Uns erreichte die Empfehlung eines Clubkollegen, auf dem Weg zu den Ålands unbedingt einen Stopp auf Arholma einzulegen. Empfehlungen folgen wir immer gerne, also geht es heute im Schärengürtel weiter Richtung Norden, erstmals mit dem Dingi (kleines Beiboot) im Schlepptau.
Donnerstag, 13.06.2024 – Norra Gränholmsviken – Mooringboje Tjorkö – 29 Seemeilen
Morgens ist es wieder kalt, 11°C, wie die Wassertemperatur, also darf die Dieselheizung arbeiten. Die Morgensonne schafft es nicht an unseren Liegeplatz, die Bäume sind zu hoch – also suchen wir uns mit dem Kaffee einen Platz an Land in der Sonne. Unterwegs entdecken wir einige Hütten, die der Segelverein, dem die Steganlage gehört, gebaut hat. Neben kleinen Cabins mit Stockbetten, gibt es Toiletten (Plumpsklo – nicht so einladend…), eine Sauna mit Badesteg (traumhaft), eine Aufenthaltshütte mit Spielen und Kisten mit diversem Equipment für Outdooraktivitäten. Von Sandspielzeug über verschiedene Paddel bis hin zu Kettlebells für’s Outdoor-Workout ist alles vorhanden. Dazu gibt es Feuerholz für die Sauna, Grillplätze und Picknicktische an verschiedenen idyllischen Orten.




Nach dem obligatorischen Abwasch legen wir ab. Der Wind weht noch sehr schwach mit 5-8 Knoten aus Süd und so „motoren“ wir das erste Stück. „Eigentlich“ war für heute kein Regen und schon gar kein Gewitter vorhergesagt, aber über dem Festland braut sich wieder etwas zusammen. So steigen wir zur Sicherheit in die Regenklamotten – uns erreicht nur leichter Nieselregen, die Gewitter ziehen an uns vorbei. Unsere Route schlängelt sich durch die Schären, teilweise platt vorm Wind, teilweise raumschots. So müssen wir die Segelstellung immer wieder verändern und rollen teilweise die Genua ein, weil sie nur schlägt und kaum Vortrieb bringt. Wir kommen vorbei an schwimmenden Tankstellen und riesigen Ferienhäusern mit beeindruckenden Steganlagen. Hier scheint Platz für mindestens ein Boot pro Familienmitglied zu sein!


Nach knapp 7 Stunden laufen wir in eine Bucht an der Nordseite der Insel Tjorkö ein. Hier kann man ankern, am Fels mit Heckanker anlegen, oder an einer Mooringboje des „Schwedischen Kreuzerclubs“ festmachen. Als stolze Besitzer der entsprechenden Flagge, nutzen wir letztere Gelegenheit. Am Abend läuft eine schwedische Yacht zielstrebig auf die Boje zu und wir haben beide den Eindruck, dass sie „eigentlich“ an die Boje möchte und dann aber unsere Flagge sieht und (enttäuscht?) abdreht: diese Deutschen dürfen dort liegen!


Leider verkriecht sich die Abendsonne hinter Wolken und der Wind weht weiter – es wird schnell kalt. Daher verziehen wir uns schnell unter Deck. In dieser Nacht schlafen wir beide tief und fest – keine Sorge um einen Anker, der vielleicht nicht hält…
Freitag, 14.06.2024 – Tjorkö – Arholma Ahlmannsviken – 7 Seemeilen
Morgens schlief der Wind komplett ein und wir werden davon geweckt, dass Jento auf die Mooringboje treibt und diese leise am Rumpf „anklopft“. Die Sonne scheint und lädt zum Morgenkaffee im Cockpit ein. Man könnte auch von hier zu den Ålands segeln, aber wegen der „Arholma-Empfehlung“, geht es heute unter Genua (und später Maschine) ein kleines Stück weiter bis dorthin. In der „Ahlmannsviken“ gibt es eine Steganlage, an der man mit dem Bug voran und unter Heckanker anlegen kann. Als der Steg in Sicht kommt, liegt dort bereits eine schwedische Yacht – längsseits – dann machen wir das auch! Hier bezahlen wir über ein App die Liegegebühr von 150 SKR. An Land gibt es mehrere Picknickplätze, ein Toilettenhäuschen (Plumpsklo) und eine Müllabgabemöglichkeit. Es ist wieder sehr friedlich und idyllisch. Wir machen einen Spaziergang zum Ort, um etwas einzukaufen. Auf der Insel gibt es nur Schotterstraßen und Autos sehen wir auch keine. Am Kaufmann, wo auch die Fähre anlegt, gibt es einen Parkplatz mit Fahrrädern, (Anhänger-) Karren und Quads – die Transport- und Fortbewegungsmittel auf der Insel! Der kleine Kaufmann ist erstaunlich gut sortiert und es gibt EIS! Das wird direkt vor dem Laden in der Sonne genossen, bevor es mit den Einkäufen zurück zum Boot geht.





Leider ist Werners Bein sehr stark geschwollen und schmerzt. Er braucht Schonung im Cockpit während Barbara noch einen Spaziergang vor dem Abendessen zur Kirche und zum Leuchtfeuer absolviert. Dabei trifft sie auf der Kirchentreppe auf eine schwarze Kreuzotter, die sich sonnt. Vor den Schritten aufgeschreckt, will sie sich in einer Ritze der Treppenstufen verkriechen, schafft es aber nicht, weil sie einfach zu dick ist. Sie züngelt und zischt ganz ordentlich und scheint gestresst, weshalb Barbara lieber seitlich über einen Felsen zur Kirche hinaufkraxelt und der Schlange die Treppe überlässt. Auf dem Rückweg wird noch ein Strauß Wiesenblumen am Straßenrand gepflückt, die sehen einfach so wunderschön aus!








Zum Abendessen zaubert Werner gebratenen Lachs mit Zucchini-Zwiebelgemüse und Kartoffelmus – optisch und geschmacklich ein Gedicht!

Auf einem weiteren (Abend-) Spaziergang geht es durch Wiesen und vorbei an hübschen Häusern und Gärten auf die Ostseite der Insel. Auch dort gibt es einen Gästesteg für Yachten und sogar mit einer Sauna, die man sich buchen kann. Wenn also die Windverhältnisse passen und man gern sauniert, sei dieser Platz empfohlen. In jedem Fall war es ein guter Tipp, in Arholma einen Stopp einzulegen – Danke Georg!
Samstag, 15.06.2024 Arholma-Ahlmannsviken – Mariehamn (Ålands) – 38 Seemeilen
Es ist Südwind vorhergesagt, morgens noch etwas schwach, im Laufe des Tages zunehmend. Wir verzurren das Dingi auf dem Vorschiff, weil wir es nicht die ganze Strecke schleppen wollen. Das klappt erstaunlich gut – das Vorschiff ist noch gut erreichbar, nur die Luken im Vorschiff und im „Bad“ lassen sich nun nicht mehr öffnen. Aber die sind auf See sowieso immer geschlossen. Heute ist hervorragende Sicht und so verschwinden die schwedischen Schären erst nach 15 Seemeilen aus unserem Blick und wenig später tauchen vor dem Bug schon die ersten Schären der Ålands auf. Wir segeln überwiegend mit Halbwindkurs unter Groß und Genua und Jento läuft beständig zwischen 5,8 und 6,8 Knoten. Geschwindigkeiten über 6 Knoten waren in der Vergangenheit immer die Ausnahme und wir vermuten, dass der neue Propeller, der seine Propellerblätter beim Segeln aus der Strömung dreht, für dieses Plus an Geschwindigkeit verantwortlich ist. Unser Festpropeller hat da wohl in den letzten Jahren doch eher als Bremse gewirkt…


Auch wenn es heute komplett sonnig ist, ist es im Wind gemein kalt, weshalb wir uns beide unter die Sprayhood verkrümeln und den Autopiloten arbeiten lassen. Eigentlich wollen wir nach Kobba Klintar, aber als wir wieder Netzempfang haben und den Wetterbericht prüfen, entscheiden wir uns um. Im Revierführer wird der Hafen von Kobba Klintar nur als „Schönwetterhafen“ empfohlen und heute Nacht soll es mit 20 Knoten wehen… Daher ändern wir den Kurs und steuern den Osthafen von Mariehamn an. Dabei kommen wir mal wieder einer Fähre ziemlich nah. Da segelt man 7 Stunden ohne nennenswerte Begegnungen und dann trifft man auf die Minute an einem Fahrwasser ein, durch das sich gerade zwei Fähren ihren Weg suchen – schon verrückt!
Das Fahrwasser schlängelt sich nun durch Schären und Felsen aus auffällig rotem Granit. Das Wasser ist ruhig und so gibt es einen warmen Gruß aus der Pantry (Reste von gestern als „Piratenpfanne“), während wir auf dem Plotter genau verfolgen, welche Tonnen wir gerade passieren und den Kurs entsprechend anpassen. Auch hier sehen wir schöne Anwesen am Wasser, allerdings mit anderer Architektur und statt der Badehäuschen am Ufer, fallen uns hier „Boatports“ auf. Ja, ihr lest richtig. Die sehen tatsächlich aus wie Carports für Boote…


Nach ziemlich genau 8 Stunden und 38 Seemeilen erreichen wir Mariehamn. Ganz Schlaue unter euch werden jetzt anfangen zu rechnen und kommentieren, dass wir dann ja wohl nicht mit durchschnittlich 6 Knoten unterwegs gewesen sein können. Stimmt, in den Schären mit achterlichem Wind waren wir langsamer – entscheidend ist aber, dass hier auf den Ålands eine andere Zeitzone gilt. Unsere Uhren müssen um eine Stunde vorgestellt werden! (Tatsächlich realisieren wir das aber erst einen Tag später, als Barbara auf ihre Armbanduhr schaut, die nicht mit der Handyzeit übereinstimmt…)
Der Hafen ist total leer und es gibt erstmals wieder Dalben (=Heckpfähle am Liegeplatz)! Wir suchen uns einen Platz mit der Nase im Wind und brechen direkt zu einer ersten Erkundung des Ortes auf. Auf den Ålands leben ca. 30.000 Menschen (wie Husum), 12.000 davon in der „Hauptstadt“ Mariehamn (2x Glücksburg). Åland gehören zu Finnland, ist aber eine autonome Region und hat eine eigene Regierung, die auch Gesetze erlassen kann. Erste Amtssprache ist Schwedisch. Ein ziemlich besonderer Status – und hier zahlen wir wieder mit Euro! Im Gegensatz zu den malerischen Orten in Schweden, erscheint uns Mariehamn wie eine auf dem Reißbrett entworfene Stadt mit „Ostblock-Charme“. Ein Blick ins Internet bringt Aufklärung: Mariehamn wurde 1861 durch Erlass von Zar Alexander II. gegründet und ist nach seiner Frau Maria benannt. Die vom Zaren geplante Bebauung mit Steinhäusern wurde zu teuer, weshalb man unter den „alten“ Gebäuden eher Holzhäuser findet.
Die Stadt liegt auf einer Halbinsel. Es gibt sowohl auf der Ost- als auch auf der Westseite einen Hafen. Auf der Ostseite liegen wir, auf der Westseite legen die Fähren an und ist die 4-Mast-Bark „Pommern“ zuhause. Auch einen Gästehafen gibt es hier. Wir wandern einmal quer durch Mariehamn (ca. 1 Kilometer) und kommen vorbei an dem Gymnasium der Ålands mit angegliedertem Internat und durch einen Park mit „Disc-Golf-Anlage“ (=anscheinend der Volkssport der Åländer und Åländerinnen). Disc-Golf ist insofern vergleichbar mit Golf, als es auch hier 9- oder 18-Loch Plätze gibt. Hätten wir nicht auf dem Campus der Europa-Universität auch so einen Parcour, hätte ich mit einem großen Fragezeichen im Gesicht vor diesen Körben gestanden…




Wir versuchen irgendwo zum Essen einzukehren, aber anscheinend haben wir uns den falschen Tag ausgesucht – alle Restaurants sind voll mit richtig gut gekleideten Menschen. Da passen wir sowieso nicht dazwischen. Da es noch Lachs gibt, der verarbeitet werden will, zaubert Werner Nudeln mit Lachs in Gorgonzolasauce – wieder ein Gedicht. Das ist deutlich günstiger als in den lokalen Restaurants und selbstgemacht von Smutje Werner schmeckt sowieso viel besser!!
Zur Nacht müssen wir noch das Dingi umplatzieren, damit wir die Luken wieder öffnen können. Wir finden eine Position, in der wir das erreichen: Dingi etwas weiter zum Bug gezogen – die vordere Luke lässt sich unter dem umgedrehten Dingi öffnen, welches gleichzeitig einen Regenschutz bietet. Sehr praktisch. Von Bord kommen wir immer noch, nur nicht mehr an den Ankerkasten, aber den brauchen wir im Hafen ja auch nicht…
…eines bleibt noch zu erwähnen: Wie wir bereits mehrfach berichtet haben, segeln wir sehr viel unter Einsatz unseres 3. Crewmitglieds, dem elektrischen Autopiloten. Nun waren wir drei Nächte nicht im Hafen und damit nicht am Landstrom. Unser Kühlschrank läuft die ganze Zeit und auch die Navigationsinstrumente sowie Laptops, Handy und IPAD benötigen regelmäßig Strom. Wir verfügen über 3 herkömmliche Gelbatterien, die unterdessen 10 Jahre auf dem Buckel haben. Da war es für uns heute eine spannende Frage, ob die Energie für den Trip zu den Ålands noch reichen würde. Wir kamen hier mit einem Energiestand von 56% und der ersten Warnmeldung auf geringe Batterieladung an. Unser Ladegerät hat fleißig Strom vom Landstrom gezogen und nach einer Nacht waren alle Batterien wieder bei 100%.
Erkenntnis des Tages: Die Umrüstung auf Litium-Batterien kann noch warten!
Sonntag, 16.06.2024 – Hafentag Mariehamn – 0 Seemeilen
Der Tag beginnt mit der ausgiebigen Nutzung der Sanitäranlagen: nicht nur duschen kann man hier so lange, wie man will – von 6 bis 10 Uhr morgens und abends ist außerdem die Sauna heiß (allerdings nach Geschlechtern getrennt). Werner nutzt die Gelegenheit umgehend, während Barbara sich (pflichtbewusst?) um das Frühstück kümmert (O-Ton Werner: selber schuld…).



Nach dem Frühstück spazieren wir in den Museumshafen, der (eigentlich) mit vielen Fotomotiven aufwartet und uns sehr an die Flensburger Museumswerft erinnert. Aber bei dem heutigen bedeckten und neblig-trüben Wetter fehlt leider das Licht für schöne Aufnahmen. Ein paar gelingen trotzdem:















Im Anschluss spazieren wir zur 4-Mast-Bark „Pommern“ und dem Seefahrtmuseum am Westufer. Die Pommern ist eine 4-Mast-Bark, die 1903 für die Hamburger Reederei B. Wencke & Söhne in Glasgow als „Mneme“ (=griech. Göttin des Gedächtnisses) gebaut, 1906 an die Reederei F. Laeisz weiterverkauft und umbenannt wurde. Sie gehörte zu den sogenannten „Flying P-Linern“ und wurde für die Salpeterfahrt nach Südamerika eingesetzt. 1923 wurde sie an die Reederei Gustav Erikson, Mariehamn verkauft, um im Getreidehandel mit Australien eingesetzt zu werden. In dieser Funktion hat sie mehrere Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt. Nach dem Tod von Gustav Erikson im Jahr 1947 stand das Schiff erst zum Verkauf, wurde dann aber Anfang der 50er Jahre an die Stadt Mariehamn mit der Auflage verschenkt, sie im Originalzustand zu belassen. Seitdem gehört sie zum Seefahrtmuseum und ist eine einmalige Zeitzeugin. Wir halten uns in Schiff und Museum mehrere Stunden auf – beides ist einfach toll aufbereitet und interessant gestaltet. So machen Museumsbesuche Spaß!
















Den Nachmittag verbringen wir zur Entspannung im Cockpit und freuen uns, als doch noch die Sonne herauskommt und die Temperatur sofort steigt. Nachdem wir nun endlich festgestellt haben, dass wir uns in einer anderen Zeitzone befinden, können wir auch guten Gewissens einen Gin-Tonic genießen – zu dieser Stunde ist das ok!

Montag, 17.06.2024 – Mariehamn – Rödhamn – 10 Seemeilen
Wir werden bei Regen wach, haben lange geschlafen und fragen uns, ob es tatsächlich an der einen Stunde Zeitverschiebung liegt oder einfach in der Tatsache begründet liegt, dass unser Dingi über dem Luk liegt und es damit im Vorschiff deutlich dunkler ist. Ist auch egal – es regnet und daher treibt uns rein gar nichts aus der Koje… Da es allerdings erst nachmittags aufhören soll, fahren wir nach dem obligatorischen Kaffee dann doch bei Regen los. Wind wieder mal Fehlanzeige, also Motor an. Nach wenig ereignisreichen 10 Seemeilen und 2 Stunden Fahrt kommen wir in Rödhamn an, einer Schäre im äußeren Schärengürtel der Ålands. Wir verkriechen uns unter Deck und zelebrieren erstmal einen ausgiebigen Brunch. Wie versprochen hört der Regen am Nachmittag auf und die Sonne kommt raus – die Welt sieht gleich ganz anders aus! An der langen Gästebrücke liegen schon einige åländische, schwedische und finnische Boote. Auch ein deutsches und ein britisches Boot hat es bereits hierher verschlagen. Im Hafenführer haben wir gelesen, dass diese Schäre zu den „must sees“ der Ålands gehört und es ist hier wirklich ausgesprochen malerisch. Als erstes suchen wir das im Hafenführer gerühmte Café auf und erfahren von der Betreiberin, dass es keine Ganzjahresbewohner mehr auf der Insel gibt, seit die Radiostation hier in den 1950er Jahren aufgegeben wurde. Nur sie und wechselnde Angestellte leben im Sommer auf der Insel. Sie ist Schwedin und berichtet stolz, dass ihre Familie den Hafen unterdessen seit 29 Jahren betreut. Der angebotene Kuchen wird täglich von ihr frisch gebacken und morgens liefert sie Brötchen ans Boot. Diese Gelegenheit lassen wir uns nicht entgehen und ordern direkt! Wir entrichten unser Hafengeld (35€, nicht gerade wenig, aber bei der exponierten Lage finden wir das gerechtfertigt) und starten nach dem Verzehr der leckeren Kuchen zu einem Inselrundgang. In der Sonne ist es richtig sommerlich warm – herrlich! Allerdings kommt nach kurzer Zeit Seenebel auf, der auch die Insel „verschluckt“ und gleich wieder eine feuchte Kälte mitbringt. Wir ziehen uns ins Cockpit zurück und betrachten die um uns herum wabernden Nebelschwaden, die für eine mystische Stimmung sorgen und alle Geräusche zu verschlucken scheinen.

















Später erweitert sich die bunte Mischung an Nationalitäten noch um ein litauisches sowie ein niederländisches Schiff und auch ein Traditionssegler mit Jugendlichen aus Mariehamn läuft noch ein. Die Kids sind echt hart im nehmen und gehen allesamt bei 14°C ins Wasser!
Das Abendprogramm besteht aus einem Spaziergang und einer Spielerunde „The Game“.
Dienstag, 18.06.2024 – Rödhamn – Degerby – 9 Seemeilen
Morgens werden wir von einem kleinen „Rums“ geweckt. Was war denn das? Auf unbekannte Geräusche reagiert man an Bord eines Bootes meist direkt. Dann fällt uns ein, dass die bestellten Frühstücksbrötchen morgens auf das Vorschiff geliefert werden sollten. Das wird es gewesen sein. Aber nun treibt uns die Vorfreude auf ein Frühstück mit frisch gebackenen Brötchen aus der Koje. Auf dem Vorschiff liegt eine Brötchentüte, auf der auch noch der Wetterbericht abzulesen ist – sehr persönliche Betreuung hier!



Es ist bedeckt, aber in der Kuchenbude sind die Temperaturen ok für ein gemütliches Frühstück. Im Anschluss wird aufgeklart und dann legen wir ab. Unser heutiges Ziel „Degerby“ ist nicht weit entfernt. Der Wind weht überwiegend achterlich und damit wir etwas mehr von der Tour haben, rollen wir nur die Genua aus. Zum Mittag erreichen wir Degerby und werden von einem freundlichen Hafenmeister empfangen, der uns gleich erläutert, wo man Einkaufen kann und wann die Sauna heiß ist. Wir decken uns direkt beim Supermarkt mit allem ein, was eventuell in den nächsten Tagen benötigt werden könnte. Nach einem Mittagsimbiss mit Wohneinheit starten wir auf einen kleinen Spaziergang. Dabei kommen wir am ehemaligen Lotsenhaus vorbei, das als Museum erhalten ist und kostenfrei besichtigt werden kann. Uns beeindruckt ganz besonders die damalige „Sicherheitsausrüstung“:







Auf unserem Spaziergang entdecken wir eine Stelle mit reichlich Walderdbeeren und so zieht Barbara nochmals mit einer Schüssel bewaffnet los, um zu ernten. Bei der Größe der winzigen Früchte ein recht zeitintensives Vorhaben!
Neben uns legt eine weitere deutsche Segelyacht an und wir verabreden uns zu einem abendlichen Schnack, der sich unerwartet lang, aber dafür sehr kurzweilig gestaltet. Diese kleinen Begegnungen beim Segeln genießen wir sehr!
Mittwoch, 19.06.2024 – Degerby – Kastelholm – 24 Seemeilen
Wir hatten uns für den richtigen Liegeplatz in Degerby entschieden, mit guter Windabdeckung. Und so haben wir trotz teilweise kräftiger Böen in der Nacht wunderbar geschlafen. Heute liegt eine etwas längere Strecke vor uns. Wir wollen nach Kastelholm, ein Hafen, den wir eigentlich schon von Mariehamn aus anlaufen wollten, dann aber im Internet erfuhren, dass die Klappbrücke der E3 über den Lemströmskanal saniert wird und daher der Kanal nur für Schiffe mit einer Höhe von 3m befahrbar ist. Nun kommen wir also „außenherum“ um Lem- und Lumpurland… Unterwegs gibt es Müsli mit Walderdbeeren:

Wir haben ein 50:50 Sonne-Wolken-Mix, der Wind weht aus SSW mit 8-12 Knoten und damit auf dem ersten Teil überwiegend von schräg hinten (raumschots) oder seitlich (Halbwind). Wir setzen Groß und Genua und bewegen uns fast lautlos durch die Schärenlandschaft, während wir dem Vogelkonzert lauschen. Nach 2/3 der Strecke biegen wir nach Westen ab und müssen nun tatsächlich mal kreuzen. Auf dem „Lempur“ ist dafür aber auch ausreichend Platz – hier kommt ein bisschen „Flensburger-Förde-Feeling“ auf (nur wegen der ungewohnten Weite). Auf den letzten vier Seemeilen schlängeln wir uns dann wieder durch engeres Schärengewässer, hier nun wieder mit achterlichem und recht kräftigem Wind (17 Knoten). Unterwegs beobachten wir einen Seeadler, der hoch oben seine Kreise zieht, bevor er sich wieder in den Bäumen einer Schäre versteckt.
Kastelholm liegt am Ende eines schmalen Wasserarms. Die Kleine Marina befindet sich in Sichtweite der mittelalterlichen Festungsanlage. Es ist die einzige erhaltene mittelalterliche Anlage auf den Ålands. Mal wieder ein Superlativ auf unserer Reise. Egal wohin wir kommen, wird mit Superlativen geworben:
- Größte Festungsanlage Skandinaviens = Hammerhus auf Bornholm
- Am besten erhaltenes Renaissance-Schloss Nordeuropas (Schloss Kalmar)
- Mächtigste Festungsanlage Skandinaviens (Borgholm auf Öland)
- …
Wir sind gespannt, was noch kommt. Aber irgendwie ist es schon jetzt der „running gag“, wenn wir die örtliche Turistinfo aufsuchen und uns mit Infomaterial eindecken…

Wir starten natürlich direkt mit der Besichtigung der Burganlage. Vom Hafen führt ein kleiner Pfad dorthin, der uns automatisch durch das Museumsdorf „Jan Karlsgården“ führt, das wir uns für später aufsparen…







Der Bau der Burg begann in den 1380er Jahren. Es lag strategisch günstig auf einer kleinen Insel in der Mitte von Åland, am Binnenmeer Lumparn, umgeben von einem Graben. Die Burg gehörte zunächst dem schwedischen Marschall Bo Jonsson Grip, bevor sie von Margarete I. – Königin aller nordischen Länder – geerbt wurde. Die Burg Kastelholm war im Mittelalter ein zentraler Ort für die auf den Inseln herrschenden Vasallen und erlebte ihren Anteil an Belagerungen, Invasionen und Hexenprozessen.
Im 17. Jahrhundert verlor die Burg ihren Status als Verwaltungszentrum und 1745 brannte ein Großteil der Burg ab. Von da an war sie jahrhundertelang eine Ruine.
Während des 20. Jahrhunderts wurden archäologische Ausgrabungen durchgeführt und umfangreiche Restaurierungen an der Burg vorgenommen, dank derer nun Besichtigungen möglich sind. Neben der Burg liegt das Gefängnis Vita Björn (Weißer Bär), das allerdings erst 1784 errichtet wurde. Das Gefängnis war fast zwei Jahrhunderte in Gebrauch – bis 1975. Heute ist es als Museum für Besucher geöffnet und zeigt 4 Gefängniszellen, wie sie in den Jahren 1800, 1850, 1900 und 1950 eingerichtet waren. Alles sehr spartanisch und die hygienischen Bedingungen waren wohl bis zuletzt katastrophal…
Beim Spaziergang zur Burg haben wir gesehen, dass auf dem Gelände des Freilichtmuseums bereits ein vorbereiteter Baum für die Mitsommerfeier bereit liegt. Aushänge weisen auf die Zeremonie am Freitag den 21.06., also in zwei Tagen hin. Uns gefällt dieser malerische Ort und was kann schöner sein, als hier das Mittsommerfest zu erleben. So beschließen wir bei leckerem Kuchen und Kaffee im Marina Café, noch zwei weitere Nächte hier zu buchen. Abends nutzen wir die „gemischte“ Sauna, die wir ganz für uns allein haben. Aktuell liegen im Hafen 6 Gästeschiffe, wir bezahlen für die erste Nacht den Vorsaisonpreis von 30€, für die folgenden dann 38€ (Hauptsaison).
Donnerstag, 20.06.2024 – Hafentag Kastelholm – 0 Seemeilen
Die von mir gern genutzte Wander-App „Komoot“ weist mich auf eine ca. 35 Kilometer lange Fahrradrundtour hin, auf der es neben schöner Natur auch noch Sehenswürdigkeiten anzusehen gibt. Das passt doch mal wieder super. So packen wir die Räder aus und machen uns nach dem obligatorischen Morgenkaffee auf den Weg. In Komot wird bei den vorgeschlagenen Touren auch immer das Höhenprofil angezeigt. Es soll 220 Höhenmeter hinauf und auch wieder hinunter gehen. Das klingt doch machbar! Allerdings stellen wir schnell fest, dass es ziemlich viele Steigungen und Abfahrten sind, ebene Strecke gibt es kaum… Werners Bein kommt mittlerweile mit moderaten Steigungen ganz gut klar, wenn es steiler wird, schieben wir halt. Unterwegs machen wir mehrere kurze Stopps. Als erstes lädt eine Kirche nur kurz abseits des Weges zur Besichtigung ein. Wir finden es immer wieder erstaunlich, dass alle Kirchen offen sind, sich drinnen Mikrofonanlagen und Opferstöcke mit sichtbarem Inhalt befinden, aber offensichtlich niemand Sorge hat, dass hier etwas gestohlen wird.






Der zweite Stopp ist ein alter Zufluchtsort im Wald auf einem Felsen. Es ist kaum noch etwas zu erkennen, weil die ganze Anlage von Bäumen überwuchert ist. Hier gibt es einen Picknickplatz in der Sonne und wir beschließen, den Friseursalon für Werner zu öffnen.


Bis hierher konnten wir auf normaler Teerstraße fahren und sind kaum Autos begegnet. Nun beginnt eine Schotterstraße, die etwas mehr Aufmerksamkeit fordert, insbesondere bergab… Wir radeln durch Waldabschnitte, in denen uns auffällt, dass die Nadelgehölze gezielt gefällt werden, um den darunter bereits vorhandenen kleinen Birken und Eichen mehr Licht und Raum zu geben. Auf einer Lichtung im Wald halten wir zum dritten Mal. Hier ist es recht geschützt, kaum Wind zu spüren, also beste Bedingungen für einen Drohnen-Test-Flug…

In der Tourenbeschreibung wurde auf ein Hofcafé kurz vor dem nächsten Ort hingewiesen. Das soll unser nächstes Ziel sein, denn wir haben noch nicht gefrühstückt und es geht bereits auf Mittag zu. Wir finden es wenige Kilometer später, allerdings noch geschlossen. Es öffnet erst ab dem 01. Juli… Also müssen wir noch etwas durchhalten, unser Ziel „Bomarsund“ ist nur noch 6 Kilometer entfernt und laut Google gibt es dort mindestens einen Kiosk… Leider geht es nun entlang der E 2, anfangs mit, auf den letzten 2 Kilometern ohne Fahrradweg. Allerdings muss man fairerweise sagen, dass hier so gut wie kein Verkehr herrscht.




Wir haben Glück, es gibt sogar ein Café, in dem wir kühle Getränke und belegte Brötchen bekommen. So gestärkt können wir die Überreste der russischen Festungsanlage Bomarsund in Angriff nehmen. Ja, ihr habt richtig gelesen: russische Festungsanlage! Ich hatte ja schon zur Entstehung von Mariehamn mit seinen breiten und geraden Straßen den Hinweis auf Zar Alexander II und den russischen Einfluss hingewiesen. Bereits 1809 wurden die Ålands zusammen mit Finnland Teil des Zarenreiches, nachdem die Schweden im sogenannten „Finnischen Krieg“ den Russen unterlegen waren. Åland sollte nun als westlichste Grenze befestigt werden und so den freien Zugang Russlands zur Ostsee und damit auch zu den Weltmeeren sichern. Bereits 1810 waren russische Ingenieure mit Planungen und dem Bau militärischer Infrastruktur in Bomarsund beschäftigt, das als geografisch geeigneter Ort für die Festung ausgewählt worden war. Das Projekt wurde jedoch gestoppt, als der Kommandant 1819 starb. Erst 1828 begannen die Russen ihr Festungsprojekt wieder aufzunehmen – diesmal nach den Bedürfnissen einer moderneren Kriegsführung mit Dutzenden von Kanonentürmen, die sich in weitem Umkreis auch auf die Nachbarinseln verteilen sollten. Die große Festung sollte der größte Bau auf Åland sein, der je gebaut wurde.


Die Bauarbeiten wurden zwischen 1830 und 1854 von Tausenden Arbeitern, Gefangenen und Soldaten nur langsam fortgesetzt. Die Russen planten eine Garnison von 4000 bis 5000 Soldaten zur Verteidigung der Festung. Das Projekt sollte auch zivile Gebäude wie ein Krankenhaus und eine orthodoxe Kirche umfassen. Neben dem Bauprojekt entstand eine kleine Stadt namens Skarpans. Die politische Elite von Åland besuchte Skarpans, um sich mit dem Feind zu arrangieren, es wurden Ehen geschlossen und Kinder geboren – nicht unbedeutend viele uneheliche…
1830 begann nach achtzehnjähriger Planungszeit der Bau der Festung, wogegen der damalige britische Außenminister und spätere Premierminister Palmerston vergeblich protestierte. Die Festung wurde als strategischer Punkt zur Beherrschung der nördlichen Ostsee betrachtet, Briten und Schweden betrachteten die Festung als potenzielle Bedrohung ihres Handels und ihrer Interessen in der Region.
1853 brach der Krimkrieg los, wobei die Hauptfeindseligkeiten zwischen Russland und einer britisch-französischen Allianz lagen. Die Festung in Bomarsund war noch im Bau und wurde ein leichtes Ziel für die Briten, die auch Dampfschiffe einsetzten. Im Hochsommer 1854 begann man mit Kanonen, Mörsern und Raketen die Festung zu bombardieren, allerdings hatten die Briten nicht ausreichend Munition dabei und mussten erstmal aufgeben. Wenige Wochen später kamen sie mit ausreichend Schiffen und Munition zurück und eroberten Bomarsund in einer nur drei Tage dauernden See- und Landschlacht. Kommandeur Jakob Andrejevitsch Bodisco war gezwungen, die Festung zu übergeben. Später sprengten die siegreichen Briten und Franzosen die Festung, weil sie fürchteten, dass im Winter russische Verstärkung über das gefrorene Meer kommen könnte, um die Festung zurückzuerobern. Heute sind nur noch einige unzerstörte Mauerreste zu sehen, die aber verdeutlichen, wie riesig die Festungsanlage einmal gewesen ist. Im angegliederten, hochmodernen Besucherzentrum wird die gesamte Geschichte von Bomarsunds in mehreren digitalen Beiträgen hervorragend aufbereitet. Eine digitale Rekonstruktion führt uns die Ausmaße der Anlage vor Augen.

Als wir an der Kasse Eintrittskarten für 2 Erwachsene erwerben wollen, werden wir auf den „Pensionista-Tarif“ hingewiesen – jetzt ist es also soweit!


Zurück geht es entlang der wenig befahrenen E2 auf direktem Weg – wieder einmal ein interessanter und abwechslungsreicher Ausflug!
Nach einem Kaffee und (diesmal geteiltem) Kuchen im Marina Café, geht es erschöpft, aber glücklich zur Entspannung ins Cockpit. Den Abend läutet Barbara mit zwei Saunagängen samt Schwimmeinheit ein. Nach dem Saunagang sind 14 Grad Wassertemperatur gar kein Problem!!! Werner zaubert derweil aus den Beständen eine leckere „Piratenpfanne“.
Freitag, 21.06.20024 – Hafentag Kastelholm – 0 Seemeilen
Beim Frühstück sucht Barbara auf Google Maps nach einer Wanderrunde in der Nähe und wird fündig. Nach einer 20-minütigen Fahrradtour erreichen wir den ausgeschilderten „Strand- und Skogenstigen“, der bei Komoot tatsächlich nicht ausgewiesen war. Wir spazieren durch mal dichten, mal lichten Wald auf kleinem Pfad oder Brettersteg um eine Halbinsel „Stornäset“ herum. Der Bewuchs unter den Bäumen wechselt von Blaubeeren zu Farnen, dann Flechten oder Schilfgras. Unterwegs treffen wir auf eine winzige Übernachtungshütte mit Schlafmöglichkeit für 3 Personen und einen Grillplatz mit Shelter. An verschiedenen schönen Aussichtsplätzen stehen Picknicktische und hängen „Briefkästen“, in denen sich Gästebücher befinden – wir tragen uns ein! Menschen treffen wir nicht, aber als wir zum Ausgangspunkt zurück kommen, parken dort tatsächlich 2 weitere Räder.














Auf dem Rückweg machen wir Halt an einem Aussichtsplatz gegenüber des Hafens und bekommen Besuch von einem Tierchen, dass für unsere Fotos sehr lange sehr still gehalten hat. Vielleicht weiß jemand, wie dieses Tier heißt…




Im Anschluss sehen wir uns nun endlich auch noch das Freilichtmuseum an. Auch hier sind die Häuser für Mittsommer geschmückt. Sowohl vor den Türen wurden Birkenzweige aufgestellt, als auch im Innern Muster aus Birkengrün und Blüten auf dem Fußboden ausgelegt.




Der Hafen hat sich weiter gefüllt, unterdessen zählen wir 24 Masten und halb so viele Motorboote. Rundherum beginnen die Vorbereitungen für das Mittsommerfest. Mütter flechten Blumenkränze für die Töchter, die Boote werden mit Birkengrün und Flaggen geschmückt. Da können wir mitmachen – unser Flaggenalphabet liegt bereits fertig zusammen geknotet im Schapp (noch vom Vindötreffen zu Pfingsten) und ist schnell ausgepackt und hochgezogen.


Barbara bastelt sich sogar noch einen Blumenkranz aus Blumen vom Wegesrand. Dann kann es losgehen. Ab 18:00 soll der Baum geschmückt werden. Dazu werden Blätter an lange Fäden geknotet und diese im Baum gespannt – eine Prozedur, die ziemlich viel Zeit in Anspruch nimmt. Der Baum soll erst in 2 Stunden aufgestellt werden. So spazieren wir zur Destillerie und lassen es uns mit einem Gin-Tonic in der Sonne gutgehen. Dabei lernen wir ein deutsches Paar aus Berlin kennen und kommen ins Gespräch. Sie sind mit einem 25 Fuß-Boot unterwegs und bekommen sofort unsere Anerkennung!





In nahezu jedem Dorf in Åland gibt es eine Mittsommerstange. Jedes Dorf hat seine eigenen Traditionen für das Fest und die Gestaltung der Mittsommerstange – keine Stange ist wie die andere. Manche Stangen werden mit bunten Mittsommerkronen geschmückt, andere ganz in Grün gehalten und mit Laubkränzen und Loorbeergirlanden geschmückt. Die Blätter stehen für eine gute Ernte und bilden beim Aufspannen Sanduhren oder Rautenmuster. Allen Mittsommerstangen ist eines gemeinsam: sie bestehen aus einer 10-25 Meter hohen Stange, die einfach ist oder Querverzweigungen hat. „Unsere“ Stange ist weiß gestrichen und hat Querverstrebungen. Die schönen, bunten Kronen sind mit den weihnachtlichen Strohkronen verwandt. Sie stehen für Jungfräulichkeit, Jugendlichkeit, Gesundheit und eine frohe Zukunft. Die Kronen werden lange im Voraus hergestellt, häufig gemeinsam im Dorf. Das Laubbinden erfolgt hier am Mittsommerabend selbst. Alle dürfen mithelfen!



Ganz oben auf der Mittsommerstange steht ein Holzmännchen, das im Wind ficht, als Symbol für Fleiß und Arbeit. Unter dem fechtenden Männchen gibt es einen Wimpel oder eine Flagge, die häufig die åländischen Farben Blau, Rot und Gelb trägt. Manche Mittsommerstangen tragen ganz oben eine Sonne als Symbol für die lebensspendende Wärme. Kleine Segelboote segeln um die Stange als Symbol für die åländische Schifffahrt.







Die Mittsommerstange wird von Hand aufgestellt – ein ziemlicher Kraftakt und eine langwierige Geschichte. Ursprünglich übernahmen das die jungen Männer des Dorfes, heute sind es oftmals örtliche Kulturvereine, so auch hier. Einige der Herlfer gehen schon etwas gebückt oder haben „Hüfte“. Zwischenzeitlich haben wir Sorge, ob das gutgeht. Aber nach 50 Minuten steht der Baum, es gibt Applaus und Musik (Ålands Nationalhymne) wird angestimmt. Dann versammelt sich das Jungvolk zum Tanz um den Baum und alle sind eingeladen mitzumachen. Es war eine ganz besonders schönes Erlebnis, diese Zeremonie an diesem malerischen Ort miterleben zu dürfen. Wir beobachten das Treiben noch eine Weile, bevor wir uns zum Abendessen verabschieden. Der Abend wird mit den neuen Segelfreunden noch lang und entspannt, aber es bleibt bis zum Schluss (gegen 2:00 Uhr) hell!

11 Antworten
Besser als die Lektüre einer Sonntagszeitung!
LG an die „Pensionistas“
…dann versuchen wir auch zukünftig unsere Berichte rechtzeitig zum Wochenende zu veröffentlichen, damit du dir keine Sonntagszeitung mehr kaufen musst 🙂
Es macht spass, so mitzureisen. Genießt es.
Mange tak! Ich habe den „Bockkäfer“ gegoogelt. Das könnte einer gewesen sein, allerdings hatte unser „Fotomodel“ einen gemusterten Körper, eher wie der Asiatische Laubholzbockkäfer…
Liebe Grüße von der Jento-Crews
Hallo ihr Lieben,
Sitze gerade mit meiner Freundin Sybil auf unser Lounge Couch unter den Feigenbäumen bei einem Gin Tonic. Ich lese uns euren beeindruckenden Bericht vor.
Sybil war ganz begeistert.
Wie gut ihr es habt….. !!! Viel Spaß weiterhin ????
Danke, dann haben wir mit Sybil nun eine Followerin mehr? Das freut uns – liebe Grüße an Sie von der Jento-Crews!!!
Super schön, spannend und informativ geschrieben.
Man reist in Gedanken tatsächlich mit.
Habe alle Bericht gelesen????☺️
Weiter so
Danke , Inge. Uns freut es, wenn die Vindö-Gemeinde mitreist????????????⛵️????????♀️????????
Wirklich beeindrucken, wie ausführlich und lebendig Ihr schreibt!
Wir hoffen, Dein Bein bessert sich, Werner.
Moin aus den Niederlanden,
Gute Reise weiterhin, wir begleiten Euch weiterhin über MarineTrafic und hier im Blog.
Toller Bericht und wieder TopFotos ????
Liebe Grüße
Karin und Uwe
…vielen Dank euch beiden – sehen wir uns im September in Wassersleben? Uns gefällt die Idee, diese Ostseereise mit einem Vindötreffen zu beenden, nachdem sie auch mit einem Vindötreffen begann!
Liebe Grüße aus einem Hanko mit vielen Gesichtern!
Barbara und Werner