Seit Tagen versprechen die Wetteraussichten für die kommenden Tage wenig Gutes – viel Wind, reichlich Regen. In den letzten Wochen haben wir jedoch gelernt, mittelfristigen Vorhersagen nur begrenzt zu trauen. Also bleiben wir gelassen. Zuerst steht schließlich das dänische Vindötreffen in Maarup auf dem Plan – und das wollen wir in vollen Zügen genießen!
Samstag 02.08.2025 – Hafentag in Maarup
Der gestrige Abend war so windstill und schön – heute Morgen ist es leider eher grau in grau. Die gestrigen Abendwolken kündigten es bereits an. Schon beim Morgenkaffee gibt es die ersten Fachgespräche unter Vindöseglern. Wir nutzen den Tag zum Bootskiek auf einer Vindö 995, die Anfang der 1990 Jahre komplett aus GFK gebaut wurde. Sie verfügt über mehrere Vindömerkmale, unterscheidet sich aber auch deutlich von den älteren Modellen. Insbesondere das innere Layout mit dem WC neben dem Niedergang an Backbord ist für uns neu. Auch Schwalbennester (Ausbuchtungen zum Verstauen von Dingen) im Cockpit sind auf Vindös eher die Ausnahme. Auch wenn sie über die für Vindös typische herzförmige Form des Spiegels verfügt, so ist das Heck hier konvex, also nach hinten auskragend geformt. Normalerweise verfügen die Vindös über ein konkav ausgeformtes Heck. Außerdem liegt die frisch sanierte V50 „Marco Polo“ aus Kolding hinter uns. Die müssen wir uns natürlich auch noch ansehen. Das Eignerpaar hat mit fachkundiger Unterstützung in 2 Jahren Arbeit einen kompletten Refit des Bootes gestemmt. Dabei war das Oberdeck das Hauptproblem, denn es war Feuchtigkeit eingedrungen und das Trägermaterial war nicht mehr tragfähig. So musste nicht nur das Teak, sondern auch das darunter befindliche Bootsbauersperrholz und der innenliegende Salonhimmel erneuert werden. Nur die Sparren konnten bleiben. Jetzt ist alles wieder wunderschön und von der ganzen Arbeit nichts mehr zu sehen.





Am Nachmittag radeln wir für Fika und Einkauf in den zwei Kilometer entfernten Ort. Abends kommt der angekündigte Regen pünktlich auf die Minute und wir sind froh, dass Anders den regionalen Gastronomen dazu überreden konnte, uns ein Essen im Clubhaus zu servieren. Für 210 DKR bekommen wir einen Teller mit warmgeräuchertem Lachs, Samsø Kartoffeln und Salatbeilage sowie einen halben Liter Bier. Im Anschluss können wir so unsere eigenen Getränke verzehren. Bei interessanten Gesprächen und gemeinsamem Singen vergeht der Abend wie im Flug und als die Koje ruft, ist es schon nach Mitternacht. Der Wind pfeift bereits im Rigg und der Regen trommelt auf das Kajütdach. Dänischer Sommer!


Sonntag, 03.08.25 – Hafentag Maarup
Bereits gestern war klar, dass die meisten Vindös noch einen weiteren Tag bleiben. Der Wind legt ordentlich zu, es bläst mit 20-31 Knoten aus West und nur wenige Boote verlassen den Hafen. Wir brechen zu einer kleinen Wanderung entlang der Küste Richtung Norden auf. Der Weg führt am Strand entlang und bei höherem Wasserstand sind einige Teilstücke nicht passierbar. Aber wir haben Glück. Allerdings fordert das Laufen auf den großen Steinen recht viel Konzentration, sodass weniger Zeit für den Blick in die Natur bleibt. Das ändert sich, als wir ins Inselinnere abbiegen und die Steilküste erklimmen. Leider kommt ausgerechnet jetzt Regen auf und verschlechtert die Sicht. Vorbei an der Nordby Kirke führt uns der Weg zurück zum Ort Maarup. Dabei passieren wir eine kleine Galerie, die geöffnet hat. Die Künstlerin ist da und wir kommen ins Gespräch. Sie spricht sehr gut Deutsch, mit leicht bayerischem Einschlag. Wie sie auf Nachfrage erklärt, liegt das daran, dass sie 25 Jahre in München gelebt hat. Sie gestaltet in unterschiedlichen Techniken Bilder und Betonschalen mit pastell- und erdfarbenen Grundtönen, auf die sie feine grafische Muster aufbringt. Die „ordentliche“ Linienführung zeigt, dass sie eine sehr ruhige Hand haben muss. Sie kann sich nicht erklären, woher diese Muster kommen: „seit 10 Jahren fließen sie mir aus der Hand“, berichtet sie uns.













In Maarup gilt unser Besuch einem Hofladen, der gestern geschlossen hatte. Hier auf Samsø werden viele Naturflächen von Schafen und Rindern „gepflegt“. Der Maaruper Dorfladen bietet die Produkte aus dieser Tierhaltung an. Gerade sind wir bei unserer Wanderung an einer dieser Flächen vorbeigekommen, auf denen Gotland Schafe weideten. Sie zeichnen sich durch ihr lockiges Fell aus und sind an den gedrehten Hörnern gut zu erkennen. Für die Naturpflege eignen sich diese Schafe insbesondere, weil sie gern die jungen Triebe der Kartoffelrose fressen. Die Kartoffelrose ist eine invasive Pflanze, nicht nur hier in Dänemark. Sie wurde um 1800 als Zierpflanze nach Europa eingeführt und vermehrt sich hier ungebremst. Auf Samsø werden die Rosen im Frühjahr erst gemäht und dann von den Gotland Schafen am Wachstum gehindert.
Wir erwerben Lammkoteletts, Rinderhack, Rindersalami und Frankfurter Würstchen (ebenfalls vom Rind). Da alles tiefgefroren ist, sollte es sich ein paar Tage im Kühlschrank halten und wir haben für die nächste Woche lauter regionale Leckereien auf dem Tisch!
Nach dem Abendessen trifft sich die Vindö-Community erneut im Seglerheim für einen entspannt gemütlichen Abend.
Montag, 04.08.2025 – Maarup – Marselisborg/Aarhus – 23 Seemeilen
Noch bevor wir die Augen aufmachen, beginnt die Abreise der Vindös. Nachdem wir uns aus der Koje geschält und zumindest einen verschlafenen Abschiedsgruß gerufen und gewinkt haben, gibt’s bei uns erstmal Kaffee. Der Wind soll heute mäßiger wehen, anfangs eher nordwestlich, später auf Südwest drehend. Da die meisten Vindös nach Südwesten wollen, brechen sie früh auf. Wir haben noch zwei Wochen Zeit und daher wollen wir erstmal nach Aarhus, das nordwestlich von Samsø liegt. So treibt uns nichts. Trotzdem legen auch wir dann schon um acht Uhr ab. Es weht ziemlich genau aus West und wir können Aarhus knapp anliegen. Unterwegs begegnet uns die Shamrock von unserem ehemaligen Bootsbauer Rolli – unterdessen unter neuen Eignern. Als wir uns dem Festland nähern, schwächelt der Wind kurz, sodass die Maschine helfen muss, aber schon wenig später frischt er wieder auf. Die Skyline von Aarhus konnten wir bereits von Samsø sehen. Besonders das höchste Gebäude am Hafen, das „Aarhus Øje“ mit seinen 44 Stockwerken ist weithin sichtbar. Wir bergen die Segel vor dieser Skyline und laufen in den Stadthafen ein. Er ist wirklich nicht klein, aber einen freien Platz sehen wir nicht. Da wir gerne die Fahrräder an Land bringen wollen und mindestens einen weiteren Tag hier einplanen, haben wir wenig Lust auf einen Platz im Päckchen oder andere „Notplätze“. Hinter uns strömt es zudem in den Hafen. Wir entscheiden uns schnell und laufen wieder aus, um südlich der Stadt die Marina Marselisborg anzusteuern. Das bedeutet zwar vier Seemeilen unter Maschine, aber noch könnte es dort Plätze geben, denn auf dem Plotter sehen wir, dass alle Boote den Stadthafen ansteuern. Wir haben tatsächlich Glück und ergattern einen der letzten regulären Plätze in der Marina und liegen nun gut geschützt vor dem für heute Nacht und morgen angekündigten Sturm.




Schon seit über einer Woche beobachten wir aufmerksam die Windvorhersage, denn es sind sehr hohe Windgeschwindigkeiten prognostiziert. Der Jetstream entfesselt einen sogenannten „Bombenzyklon“ über der Nordsee, dessen Ausläufer auch an der dänischen Ostküste für sehr starke Winde sorgen soll. Natürlich ist die Marschrichtung eines solchen Wettersystems nicht exakt vorherzusehen und so verändern sich auch die Aussagen für die Ostsee laufend. Aber die Seglergemeinschaft ist sich in ihrem Verhalten einig: alle Suchen Schutz und zwar möglichst in Häfen, die in Lee liegen, ihre Hafeneinfahrt also zur windabgewandten Seite haben. Daher ist es nun auch hier in Aarhus derart voll.



Nach dem Frühstück packen wir die Räder aus und fahren schon mal in die Stadt. Uns interessiert, wie sich der Stadthafen den großen Ansturm an Booten verstaut hat. Wie nicht anders zu erwarten haben sich diverse Bootspäckchen gebildet – wir sind froh uns umentschieden zu haben!



Beim örtlichen Fischhändler können wir dem Dorschfilet nicht widerstehen – das Lamm muss warten…
Dienstag, 05.08.2025 – Aarhus – Hafentag
Bei uns im Hafen merken wir tatsächlich nicht so viel vom Wind, aber als wir mit den Fahrrädern zu unserer Rundtour starten, sieht das streckenweise schon ganz anders aus. Auch ist leider deutlich mehr Regen im Gepäck, als vorhergesagt. 11 Stunden Sonne in der Wettervorhersage haben Werner dazu verleitet, auf die Regenjacke zu verzichten. Den ersten kleinen Schauer bekommen wir schon in der direkten Nachbarschaft im Schlossgarten von Marselisborg ab. Dort gibt es einen Forstbotanischen Garten mit wunderschönen alten Bäumen, die den meisten Regen abhalten. Das Schloss ist leider im August nicht zu besichtigen, weil in diesem Monat Teile der königlichen Familie hier Urlaub machen. Weiter geht es zur „Unendlichen Brücke“ am Strand. Es handelt sich dabei um eine im Kreis verlaufende Brücke. Von hier haben wir erneut einen guten Blick auf die zweitgrößte Stadt Dänemarks.















Nun geht es genau dort ins Zentrum. Den ersten Stopp legen wir bei der Streetfood Halle ein.




Dann geht es weiter auf das Dach des Kaufhauses Salling. Bereits 1906 begann die Geschichte des Kaufhauses in Aarhus mit der Gründung eines Textilwarengeschäftes durch Ferdinand Salling. Heute steht hier im Zentrum ein Warenhaus mit 22.000 Quadratmeter Fläche. 110 Jahre nach der Firmengründung wurden Pläne für eine Nutzung des Daches entwickelt. Bereits 2017 war die Eröffnung. Heute finden sich auf dem Dach neben verschiedenen Lokalen, einer Eventbühne und zwei Aussichtsplattformen ein 1.400 Quadratmeter großer Dachgarten mit fantasievollen Bänken und Kunstinstallationen. Man hat einen wunderbaren Ausblick über die Innenstadt und den Hafen. Uns empfängt leider auch hier oben: Regen. Trotzdem genießen wir die Aussicht und entdecken von oben einige der Streetart Kunstwerke von 2024.








Im letzten Jahr wurden in der Stadt zu den 17 Nachhaltigkeit Zielen der Vereinten Nationen von internationalen Künstlern an 17 Hausgiebeln oder Hallen großflächige Kunstwerke gestaltet. Einige davon liegen heute auf unserem Weg. Wen es interessiert, hier gibt es weitere Informationen: https://aarhusinside.dk/de/17-walls-street-art/









Ein weiteres Ziel unserer Fahrradrunde ist Aarhus Ø, auch bekannt als der Südhafen von Aarhus. Hier ist ein modernes Stadtviertel mit innovativer Architektur auf dem ehemaligen Hafengelände entstanden. Neben wassernahem (sicherlich teurem) Wohnen, gibt es Spazierwege, Restaurants, lange Piers zum Baden und Angeln und sogar eine Wasserskianlage. Auf der Spitze dieser Insel steht das hohe Gebäude „Aarhus Øje“, auf dessen Aussichtsplattform wir mit einer rasanten Fahrstuhlfahrt und ein paar Treppenstufen gelangen. Schon zwischen den Gebäuden pfeift der Wind ganz ordentlich, aber hier oben erst recht. Der Preis war mit 129 DKR pro Person nicht ganz billig, aber der Ausblick ist sagenhaft. Nachdem wir von der Aussichtsplattform in alle Richtungen geblickt haben, gönnen wir uns im Restaurant mit bodentiefen Fenstern noch ein (alkoholfreies) Bier und beobachten einlaufende Frachter und Fähren, auslaufende Schlepper und Lotsenboote und Hafenmanöver derselben mit großen Frachtern. Auch die vorbeiziehenden Regenwolken sehen von hier oben eher hübsch aus. Nachdem wir uns sattgesehen haben, geht es in Rauschefahrt wieder abwärts. Im Keller kann man sich noch ein kleines Museum ansehen und in einem Film erfahren, was man in welcher Richtung von oben sehen kann (daher macht es Sinn erst ins Museum zu gehen…). Im Foyer steht zudem ein Modell des Gebäudes, bei dem deutlich wird, wie tief in den Grund die Betonanker reichen.

















Als wir das Gebäude verlassen und nun quer zum Wind an den Häuserfronten vorbeifahren, bläst es so mächtig von der Seite, dass Gefahr besteht, vom Rad geweht zu werden. Da Barbaras Wunden gerade verheilt sind, steigt sie lieber ab… Natürlich fängt es just in diesem Moment auch wieder an zu regnen und wir flüchten uns in eines der kleinen Lokale an der Südseite der Insel. Hier gibt es nun auch endlich eine Fika: Für Werner eine kleine Käseplatte mit Bier und für Barbara „Chokoladekæge med Flødeskum“ samt Capucchino. Die Bedienung ist begeistert, dass Barbara fast perfekt auf Dänisch bestellt!









Auf dem Rückweg teilen wir uns auf. Werner geht Einkaufen und Barbara will noch einmal versuchen, in die Kathedrale zu kommen, was ihr leider nicht gelingt – zu spät!




Abends zaubert Werner aus dem Rinderhack die Füllung für unsere Wraps – Gruß an die Kinder, von denen wir dieses Gericht übernommen haben!
Mittwoch, 06.08.2025 – Marselisborg/Aarhus – Hov – 15 Seemeilen
Heute weht der Wind aus Westen, was es uns ermöglicht, entspannt nach Süden zu segeln. Es soll zwar noch ziemlich blasen (20-28 Knoten), aber wir denken, unter der Küste und mit entsprechend gerefften Segeln sollte das gehen. Da der Wind im Verlauf des Tages tendenziell eher zunehmen soll, starten wir wieder (relativ) früh. In der Bucht vor der Marina ist es recht geschützt, unsere Windanzeige misst nur 11-16 Knoten. Wir nehmen das Groß trotzdem ins 2. Reff – Ausreffen kann man ja immer noch. Auch die Genua wird bis zur zweiten Reffmarkierung eingerollt. Aber damit dümpeln wir nur mit 4,5 Knoten vor uns hin. Wir wissen ja nun, dass Jento deutlich schneller sein kann. Also rollen wir die Genua Stück für Stück aus und dann sehen wir auch sogar die 7 Knoten auf der Logge. Leider liegen vor der Küste Unmengen an Fischernetzen. Ständig taucht so eine kleine Fahne vor uns auf und wir suchen verzweifelt nach Nummer 2. Das ist nervig und so gehen wir etwas weiter raus – und schon erreicht uns die volle Wucht des Windes. Schnell pendelt er sich bei 21 Knoten ein und die Böen gehen auch gern über 25 hinaus. Also rollen wir die Genua wieder ein und bleiben weiterhin wachsam bezüglich Fischereibojen. Unsere Spur auf dem Plotter ist am Ende ziemlich „krakelig“. Besonders ärgerlich ist, dass man sich nicht auf die in der Karte verzeichneten Fischereigebiete verlassen kann. Kurz vor der Zufahrt nach Hov bergen wir die Segel und laufen die letzte halbe Meile in flachen Gewässern unter Maschine. In Hov finden wir kurz hinter der Hafeneinfahrt an einer neu geschaffenen Steganlage einen schönen Platz. Unsere niederländische Platznachbarin kommt angelaufen, um uns darüber zu informieren, dass es an dieser Stelle recht flach sei, da die Wasserstände gerne um 60cm schwanken können. Aktuell zeigt unser Echolot 2,5 Meter an – da sind wir mit unseren 1,60m Tiefgang auch bei Niedrigwasser noch gut aufgehoben.





Bisher hatten wir Sonne und das soll auch noch ein paar Stunden so bleiben. Also gibt es erstmal ein Frühstück und dann eine Wohneinheit im sonnigen Cockpit. Mit einsetzendem Regen verziehen wir uns unter Deck und kümmern uns um unsere Fotos und diesen Bericht.
Donnerstag, 07.08.2025 – Hov – Endelave – 15 Seemeilen
Der Wind hat sich beruhigt, wir hatten eine entspannte Nacht. Aber kalt ist es geworden. Das Thermometer zeigt nur noch 16 Grad Luft und 15 Grad Wassertemperatur an. Der Himmel ist bedeckt, die Sicht mäßig. Der Wind hat südlich gedreht auf Südwest mit der Tendenz auf mehr Südeinschlag. Wir wollen nach Süden. Heute allerdings nur bis zur Insel Endelave und unterwegs liegen einige Flachs. Wir laufen unter Maschine durch die Rinne vor Hov und setzen dann die Segel. Bei 12-15 Knoten Wind und einem „hoch-am-Wind-Kurs“, binden wir das erste Reff ins Groß und fahren die Genua in voller Größe. Jento läuft wieder gut, aber direkt können wir Endelave nicht anliegen. Die östliche Rinne passt perfekt zu unserem Kurs und so kommen wir mit nur drei Kreuzschlägen bis kurz vor den Hafen von Endelave. Unterwegs sehen wir einen Segler, der auf eines der Flachs aufgelaufen ist – das SAR-Boot ist bereits im „Anflug“. Mit 20 Knoten Geschwindigkeit kommt es aus Julesminde angeprescht. Anscheinend ist sogar eine Person im Wasser. Durch das Fernglas können wir den gelben Schwimmkörper einer Schwimmweste ausmachen. Wir können nicht helfen, für uns ist es dort viel zu flach! Und zudem ist das SAR-Boot schneller vor Ort als wir es sein könnten.




Wir warten noch das Ablegen der Mittags-Fähre ab und fahren dann in den fast leeren Hafen. Nach dem Festmachen beobachten wir die Rettungsaktion draußen. Wenig später läuft das SAR-Rib samt Havaristen im Hafen ein. Es handelt sich um ein Warship 725. Das Gerücht macht die Runde, das Ruder sei beschädigt, Mann über Bord… Später erfahren wir, dass es sich ganz einfach um einen Navigationsfehler handelte. Die Besatzung hatte sich vor dem Auslaufen aus Endelave kein Bild von den Untiefen rund um die Insel gemacht und als sie sich fragten, warum die Wellen vor ihnen brechen, saßen sie schon auf dem Flach. Die Person im Wasser versuchte, das Boot vom Flach zu schieben, was aber gegen Wind und Welle nicht gelang – SAR musste helfen…



Wir frühstücken erst einmal und gönnen uns dann eine Wohneinheit bei vorsichtig aufreißendem Himmel – sogar etwas Sonne schafft es ins Cockpit.
Nachmittags brechen wir zu einem kleinen Spaziergang auf der Kanincheninsel Endelave auf. Tatsächlich trägt die Insel diesen Beinamen, weil es hier außerordentlich viele Kaninchen gibt – sie haben einfach kaum natürliche Feinde. Überhand scheint die Population allerdings nicht zu nehmen, da Krankheiten immer wieder dafür sorgen, dass die Population einigermaßen stabil bleibt. Direkt am Hafen beginnen dann auch drei verschiedene Kaninchen-Wanderwege, doch uns zieht es erstmal in den Ort, an dessen Rand wir ein kleines Garten Café mit angegliedertem Heilkräutergarten entdecken. Hier gibt es selbstgemachte „Træstammer“ und Kaffee. „Træstammer“ sind die dänische Variante der Rumkugel, nur als Rolle geformt, mit Marzipan umhüllt und an den Enden in Kuvertüre getaucht – also richtig mächtig! Danach braucht Barbara Bewegung und bricht zu einer halben Inselumrundung auf. Der Weg führt immer entlang der Küste mit Ausblicken nach Æbelø, Fünen und zum Festland. Es geht vorbei an Getreidefeldern, Steinstrand, Wiesenflughafen und Vogelsee. Die Landschaft bringt einen zum Entschleunigen. Aus einem anfänglich flotten Marsch wird so mit der Zeit ein verträumtes Bummeln. Werner hat sich unterdessen um das Abendessen gekümmert und serviert kurz nach Barbaras Rückkehr Lammkottelets mit Samsø Kartoffeln, Brokkoli und geschmorten Zwiebel-Paprika – ein Gedicht!























Der Hafen hat sich im Laufe des Nachmittags noch ordentlich gefüllt. Neben uns liegt eine junge Familie aus Flensburg mit der „Lara“, dem ehemaligen Boot von Clubkamerad Ove. Es gibt einen Schnack von Cockpit zu Cockpit und rundum Einiges zu beobachten. Neben vielen deutschen und dänischen Booten, haben auch Norweger, Schweden und Niederländer heute den Weg nach Endelave gefunden und man hört eine muntere Mischung verschiedener Sprachen.


Freitag, 08.08.2025 – Endelave Hafentag
Morgens begrüßt uns die Sonne zum Kaffee im Cockpit. Wir wollen hier die Gelegenheit nutzen und kostenfrei unsere Bettwäsche waschen. Es ist erstaunlich. Endelave hat mit 175 DKR die bisher niedrigste Hafengebühr und verlangt weder für Strom, Duschen oder Waschmaschine und Trockner Zusatzgebühr. Allerdings handelt es sich bei den Maschinen um normale Haushaltsmaschinen mit entsprechend zeitintensiven Programmen. Es wird mindestens bis zum frühen Nachmittag dauern, bis unsere Wäsche gewaschen und getrocknet ist. Da hier recht guter Handyempfang besteht, nutzen wir die Zeit, um uns schon mal um den Bericht und die Bearbeitung der Fotos zu kümmern – zumal just jetzt eine zweistündige Wetterstörung mit Regen durchzieht (dänischer Sommer). Statt auf den Trockner zu warten, spannen wir eine Wäscheleine auf Jentos Steuerbordseite und trocknen bei Wind und Sonne die Wäsche.

Unterdessen ist die Malwine mit Kathrin und Andreas an Bord eingelaufen – Bekannte aus dem Club Nautic in Schausende. Also beschließen wir, hier zu bleiben und erst morgen weiterzufahren.
Nachmittags brechen wir bei erneutem Sonnenschein auf zu einer Wanderung zur Nordostspitze Endelaves. Anfangs führt der Fahrweg recht unspektakulär durch flaches Gelände mit Feuchtwiesen. Dann aber wird es landschaftlich hübsch und abwechslungsreich mit Wald-, Heide- und Steppenlandschaft. Auf der windabgewandten Seite finden wir einen sandigen Abschnitt für unsere Fika-Rast und ein Bad in der doch wieder recht frischen Ostsee, bevor es zurück geht. Wir kommen an einem Hinweisschild zu „Ranes Borg“ vorbei und schauen, was sich dahinter verbirgt. Wir können in der Heidelandschaft nicht viel von dem 16×16 Meter großen Viereck aus großen Steinen erkennen, dessen Entstehung ein Rätsel ist. Vielleicht handelt es sich um eine Verteidigungsanlage, einen Aussichtsposten, die Reste einer königlichen Jagdhütte oder nur einer Umfriedung für Tiere. Spektakulär geht jedenfalls anders…




















Zurück im Inselort schauen wir noch beim winzigen Kaufmann vorbei und kaufen ein paar Kleinigkeiten, bevor es an Bord geht. Gut 15 Kilometer umfasste diese Wanderung – jetzt haben wir uns das Abendessen redlich verdient. Während Werner sich um die Zubereitung kümmert, darf Barbara die Betten wieder beziehen. Diese Arbeit gehört schon an Land nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen, die Enge an Bord macht das nicht besser.
Abends geht es zur Malwine an Bord auf Schnack und Spiel – mal wieder ein sehr schöner Abend. Danke an Kathrin und Andreas!
Eine Antwort
Ihr Lieben!
DANKE für die tolle Sonntagszeitung – auch wenn ich heute erst Zeit zum Lesen fand:-)
Das Fernweh packt mich bei diesen tollen Bildern und Ausführungen!!! Bin schon wieder gespannt, was es nächsten Sonntag zu lesen gibt!!
Alles Liebe Manuela