. Wir erreichen Preveza gegen Mittag und suchen uns einen Platz im vorderen Ankerfeld, damit der Weg mit dem Dinghi an Land nicht so weit ist. Nach dem Frühstück setzen wir über, um etwas frische Lebensmittel einzukaufen. Im AB-Supermarkt kaufen wir so gerne den Käse an der Käsetheke und auch etwas Obst, Gemüse und Fleisch wird gebunkert. Auf dem Rückweg treffen wir noch einen Segelfreund aus Kalamata und halten einen Plausch an der Pier. Auch von unserem norwegischen Freund verabschieden wir uns. Er hat sein Boot verkauft, die Neueigner kommen in 10 Tagen zur Übergabe. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit auf ein baldiges Wiedersehen.







Zurück an Bord kümmern wir uns um den Bericht, bevor es einigermaßen frühzeitig in die Koje geht. Wir wollen morgen mal früh starten, denn es liegt eine Strecke von mindestens 40 Meilen vor uns.
Sonntag, 05.10.25 Ankerplatz Preveza – Ankerplatz Platariás – 48 Seemeilen
Die Nacht war super ruhig und wir wachen ausgeschlafen auf. Nach dem Morgenkaffee verstauen wir den Außenborder wieder am Heckkorb und ziehen das Dinghi erstmals an den Davids hoch. Heute wollen wir segeln und es sieht zumindest zeitweise nach einem schönen Halbwindkurs aus. Um halb neun und damit für unsere Verhältnisse sehr früh, lichten wir den Anker und laufen zusammen mit einer ganzen Armada von Charterbooten aus dem Ambrakischen Golf aus. Wir gehören zu den ganz wenigen Booten, die am Ende des Fahrwassers Richtung Norden abbiegen. Fast alle anderen wollen nach Süden durch den Lefkadakanal. Dort öffnet die Brücke um 10:00 Uhr. Nachdem das Fahrwasser hinter uns liegt, setzen wir Groß und Genua. Die Sonne scheint zwischen den Wolken hindurch und wir werfen einen vorerst letzten Blick auf die nun schon so vertrauten Bergrücken am Ambrakischen Golf.





Das Wasser hat hier eine fantastische Farbe: ein tiefes strahlendes azurblau – so ganz anders als das eher braun wirkende Wasser der Ostsee! Der Wind weht mit 8-14 Knoten aus ONO und wir haben einen entspannten 60° Kurs. Später dreht der Wind immer östlicher, bevor er ganz einschläft und wir nach 3 wunderbaren Segelstunden die Maschine starten müssen. Nach 1,5 Stunden setzt dann eine leichte Brise aus Süd ein und wir können mit achterlichem Wind erneut segeln. Unser Ziel ist eine kleine Bucht im Syvota Archipel. Als wir uns der Inselgruppe nähern, fahren wir einen Aufschießer um die Segel zu bergen und realisieren erst da so richtig, wie stark der Wind mittlerweile bläst. Um in die Bucht zu kommen, müssen wir bei auflandigem Wind und Welle ziemlich dicht an die schroffen Felsen heranfahren und dann in die Bucht einbiegen. Das fühlt sich irgendwie nicht gut an. Insbesondere Barbara hat Bauchschmerzen nachdem uns ja im letzten Jahr die Maschine einmal wegen Dieselpest ausgefallen ist. Auf dem offenen Meer war das kein Problem, da hatten wir Platz für Manöver. Hier hätte das sehr viel krassere Folgen. Da wir immer darauf hören, wenn bei einem das Bauchgefühl nicht mitspielt, fahren wir eine zweite Bucht an. Diese ist allerdings schon belegt und ein weiteres Boot dreht seine Runden auf der Suche nach einem guten Ankerplatz. Das Problem heute ist, dass der Wind aktuell kräftig aus Süd bis Südost weht, für die Nacht aber eine Winddrehung auf Nordwest angekündigt ist. Es ist gar nicht so leicht eine Bucht zu finden, die für beide Windrichtungen zum Ankern geeignet ist.









Wir beschließen weiterzufahren und unser Glück ein paar Meilen weiter nördlich in der tiefen Bucht von Platariás zu versuchen. An ihrer Nordseite weist Navily zwei Ankerstellen aus, die vielleicht auch gegen den Nordwest geschützt sein könnten. Die erste ist bereits belegt und bei der zweiten schwimmen Badebojen. Daher bleibt uns nichts anderes übrig, als bis vor den Hafen von Platariás zu fahren. Dort gibt es guten Sandgrund, der flach zum Ufer ansteigt. Selbst bei drehendem Wind sollte der Anker hier gut greifen. Der Abendhimmel zeigt sich von der dramatischen Seite: Regenwolken verschleiern den Blick auf Korfu und die Sonne bekommt nur ein ganz kleines Fenster zum Sonnenuntergang. Wir fühlen uns hier sicher, selbst wenn es in den Morgenstunden etwas Schwell und Wind in der Bucht gegeben sollte. Hinter uns ist genug Platz bis zum Strand und im Zweifel müssen wir eben früh los.










Montag, 06.10.2025 – Ankerplatz Patariás – Ankerplatz Igoumenitsa – 7 Seemeilen
Die ganze Aufregung war gestern umsonst. Der Wind hat über Nacht kaum gedreht und ist gegen Morgen ganz eingeschlafen. Auch von den prognostizierten Regenwolken ist nichts zu sehen. Auf der einen Seite freut uns das, belastet andererseits auch unser Vertrauen in die Wettervorhersagen. Wir nutzen die ruhige Phase für einen kurzen Landgang und sehen uns den Hafen an. Gestern strömte es noch in die Bucht. Einige Boote legten sich ebenfalls vor Anker, aber viele gingen auch in den Hafen. Nun sehen wir, dass an der Pier eine Flottille von „Sailing Holidays“ liegt. Das ist eine Charterfirma, die sich auf englische Gäste spezialisiert hat. Das besondere daran ist, dass die Flottille aus eher kleinen Booten für zweier Crews besteht und die Gruppe immer von mindestens einem Begleitboot flankiert wird. Darauf befindet sich „Personal“, dass beim Anlegen hilft, Tipps für die Proviantierung vor Ort und die Wahl der abendlichen Taverne gibt und auch kleine Ausflüge organisiert. Als wir am Hafen entlangspazieren, sitzen gerade alle Crews gemeinsam in einer Taverne beim Frühstück und werden nebenbei für den Tag „gebrieft“. Auch auf der anderen Hafenseite liegen mehrere Charterboote eines Anbieters, allerdings sind das eher Katamarane, die mit 8 bis 10 Personen voll besetzt sind. Für uns würde der Hafen hier pro Nacht um die 60€ kosten. Uns gefällt es vor Anker deutlich besser.





Während unseres Rundganges dreht der Wind nun doch auf Nordwest und frischt auf – Zeit umzukehren und den Anker zu lichten. Unser heutiges Ziel liegt nur einmal um die Ecke. Die 7 Meilen dorthin geht es zur Hälfte gegenan, dann durch ein schmales Fahrwasser mit reichlich Fährverkehr hinein in die große geschützte Bucht von Igoumenitsa. Wir laufen unter Maschine. Der schöne Nebeneffekt dabei ist, dass wir warmes Wasser zum Duschen haben – nicht zu verachten…


Die Bucht ist groß und fast leer. Etwas Sorge haben wir, dass die ein- und ausfahrenden Fähren nach Korfu, Sizilien und Paxos für Schwell sorgen, aber diese Sorge ist unbegründet. Die Fähren produzieren zwar etwas Welle, aber sie verlieren an Kraft, bis sie das Ankerfeld erreichen.
Nach dem Frühstück machen wir das Dinghi klar und gehen an Land. Der Anlandeplatz ist nicht optimal gewählt. Zwar kann man das Dinghi an einem Felsen gut festmachen und es ist ein kleiner Kiesstrand zum ein- und aussteigen, aber von dort zum Fußweg an Land zu kommen, bedarf etwas „Kraxelei“ durchs Unterholz. Am Fußweg angekommen, starten wir die Komoot-App, um mit ihrer Hilfe bei der Rückkehr den Abstieg zum Dinghi wiederzufinden. Nun führt uns eine Wanderung über mehrere Kilometer erst entlang eines kleinen Damms und dann entlang eines langen Sandstrandes. Wir nehmen die Sandalen in die Hand und laufen mit den Füßen im Wasser – herrlich! Statt der angekündigten Regenschauer begleitet uns die strahlende Sonne. Im Vergleich zum Ambrakischen Golf fällt uns auf, dass es hier touristisch deutlich mehr erschlossen ist. Es gibt entlang des Strandes mehrere Strandbars mit Liegestühlen und Sonnenschirmen, es gibt Wanderwege und es gibt deutlich mehr Segelboote. Das wir auf Korfu sicherlich noch mehr werden. Wir haben nun wirklich keine Saison mehr, aber dafür sind noch viele Charterboote unterwegs.















Nach knapp 10 Kilometern erreichen wir wieder unser Dinghi. Der Wind hat etwas nachgelassen und so bleibt die Überfahrt zur Venga! erfreulich trocken. Wir haben das Bimini heute weggeklappt und so können wir nun noch etwas nachmittägliche Sonne im Cockpit genießen, bevor es zum Essen unter Deck geht. Beim Videocall mit Sohn Markus stellen wir fest, dass es bei uns schon stockdunkel ist, während bei ihm im Portugalurlaub die Sonne erst in einer Stunde untergeht. Kein Wunder, denn zwischen uns liegen 2.500 Kilometer von Ost nach West.


Dienstag, 07.10.2025 – Ankerplatz Igoumenitsa
Wir hatten eine sehr ruhige Nacht und beschließen, noch einen Tag hierzubleiben. Wir wollen den Wanderweg an der Bucht in die andere Richtung laufen und uns den Ort Igoumenitsa ansehen. Diesmal wählen wir eine besser zugängliche Uferstelle und binden unser Dinghi dort an einen Baum. Im strahlenden Sonnenschein wandern wir immer mit Blick auf die Bucht. Es herrscht ein reger Fährbetrieb. Barbara hat im Internet recherchiert, das gier täglich ca. 25 Fähren ein- und ausfahren. Entsprechend unattraktiv präsentiert sich der Hafenbereich mit viel Autoverkehr und wenig Atmosphäre. Wir statten einem Marinehändler einen kurzen Besuch ab, stellen aber fest, dass er sein Sortiment eher auf Angler, als auf „Yachtis“ ausgerichtet hat. Werner entdeckt einen Barbershop, der direkt Zeit für ihn hat und Barbara durchstreift derweil die umliegenden Gassen. Es ist sehr griechisch – Touristen sieht man eher nicht. Wir fragen uns, was die Gäste des morgens eingelaufenen Kreuzfahrtschiffes hier wohl unternehmen. Der Ort bietet bis auf ein Archäologisches Museum wenig. Allerdings sind die berühmten Klöster von Meteora von hier nur 2,5 Stunden Fahrt entfernt. Vielleicht ist das das Ziel der Kreuzfahrtgäste?









Wir erledigen ein paar kleine Einkäufe und machen uns dann auf den Rückweg zum Boot und verbringen den restlichen Tag mit Faulenzen – muss ja auch mal sein! Abends beobachten wir den Aufgang des Vollmondes hinter einem Bergrücken – ein beeindruckendes Schauspiel!




Mittwoch, 08.10-.2025 – Igoumenitsa – Sagiada – 13 Seemeilen
Nach einer abermals entspannten Nacht, wollen wir nun weiter: Korfu ruft immer lauter! Aber ist noch ein Stop in einer weiteren Bucht am Festland vorgesehen, die zwar nicht ganz so geschützt wie die von Igoumenitsa ist, bei Navily aber für die nächsten zwei Tage gute Ankerbedingungen bescheinigt bekommt. Der Wind weht leider nur sehr schwach und das erstmal direkt von vorn. So laufen wir unter Maschine durch das Fahrwasser hinaus aus der Bucht und folgen den Fähren Richtung Korfu. Hinter der kleinen Insel Nisi Prasoudi kommt etwas Wind auf und wir setzen die Segel. Bei 5-8 Knoten versuchen wir aufzukreuzen. Leider liefert uns der Wind Winddreher um 90 Grad gepaart mit einer sehr unbeständigen Brise. Mal sackt der Wind auf 3 Knoten weg, dann wechselt er die Richtung, zwingt uns abzufallen und bläst mit 10 Knoten. Beeindruckend ist hier wieder die Wasserfarbe. Wir kommen an den beiden Mündungsdeltas des Flusses Kalamas vorbei, der sich einige Kilometer im Inland teilt und hier ins Meer mündet. Er bringt seit ewigen Zeiten Sediment mit, dass das Meer hier milchig türkis färbt. Dabei scheint das Meerwasser das zufließende Süßwasser wie einen Schirm zu umspannen. Wir durchfahren die Trennlinie zwischen azurblau und türkis auf unseren Kreuzschlägen mehrmals.




Nachdem wir uns eine gute Stunde mit den unbeständigen Winden abgemüht haben, rollen wir die Genua ein und starten die Maschine. Im Slalom geht es dann um diverse Fischereimarkierungen herum, die uns teilweise eher nach ins Meer geworfenen Kokainpaketen aussehen. Vor Sagiada lassen wir auf 3,50m Tiefe den Anker fallen und fahren ihn ein. Er greift sofort – auch hier ist das Wasser türkisfarben und milchig. Der Grund besteht aus Schlamm. Am Ufer stehen mehrere Wohnmobile und im Hafen sehen wir ein paar Tavernen. Ja, es gibt einen kleinen Hafen. Die Hafeneinfahrt ist mit 7 Metern Breite angegeben und die Pier ist sehr flach. Wir sehen wenig später eine kleine Flottille den Hafen erobern. Wir genießen erstmal die Sonne im Cockpit. Im Laufe des Nachmittags nimmt der Wind zu und weht ziemlich direkt in die Bucht – vorhergesagt war das nicht. Wir wollen eigentlich mit dem Dinghi an Land, brechen aber den ersten Versuch ab, weil das Dinghi wild am Heck tanzt und es nicht geraten scheint, jetzt den Außenborder zu montieren. Also warten wir etwas ab, bis sich der Wind etwas beruhigt und starten den zweiten Versuch. Aber kaum haben wir unsere Rucksäcke gepackt, nimmt der Wind wieder zu. Wir haben keine Sorge, dass der Anker nicht halten könnte, unsere Sorge ist, dass unser nicht sooo zuverlässiger Außenborder auf dem Rückweg seinen Dienst versagt und wir gegen Wind und Welle unter Ruder dann unser Boot nicht wieder erreichen. Also verzichten wir für heute auf den Landgang und beobachten Vögel, Fischer und unsere Ankerkollegen durch das Fernglas. Es liegen zwei weitere Segelboote hier vor Anker und auch sie haben einige Schwierigkeiten, mit ihren Dinghis an Land zu kommen. Zudem können wir anhand dieser beiden Boote sehr gut sehen, was für eine Welle sich mittlerweile aufgebaut hat. Statt der vorhergesagten 8-10 Knoten aus Nordnordwest weht es mit bis zu 23 Knoten aus West bis Westnordwest. Gegen diese Richtung bietet die Bucht keinerlei Schutz und so tanzen wir auf den Wellen. Die Geräusche unter Deck sind beeindruckend. Es knarrt, quietscht und donnert. Erst gegen Mitternacht beruhigt sich der Wind und wenig später dann auch die Welle. Ein Gutes haben solche Erfahrungen: Sie stärken unser Vertrauen in unseren Anker. Wir hatten 25 Meter Kette gesteckt und diesmal kein Reitgewicht verwendet, um im Notfall schneller das „Ankerauf-Manöver“ fahren zu können. Aber der Anker hält!





Donnerstag, 09.10.2025 – Sagiada Ankertag
Wir wachen auf einem Ententeich auf: kein Wind, keine Welle, glattes Wasser. Nun wollen wir aber wirklich an Land. Wir haben gestern durch das Fernglas am Berghang ein verlassenes Dorf entdeckt – dorthin soll es heute gehen.
Mit dem Dinghi setzen wir zum Hafen über und entsorgen bei der Gelegenheit gleich mal unseren Müll. Dann führt uns der Weg durch das neue Sagiada und beständig bergan. Anfangs geht es durch dichtes Grün und Mücken jagen uns. Aber bald kommen wir höher, es wird trockener und wir werden mit tollen Ausblicken über den Hafen und das Delta des Kalamas belohnt. Der Weg ist auf weiten Strecken von einer besonderen Eichenart flankiert, der Kastanieneiche. Die Frucht sieht im frühen Stadium einer Kastanie sehr ähnlich, je reifer sie wird, desto deutlicher kann man in ihrer Mitte die Eichel erkennen.










Wir kommen vorbei an grasenden Kühen, die uns kaum beachten und nach einer Wegbiegung können wir vor uns im Wald die Überreste der verlassenen Häuser entdecken. Im allwissenden Internet haben wir Informationen zum Ort gesucht und gefunden: Es handelt sich um den Ort „Palia (=Alt) – Sagiada, der am 23.08.1943 von den deutschen Gebirgsjägern der Division Edelweiß unter dem Kommando von Siegfried Dodel mit Unterstützung albanischer Milizen zerstört wurde. Aufgabe der Division war es, Partisanen aufzuspüren und auszuschalten. Mit Maschinengewehren zogen sie auf das Dorf zu und vertrieben alle Bewohner – nur ein Toter und drei Verletzte waren zu beklagen. Wenig später folgten die albanischen Milizen, plünderten den Ort und zündeten ihn anschließend an. Die Divison hat insgesamt 207 Orte in Westgriechenland zerstört. Glück im Unglück für die Bewohner von Palia Sagiada, denn in anderen Orten Westgriechenlands und auf Kefalonia richtet die Truppe regelrechte Massaker an. Aber auch hier verloren die Bewohner alles und flohen nach Korfu oder in umliegende Orte, bevor der griechische Staat nach dem Krieg beim Wiederaufbau unterstützte – jedoch weiter unten am Berg in Wassernähe, wo das neue Sagiada entstand. Von der ehemaligen Pracht ist hier im neuen Ort nichts mehr zu spüren.


Trotz der Zerstörung gibt es im alten Dorf noch bemerkenswerte Beispiele traditioneller Architektur zu bestaunen. Mit Kopfsteinpflaster gepflasterte Straßen, alte Kirchen und halb verfallene Herrenhäuser, viele davon halb von Efeu überwuchert, erinnern den Besucher an die Vergangenheit. Der Salzhandel hatte die Gegend bereits in venizianischer Zeit zu einiger Bedeutung verholfen – davon zeugen die herrschaftlich wirkenden Gebäudereste. Im 19. Jahrhundert wurde der Ort durch Erdbeben zweimal stark beschädigt, aber wieder aufgebaut. Bis auf ein beeindruckendes Summen von Unmengen an Bienen im blühenden Efeu, herrscht heute absolute Ruhe. Auf dem zentralen Platz des Dorfes stößt man auf den alten Brunnen „Piadi” und die Kirche Agios Georgios mit ihren einzigartigen Fresken. Der Blick von diesem Punkt aus auf das Delta des Kalamas, das neue Dorf Sagiada samt Hafen und Booten ist atemberaubend und lädt uns zu einer kleinen Pause ein.













Wir durchstreifen die verfallenen Gebäude auf der Suche nach ein paar schönen Fotomotiven, bevor wir uns auf den Rückweg machen, der uns diesmal über einen anderen Weg zurück zum Dorf Sagiada und dort vorbei am Schlachter, Bäcker und Supermarkt führt. Wir erledigen gleich noch ein paar Einkäufe, bevor es wieder an Bord geht. Dort gibt’s ein stärkendes Frühstück, ein erfrischendes Bad und eine ausgiebige Wohneinheit.



























Am frühen Abend kehren wir zurück zum Hafen und genießen ein leckeres Abendessen bei untergehender Sonne in einer Fischtaverne. Der Wirt bittet uns in die Küche, wo er uns den frischen Fisch und die Meerestiere zeigt. Auf dem Herd steht eine lecker duftende Fischsuppe, die wir uns als Vorspeise bestellen. Danach gibt es gebratene Scampi, gegrillte Dorade und griechischen Salat. Zum Dessert spendiert das Haus selbstgemachtes Eis a la Cookie Dough – ein Genuss, der an Bord mit Ouzo begossen werden muss!






Freitag, 10.10.2025 Sagiada – Agios Stefanos – 17 Seemeilen
Die Nacht war himmlisch ruhig. Wir setzen uns mit dem Morgenkaffee ins Cockpit und lassen uns von der aufgehenden Sonne wärmen. Es ist kalt nachts – wir haben unsere Bettdecken eingezogen. Aber sobald die Sonne etwas an Höhe gewinnt, wird es warm. Heute geht es nun endlich rüber nach Korfu. Die Charteryachten müssen heute Abend zurück zu ihren Basen und so hoffen wir auf wenig Gedränge in der ausgewählten Bucht. Leider weht gar kein Wind und so laufen wir unter Maschine entlang der griechischen und später der albanischen Festlandsküste in die nördlichste Bucht an Korfus Ostküste. Als wir ankommen, sehen wir zwei Masten. Das vordere Boot ist gerade dabei den Anker zu lichten – das passt ja prima. Wir legen uns direkt auf ihren Platz, brauchen aber zwei Anläufe, bevor der Anker greift. Das Frühstück haben wir schon unterwegs genossen, so können wir direkt aufbrechen zu einer Wandertour, um unserem beginnenden Muskelkater von der gestrigen Tour entgegen zu wirken. Korfu wird auch als die „grüne Insel Griechenlands“ bezeichnet. Der von Barbara ausgesuchte Küstenpfad führt dann auch tatsächlich auf weiten Abschnitten durch ein grünes Blätterdach, das oftmals vom Erdbeerstrauch gebildet wird. Die Früchte hängen aber zum Ernten viel zu hoch.














Nach gut sieben Kilometern erreichen wir Kassiopi und suchen uns ein Café für eine kleine Pause bei Cappuccino und viel Wasser. Oberhalb des Ortes trohnen die Ruinen einer Festung, zu der Barbara nur einen kurzen Abstecher macht, denn wir wollen eine Teilstrecke des Rückweges mit dem Bus machen und der kommt schon in 20 Minuten. Der Weg zur Bushaltestelle führt uns durch eine sehr touristische Straße des Ortes. Sowohl die Menge Mensch, als auch die Menge an Souvenirshops erschlägt uns. Das sind wir ja gar nicht gewohnt. Schnell wird uns klar, dass wir auf Korfu nun in einem Touristen-Hotspot angekommen sind. Der Bus ist bis auf den letzten Platz belegt mit Tagesausflüglern aus Korfu-Stadt und mit Menschen, die ihre Heimreise antreten. Wir ergattern einen Platz direkt hinter dem Busfahrer und können ihm beim Rangieren im engen Ort über die Schulter scheuen. Kein einfacher Job, den er hier erledigt! Eine mitfahrende Schaffnerin kämpft sich von vorne nach hinten durch den Bus und kassiert das Fahrgeld ab. Wir zahlen 2€ pro Person und werden schon nach 10 Minuten im kleinen Örtchen Kariotiko abgesetzt.






Hier nehmen wir einen gut bezeichneten schmalen Wanderweg, der uns unter einem grünen Blätterdach in eine Schlucht hinab und auf der anderen Seite wieder hinaufführt. Nachdem wir eine kleine Straße queren, tauchen wir wieder ein in einen grünen Urwald. Große, alte und von Efeu überwachsene Olivenbäume flankieren den Weg. Es sieht aus wie ein Feenwald und wir sind vollkommen allein unterwegs. Das war auf dem Küstenwanderweg noch anders. Wir sind begeistert! Nach einigen Kilometern erreichen wir unsere Ausgangsbucht, die sich unterdessen mit einigen weiteren Segelbooten gut gefüllt hat. Unser Dinghi liegt noch an Ort und Stelle. Da es bis zum Ufer nur ca. 100m waren, haben wir auf den Außenborder verzichtet und sind gepaddelt. Freundlicherweise hat der Wind gedreht, so dass wir auch auf dem Rückweg Rückenwind haben. Bevor es an die Sichtung der Fotos geht, schwimmen wir erstmal unsere Runden um das Boot und genießen die anschließende warme Dusche.








Abends zaubert Werner ein spicy Curry und wir kümmern uns um die Sonntagszeitung. Wahnsinn – schon wieder ist eine erlebnisreiche Woche wie im Flug vergangen!

