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#55 Korfu – Auf Eselspfaden über Griechenlands grüne Insel

Genau das haben wir am Ambrakischen Golf vermisst: ausgedehnte Wanderungen. Die Region dort ist touristisch wenig erschlossen, Wege enden meist in Sackgassen. Ausgedehnte Wanderungen sind da schwierig. Aber jetzt haben wir ein wahres Wandereldorado erreicht. Korfu ist durchzogen von zahllosen Wanderwegen, die oftmals alten Eselspfaden folgen und hervorragend ausgeschildert sind. In dieser Woche kommt also wieder Bewegung in unser Leben!

Samstag 11.10.2025 – Ankerplatz Agios Stefanos – Ankerplatz Kalami – 3 Seemeilen

Wir sind morgens recht früh wach und sortieren beim Morgenkaffee schon mal die Fotos für den Bericht, damit es heute Abend mit der Erstellung der Sonntagszeitung schnell geht. Gegen 10:00 Uhr holen wir den Anker hoch. Wir wollen nur ein paar Buchten weiterfahren und von dort eine Wanderung starten. Die eigentliche Zielbucht ist schon (oder noch) recht gut belegt, also fahren wir eine Bucht zurück nach Kalami und ankern dort auf 8m Tiefe und nur ca. 100m vom Ufer entfernt. Kurz hinter unserem Heck schwimmen die Badebojen. Nach dem späten Frühstück starten wir unsere Wanderung, die Barbara manuell mit der Komoot-App geplant hat. Es geht über ein paar kleine Straßen aus der Bucht heraus. Wir müssen einmal die Küstenstraße queren und dann biegen wir auch schon in einen schmalen (Esels-?) Pfad ein. Auch hier finden wir die gleiche Markierung, wie bereits bei unserer gestrigen Wanderung. Es geht recht steil bergan und wir kommen schnell ins Schwitzen. Zum Glück führt auch heute der Weg über weite Strecken durch dichtes Grün und damit im Schatten. Wir kommen an schönen Ferienhäusern, aber auch ursprünglichen Landhäuschen vorbei. Uns fällt auf, dass wir deutlich weniger Hunden begegnen, als im letzten Jahr in der Region um Kalamata. Teilweise sind die Eselswege halb zugewuchert und führen etwas spuky an verlassenen Häusern vorbei. Im Unterholz und in den Olivenhainen blühen wieder reichlich Alpenveilchen – das wirkt streckenweise wie ein angelegter Landschaftsgarten. Bei Komoot war am höchsten Punkt der Tour eine Taverne eingezeichnet – leider hat diese jedoch geschlossen. Also muss das Wasser in den Trinkflaschen genügen! Nun geht es wieder bergab. Der Kreislauf hat etwas Pause, dafür sind die Oberschenkel- und Pomuskeln gefragt. Die Olivenernte ist in diesem unwegsamen Gelände eine echte Herausforderung und sicherlich an vielen Stellen ohne Mulis nicht zu bewerkstelligen, denken wir. Kaum ist der Gedanke ausgesprochen, stehen im nächsten Olivenhain zwei Mulis!

Der Weg führt durch die gewundenen Gassen eines Bergdorfes, überquert wieder die Küstenstraße und umrundet einige luxuriöse Anwesen in Ufernähe, bevor er zwei Buchten südlich unseres Ankerplatzes auf den Küstenweg mündet. Nun geht es nur noch wenig auf und ab und nach 15 Minuten erreichen wir „unsere“ Bucht. Venga! hat sich kaum bewegt. Wir paddeln zurück, gönnen uns reichlich Apfelschorle und ein Bad im Meer, bevor wir uns an die Fertigstellung der Sonntagszeitung machen. Aber oh Schreck, wir haben mit unserem griechischen Router keinen Empfang und auch die Handys loggen sich nur ins (teure) albanische Netz ein. Wir ziehen den Router in den Mast, in der Hoffnung, so vielleicht doch noch Empfang zu bekommen, aber Fehlanzeige. Also verbringen wir den Abend „remote“ bei einem unserer Lieblingsspiele „The Game“ und beschließen. Morgen früh aufzubrechen zu einer Ankerbucht in Sichtweite zu Korfu-Stadt. Dort sollte es besseren Internetzugang geben!

Sonntag, 12.10.25 Ankerplatz Kalami – Ankerplatz Kommeno – 6 Seemeilen

Die Nacht war teilweise etwas unruhig. Es kam Schwell von den vorbeifahrenden Fähren in die Bucht. Sie klatschten unter das Heck und damit unter unsere Köpfe. Außerdem hatten wir vergessen die Badeleiter hochzuklappen, sodass diese für eine zusätzliche Geräuschkulisse sorgte, wenn die Wellen dem Dinghi einen Schups gaben und es gegen die Badeleiter drückten. Aber so sind wir recht früh wach und fahren nach dem Morgenkaffee weiter in die nächste Bucht.

Schon unterwegs kommt der Gipfel des Pantoktators, des höchsten Berges Korfus in Sicht. Und dort oben stehen jede Menge Antennen – wir haben wieder griechisches Netz! Noch unterwegs konvertiert Barbara die Fotos während Werner der Kapitän ist. Wir setzen den Anker auf 9m Tiefe wieder nur ca. 100 Meter von der Küste entfernt, geben 40 Meter Kette und fahren ihn gut ein. Dann baut Barbara den Bericht mit den Bildern zusammen und Werner ergänzt noch ein paar Fotounterschriften. Mittags sind wir fertig, genießen ein Sonntagsfrühstück mit weichgekochtem Ei und paddeln dann an Land. Wir wollen zur Gouvia Marina laufen, um dort nach einem Liegeplatz für ein paar Tage zu fragen. Am Donnerstag bekommen wir Besuch von Freundin Moni und wollen zusammen das Landesinnere mit Leihwagen und Wanderschuhen erkunden. Bei längeren Touren fühlen wir uns einfach wohler, wenn das Boot im sicheren Hafen liegt und wir nicht immer Sorge haben, dass gleich der Ankeralarm losgehen könnte. Die Strecke ist länger als gedacht. Die ersten 10% des Weges führen uns durch wunderschöne Anwesen mit weitläufigen, gepflegten Gärten. Immer mit dem Blick zum Meer – wunderschön. Aber dann folgen 90% des Weges entlang von stark befahrenen Straßen, Müll und Unrat am Wegesrand und englischen Billigtouristen-Quartieren. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Die Marina ist riesig, 1200 Liegeplätze soll sie haben. Werner hatte versucht über die Buchungsapp zu buchen, bekam aber bei allen Daten die Rückmeldung, es gäbe keine freien Plätze. Wie wir jetzt sehen, ist das Quatsch. Es gibt unzählige freie Plätze. Wir kommen vorbei an gepflegten Sanitäreinrichtungen, einer Laundry, verschiedenen Gastronomiebetrieben, Yachtausrüstern, einem Supermarkt und jeder Menge freier Plätze. Die Marina macht einen sehr gepflegten, wenn auch unpersönlichen Eindruck. An der Rezeption erfahren wir, dass die App nicht richtig funktioniert, man solle lieber anrufen oder eine Mail schreiben. Aber auch die direkte persönliche Anfrage wird uns beantwortet: Ja, wir können einen Platz bekommen. Vier Nächte kosten für Venga! 476€! Da müssen wir erstmal schlucken, bedanken uns freundlich und bekommen die Visitenkarte ausgehändigt, da es offensichtlich ist, dass wir nicht direkt reservieren wollen. Das müssen wir uns in Ruhe überlegen. Auf dem Rückweg kommen wir dann doch noch an zwei netten Plätzen vorbei. Zum einen die Venezianische Werft und zum anderen an der kleinen Ipapandi Kirche auf einer Landzunge. Letztere wird offensichtlich rege als Hochzeitskirche genutzt, denn der Kies vor der Eingangstür besteht nahezu zur Hälfte aus Reiskörnern. Von der Venezianischen Werft sind nur noch die Außenmauern und einige Säulenerhalten. Sie wurde von den Venezianern zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtet, als diese auf Korfu herrschten. Sie nutzten die Bucht von Gouvia als Naturhafen und im Arsenal waren ihre beiden Flotten, bestehend aus 25 Galeeren und 12 schweren Segelschiffen, stationiert und wurden gewartet. Dabei war es von großem Nutzen, dass sich auf der Insel umfangreiche Wälder befanden, aus denen Holz für die Schiffsreparatur gewonnen werden konnte.

Zurück an Bord folgt die bekannte Routine: reichlich Apfelschorle, Bad, Dusche und Wohneinheit.

Montag, 13.10.2025 – Ankerplatz Kommeno – Ankerplatz Korfu Alte Festung – 4 Seemeilen

Wir wachen früh genug auf, um einem spektakulären Sonnenaufgang beizuwohnen. Himmel und Meer scheinen zu brennen – unbeschreiblich schön!

Heute wollen wir „umankern“ in die Bucht südlich der alten Festung, damit wir Korfu-Stadt zu Fuß erkunden können. Wir lichten den Anker und fahren die kurze Strecke unter Maschine – Wind gibt es um diese Uhrzeit noch nicht. Unterwegs beobachten wir, wie zwei große Kreuzfahrtschiffe am Kreuzfahrer-Terminal anlegen. Da wird es ja sicherlich voll in der Stadt.

Auch von See macht die Stadt einen sehr italienischen Eindruck – die Venizianer haben ihr ihren Stempel aufgedrückt. Wir finden einen Platz direkt unterhalb der tempelartigen Kirche „Agios Georgios“. Im zweiten Anlauf greift der Anker und wir fahren ihn gut ein. Zur Sicherheit setzen wir auch noch das Reitgewicht ein, denn bei Navily gibt es Hinweise, dass sich hier unter einer dünnen Sandschicht Fels befindet, sodass der Anker sich nicht wirklich tief eingraben lässt. Für heute ist allerdings auch kein nennenswerter Wind vorhergesagt. So gesichert, können wir Venga! alleine lassen.

Mit dem Dinghi (diesmal mit Außenborder) geht es in den kleinen Hafen der Naok Marina, wo es ein Dinghi-Dock gibt. Ansonsten hat der Hafen nichts zu bieten: keine Sanitäreinrichtungen, keine Muringleinen, dafür alte Ankerketten am Grund, in denen sich der eigene Anker gut verfangen kann. Daher haben wir diesen Hafen für Venga! gar nicht erst in Betracht gezogen. Zumal man keine Chance hat, seinen Leihwagen irgendwo zu parken – den mieten wollen. In der ganzen Stadt herrscht ein totales Verkehrschaos. Aber zu Fuß ist man direkt mittendrin. Wir spazieren zur alten Festungsanlage. Dort stehen schon die Kreuzfahrtouristen Schlange. Also verschieben wir den Besuch – das machen wir zusammen mit Moni!

Wir durchstreifen die engen Gassen der Altstadt. Abseits der Haupt-Touristenströme springt uns ein morbides Fotomotiv nach dem anderen an. Besonders die quer über die Gassen gespannten Wäscheleinen haben es uns angetan. Wird hier täglich so viel gewaschen, oder nur montags? Wir lassen uns treiben, setzen uns in ein Café für einen Frappé und sind etwas entgeistert über den Preis von 4€ pro Stück OHNE Wasser. Willkommen im Touristeneldorado!

Durch Zufall hatten wir morgens erfahren, dass Neffe Wanja mit Frau Martine gerade in Korfu weilt, weil er am Samstag am „Helden-Triathlon“ teilgenommen hat. Kurzerhand verabreden wir uns auf einen Drink an der Windmühle am Hafen. Vorher googeln wir noch schnell, was diesen Triathlon ausmacht und staunen nicht schlecht:

Der Greek Hero XTRI wurde zu Ehren von Odysseus, dem legendären griechischen König und Helden des Trojanischen Krieges, ins Leben gerufen. Nachdem Odysseus Troja erobert und zehn Jahre lang auf See gekämpft hatte, um in seine Heimat zurückzukehren, wurde er in Mon Repo an Land gespült. Dort wurde er von Nafsika, der schönen Tochter des Königs, gefunden. Sie kümmerte sich gut um ihn, doch eines Tages verschwand sie plötzlich! In seiner verzweifelten Suche nach ihr schwamm Odysseus schnell durch die Wellen des Ionischen Meeres zum geheimen Tor der alten Festung. Dort fand er ein Pferd in den Ställen und ritt wie wild um die ganze Insel, aber er konnte seine Geliebte nicht finden. Bald traf er Artemis, die Göttin der Jagd und der Wildnis, die ihm riet, sein Pferd zurückzulassen und weiter nach Norden durch die Strände und Olivenhaine zu laufen, bis er das Schloss des Engels auf dem höchsten Gipfel findet.

Nach vielen Stunden des Laufens erreichte er das Schloss, wo er endlich Nafsika fand und sie vor ihren Entführern rettete.

Entsprechend dieser Sage, startet der Triathlon an der Pier von Mon Repo mit der Schwimmstrecke um die alte Festung herum bis zum geheimen Tor (3,9km mit teilweise herausfordernder Strömung). In der Festung stehen die Räder bereit und die 176 km lange Radstrecke mit insgesamt 2.700 Höhenmetern beginnt. Sie führt entlang der Küste Richtung Norden und folgt dem Küstenverlauf fast bis ganz in den Süden. Dabei gilt es Steigungen mit bis zu 8% zu bewältigen. Als letzte Disziplin folgt dann der 40km Lauf durch teilweise unwegsames Gelände mit Steigungen ebenfalls bis zu 15% und Gefälle über 30%. Insgesamt werden laufend nochmals 2.400 Höhenmeter bewältigt. Es ist uns unbegreiflich, wie man das an einem Tag absolvieren soll. Wir haben schon nach 400 Höhenmetern und 12 Kilometern Strecke am nächsten Tag ordentlich Muskelkater! Von Wanja erfahren wir dann noch, dass es vom Veranstalter keinen Support an der Strecke gibt und die Strecke auch nicht abgesperrt ist. Die Radfahrer müssen sich also auch noch um den Verkehr kümmern und Martine sorgte für Wanjas Verpflegung unterwegs. Auf den letzten 18 Kilometern des Laufes, werden die Athleten dann von ihren „Supportern“ begleitet. Der Wettkampf startete morgens um 7:00 Uhr und die Athleten erreichten das Ziel auf der „Engelsburg“ erst nach Sonnenuntergang bei Lagerfeuerschein.

Nach unserem unterhaltsamen Treffen, wandern wir wieder zurück und setzen zu Venga! über. Abends zaubert Werner ein Risotto aus den Resten der Vorräte. Um uns herum ankern noch (etwas eng) zwei 60 und 70 Fuß Segelyachten. Wir kontrollieren ein letztes Mal unsere Ankerapp, bevor wir uns in die Koje verkrümeln.

Dienstag, 14.10.2025 – Ankerplatz Korfu Alte Festung

Die Nacht war unruhig, obwohl es kaum Wind gab. Aber der Schwell der Fähren läuft in die Bucht und sorgte teilweise für langanhaltendes Rollen. Außerdem knallten wieder kurze Wellen unter das Heck. Es ist beeindruckend, welche Geräuschentwicklung es auf einem Boot gibt. Auch wenn es uns beiden recht gut gelingt, die Bewegungen zu ignorieren, aber die Geräusche kann man nicht ausschalten. So stehen wir im Wechsel auf, um ein vermeintlich geortetes Geräusch abzustellen. Auch wenn das glückt, drängt sich ein neues Geräusch in den Vordergrund, sobald man wieder in der Koje liegt. Barbara behilft sich mit Kopfhörern und Hörbuch – es funktioniert. Trotzdem wachen wir morgens etwas gerädert auf, beschließen aber als Heilmittel, eine Wanderung zu machen.

Diesmal schmieren wir uns Brote für ein Picknick unterwegs. Auf dem heutigen Programm steht das malerische kleine Kloster Vlacherna südlich von Korfu Stadt. Es liegt auf einer kleinen Insel, die über einen Damm erreichbar ist. Genau dort ist zudem die Einflugschneise für den Flughafen von Korfu, was möglicherweise spektakuläre Fotos ganz anderer Art verspricht. Wir wollen auf dem Hinweg den Park von Mon Repos durchqueren, in dem das Geburtshaus des verstorbenen Prinz Philipp, Ehemann von Queen Elisabeth steht. Am Eingang erfahren wir, dass es keinen weiteren Ausgang gibt – wir können den Park also nicht queren – sondern müssen an der Straße entlanglaufen um den Park laufen. Das ist natürlich weniger schön, aber im Vergleich zu unserer vorgestrigen Wanderung ganz ok. Als wir am Kloster ankommen, haben wir Glück, dass kurz nacheinander gleich drei Maschinen im Anflug auf Korfu sind. Wir schießen pflichtschuldig unsere Fotos, verkrümeln uns dann aber zum Picknick etwas ins Abseits hinter das Kloster, bevor wir uns noch einen Cappuccino im Café Kanoni mit Blick auf die Einflugschneise gönnen.

Dann hält uns aber nichts mehr an diesem Ort, denn nun liefert eine Armada von Bussen Kreuzfahrertouristen hier ab, die alle am liebsten ein Selfie mit landendem Flugzeug im Hintergrund machen wollen. Ja, es ist ein interessantes Spektakel, aber die ruhigen Wanderungen mit nicht weniger spektakulären Naturausblicken liegen uns mehr.

Auf dem Rückweg finden wir einen inoffiziellen Hintereingang zum Park und können so in schattiger und hübscher Umgebung den Rückweg zum Boot bestreiten. Neben beeindruckenden Gummibaum-Riesen blühemn auch hier wieder unzählige Alpenveilchen – wunderschön!

Kurz vor unserem Dinghi biegen wir noch zu einem kleinen Supermarkt ab. Wir haben keine Lust, heute Essen zu gehen. Das machen wir dann lieber mal mit unserem Besuch!

Zurück an Bord gibt es einige Schwimmrunden um Venga! und wir holen den fehlenden Nachtschlaf im Cockpit oder auf dem sonnigen Vorschiff nach – welch ein Luxus! Zwischendurch werden wir fast von einem Piratenschiff gekapert…

Bevor es in die Koje geht, versuchen wir alle evtl. störenden Geräusche abzustellen. Ob das gelingt, erfahrt ihr morgen…

Mittwoch, 15.10-.2025 – Ankerplatz Alte Festung Korfu – Gouvia Marina – 5 Seemeilen

Auch heute Nacht hat Venga! wieder ordentlich gerollt – vielleicht hätten wir doch mit mehr Abstand zur steilen Felswand der Alten Festung ankern sollen. Wir haben den Eindruck, dass die Wellen vorbeifahrender Schiffe reflektiert werden und es daher manchmal sehr lange dauert, bis sich das Wasser wieder beruhigt. Aber zumindest hat es mit der Reduzierung der Geräuschkulisse geklappt!

Wir lichten den Anker unter Maschine und rollen dann die Genua aus. Es weht eine leichte Brise aus südlichen Richtungen und wir haben viel Zeit, uns ganz langsam von ihr an der Altstadt von Korfu vorbeitragen zu lassen. Es liegen wieder zwei große Kreuzfahrtschiffe im Hafen und die Stadt ist sicherlich wieder sehr voll. Aber hier vom Wasser aus, wirkt sie ruhig und malerisch, wie sie so in der Morgensonne auf dem Felsen thront. Auf der anderen Seite zeigt sich heute der Pantoktatoras, Korfus höchster Berg, mit einer Wolkenkrone – die Wetteränderung lässt sich schon erahnen.

Leider verlässt uns der Wind schnell wieder, sodass nach halber Strecke doch wieder die Maschine arbeiten muss. Als wir in das Fahrwasser zur Marina einbiegen, melden wir uns über Funk auf Kanal 65 an und werden gebeten, vor der Hafeneinfahrt auf die Abholung durch den Marinero zu warten. Dieser fährt uns voraus und zeigt uns unseren Liegeplatz an Pier G. Das „römisch-katholische“ Anlegemanöver klappt hervorragend. Nun, da wir die Schraubenwirkung von Venga! kennen, können wir sie auch richtig einsetzen. Sie dreht beim Einkuppeln des Rückwärtsganges nach Backbord, Jento nach Steuerbord…. Bevor unser Besuch kommt, wollen wir noch das Boot vorbereiten – ein kleiner Frühjahrsputz ist fällig. Unglaublich, wie zwei Personen so viel Staub produzieren können! Während Barbara sich darum kümmert, verschwindet Werner erst im Maschinenraum und dann Richtung Motorwerkstatt. Der Krümmer sieht gar nicht mehr gut aus und wir wollen ihn tauschen. Ein entsprechendes Ersatzteil befindet sich bereits an Bord – noch vom Voreigner besorgt. Aber vielleicht lassen sich die verrosteten Schrauben am alten Krümmer nicht lösen, also doch eher etwas für den Fachmann mit dem richtigen Werkzeug!?! Ein Versuch der fehlschlägt würde zu teuer werden … Da wir ja nun ein paar Tage im Hafen bleiben, ist es die Gelegenheit! Und wir haben Glück, schon nach zwei Stunden nachdem Werner herum telefoniert hat steht ein Mechaniker am Boot, sieht sich alles an und verschwindet mit dem Krümmer in seiner Werkstatt, da er ein besonderes Problem beim Einbau dieses „japanischen“ Teils bereits kennt. Das Ersatzteil wird mit einer Schraube geliefert, die vor dem Einbau am Motor in der Werkstatt eingeschraubt werden muss, weil es am Motor an Platz fehlt, um ein passendes Werkzeug anzusetzen. Nach weiteren 2 Stunden kommt er in Begleitung eines Kollegen zurück und nach 20 Minuten (und 120€) ist der Krümmer getauscht.

Nun können wir uns mit dem Bus Richtung Flughafen auf den Weg machen, um unseren Leihwagen abzuholen. Der Bus fährt ins Stadtzentrum. Statt dort auf den Flughafenbus zu warten, beschließen wir zu Fuß zu gehen. Es sind ja nur knapp 2 Kilometer. Die haben es dann allerdings in sich, denn es gibt rund um die Zufahrt zum Flughafen und zu den Autovermietungen keine Fußwege. Es ist einfach nicht vorgesehen, hier ein Auto zu mieten, wenn man nicht mit dem Flugzeug ankommt. Die Benutzung des Shuttlebuses ist eigentlich zwingend erforderlich. Wir sind einigermaßen erleichtert, als wir unversehrt an der Autovermietung ankommen. Wir bekommen (mal wieder) einen Panda, den wir als erstes für einen Großeinkauf bei Lidl nutzen.

Abends wird dann noch das „Gästezimmer“ fertig gemacht und dann geht’s in die Koje.

Donnerstag, 16.10.2025 – Hafentag Gouvia Marina

Ist es schön, mal wieder entspannt, tief und lange in der Marina auszuschlafen! Wir wachen erst nach 8 Uhr auf und müssen uns fast sputen, pünktlich zum Flughafen zu kommen. Heute kommt unser Besuch – Freundin Monika – an. Ihre Maschine kommt schon um 10:00 Uhr an. Die Freude über das Wiedersehen ist bei allen groß! Erstmal geht es zum Bootskiek und Frühstück in die Marina. Danach gönnen wir unserem Gast eine kleine Auszeit, denn ihre Nacht war extrem kurz. Das Wetter ist zwar umgeschlagen, aber vom vorhergesagten Dauerregen ist noch nichts zu sehen. Daher beschließen wir, den Nachmittag für einen Streifzug durch die Stadt zu nutzen. Es ist weniger voll, als erwartet und wir lassen uns durch die Gassen treiben. Da der Himmel grau ist und hin und wieder ein paar Regentröpfchen fallen, hängt heute kaum Wäsche in den Gassen. Aber das eine oder andere Motiv findet sich trotzdem. Wir genießen einen Wein in einer Bar und schauen dem Treiben in der Gasse zu. Da entdeckt Barbara ein bekanntes Gesicht: Neffe Wanja mit Familie spaziert direkt an uns vorbei. Die Welt ist eben doch ein Hühnerstall…

Abends gibt es Wraps und einen ruhigen Abend – da hat jemand noch deutlich Schlaf nachzuholen. Unterdessen nimmt der Wind langsam zu. Die Marina hat uns über erwartete Winde von 6-7 Beaufort aus Südost in der Nacht informiert. Werner kontrolliert unsere Leinen – es sieht alles gut aus. Uns trifft der Wind schräg von hinten auf die Backbordseite. Die Muring liegt dafür auf Steuerbord nicht ganz optimal, aber wir haben zu beiden Seiten ausreichend Luft. Bei dieser Vorhersage sind wir zusätzlich erleichtert, den Liegeplatz gebucht zu haben!

Freitag, 17.10.2025 – Hafentag Gouvia Marina

Die Nacht war weniger windig, als vorhergesagt, dafür weckt uns eine Alarmnachricht des griechischen Zivilschutzes. Im Randbereich von Korfu-Stadt brennt eine Industrieanlage. Wir sollen Fenster und Türen geschlossen halten. Da wir heute sowieso einen Regentag haben, bedeutet das keine Einschränkung. Im Laufe des Vormittags nimmt der Wind beständig zu. Nun sehen wir Böen mit 25 Knoten und mehr und auch Gewitterzellen ziehen über Korfu, oder richten sie es sich hier jetzt gemütlich ein? Irgendwie scheint sich das schlechte Wetter über der Insel zu drehen. Wir beobachten das Niederschlagsradar von WetterOnline engmaschig, denn wir würden so gerne zu einem Wanderausflug starten oder zumindest den beiden Festungen der Altstadt einen Besuch abstatten. Aber bei diesem Wetter sind wir an Bord gefangen und verbringen die Zeit mit Lesen, Fotos sichten, Schnacken und Backen. Funfact beim Backen ist, dass im Ergebnis nicht nur ein leckerer Kuchen entsteht, sondern auch ein erwärmter Salon uns erfreut.

Gegen Mittag sieht es dann tatsächlich nach Wetterberuhigung aus und wir starten einen erneuten Korfu-Stadt Besuch. Wir finden einen halb legalen Parkplatz in Altstadtnähe und durchstreifen die alte Festung. Leider ist die Festungsspitze wetterbedingt gesperrt, was wir anfangs gar nicht verstehen können. Aber als wir um die Ecke kommen bläst uns ein kräftiger Südost Wind entgegen. An unserem Ankerplatz vom Wochenanfang steht eine ordentliche 1-1,5 Meter Welle. Ok, es ist nachvollziehbar, dass man unbedarfte Touristen mit Kleinkindern nicht über rutschige Stufen hoch an den Leuchtturm lassen will!

Nach einer Wein-Pause mit ausgiebigem „Leute gucken“, fahren wir mit Moni zum Kloster Vlacherna. Heute kann man hier statt Landeanflug die startenden Flugzeuge und reichlich Welle und Gischt beobachten. Hier trifft die Welle ungebremst auf die Küste, ein beeindruckendes Schauspiel.

Auf dem Rückweg legen wir noch einen Zwischenstopp am Supermarkt ein, denn Moni möchte uns bekochen. Wir lassen uns später Nudeln mit Lachs in Sahnesoße, Gurke und reichlich Dill schmecken – sehr lecker. Abends wird noch über Fotos, ihre Bearbeitung und Ordnung diskutiert, bevor jeder in seine Koje hüpft.

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