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#59 Zwischen Gewitterfronten und Mythen: Unterwegs auf Odysseus‘ Heimatinsel

Aufgrund der angesagten Schlechtwetterfront hatten wir Schutz in der Bucht von Vathy auf Ithaka gesucht – ein weiser Entschluss. Zum einen bekommen wir hier deutlich weniger von den Gewittern ab, da sie meist nördlich oder südlich an uns vorbeiziehen. Zum anderen bietet der Ankergrund in der Bucht ausgezeichneten Halt, sodass wir auch bei Böen bis zu 25 Knoten sicher liegen.

Das Wetter zwingt uns jedoch erneut zu einer Planänderung. Nach dem Durchzug der Front dreht der Wind auf Nordwest – sehr zum Bedauern der Skipperin, die sich auf ein paar Tage entlang der Westküste Kefalonias gefreut hatte. Bei dieser Windrichtung steht jedoch in jeder noch so schönen Ankerbucht der Mittelmeerschwell, sodass an ein entspanntes Liegen nicht zu denken ist.

Also verlagern wir unseren Schwerpunkt: Statt Küstenhopping steht nun Wandern auf dem Programm – mit einem zentralen Thema, das hier überall gegenwärtig ist: Odysseus.

Samstag 08.11.2025 – Vathy/Ithaka – Ankertag – Wanderung zur Höhle der Nymphen

In den frühen Morgenstunden ziehen ergiebige Regenschauer über uns hinweg, aber im Laufe des Vormittags zeigt sich ein milchiger Ball hinter den Wolken und zaubert einen schönen Regenbogen über die hinter uns liegenden Boote im Ankerfeld. Im Norden reißt der Himmel auf und als das Regenradar keine Schauer mehr anzeigt, wagen wir den Start zu einer Rundwanderung.

Sie führt uns durch den Ort hinauf bis zur Kirche über gepflasterte Wege, um dann in einen Trampelpfad zu münden. Wir lieben solche kleinen Pfade und folgen diesem anfangs durch Olivenhaine und vorbei an einzelnen Häusern. Heute trägt die Skipperin auch angemessenes Schuhwerk für diese Wanderung auf rutschigen Wegen. In einem Olivenhain entdecken wir merkwürdige rote Gebilde. Mit etwas Fantasie könnte man darin Überbleibsel von Halloween vermuten: blutige Hände, die aus dem Erdreich nach uns greifen. Nein, jetzt geht die Fantasie dann doch mit der Skipperin durch. Werner zoomt mit der Handykamera heran und macht ein Foto, das die KI dann einer Pflanze zuordnet. Es könnte sich um den Roten Gitterling und damit um einen Pilz handeln. Der Weg führt steiler bergan und wir erreichen auf ca. 190 Höhenmetern den Eingang zur Nymphen Höhle.

Nach Homer gilt die Höhle der Nymphen, oder auch Marmorhöhle, als die Höhle, in der Odysseus mit Hilfe der Göttin Athene die Geschenke des Königs der Phaiaken bei seiner Rückkehr auf die Insel versteckte. Homer beschreibt, dass sich im Inneren der Höhle sowohl Tontöpfe mit Wein und Wasser als auch riesige Steinwebstühle befanden, an denen die Nymphen ihre Kleider webten. Es wird vermutet, dass der Begriff der „Steinwebstühle“ eine Allegorie für die reichhaltige Dekoration der Höhle mit Stalaktiten meinen könnte. Die Existenz von Tontöpfen wurde durch archäologische Ausgrabungen bestätigt, bei denen auch Figuren und Inschriften gefunden wurden. Die Höhle hatte laut Homer zwei Eingänge, einen für Menschen und einen für Götter. Es wurden auch tatsächlich zwei Zugänge gefunden, der eine liegt nun vor uns, der andere befand sich am Fuße des Hügels in Strandnähe und ist nicht mehr zugänglich.

Eine Tür mit Vorhängeschloss scheint den Eingang für Besucher zu versperren. Aber bei genauerem Hinsehen, stellen wir fest, dass der Riegel nirgends hineingreift. Die Tür ist nur angelehnt. Wir krabbeln hinein. Ein fester Tampen ermöglicht den tieferen Abstieg in die Höhle, in der es allerdings stockfinster ist. Daher belassen wir es bei einem kurzen Blick hinab mit der Handykamera. Später lesen wir im Internet, dass man hier mal über eine Leiter zehn Meter in die Tiefe steigen und die mit Stalaktiten übersäte „eigentliche“ Höhle der Nymphen erreichen konnte. Archäologische Untersuchungen hatten sich der zweiten Ebene der Höhle (die auch von Homer erwähnt wird) genähert, wurden jedoch vor einigen Jahren plötzlich abgebrochen, sodass heute nur noch der Eingang zur Höhle der Nymphen für Besucher zugänglich ist.

Der Weg führt weiter bergan, vorbei an einer kleinen Kapelle und verschiedenen Ruinen des ehemaligen Insel-Hauptortes „Paleochora“, der vom Mittelalter bis zur venezianischen Zeit seine Blütezeit hatte. In den unsicheren Zeiten des Mittelalters wohnte man weit weg vom Meer in Häusern mit dicken Mauern und kleinen Fenstern, die sich gut verteidigen ließen. Mit den Venezianern wurden die Zeiten sicherer, und die Einwohner zogen nach Perachori und Vathy und gaben ihre alten Häuser auf. Verstreut auf den Hängen und überwuchert von Buschwerk finden sich weitere Ruinen abseits des Weges, wir sehen nur die der alten Kirche. Wenig später erreichen wir das Bergdorf Perachori, in dem es angeblich ein Café mit einem hervorragenden Ausblick geben soll. Schon unterwegs halten wir mehrfach an, um den wunderbaren Ausblick auf Bucht, Meer und Inselwelt in uns aufzunehmen – so schön!

Natürlich ist das Café geschlossen. Es öffnet im Winter tatsächlich nur von 10-13:30 Uhr, also für die griechische „Kaffee- und Wassertradition“. Wir sind wegen des Wetters zu spät dran. Der Rückweg ist dann deutlich weniger spektakulär aber ebenfalls hübsch und führt über Nebenstraßen auf kürzestem Weg zurück zum Ausgangspunkt.

Den restlichen Tag verbringen wir mit Fotos und Bericht – zu unserer großen Freude ist hier die Netzabdeckung sowohl für unsere Handys als auch für unseren Router mit griechischer Datenkarte sehr gut.

Sonntag, 09.11.25 – Vathy/Ithaka – Ankertag – Sturm- und Regentag – Wir bleiben an Bord

Nun ist es dann doch passiert: der Wetterbericht hat Recht behalten und die nächste Regen- und Sturmfront hat uns voll getroffen. Unser Schwesternschiff die Africa bricht Richtung Norden auf, denn sie haben einen Krantermin in Preveza einzuhalten. Vorhergesagt sind Windstärken von (moderaten) 20-24 Knoten. Wir sehen allerdings Böen mit 35 Knoten und fragen uns, ob es sich dabei vielleicht um katabatische Winde, also Fallböen handeln könnte. Von der Crew der „Africa“ erfahren wir aber, dass sie außerhalb der Bucht ebenfalls derartige Böen gemessen haben. Venga! schwoit ordentlich um den Anker, bekommt den Wind mal mehr von Backbord, dann wieder von Steuerbord. Durch ihre Höhe mit dem Decksalon ist sie deutlich windanfällig und krängt auch mal in die eine, mal in die andere Richtung. Zwei andere Boote slippen vor Anker und müssen den Anker neu setzen oder verholen an die Pier. Unser Anker hält. Wir haben bei 3,5 m Wassertiefe etwa 20m Kette draußen. Das Bild auf der AnkerApp schenkt uns Vertrauen für die Nacht. Wir beschäftigen uns mit privatbürokratischen Themen (Rentenantrag für Barbara – zum Jahresende ist der Arbeitsvertrag gekündigt) und Werner klärt technischen Fragen zum Energiemanagement.

Solange wir ausreichend Sonnenstunden haben, sind unsere Batterien eigentlich jeden Nachmittag bei 100%. An Tagen wie heute fällt der Energiepegel dann sukzessive. Nach spätestens drei bis vier Tagen wird es eng und dann wäre es schön, wenn man mit ein bis zwei Motorstunden den Verbrauch eines Tages wieder auffüllen könnte. Das funktioniert aber leider nicht. Der Motor schafft in einer Stunde nur ca. 2% zusätzlicher Batterieladung. Werner versucht herauszufinden, woran das liegt. Dazu muss er erstmal das System der verbauten Aggregate durchschauen. Wir haben eine Lichtmaschine, die 80 Ah Leistung liefern kann. Zu dieser gehört ein Ladebooster, der dafür sorgt, dass die Verbraucherbatterien, die Starterbatterie und die Batteriebank für die Ankerwinsch je nach Bedarf geladen werden. Das war die Grundausstattung des Bootes. Unser Voreigner hat dann eine Solaranlage angebracht und in einem zweiten Schritt erweitert. Diese ist ebenfalls mit verschiedenen Reglern an die Batteriebank angeschlossen. Neben einem nicht angeschlossenen Kabel an der Lichtmaschine, von dem nicht klar ist, was es soll, findet er eine durchgeschmorte Sicherung, liest stundenlang im Internet zu den verbauten Aggregaten und diskutiert via Facetime mit den Söhnen, die Solarerfahrung aus dem WoMo-Ausbau mitbringen. Am liebsten wäre ihm, das ganze System neu aufzubauen und die intelligentesten Aggregate einzusetzen, die der Markt hergibt. Aber das ist natürlich kein Projekt für den Ankerplatz und bedarf ausgiebiger Vorbereitung. Ihr werdet hier lesen, wenn es soweit ist!

Da wir das Boot heute nicht verlassen mögen, zaubert Werner aus den Resten, die der Kühlschrank so hergibt ein Carpaccio aus Rote Bete, Zwiebeln, Mais und Parmesan. Dazu gibt es die aufgebratenen Reste des Kartoffelbreis von gestern mit einem pikanten Topping aus Paprika, Zwiebeln, Tomaten und Schafkäse. Ein kreativer Smutje ist an Bord Gold wert!

Am späten Abend beruhigen sich die Böen soweit, dass auch die Skipperin Schlaf finden kann.

Montag, 10.11.2025 – Vathy/Ithaka Frikes/Ithaka – 8 Seemeilen

Nachdem wir einige Stunden wieder bei annähernder Windstille guten Schlaf fanden, weckte uns unerwarteter „Lärm“ gegen drei Uhr morgens. Der Wind hatte um 180 Grad gedreht, blies mit 20 – 25 Knoten recht kräftig und hatte innerhalb kürzester Zeit eine Welle in der Bucht aufgebaut. Unsere erste Sorge gilt dem Anker, der ja mit Winddrehern um 180 Grad auch schon mal Probleme hatte. Aber er hält. Allerdings liegen wir wegen der langen Kette nun mit dem Heck nur ca. 30 Meter von der Pier entfernt und die dort auftreffenden Wellen werden reflektiert und sorgen auf ihrem Rückweg für das Klatschen unter dem Heck. Zudem schwoit nun auch der Nachbar etwas zu dicht neben uns. Das fällt ihm auch auf und er startet zur Sicherheit seine Maschine. In der Wettervorhersage finden wir kein Modell, das für die Nacht Nordwind ankündigt. Nach eineinhalb Stunden ist der Spuk vorbei. Der Wind schläft wieder ein und dreht zurück auf Süd. Wir finden nochmals ein paar Stunden Schlaf, aber sind morgens trotzdem gerädert.

Ithaka ist eine sagenumwobene Insel. In Homers Erzählungen ist sie die Heimat von Odysseus. Ob sich allerdings die Insel in den Erzählungen mit dieser Insel in Deckung bringen lässt, die ihren Namen nachweislich schon seit dem 5. Jahrhundert vor Christus trägt, ist unter Wissenschaftlern strittig. Die einen glauben, den Palast des Odysseus hier auf der Insel gefunden zu haben, weil sich einige Landschaftsbeschreibungen Homers mit der Umgebung in Deckung bringen lassen. Andere verorten die Insel aus Homers Erzählungen eher auf Lefkada oder Kefalonia. Wir wollen noch etwas mehr von dieser Insel sehen und uns die Ruinen des vermeintlichen Palastes des Odysseus und der Schule des Homer ansehen. Dazu müssen wir weiter in den Norden der Insel. Der heutige Tag scheint uns aber noch in Vathy festhalten zu wollen. Es regnet und gewittert weiterhin.

Werner lässt zudem das Problem mit unserem Energiemanagement nicht los. Der Batteriestand begrüßt uns morgens mit nur noch 65% (50% ist bei unserem Batterietyp schon die Untergrenze, die nicht unterschritten werden sollte). Als zusätzliche Sparmaßnahme schalten wir den Kühlschrank aus. Der Inhalt ist sowieso stark geschrumpft und gekühlte Getränke sind uns im Augenblick nicht wichtig. Werner versucht das Problem weiter einzugrenzen. Unser Trennrelais/Booster sollte eigentlich über verschiedene Leuchtdioden anzeigen, was er tut oder wo es Probleme gibt. Es gibt insgesamt 5 Leuchtdioden – keine leuchtet. Es stellt sich die Frage, ob die mangelnde Spannung beim Laden tatsächlich ein Fehler der Lichtmaschine ist, oder eher dieser „Blackbox“. Als erstes testet Werner, ob er das lose Kabel an der „Blackbox“ anschließen kann, um die Dioden wieder zum Leuchten zu bringen. McGyver ist erfolgreich: drei Dioden leuchten und er kann nun im Internet recherchieren, was ihm die Farben der Dioden sagen wollen und damit den Fehler weiter einkreisen. Das Display zeigt uns bei laufender Maschine jetzt zumindest eine Ladung der Batterien mit knapp 24 Ah an, allerdings immer noch mit nur 13V. Es könnten und sollten bei dem Batterietyp (AGM) 14,4V sein.

Währenddessen schüttet es draußen zur Abwechslung mal wieder wie aus Kübeln. Unser Dinghi verwandelt sich langsam aber sicher in eine Badewanne. In einer Regenpause holen wir den Außenborder wieder an Bord und kippen das Regenwasser aus, damit wir anschließend zum Einkaufen an Land fahren können. An der nahegelegenen Tankstelle besorgen wir Benzin für den Außenborder, der, seit wir mit der Anschaffung eines E-Außenborders gedroht haben, wieder recht zuverlässig funktioniert. Dann folgt ein Abstecher in den Supermarkt zur Aufstockung der Frischvorräte.

Wieder an Bord entscheiden wir kurzfristig doch noch auszulaufen. Der Wind ist zwar fast vollständig eingeschlafen, aber die Batterien freuen sich über Motorfahrt und auch warmes Wasser wird so produziert. Unterwegs holen uns dann doch noch die Regenwolken ein und es gibt einen kurzen aber heftigen Regenguss. Danach schaut die Sonne zwischen den Wolken heraus und zaubert einen schönen Regenbogen. Es steht noch eine stattliche Welle von gestern, die Venga! ordentlich rollen lässt. Sie kommt aus Süden und wir hoffen, dass sie an unserer Zielbucht vorbeiläuft. Unser Ziel heißt Frikes und befindet sich nur acht Seemeilen nördlich.

Im kleinen Hafen liegen nur ein paar Fischerboote. Wir gehen längsseits der Pier an die Mole. Etwas Schwell findet zwar den Weg in den Hafen, aber es ist aushaltbar. Wir brechen umgehend zu einem kleinen Ortsrundgang auf. Der kleine Ort wirkt wie ausgestorben – alle Fenmsterläden geschlossen! Aber dann sehen ein doch noch ein paar Menschen und geparkte Autos. Es scheint also Dauereinwohner zu geben. Aber alle Tavernen, Minimarkt, Bäckerei und Eisdiele sind seit zwei Wochen geschlossen. Wir machen einen Abstecher zur Windmühle oberhalb des Hafens und fangen ein paar hübsche Fotomotive ein. Die untergehende Sonne illuminiert die abziehende Wolkenfront im Osten auf beeindruckende Weise. Nach der Rückkehr folgt der Kontrollblick auf den Batteriestand. 75% sind ok für gut eine Stunde unter Maschine und etwa eine Sonnenstunde. In den nächsten Tagen ist wieder mehr Sonne angekündigt. Da sollten die Batterien step by step wieder zu 100% geladen werden.

Dienstag, 11.11.2025 – Frikes/Ithaka – Hafentag – unterwegs auf Odysseus Spuren

Barbara hat eine Wanderung ab Hafen zu Homers Schule und dem Odysseus Palast geplant. Nach dem Morgenkaffee machen wir uns auf den Weg. Nach zwei (fast) bewegungslosen Tagen tut es richtig gut, wieder zu laufen. Der Weg führt anfangs mit wenig Steigung durch das Tal, das sich im Norden der Insel von Frikes an der Ostküste bis zur Polis Beach an der Westküste zieht. Nach zwei Kilometern biegt der Weg nach Norden ab und die Steigung beginnt. Die Ruinen von Homers Schule und dem Odysseus Palast liegen auf knapp 200m über dem Meer unterhalb des Bergdorfes Exogi. Was es mit diesen Ruinen genau auf sich hat und worum es sich wirklich handelt, ist unter den Wissenschaftlern strittig. Hier auf Ithaka folgt man verständlicherweise der Idee, dass es sich um die Ruinen von Odysseus‘ Palast handelt. Dass es sich um eine Kultstätte für die Verehrung Odysseus‘ handeln könnte, ist das Mindeste. Im benachbarten Dorf „Stavio“ findet man in der Dorfmitte in einem kleinen Park ein Modell des Palastes mit Bezügen zu dem, was man noch heute vor Ort sehen kann, wie ein rundes Loch im Boden, das ein mykenischer Brunnen gewesen sein könnte und den verschiedenen in den Fels eingeschlagenen Treppen. Auch die Irrfahrt des Odysseus durch das Mittelmeer und wichtige Orte zur Odysseus-Mythologie auf Ithaka sind auf großen, kindlich wirkenden Karten dargestellt und eine Büste fehlt natürlich auch nicht. Das Modell ist zumindest sehr hilfreich, sich den Palast vorzustellen, was auch immer er beherbergte. In diesem Jahr wurden noch Fliesen entdeckt, die den Namen Odysseus tragen und zumindest die Verehrung für ihn hier auf der Insel bekräftigen. Die ältesten Fundstücke der Ausgrabungsstelle datieren auf die mykenische Zeit und damit auf das 13. Jahrhundert v.Chr. Deshalb brachte ihr Entdecker Tanasis Papadopoulos den Bau mit dem bei Homer beschriebenen Palast des mythischen Odysseus in Verbindung. Das Modell des rekonstruierten Palastes ist in jedem Fall hilfreich, aus den vorhandenen Resten dieses Gebäude in der Fantasie in den Himmel wachsen zu lassen. Schade, dass die Infotafeln nicht in der Ausgrabung aufgestellt wurden.

Nachdem wir uns die Mythologie des Odysseus in Erinnerung gebracht und einiges über ihn und seine Odyssee gelesen haben, fallen uns sprichwörtliche Verbindungen zur deutschen Sprache auf: Den Begriff „Odyssee“ benutzen wir noch heute für eine lange, von Hindernissen gesäumte Fahrt. Dass das Verb „bezirzen“ (=jemanden charmant verführen/verzaubern) von der Zauberin Kirke (gesprochen Zirze) herrührt, lernen wir erst bei der Lektüre zu Odysseus. Sie hatte (angeblich) ihren Sohn Telegonos mit ihm – sie muss ihn wohl „bezirzt“ haben! Beim Googeln findet die Skipperin noch die Bezeichnung „eines wahren Odysseus“ für jemanden, der ideenreich und diplomatisch agiert und denkt kurz darüber nach Werner statt mit dem Beinamen „McGyver“ künftig mit „Odysseus“ zu betiteln.

Unsere Wanderung ist aber noch lange nicht beendet. Der Weg führt uns weiter hinauf. Erst in den malerisch auf einem Bergrücken gelegenen Ort „Exogi“, der zum einen mit reichlich Kirchen (wir haben 4 gezählt) und deutlich zahlreicheren, zum Verkauf stehenden Ruinen gekennzeichnet ist. Die Gebäude mit den schönsten Lagen und Weitblick in drei Himmelsrichtungen sind bereits weitgehend in neuen Händen und liebevoll restauriert. An der am höchsten Punkt gelegenen Kirche legen wir unsere Mittagsrast ein, bevor wir den letzten Anstieg bis zu den Sendeanlagen auf dem Gipfel in Angriff nehmen.

Von dort geht es auf Trampelpfaden und teilweise recht steil abwärts bis zum Ort „Stavio“, wo wir sogar eine offene Taverne finden, in der man uns ein Kaltgetränk serviert. Nun geht es gemächlich entlang der Straße abwärts und zurück zur Venga!. Komoot hat eine Länge von 13 Kilometern und einen Höhendifferenz von 560m für unsere Wanderung ermittelt – das passt zu dem Gefühl in unseren Beinen. Aber es war richtig schön! Schade nur, dass unsere Solarpaneele am Liegeplatz fast den ganzen Tag im Schatten lagen. Unser Energiepolster schrumpft zusehends. Morgen und übermorgen sind 8-10 Sonnenstunden prognostiziert – das sollte helfen!

Mittwoch, 12.11.2025 – Frikes/Ithaka – Fiskardo/Kefalonia – 9 Seemeilen

So praktisch es ist, im Hafen längsseits der Pier zu liegen und kein Dinghi für den Landgang zu benötigen, das Klatschen von Wellen unter dem Heck ist hier deutlich wahrscheinlicher. Und so wecken uns auch heute morgen, als der Schlaf etwas leichter wird klatschende Wellen. Der Hafen liegt noch komplett im Schatten, unsere Batterien zeigen nur noch 56%, draußen ist es mit gefühlten 14 Grad recht frisch. Werner hat bereits am Abend und offensichtlich auch in der Nacht weiter über unser Energiemanagement nahgedacht und nimmt einige Messungen vor. Danach rückt eine weitere Theorie in den Fokus: unsere AGM-Batterien nähern sich ihrem Lebensende. Das bringt einen ganz neuen Blick auf das gesamte Thema. Ein Tausch der Batterien zu modernen Lithium Batterien steht schon länger auf der Wunschliste, schien aber nicht akut. Nun denken wir konkreter über den Tausch in diesem Winter nach. Mit den Batterien allein ist es aber nicht getan. Auch diverse weitere Komponenten müssen dann getauscht werden – ein umfangreicheres Projekt. Für den Augenblick heißt es erstmal gut haushalten und unnötigen Energieverbrauch abschalten. Beim Laufen kann man ja bekanntlich gut nachdenken und im Wandertempo auch diskutieren. Also machen wir uns auf den in den Nachbarort „Koni“. Aufgrund der „Kälte baut die Skipperin ihre langen Hosenbeine an die Wanderhose und trägt neben Fleecepulli auch Windjacke. Sogar der Skipper zieht zu (natürlich) kurzen Hose mit Fleecejacke noch eine Weste an. Der Weg führt nur seicht bergan, aber als wir aus dem Schatten der Berge in einen sonnigen Abschnitt kommen, beginnen wir umgehend uns zu entblättern. Koni liegt nur ca. vier Kilometer südlich an einer Bucht. Im Sommer platzen Ort und Hafen regelmäßig aus allen Nähten, weil er bei Seglern so beliebt ist. Heute wirkt es hier total verschlafen. Im Gegensatz zu unserem Hafen, scheint hier aber bereits die Sonne herein. Zumindest mit Blick auf unseren Batteriestand hätten wir hier besser gelegen, aber für die Odysseus-Wanderung wären weitere 8 Kilometer on Top gekommen. Auf dem Weg zum Hafen entdecken wir ein kleines geöffnetes Café und gegenüber einem winzigen Supermarkt, in dem wir etwas Gemüse für den Abend einkaufen.

Dann geht es wieder zurück. Als wir das Boot erreichen, fangen die Solarpaneele gerade die ersten Sonnenstrahlen ein. Wir legen ab und es passt uns ausnahmsweise ganz gut, dass der Wind für uns zu schwach zum Segeln weht. So kann die Maschine die Solarpaneele bei der Batteriebeladung unterstützen. Wir umrunden die Nordspitze von Ithaka und können die beeindruckenden, aber sicherlich schon jahrtausendealten Küstenerosionen bestaunen. Sie sind ein Grund dafür, dass Ithaka und Kefalonie einen UNESCO Global Geopark bilden. Gerade hier an der Nordspitze können Kalksteinschichten aus unterschiedlichen Erdepochen an der Oberfläche ausgemacht werden.

Neben den geologischen Besonderheiten berücksichtigt die UNESCO bei der Vergabe dieses Titels aber auch Flora und Fauna sowie Kulturstätten. Hier auf Ithaka gehört der Palast des Odysseus genauso dazu wie die Höhle der Nymphen. Bei der Flora sind die dichten Wälder aus Kermes-Eichen, wilden Oliven und wilden Pistazienbüschen eine Besonderheit und in der Tierwelt werden Seeadler genauso genannt, wie Mönchsrobben, die die Höhlen als Rückzugsorte und zur Aufzucht der Jungen wählen.

Kaum liegt kein Land mehr zwischen uns und dem offenen Meer, rollt Venga! kräftig im langgezogenen Mittelmeerschwell. Die Höhe ist ja immer schwer zu schätzen, aber ein Meter beträgt sie mindestens. Aus dem hochgelegenen Mittelcockpit der Venga! wirkt das zwar beeindruckend, aber nicht bedrohlich. Aus Jentos Cockpit wären Optik und Empfinden ein ganz Anderes!

In Fiskardo ankert bereits ein Katamaran im Hafenbecken – wir tun es ihm gleich. Auch an der Pier gibt es zwar noch „römisch-katholische“ Liegeplätze, aber wir wollen unsere Ruhe im Cockpit und in der Koje. Der Anker hält allerdings erst beim dritten Versuch. Eigentlich ist hier Sand, aber wegen der angesagten Windrichtung müssen wir ihn im rechten Winkel ablandig einfahren und ziehen ihn dabei offensichtlich immer wieder aus dem Sand. Letztlich liegt er auf 5m Tiefe und wir geben 20m Kette und setzen das Reitgewicht, um unseren Schwoikreis zu verkleinern. Nachdem der Ankeralarm gesetzt ist, paddeln wir an Land zu einem kleinen Rundgang durch den hübschen kleinen Hafenort. Leider ist alles geschlossen. Gern würden wir diese Orte auch weniger ausgestorben erleben. Vielleicht kommen wir im Frühjahr nochmals zurück, wenn die Saison startet. So sehen wir uns die römischen Gräber vor Ort an und die Skipperin hängt noch die „Lighthouse-Wanderung“ dran.

Abends zaubert Werner aus dem am Vormittag eingekauften Gemüse eine Kartoffelpfanne mit Blumenkohl, Zwiebeln und der letzten Kabanossi aus den Tiefen unseres Kühlschrankes. Die Nacht ist sternenklar, Venga! liegt nahezu still und über uns leuchtet ein wunderschöner Sternenhimmel.

Donnerstag, 13.11.2025 – Fiskardo/Kefalonia – Ankertag – Wanderung auf dem (modifizierten)  Battery-Trail

Im Rahmen des UNESCO Geoparks sind auf den Inseln Ithaka und Kefalonia auch verschiedene Wandertrails ausgeschildert worden. Hier in Fiskardo gibt es drei verschieden Rundwanderungen. Die kürzeste hat die Skipperin gestern Nachmittag noch absolviert. Für den heutigen Tag steht der „Battery-Trail“ zu einer deutschen Flagstellung aus dem 2. Weltkrieg auf dem Programm, den wir aber mit Hilfe von Komoot etwas modifiziert haben, um möglich viel an der Nordküste entlang wandern und so ggf. eine der Buchten zum Schwimmen nutzen zu können.

Der Weg führt uns anfangs über einen schmalen Pfad durch einen Wald, der überwiegend aus Erdbeerbäumen und Kermeseiche besteht. Der Boden ist übersäht mit den herabgefallenen zierlichen weißen Glockenblüten des Erdbeerbusches. Hin und wieder liegt auch eine leuchtend rote Buscherdbeere dazwischen. Die Natur scheint uns heute lauter kleine Stillleben zu präsentieren.

Unterwegs legen wir an der Dafnoudi Beach einen kleinen Badestop ein. Das Wasser ist unterdessen etwas abgekühlt auf 18,5 Grad. Nach einem strammen Marsch eine willkommene Erfrischung. Wir lassen uns von der Sonne trocknen, denn irgendwie haben wir Badezeug samt Handtüchern vergessen. In dieser einsamen Gegend macht das gar nichts.

Wir folgen weiter dem „North Point Hike“ und gelangen zur Nordwest-Ecke von Kefalonia, auf der sich im 2. Weltkrieg eine Flakstellung befand. Nicht umsonst wurde dieser Punkt gewählt, man hat eine gute Weitsicht über das Meer und nach Lefkada. Für uns der richtige Platz für unser Picknick.

Danach geht es weiter Richtung Süden. Der Weg führt weiterhin durch Wald, der hier aber eher aus Eiche und Wacholder besteht. Zudem wechselt er von einem Trampelpfad zu einem alten Eselsweg. Anfangs liegen große Felsen wie von Riesenhand verstreut im Unterholz, später laufen wir zwischen alten, oft eingefallenen Mauern und kommen immer wieder an Ruinen von Gehöften oder kleinen Dörfern vorbei. Es wirkt so, als sei dieser Teil früher kultiviert und bewirtschaftet worden. Die Markierung ist überwiegend sehr gut. Wir kommen nun auch immer wieder an Pforten, die wir öffnen und hinter uns gewissenhaft wieder schließen. Sie sorgen dafür, dass die Ziegenherden in dem dafür vorgesehenen Bereich bleiben. Das Spiel von Licht und Schatten fesselt uns immer wieder. Mal wird dadurch ein einzelner hübscher Pilz in Szene gesetzt, dann wieder ein Pulk der unzähligen wilden Alpenveilchen. Manchmal wird es fast dunkel und die uns begleitenden Steinwälle sind mit dicken Moospolstern überzogen – würde jemand erzählen, er habe hier Feen und Trolle gesehen, wir würden es (fast) glauben.

Um 14:00 Uhr meldet sich Werners Handy mit einer Erinnerung: Gesellschafterversammlung! So ein Mist, wir haben uns im Tag vertan und dachten, die sei morgen. Zum Glück gibt es an dieser Stelle im Wald recht gute Netzabdeckung und Werner findet ein sonniges Plätzchen. So kann er an der digitalen Gesellschafterversammlung teilnehmen und wird diese sicherlich nie vergessen: im Wald auf einem Stein sitzend, leicht verschwitzt im T-Shirt. Die Skipperin erforscht erst die nähere Umgebung und beobachtet ein paar Eidechsen, bricht dann aber doch alleine auf, denn es dauert…

Um die Zeit bis zum Ende der Videokonferenz zu nutzen, macht sie einen Abstecher vom Weg zur Kirche Agios Spyridon und in den Ort Germenata. Beides befindet sich in griechisch-morbidem Zustand. Vermutlich wegen einer Leckage im Dach, wurde die Kirche mit einer Plane überzogen, die unterdessen allerdings in Fetzen an den Seiten herunterhängt. Betreten kann man sie nicht – abgeschlossen. Aber durch das Fenster der Eingangstür sind die bunten Scheiben der Fenster zu erkennen, die auch bei genauer Betrachtung von außen sichtbar sind. Der Friedhof rundherum besteht aus zum Teil sehr alten Familiengräbern, die mit Gusseisernen Zäunen abgetrennt wurden. Einige der alten Grabdeckel sind eingebrochen. Über einen weiteren Eselsweg ist die allein liegende Kirche mit dem kleinen Ort „Germenata“ verbunden. Offensichtlich wird dieser Weg jedoch wenig benutzt, denn er ist teilweise von umgestürzten Bäumen und herabgefallenen Ästen versperrt. Mit etwas Kletterei, sind aber auch diese Hindernisse zu überwinden. In dem kleinen Ort ist das eine oder andere Haus sogar noch bewohnt, aber es ist offensichtlich, dass die meisten Fenster und Türen seit vielen Jahren nicht geöffnet wurden.

Nach diesem Abstecher geht es auf gleichem Weg zurück bis zum Abzweig nach Fiskardo. Der Skipper hat sich noch nicht bewegt, also beschließt die Skipperin nicht länger zu warten und den Rückweg zur Venga! einzuschlagen. Dazu geht es wieder durch den Wald, der bei nun tiefstehender Sonne vollständig im Schatten liegt. Mit den Geräuschen von aufgescheuchten Vögeln, einer nervösen Ziegenherde und knarzenden Geräuschen der Bäume, bekommt er schon fast etwas Gruseliges – und dann findet sie auch noch einen Fußabdruck eines Urtiers…. Bitte jetzt nicht umknicken oder hinfallen und hier auf Hilfe warten müssen! Zwei Stunden später klingelt das Telefon: der Skipper ist fertig und sucht sich nun den kürzesten Weg zum Hafen – sehr vernünftig. Die Skipperin passiert derweil noch eine Windmühlenruine und eine Höhle, bevor es endgültig bergab nach Fiskardo geht. Das Dinghi wartet brav am Hafen. Ein Blick auf die „wo ist App“ zeigt ihr, dass der Skipper noch ein gutes Stück entfernt ist. So setzt sie alleine über und nutzt die Zeit für eine warme Dusche auf der Badeplattform, bevor heute sie die Fährfrau für den Skipper spielt.

Das war eine lange Tour. Am Ende waren es zwar nur 450 Höhenmeter, aber knapp 16 Kilometer. Der Smutje zaubert einen riesigen Salat – viel mehr geben die Vorräte nicht mehr her. Wir sind beide geschafft und froh, uns heute nicht mehr bewegen zu müssen. Das Sortieren der Bilder und das Schreiben des Berichtes kann ja zum Glück sitzend erfolgen!

Freitag, 14.11.2025 – Fiskardo/Kefalonia – Agia Efimia/Kefalonia – 11 Seemeilen

Nach einer erholsamen Nacht und dem Morgenkaffee samt Tageszeitung starten wir in die weitere Tagesplanung. Wir wollen weiter Richtung Süden. Zum einen, um noch mehr von der Insel kennenzulernen, zum anderen, um unsere Vorräte aufzustocken. So langsam neigen sich auch die Dauervorräte dem Ende entgegen. Nudeln mit Pesto oder Tomatensoße könnten wir zwar noch ein paar Tage essen, aber das wär es auch schon. Wir haben gegoogelt und gehen davon aus, dass der Ort Sami groß genug sein müsste, um mit geöffneten Tavernen und Läden auch im Winter dienen zu können. Nachdem wir den Anker gelichtet haben, laufen wir eine halbe Meile aus der Bucht, bis wir aus dem größten Windschatten heraus sind und etwas Wind wahrnehmen. Wir rollen erstmal nur die Genua aus und laufen mit langsamen 3 Knoten in Richtung Süden. Es steht kaum Welle und wir haben Lust endlich mal unseren Blister auszuprobieren. Bisher war er nur zum Lüften und Trocknen im Hafen oben. Wir befestigen das „Tack-Auge“ am Ankerbeschlag, suchen uns eine viel zu lange (und eigentlich auch zu dicke) Schot aus der Leinen-Backskiste und knoten sie an das Clew-Auge. Nun erstmal die Genua einrollen, damit sich der Spifall nicht mit ihr verdreht (das Problem haben wir auf Jento immer). Dann zieht Werner den Blister im Bergeschlauch hoch und liftet mit den Leinen daran den Schlauch nach oben. Der Blister bläht sich sofort und hat einen imensen Druck, den Barbara nicht aus der Hand halten kann. Anfängerfehler, natürlich muss die Schot um die Winsch geführt werden – aus Schaden wird man (hoffentlich) klug. Venga! nimmt Fahrt auf und steigert sich schnell auf 4-5 Knoten, in den stärkeren Böen auch auf 6 Knoten Fahrt. Leider kommt der Wind zu platt von achtern, daher luven wir etwas an und laufen nun auf Ithaka zu. Nach gut einer Stunde schifften wir den Blister auf die andere Seite. Da wir nur eine Schot angeschlagen haben, müssen wir ihn dazu mittels Bergeschlauch bergen, die Schot auf die andere Seite legen und den Bergeschlauch dann wieder nach oben ziehen. Etwas umständlich, aber es übt im Handling. Werner ist begeistert, wie sehr der Bergeschlauch das bergen des 125 Quadratmeter großen Segels erleichtert und will sofort einen Bergeschlauch für Jento, auf der wir ja schon manchen Kampf mit dem nur 75 Quadratmeter-Segel hatten.

Unterwegs lesen wir die Bewertungen zum kleinen Hafen in Agia Efimia. Die letzte Bewertung stammt von Anfang November von Gerd mit seiner Sunrise, eine Sunbeam 37, den wir in Preveza kennengelernt haben. Er schreibt von offenen Tavernen/Cafés und einem gut sortierten Supermarkt. Bei den aktuellen Winden lägen wir dort sogar noch besser, als in Sami. Also „biegen“ wir vorzeitig ab, bergen den Blister und setzen erneut die Genua. Der Wind schläft immer weiter ein und dreht westlicher, so dass er uns direkt auf die Nase weht. Der Hafen ist nur noch eine Seemeile entfernt, also rollen wir die Genua ein und fahren das letzte Stück wieder unter Motor. Nur wenige Augenblicke dreht der Wind urplötzlich auf 20 Knoten auf. Er fegt als Fallwind über die Insel und wird durch die Berge zu beiden Seiten des Ortes kanalisiert und verstärkt. Aber vor dem Hafen ist der Spuk wieder vorbei. Man kann hier im Hafenbecken ankern, oder an der langen Pier anlegen.  Ein britisches Boot, dass wir schon aus Fiskardo kennen, hat bereits längsseits festgemacht – wir legen uns dahinter und werden vom Wind (nur noch 5-6 Knoten) von der Pier freigedrückt. Entlang der ganzen Pier stehen modern aussehende Strom- und Wassersäulen, an denen man über eine Karte beides freischalten kann. An unserer Säule funktioniert ein Wasserhahn auch ohne Karte. Da können wir also unseren Wassertank mal wieder auffüllen. Das Hafenbüro ist in dieser Jahreszeit nicht besetzt, aber vielleicht bekommen wir irgendwo heraus, ob man eine Karte für Strom kaufen kann. Aber erstmal wird gefrühstückt! Der kleine AB-Supermarkt liegt direkt am Hafen und daneben sogar ein Fleischer, der auch über eine gut sortierte Käsetheke verfügt. Seit langem finden wir mal wieder Gorgonzola – Lachs in Gorgonzolasauce ist eines unserer Boot-Lieblingsgerichte! Wir bevorraten uns und erkunden dann auf einem Rundgang, was der Ort noch zu bieten hat. Dabei finden wir einen Bäcker und diverse Autovermietungen – alle geschlossen. Aber vielleicht kann man über die angegebenen Telefonnummern doch ein Auto bekommen? Wir wollen länger auf der Insel bleiben. Zum einen, weil es noch so viel zu sehen gibt, zum anderen, weil bereits ab Montag wieder schlechtes Wetter vorhergesagt ist. Da wäre es natürlich die Krönung, gäbe es hier auch Strom!

4 Antworten

  1. Gratulation zu deinem tollen Bericht! Nur etwas missfällt mir, das mit Odysseus und Werner. Das ist schon vergeben, an mich. Ich war ja vor kurzem drei Wochen in der Region Kos (allerdings nur Charter, dafür aber 54 Fuß) und habe die etwas abseits gelegenen Fournoi „ entdeckt“, lohnt sich, vor allem das Örtchen, die Buchten sind aber auch grandios

    1. Moin Hans,
      herzlichen Dank für dein Lob! Ich kann dich beruhigen, für mich bleibt Werner mein „McGyver“ – den „Odysseus“ überlasse ich Dir! Vielen Dank auch für den Tipp mit der Region Kos. Spätestens nächsten Jahr im September werden wir uns von den Ionischen Inseln trennen und wahrscheinlich Richtung Kreta segeln. Dann ist die Region Kos auch gar nicht mehr sooo weit entfernt! Heute kommt der nächste Bericht – du bist herzlich eingeladen uns weiterhin auf unserer Reise zu begleiten. Wenn du mir deine Handynummer verrätst, sende ich dir auch gerne immer eine whatapp, wenn der neue Bericht online ist.
      Herzliche Grüße
      Barbara

  2. Es ist Mitte November, die herbstliche Jahreszeit ist nun auch in Griechenland zu spüren und nicht zu übersehen! Die Tautropfen auf dem Salbei, die leichten Nebelfelder auf dem Meer in der Morgenstimmung beim Kaffee, die, wie ausgestorben wirkenden Orte und verlassenen Häfen, die Wind- und Wetterkapriolen spiegeln die Atmosphäre wieder. Eine zum Wohlfühlen, keine Touristenmassen, Ruhe in der Natur und in den Städten, purer Genuss beim Baden auch ohne Badezeug und Zeit miteinander aktiv zu bleiben, -die Welt dreht sich weiter, steht nicht still- wir( ihr) leben so, wie es uns gefällt! Das gefällt mir sehr und ich kann miterleben ( während des Lesens), wie gut es tut! Weiter so!!!
    Der 150 Quadratmeter große Blister ist ein sehr gutes Symbol für die Freiheit, in der ihr lebt!
    Fühlt euch ganz herzlich umarmt von mir!

    1. Liebe Moni,
      Du hast wieder so einfühlsam kommentiert – Vielen lieben Dank! Heute geht es weiter mit dem nächsten Bericht – weiterhin Novemberwetter… Wir wünschen Dir einen entspannten Sonntag!
      Dicke Umarmung von Barbara und Werner

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