Dieser November hat es in sich: Eine Schlechtwetterfront jagt die nächste – und dennoch klettern die Temperaturen täglich auf angenehme 20 Grad und mehr. Meistens fällt das Unwetter dann doch milder aus als angekündigt. Das bedeutet allerdings, dass wir unsere Pläne von Tag zu Tag neu schmieden müssen. Spontan gute Wetterfenster nutzen, Gelegenheiten für ausgedehnte Erkundungswanderungen ergreifen oder schnell mal den Anker lichten und ein paar Meilen weiterziehen – so sieht gerade unser Alltag aus.
Diese Woche bleiben wir auf Kefalonia, der größten der Ionischen Inseln. Mit dem Leihwagen erreichen wir auch jene Ecken der Insel, die wir aufgrund des Wetters mit dem Boot wohl nicht erreicht hätten – und entdecken so ganz neue Perspektiven der Insel.
Samstag 15.11.2025 – Agia Efimia – Hafentag – Wanderung zum Themata Kloster
Der Tag begrüßt uns mit blauem Himmel und Sonnenschein. Wir liegen mit dem Bug Richtung Westen und können so im Cockpit in der Sonne die Tageszeitung lesen. Ein kleines Fischerboot rauscht mit einem Heidenlärm in den Hafen und macht direkt hinter uns an der Pier fest. Kaum beginnt das Fischerehepaar damit, die gefangenen Fische aus den Netzen zu puhlen, sammeln sich die Katzen auf der Pier in der Hoffnung, etwas Leckeres erbeuten zu können.


Wir haben uns für heute eine Wanderung zum Kloster Themata herausgesucht. Die ersten zwei Kilometer geht es entlang der Straße, die allerdings sehr wenig befahren ist. Dann biegen wir am Dorf Drakopoulata ab und durchwandern den teilweise seit dem Erdbeben von 1953 verfallenen Ort auf schmalen Gassen. Oberhalb des Dorfes beginnt dann ein Eselsweg und Trampelpfad, der uns durch recht steiles und steiniges Gelände schnell an Höhe gewinnen lässt. Der Weg ist zwar überwiegend gut gekennzeichnet, aber wir verlieren ihn trotzdem einige Male, da die ausgetretenen Pfade der Ziegen und Kühe schnell mit dem wenig begangenen Pfad verwechselt werden können. Dank des Ortungsmodus auf dem Handy finden wir ihn aber immer wieder. Nach 1,5 Stunden erreichen wir an einer kleinen Kapelle einen Sattel und biegen in eine breiten Wirtschaftsweg ein. Über diesen erreichen wir das Kloster, das einen recht abweisenden Eindruck macht. Das Gelände ist durch ein großes Tor verschlossen. Dem nur auf Griechisch angebrachten Schild entnehmen wir mittels Übersetzungsapp dann aber, dass wir eintreten dürfen, allerdings das Tor hinter uns wieder verschließen müssen. Ok, das ist ja prima! Das Gelände ist recht weitläufig und bietet unzählige Sitzplätze mit fantastischer Aussicht über das nördliche Kefalonia und hinüber zur Nachbarinsel Ithaka. Alle Sitzplätze liegen im Schatten. Hier oben weht ein frisches Lüftchen und wir sind durch den Aufstieg durchgeschwitzt. Daher suchen wir uns für unser Picknick einen Platz auf der Mauer in der Sonne. Das ursprüngliche Kloster wurde ebenfalls beim Erdbeben 1953 zerstört und heute sehen wir hier einen recht modernen Klosterkomplex, der aus den 1970er Jahren stammt. Ihn umgibt eine zweite Mauer mit einem verschlossenen Tor.














Für den Rückweg wählen wir die Straße zum Kloster, der so zwar deutlich länger ausfällt, aber mit weniger Gefälle auch knieschonender ist. Wenn man weniger auf jeden Schritt achten muss, bleibt viel mehr Zeit, den Ausblick zu genießen – die Füße laufen fast von allein. Im Tal folgen wir dann einem Schotterweg, der im Bogen wieder zum Ausgangspunkt zurückführt und teilweise von meterhohen echten Lorbeerbüschen gesäumt wird.



Nach einer verdienten Nachmittagspause im Cockpit, machen wir ein paar Besorgungen im Ort – ganz wichtig: zusätzliche Fliegenklatschen. Hier gibt es sehr viele Fliegen und es finden trotz Fliegengittern immer wieder welche den Weg ins Boot – sehr nervig! Jetzt können wir in allen „Räumen“ eine positionieren! Den Abend verbringen wir mit Foto- und Berichtsarbeiten für die morgige Sonntagszeitung.
Sonntag, 16.11.25 – Agia Efimia – Sami – 4 Seemeilen – kombinierte Rad- und Wandertour zur Myrtos-Beach
Für den Vormittag hat die Skipperin eine Tour zur Myrtos-Beach auf der Westseite der Insel geplant. Die Insel misst hier von der Ostseite zur Westseite nur ungefähr 9 Kilometer. Für eine reine Wandertour ist es etwas weit, daher kommen die Räder mal wieder zum Einsatz. Das Hinterrad von Barbaras Rad hat allerdings schon wieder einen Platten, weshalb der Skipper einen neuen Schlauch einsetzt, bevor es losgehen kann. Um zur Myrtos-Beach zu gelangen, folgen wir der ca. 7 km Straße bis zum Ort Divarata, der auf ungefähr 230m über dem Meer liegt. Anfangs lässt sich die Steigung ganz gut mit unseren Klapprädern bewerkstelligen, aber dann kommen steilere Stücke, die uns zum Schieben zwingen. Nach gut 50 Minuten erreichen wir den kleinen Ort Divarata, in dem sogar einige Cafés und Tavernen geöffnet haben. Wir parken die Räder und wandern nun die Straße zum Strand hinab. Sie ist so steil, dass es keinen Sinn macht, die Räder zu nutzen: wir müssten sie den ganzen Weg wieder hinaufschieben. Schon nach wenigen hundert Metern bietet sich uns ein erster Blick auf die wunderschöne sichelförmige Bucht mit ihrem weißen Strand aus Sand und Steinen und einem türkisfarbenen Meer.











Die Myrtos-Beach gilt nicht nur als schönste Bucht auf Kefalonia, sie ist auch eine der Geosites des Geoparkes, da sich hier ein paar spannenden geologische Besonderheiten zeigen. Die Kalksteinschichten stehen teilweise fast senkrecht, da es durch den tektonischen „Stress“ an dieser Stelle schon immer starke Verwerfungen gab. Schon die vom Dorf hinabführende Schlucht macht das deutlich. Die Kalksteinfelsen sind mit großen offenen Rissen versehen. In Verbindung mit den starken Niederschlägen und der intensiven Tektonik sind die Felsen anfällig für Felsfälle und Erdrutsche. Am Nordende der Bucht gibt es eine weitere steile Schlucht, über die am oberen Ende eine Brücke führt, die die Hauptstraßenverbindung in den Norden der Insel sicherstellt. Diese Brücke (Harakas Bridge) überspannt eine tektonisch aktive Schlucht und wird als Meisterwerk der Ingenieurskunst gepriesen. Für uns sieht es nach einer (einfachen) Stahlbrücke aus, die auf beiden Seiten der Schlucht aufliegt. Ob sie bei Erdbeben und tektonischer Aktivität wirklich standhält, wird sich zeigen.



Die Fotos vom Brückenbau stammen von dieser Seite: https://www.liaromatis.com/sectors-projects/harakas-bridge/
Im Sommer wird die Bucht von vielen Touristen besucht, die mit dem eigenen Auto, Moped oder mit einer eigens eingerichteten Busverbindung dorthin gelangen. Dann stehen am Strand diverse Reihen von Sonnenliegen und Sonnenschirmen, es gibt Duschen, Toiletten und einen Strandkiosk. Jetzt blicken wir von oben in die Bucht und sehen genau einen Menschen am Strand liegen. Etwas später entdecken wir weitere Personen am Südende der Bucht. Dort gibt es eine Höhle, die sowohl vom Strand, als auch vom Meer aus zugänglich ist. Wir wandern die in Serpentinen hinabführende Straße bis zum Strand. Das Wasser sieht super einladend aus, aber wir haben uns beide offene Schürfwunden zugezogen, und wollen nicht ins Salzwasser. Vielleicht bietet sich zu einem anderen Zeitpunkt nochmal die Gelegenheit, hier zu baden. Mit dem Auto kommt man in weniger als einer halben Stunde von Sami hierher. Und wir haben ab Dienstag einen Leihwagen gebucht!



Wir kommen mit dem einzigen „Sonnenbadenden“ am Strand ins Gespräch. Es ist Witse aus den Niederlanden, der seit 1,5 Jahren allein mit seinem Wohnmobil Europa erkundet. Als wir den Rückweg bergan in Angriff nehmen, steigt er wenig später in seinen Van und fragt, ob er uns mitnehmen kann. Werner sagt ganz schnell ja und so haben wir einen leichten Aufstieg. Als Dankeschön laden wir ihn zu einem Kaffee ein und können so unser am Strand begonnenes Gespräch weiter vertiefen. Wir treffen hier im Winter so wenige Menschen, die reisend unterwegs sind und freuen uns daher alle drei über diese Gelegenheit! Dann trennen sich unsere Wege wieder. Witse fährt die Küste weiter ab, wir machen unser Picknick am Dorfplatz in der Sonne. Dann steigen wir auf die Räder und rollen in rasantem Tempo den Berg wieder hinunter bis nach Agia Efimia zur Venga!. Mit den kleinen Rädern empfinden wir die Geschwindigkeit schon fast als halsbrecherisch – noch dazu ohne Helm. Die Bremsen werden gut beansprucht und wir kommen schon nach weniger als 15 Minuten heil am Boot an.

Kurz stimmen wir uns ab und beschließen dann, noch nach Sami zu laufen. Das Wetter ist schön, allerdings wieder ohne Wind. Die Fahrräder stellen wir nur schnell auf das Achterdeck an den Heckkorb und erreichen den Hafen von Sami, der für die angekündigten starken Winde aus Süd besser geschützt ist, nach 40 Minuten. Im Hafen liegt nur ein anderes Segelboot. Wir gehen längsseits der Pier mit der Nase nach Osten. So drückt uns der Südwind von der Pier weg – so jedenfalls unser Plan – und wir haben die Abendsonne im Cockpit. Im windgeschützten Cockpit kann man es am heutigen Nachmittag vor Hitze kaum aushalten. Wind erreicht uns unter der Sprayhood keiner und die Westsonne scheint direkt hinein. Das wird selbst uns zu warm und wir ziehen um auf das Achterdeck, wo ein leichtes Lüftchen weht.





Gegen Abend kommen noch zwei Segelboote. Eines fährt unter deutscher Flagge und führt den Heimathafen „Kiel“ am Heck. Die Skipperin nimmt die Leinen an und wir erfahren, dass weder Schiff noch Eignerpaar aus Kiel kommen. Das 17 Meter lange Boot ist nur auf Kiel angemeldet, die Eigner kommen aus Karlsruhe.
Abends gehen wir in der Taverne „Dolphin“ gegenüber unserem Liegeplatz essen. Wenn schon Gastronomie geöffnet hat, muss man das ja auch mal unterstützen!
Sami wird von zwei Fähren angefahren. Eine fährt ans Festland nach Astakos, die andere nach Patras im Norden des Peleones mit Zwischenstopp in Ithaka. Beide Fähren liegen nachts in Sami und letztere mit eingeschaltetem Generator oder Motor – zumindest brummt es aus ihrer Richtung ununterbrochen. Das kann ja lustig werden heute Nacht!
Montag, 17.11.2025 – Sami – Hafentag – kombinierte Rad- und Wandertour zur Zervati-Höhle und den Ruinen des Dorfes Alt Vlachata
Zum Glück ist das Brummen der Fähre so monoton, dass wir es irgendwann nicht mehr gehört haben. So wachen wir beide recht ausgeruht auf. Heute sind wir noch ohne Auto, deshalb begeben wir uns mit den Rädern hier in der näheren Umgebung auf Erkundungstour. Es soll einige interessante Höhlen geben, die auch als Geosites des Geoparkes ausgewiesen sind. Wir radeln entlang der Küste bis zum Nachbarort Karavomilos. Dort parken wir die Räder am defekten Zaun, der das Gelände der Zervatishöhle mehr schlecht als recht absperrt. Ein „Betreten verboten“ ist nirgends zu finden, also machen wir es wie offensichtlich viele Besucher vor uns und betreten das Gelände durch das Loch im Zaun. Ein schmaler Trampelpfad führt in die Tiefe. Die Zervatihöhle gehört zum ausgedehnten Karstnetz von Sami, das mit weiteren Höhlen und der Karavomilos-Quelle verbunden ist. Es handelt sich um eine Doline, deren Kuppel eingestürzt ist und nun als 10m hoher Trümmerhaufen in der Mitte der verbliebenen Höhlenhälften liegt. Die Höhle trägt auch den Beinamen „Blaue Höhle“, was angesichts der Wasserfarbe der beiden Seen nicht verwundert. Bei Unterwasseruntersuchungen hat man festgestellt, dass die Höhle eine Ausdehnung von ca. 235m Länge und durchschnittlich 30m Breite hat. Die sichbare Länge liegt bei 75m. Die Wassertiefe beträgt dabei max. 5m. Barbara macht den Geschmackstest: Das Wasser schmeckt salzig. Es handelt sich um Brackwasser. Die Höhle liegt mitten in einem Wohngebiet ca. 15m über Meeresniveau und 250m von der Küste entfernt. Neben ihren geologischen Besonderheiten punktet sie auch noch mit ökologischem Wert, denn sie beherbergt neben Schlammschnecken und kleinen Krebsen auch Aale und Meeräschen. Auch viele Vögel fühlen sich hier wohl, so auch Schleiereulen.












Wir lassen die Fahrräder stehen und gehen zu Fuß weiter. Das nächste Ziel ist die Melssani Höhle, ebenfalls eine Höhle mit einem See, deren Kuppel eingestürzt ist. Diese Höhle ist deutlich größer als die Zervati Höhle und es werden Bootsfahrten auf dem Höhlensee angeboten. Leider sind wir zu spät, die letzte Besichtigung war am 14.11.25, also vor drei Tagen möglich. Jetzt ist Winterpause bis April. Etwas enttäuscht folgen wir der Komootwanderung, die uns bergan führt. Nach einigen Kilometern erreichen wir das verfallene Dorf Alt-Vlachata, das ebenfalls beim Erdbeben 1953 zerstört wurde. Heute befindet es sich in der Hand von Schafen, die zwischen den Trümmern grasen und sich von unserer Gegenwart nicht stören lassen. Wir erkunden einige Zeit die alten Gassen und Wege zwischen den verfallenen Häusern und finden dabei eine kleine Informationstafel, der wir entnehmen, dass der Ort bereits vor dem 17.Jahrhundert bestand. In der Blütezeit lebten hier bis zu 800 Menschen, die verschiedenen Berufen nachgingen. Neben Adelsleuten gab es Seefahrer, Kaufleute, Fischer und Landwirte. Es gab drei Kirchen, verschiedene Geschäfte, Olivenmühlen, eine Mädchen-, eine Jungen- und eine Grundschule. Die Architektur folgte dem Venezianischen Baustil. Es gab einen zentralen Platz, an dem die Verbindungsstraßen zu Nachbarorten endeten. Auf diesem Platz fanden auch Zeremonien, Tanzveranstaltungen, Feste und der jährliche Karneval statt. Nach dem Erdbeben 1953 verließen die Bewohner den zerstörten Ort und siedelten weiter unten an der Küste bei Karavomilos.




















Nach der Rückkehr zu unseren Rädern machen wir noch einen Abstecher zum Karavomilossee und der gleichnamigen Quelle. Der fast runde See mit der enthaltenen Quelle lieg direkt an der Küste und ist durch eine Mauer vom Meer abgetrennt. Durch einen Kanal erfolgt der Abfluss mit einer Fließgeschwindigkeit von 3m3 pro Sekunde. Das Wasser treibt hier ein Wasserrad an. 1963 wurde nachgewiesen, dass es zwischen der Quelle hier im Osten der Insel und den Sinkholes im 15 Kilometer Luftlinie entfernten Agostoli eine unterirdische Verbindung gibt. Damals gaben Wissenschaftler einen Uranfarbstoff in die Sinkholes, der nach 14 Tagen an der Quelle hier wieder auftauchte. Das erklärt auch, warum es sich beim Wasser im Sami Karstgebiet um Brackwasser handelt. Hier vermischt sich Süßwasser der Quelle mit dem Salzwasser aus den Sinkholes bei Agostoli.












Wir radeln zurück zum Boot, machen noch ein paar Einkäufe und verarbeiten die heutigen Eindrücke.
Dienstag, 18.11.2025 – Sami – Hafentag – Ausflug in den Inselsüden
Auch in der zweiten Nacht mit brummender Fähre in der Nachbarschaft klappt es mit dem Schlaf ganz gut. Allerdings wird Werner von den klatschenden Wellen am Heck wach und zieht in die Bugkabine um, wo er dann wie ein Baby schläft. Heute müssen wir früh aufstehen, denn wir wollen unseren Leihwagen am Flughafen in Kefalonia abholen und dazu müssen wir mit dem Bus nach Agostini in die Inselhaupstadt fahren. Der Bus fährt morgens um 8:15 Uhr genau neben unserem Liegeplatz ab – wie praktisch! Auf seinem Weg auf die andere Inselseite, schraubt sich der Bus die Serpentinen hinauf und wieder hinunter. Am höchsten Punkt sehen wir 420m über dem Meeresspiegel. Eine Ziegenherde zwingt den Busfahrer zum Stopp – auf sein Hupen hin erheben sich die Ziegen und machen Platz.



Angekommen am Busbahnhof von Agostoli finden wir sogleich den „Bahnsteig“ für den Flughafenbus, aber keinen Fahrplan. Also fragen wir im Gebäude an der Information nach und erfahren, dass im Winter keine Busse dorthin fahren, weil der Airport geschlossen ist. Bis zur vereinbarten Abholzeit des Autos sind es noch knapp zwei Stunden und Komoot errechnet eine Strecke von 9 Kilometern, also laufen wir. Es ist immer wieder beeindruckend, welche Streckenführungen dabei herauskommen. Natürlich müssen wir erstmal die Stadt und die Vorort-Gewerbebereiche hinter uns lassen, aber dann führt die von Komoot vorgeschlagenen Route über kleine, fast nicht befahrene Nebenstraßen und Feldwege. Pünktlich um 11:00 Uhr erreichen wir die Autovermietung. Unseren Voucher will der Mitarbeiter gar nicht sehen – wir sind heute die einzigen Kunden. Keine 10 Minuten später wird uns der Autoschlüssel eines Opel Corsa Diesel ausgehändigt. Nun kann die großräumige Erkundung der Insel beginnen. Wir starten mit der Umgebung von Agostoli. Hier gibt es schon mal zwei Geosites und einen hübschen Strand anzusehen. Es weht recht kräftig aus südlichen Richtungen und an der Küste rollen die Wellen auf – ein immer wieder beeindruckendes Schauspiel. Der kleine Strand Gialos liegt nahezu verlassen da. Vier Süßwasserduschen tropfen still vor sich hin und warten auf Badegäste, die aber bei den heutigen Wellen eher ausbleiben. Weiter geht es zu Geosite Piniatoro. Erosionsprozesse haben hier in diesen Kalksteinen mit Rillen, kleine Gruben und Meeresbögen eine unverwechselbare Landschaft geschaffen. Bei den heute auflaufenden Wellen wirken einige der Rillen und Löcher im Gestein wie ein Wasserfahrstuhl und Fontänen schießen wie Geysire hoch – was für ein Schauspiel. Weiter geht es zu den Sinkholes von Agostini, die unterirdisch mit dem Karavomilos-See in der Nähe von Sami verbunden sind. Auch hier finden wir ein Wasserrad, wie gestern, allerdings steht es still und außer einem strömenden Zufluss an Meereswasser, ist an den Sinkholes nicht viel zu sehen (außer Müll). Im Internet finden wir aber noch einen interessanten Hinweis: in der Vergangenheit wurde die Fließgeschwindigkeit des Meerwassers verwendet, um das Wasserrad solcher Seemühlen zu drehen und die Stromversorgung für den Betrieb eines Kraftwerks und einer Eisfabrik zu liefern, die bis zum Zweiten Weltkrieg in Betrieb waren.



















Langsam meldet sich der Hunger und wir haben heute kein Picknick dabei. Da wir auch noch etwas Proviant einkaufen wollen, halten wir bei Lidl und decken uns gleich noch mit ein paar gefüllten Teigtaschen als Frühstückssnack ein bevor es zur nächsten Geosite weitergeht, dem Ai Helis Strand. Ai Helis ist eine reiche fossile Stätte mit blauem Mergel, in dem reichlich marine Muscheln gefunden werden können. Nach ziemlicher Kurverei erreichen wir den Strand, parken etwas oberhalb und gehen die letzten 300m zu Fuß. Der Strand liegt an der Südküste der Insel. Hier treffen heute die Wellen ungebremst auf den Strand. Alles scheint in einem salzigen Dunstnebel zu verschwinden. Wir suchen nach blauem Mergel und finden nichts, bis wir fast über Steinformationen stolpern, die voll sind mit schwarzen Muschelschalen. Auf den ersten Blick könnte man es für mit Muscheln durchsetzen Sand halten. Aber es ist Gestein. Man kann nichts herausbrechen oder abschlagen, aber ein paar kleine Steine mit Versteinerungsresten nimmt die Skipperin als Andenken mit.









Mittels Google Maps wollen wir nun die nächste Geosite „Klimatsias“ ansteuern. Aber dieser Versuch endet in einem holperigen Feldweg, über den wir mehrere Kilometer fahren sollen. Da streikt der Skipper. Eine größere Straße ist schnell gefunden, bringt aber noch mehr Kurverei mit sich. Diese Geosite besteht aus spektakulären weißen Steilklippen und im Meer liegenden flachen Gesteinsformationen. Es wird angenommen, dass der Strand seinen Namen von dem lauten Lärm der Wellen hat, wenn sie auf seine beeindruckenden Felsformationen stürzen. Welle haben wir, Wind auch. Ja, es ist entsprechend laut am Strand, aber eine „besondere Geräuschkulisse“ nehmen wir nicht wahr. Beeindruckend und hübsch ist es trotzdem und auch hier gibt es „Geysire“, allerdings in einer künstlich angelegten Betonwand, die schon etwas zerbröselt. Die darin eingelassenen Metallbügel lassen uns vermuten, dass hier im Sommer bei ruhiger See die Ausflugsboote anlegen und die Gäste an der dann geöffneten Strandbar ein kühles Getränk einnehmen. Bei der heute hier tobenden See unvorstellbar!








Dem Skipper reicht es mit der Fahrerei für heute. Wir machen uns auf den fast einstündigen Rückweg zum Boot – die Insel ist wirklich groß!
Mittwoch, 19.11.2025 – Sami – Hafentag – Ausflug an die nördliche Westküste
Obwohl wir heute keinen Bus erwischen müssen, sind wir früh wach. Die Nacht war erstaunlich warm und wir haben uns beide etwas gewälzt. Der Morgenkaffee wird angesichts der milden Temperaturen im Cockpit eingenommen. Im Anschluss wandern wir mit unserer Wäsche zur nahegelegenen Laundry, die jeden Tag durchgängig von morgens bis abends geöffnet sein soll (laut Google). Aber sie ist geschlossen. Vor dem Laden parkt das dazugehörige Lieferfahrzeug mit aufgedruckter Telefonnummer. Wir rufen an und erfahren, dass zurzeit Winterpause ist. Man verweist uns auf die Selfservice Laundry in Agia Efimia. Die hatten wir schon gesehen, als wir dort mit dem Boot lagen. Da wir sowieso heute in den Norden der Insel wollen, passt das doch ganz gut. Wir machen also erstmal einen Waschstopp, befüllen zwei Maschinen und vertreten uns in der angegebenen Waschzeit von 37 Minuten etwas die Beine. Im Anschluss muss die Wäsche noch in den Trockner, denn im Auto bekommen wir die nicht trocken und an Bord auch nicht. Also befüllen wir zwei Trockner und vertreiben uns weitere 30 Minuten die Zeit. Dann ist (fast) alles trocken, wird zusammengelegt und im Kofferraum verstaut. Nun kann es endlich losgehen.








Von Agia Efimia schrauben wir uns Meter für Meter den Berg hinauf. Der Corsa arbeitet zuverlässig, aber meistens nur im 2. Gang. Unterwegs passieren wir eine Ziegenherde, die es sich mitten auf der Straße gemütlich gemacht hat. Erst nach lautem Hupen erhebt sich die eine oder andere Ziege, sodass wir passieren können. Die Skipperin hat eine Wanderung zu einer weiteren Geosite, Alaties Strand, herausgesucht. Wir parken das Auto oberhalb in der Nähe des Dorfes Touliata und wandern 240 Höhenmeter abwärts zur Küste. Alaties Strand ist weniger ein Strand, als eine Felshalbinsel wie eine Mondlandschaft mit unwegsam ausgewaschenen Felsformationen in denen sich Salzwasserpools bilden – „eigentlich“ ideal für ein Bad, aber heute zu ungemütlich. Die Wellen laufen hier im spitzen Winkel auf die Küste und explodieren spektakulär an den Klippen. Da könnte man Stundenlang zusehen! Aber wir müssen ja auch wieder zu unserem Auto hoch. Aufgrund der starken Wellenbildung sind ist auch von den versprochenen Delfinen, Walen und Schildkröten hier vor der Küste nicht zu sehen. Also lösen wir uns schweren Herzens von dem faszinierenden Anblick und beginnen den Aufstieg.


















Oben angekommen wird die nächste Geosite „Asos“ in Googlemaps eingegeben und wir werden entlang der Küste mit spektakulären Ausblicken in die Tiefe entlanggeführt. Die Sonne scheint hin und wieder zwischen den Wolkenbergen hindurch und illuminiert einzelne Küstenabschnitte. Die Meeresoberfläche schimmert im Gegenlicht mal goldfarben, mal eher silbrig. Unter uns entdecken wir den kleinen Ort Asos mit seiner geschützten und bei Seglern beliebten Ankerbucht. Auf der anhängenden Halbinsel thront eine venezianische Festung. Die bunten Häuser des Ortes liegen in der Abendsonne und sehen einladend aus. Vielleicht hat ja ein Lokal geöffnet? Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Wir fahren die Serpentinen hinunter um unten festzustellen: alles verrammelt. Und für einen weiteren Fußmarsch hinauf zur Festung ist es zu spät. Also müssen wir „irgendwann“ einmal wiederkommen. Vielleicht klappt es im Frühjahr mit Venga!. Der weitere Rückweg führt uns vorbei an der Myrtos-Bucht mit ihrem beeindruckenden Strand, an dem wir vor zwei Tagen waren. Wir halten oberhalb am Aussichtspunkt kurz vor der „erdbebensicheren“ Brücke und werfen einen Blick von ihr hinab in die aktive Schlucht. Schon etwas unheimlich! Dann geht es auf nunmehr bekannter Strecke zurück zum Boot.









Die Skipperin hat sich zum Abendessen ein Hühnchencurry mit Cashewkernen und Banane gewünscht. Also springt der Skipper noch schnell in den gut sortierten „Deli“ in Sami und kommt mit frischem Hühnchen zurück. Das Abendessen gelingt ihm mal wieder hervorragend und die Menge reicht für zwei Tage!
Donnerstag, 20.11.2025 – Sami – Hafentag – Ausflug auf die Halbinsel Paliki
Morgens regnet und gewittert es. Die Vorhersage hat weitere Regenfälle und Gewitter für den Tag angesagt. Der Blick in das aktuelle Niederschlagsradar mit der erwarteten Zugrichtung der Regen- und Gewitterzellen, lässt aber vermuten, dass das an Kefalonia weitgehend vorbeigehen könnte. Wir warten den morgendlichen Regen ab und packen zur Sicherheit die Regenjacken ein. Dann machen wir uns auf den Weg. Unser heutiges Ziel ist die Halbinsel Paliki im Südwesten der Insel. Auf ihr gibt es eine Vielzahl an Geosites und Barbara hat bereits eine Rundwanderung geplant. Googlemaps empfiehlt die Nordroute über Agia Efimia nach Paliki. Fahrtzeit ca. eine Stunde. Wieder geht es vorbei an der Myrtos Bucht, diesmal stoppen wir an einem Aussichtspunkt südlich der Bucht, den offensichtlich Liebespaare für ihr Liebesschloss auserkoren haben. Leichte Nieselschauer wechseln sich mit Sonnenschein ab und zaubern wundervolle Regenbogen. Der Horizont verschwimmt, Meer und Himmel haben den gleichen verwaschenen blaugrauen Farbton. Dazu der Kontrast der hellen Steilklippen der Inselsilhouette – auch wieder bezaubernd!








Nachdem wir uns von der Küstenstraße abwenden, windet sich die Straße durch das Gelände. Entweder zwingt die Geländeform zu unzähligen Schlenkern und Kurven, oder die Begrenzung der Felder. Manchmal fühlen wir uns an unsere Heimat „Angeln“ erinnert. Auch dort schlängeln sich die Straßen kurvenreich durch die Felder. Aber irgendwann ist das Ziel erreicht und das Auto kann abgestellt werden. Heute schickt uns Komoot gleich zu Beginn etwas in die Irre. Der kleine Feldweg wird immer schmaler, wird zum Trampelpfad und verliert sich dann ganz. Wir sehen aber bereits ganz in der Nähe eine befestigte Straße, auf der es weitergehen soll. Also kämpfen wir uns durch hüfthoch stehendes Unkraut (samt Dornen) bis wir wieder sicheren Boden unter den Füßen haben. Auch heute haben wir unsere Wanderung oben begonnen. Also geht es erstmal überwiegend bergab. Vor uns breitet sich eine grüne Hochebene aus. Handyempfang ist hier Fehlanzeige. Uns begegnet eine Ziegenherde, angeführt vom ersten Ziegenhirten zu Fuß und hinten angetrieben von Ziegenhirt Nummer zwei im Pickup. Wir stellen uns an den Wegesrand, sorgen aber allein mit unserer Anwesenheit dafür, dass die Herde stehenbleibt und uns misstrauisch beäugt, um dann mit möglichst viel Abstand und ein paar schnellen Sprüngen an uns vorbeizudrängeln.





Wir wandern weiter abwärts bis wir in die empfohlenen Buchten von oben einen Blick werfen können. Wir sparen uns den Abstieg, denn Badewetter ist heute sowieso nicht. Direkt unter uns liegt die kleine Agia Eleni Bucht, zu der sogar ein asphaltiert Weg führt. Ob man dort unten tatsächlich ein Auto abstellen kann/soll? Von oben sieht es eng aus. Die Bucht wird von einer Felsnase nach Westen geschützt. Das Wasser sieht von oben sehr ruhig und wunderbar türkis aus und gerade, als wir uns abwenden wollen, sehen wir einen Katamaran, der die Segel herunternimmt und die Bucht als Ankerplatz ansteuert. In der Bucht und den umgebenden Steilhängen kann man beeindruckende Gesteinsbrüche erkennen, die sowohl auf die tektonische Lage als auch auf das Kalkgestein zurückzuführen sind. Nur wenig weiter im Osten schließt sich die weitaus größere Bucht Petani Beach an, die im Sommer offensichtlich auch über Bootsverleih und Gastronomie verfügt. Wir nehmen mit dieser Aussicht unser Picknick zu uns, bevor wir bei einsetzendem Nieselregen weiterwandern. Zum Glück zieht die Regen- und Gewitterfront draußen auf dem Meer an Kefalonia vorbei und uns erreichen nur seichte Ausläufer in Form eines kurzen Nieselregens. Aber so richtig aufreißen will der Himmel auch nicht. Die nächsten beiden Abstecher zu Aussichtspunkten an der Küste sparen wir uns angesichts der schlechten Sicht und nehmen eine Abkürzung durch die Hochebene. Dabei passieren wir eine Weide mit Schafen, auf der ein Mutterschaf offensichtlich vor wenigen Minuten zwei Lämmer zur Welt gebracht hat. Das eine ist noch fest von der Fruchtblase umschlossen, während das zweite sich schon zur Hälfte befreien konnte. Das Mutterschaf beißt die Fruchtblase kaputt und befreit so das Lamm Stück für Stück. Noch nie haben wir so etwas gesehen! Wir stehen staunend und ein wenig andächtig vor diesem Wunder der Natur. Weder die Lämmer noch das Mutterschaf stören sich an unserer Anwesenheit, trotzdem entfernen wir uns nach wenigen Augenblicken leise und tief beeindruckt.











Nun geht es steil bergan, gefühlt viel weiter, als wir bisher bergab gewandert sind. Oben werden wir dafür wieder mit einem schönen Ausblick auf „unsere“ grüne Hochebene belohnt. Hier oben wartet die nächste Schafherde auf einer Weide auf uns. Eng aneinander gekuschelt stehen die Tiere einer ganz anderen Rasse unter einem Baum. Besonderes Kennzeichen: abstehende Ohren. Sie sehen wirklich lustig aus und sie bewegen sich als Herde. Kaum verlässt Werner das Gatter zur Wiese, rückt der ganze Pulk näher, um sofort geschlossen eine 180 Grad Wende hinzulegen, als Werner sich wieder nähert. Die nächste tierische Begegnung ist eine Schlange, auf die Barbara fast getreten wäre. Sie lag auf der Straße, um sich zu wärmen und beeilt sich die Flucht zu ergreifen, als neben ihr ein Fuß erscheint. Kurz vor dem Erreichen des Autos passieren wir noch eine Weide mit einem ganzen Kindergarten an blökenden Lämmern, die von ein paar Mutterschafen beaufsichtigt werden. Die Zwerge veranstalten einen ganz schönen Radau! Wenige Meter weiter liegt der Schäfer auf der Straße zum Mittagsschlaf – was für ein Tag! Uns wundert an dieser Stelle, dass es um diese Jahreszeit so viele Lämmer gibt. Google hilft uns auch nicht weiter, behauptet, im November würden in Griechenland keine Lämmer geboren! Aber wir haben es ja gesehen! Einige Tage später beim Essen in einer „Bauernhof-Taverne“ fragen wir nach und erfahren von der Tochter des Farmers, dass die Schafe in Griechenland zweimal im Jahr Lämmer bekommen, einmal im November, ein weiteres Mal im späten Frühjahr. Die Tragezeit der Schafe beträgt ca. 152 Tage. Unsere Reaktion: was für ein Sttress (für die Schafe), die Reaktion der Farmerstochter: ja, das stimmt (für die Farmer)…

















Für den Rückweg wählen wir die Route über Agostoli. Barbara möchte einen kurzen Abstecher in ein Tal machen, das nach einem lohnenswerten Ziel für den Samstagausflug aussieht. Da wollen wir auswärts essen und suchen dafür ein Restaurant, welches geöffnet hat. Nach sieben Stunden erreichen wir wieder unser Boot – schön war‘s, anstrengend war’s auch. Jetzt wird ausgeruht, Bilder gesichtet und am Bericht gearbeitet. Für morgen ist wieder schlechtes Wetter angesagt – warten wir mal ab. Heute sollten es auch nur 2 Sonnenstunden werden und letztlich waren es fünf. Abends dreht der Wind plötzlich auf und kommt westlich. Unser Bimini macht sich selbständig und wir klappen es weg.
Freitag, 21.11.2025 – Sami – Hafentag – Ausflug nach Poros und an die Südküste der Insel
Nachts klatschte es erneut so heftig unter dem Heck, dass der Skipper auszog. Das Wetter bleibt unbeständig. Dicke dunkle Wolken stehen im Norden und Westen. Nur nach Süden sieht es etwas freundlicher aus. Also fahren wir in diese Richtung und besuchen Poros, einen kleinen Hafenort etwa 20 Kilometer südlich von uns. Auf dem Weg dorthin passieren wir mit der Poros-Schlucht eine weitere Geosite der Insel. Langsam kommen wir mit dem Zählen dieser Sehenswürdigkeiten gar nicht mehr hinterher. Wir haben Glück: unterwegs tröpfelt es zwar etwas, aber als wir ankommen ist alles trocken und es zeigen sich sogar ein paar blaue Flecken am Himmel. Wir parken das Auto am Ortseingang und spazieren durch den Ort zum Wasser und entlang der Küste bis zum Hafen. Auch hier wirkt alles sehr verschlafen, obwohl ein paar Geschäfte geöffnet haben. Der Hafen liegt verlassen, nur ein paar Fischerboote und die Fähre bevölkern ihn etwas. Von hier könnte man zu schönen Rundwanderungen starten, die allerdings alle mit mindestens 2,5 Stunden angegeben sind. Das erscheint uns angesichts der Wettervorhersage zu riskant.


Daher fahren wir mit dem Auto entlang der Küstenstraße und bestaunen die Naturgewalten in Form von großen heranrollenden Wellen. Unterwegs gibt es eine weitere Geosite: die Wasserfälle von Gradou. Sie werden als eine der beeindruckensten Sehenswürdigkeiten der Insel beschrieben. In einer Kalklstein-Schlucht reihen sich mehrere Wasserfälle und Becken aneinander. Der größte Wasserfall ist etwa 18m hoch. Die Wasserfälle sind nur zu Fuß über einen 1,5 km langen Trampelpfad zu erreichen, der teilweise durch urwaldähnliches Gelände führt. Wir parken an der Mündung. Die Tatsache, dass der kleine Fluss kein Wasser führt, macht uns etwas stutzig – es hat doch viel geregnet. Wir wandern los und erreichen den ersten, kleineren Wasserfall „Potisti“ und er ist trocken. Damit sinkt die Hoffnung auf ein beeindruckendes Erlebnis am Hauptwasserfall. Aber nun sind wir schon mal hier. Nach einer halben Stunde erreichen wir unser Ziel und sehen einen ausgetrockneten Wasserfall. Die Rinne, in der sich das Wasser hinabstürzen soll, sieht aus wie eine lange ausgestreckte Zunge – macht sich hier vielleicht jemand über uns lustig! Naja, egal – zumindest haben wir uns etwas bewegt!








Hier auf der Insel führen die meisten Straßen in hoher Höhe an den Hängen der Berge um die Insel und zum Meer hinunter muss man lange Abstecher in Kauf nehmen. Hier im Südosten ist das anders. Hier führt die Straße recht ufernah und das führt dazu, das hier viele Ferienanlagen gebaut wurden und werden. Der Blick auf das aufgewühlte Meer ist spektakulär. Hier weht es deutlich mehr, als in unserem im Windschatten liegenden Hafen. Zudem haben die Wellen viel Platz, sich aufzubauen. Wir fahren bis zum kleinen Ort Skala, wo wir unser Picknick einnehmen. Die Pinien werden vom Wind gepeitscht und über der Küste und dem Strand liegt ein Nebel aus Gischt und Sand. Im Ort gibt es eine Ausgrabungsstätte mit einer römischen Villa, der wir einen Besuch abstatten. Eine Fläche von geschätzten 10×10 Metern ist überdacht und mit einem Zaun umgeben. Das Kassenhäuschen ist geöffnet und eine Griechin jätet Unkraut. Sie bittet uns herein, ohne den angegebenen Eintritt von 5€ zu verlangen. Bei der überdachten Ruine handelt es sich um die Reste eines Wohnhauses aus römischer Zeit, die vermutlich im 2. Jahrhundert n. Chr. von einem wohlhabenden Römer erbaut wurde. Es wird angenommen, dass die Villa vor einigen Jahrhunderten von einem Brand zerstört wurde, während in frühchristlicher Zeit auf Teilen eine Kirche errichtet wurde. Die Reste der Villa wurden zufällig entdeckt und 1956 ausgegraben.




Anschließend machen wir noch einen Abstecher an den hier sehr ausgedehnten Strand, um uns das Wellen- Naturschauspiel aus der Nähe anzusehen. Wir fangen ein paar Fotos ein und die Skipperin eine vom Salz vernebelte Brille.









Auf dem weiteren Weg zur höher gelegenen Hauptstraße folgen noch zwei Kurzabstecher zu Stränden und einem kleinen Hafen, die so tot wirken, dass wir nicht mal aussteigen. Im Frühjahr auf Zakynthos hatten wir ähnlich deprimierende Orte am Meer gesehen. Es handelt sich dabei meistens um (billige) Ferienziele, die sich dadurch „auszeichnen“, dass sie im Winterhalbjahr geschlossen und wenig ordentlich hinterlassen zu werden. Kaputtes Terrassenmobiliar liegt offen herum, die Fenster sind mit Plastikfolie zugeklebt. Insgesamt wenig einladend. Hier wird nur im Sommer gelebt und Geld verdient. Im Winter kehren auch die Griechen diesen Orten den Rücken zu. Wir fahren zurück nach Sami, machen noch einen Abstecher zur Dogarati-Höhle, einer weiteren Geosite, die als eine der schönsten Kalksteinhöhlen Griechenlands gilt. Aber auch diese Höhle ist geschlossen und ein von ein paar Griechen erfahren wir, dass sie erst wieder im April öffnet. Also geht’s nun fix an Bord. Gerade kommt etwas die Sonne heraus und lädt uns zu einem Getränk im Cockpit ein. Für die nächsten Stunden ist viel Regen und eine beeindruckende Gewitterfront angesagt. Da heißt es jeden Moment im Cockpit genießen. Wir helfen einem niederländischen Paar auf ihrem Charterboot beim Anlegen und beobachten die sich immer höher und dunkler auftürmenden Wolkenberge.

Obwohl uns das Niederschlagsradar schon mitten im Starkregen verortet, bleibt es trocken. Es sieht aus, als würde sich die Front über Sami teilen und knapp nördlich und südlich ihr Wasser fallenlassen. Als es beginnt dunkel zu werden, erwischt es uns dann aber doch noch und wegen des fehlenden Bimini schlägt der Wind den Regen unter die Sprayhood auf den Niedergang. Irgendwann ist die Entwässerung auf dem Luk überfordert und wir bekommen nun unseren Wasserfall: durch das geschlossene Luk plattert es in den Salon. Werner springt nach Handtüchern, während Barbara mit einer Schüssel versucht, das meiste aufzufangen. Wir sind froh, dass wir in diesem Moment an Bord waren und so schnell reagieren konnten. Zudem ziehen wir daraus die Lehre, dass wir während unserer Abwesenheit über die Wintermonate unseren Niedergang zusätzlich zur Sprayhood schützen müssen, damit so etwas nicht wieder passieren kann. Zum Glück zieht die Gewitterfront recht schnell durch, der Wind legt sich wieder und einem entspannten Abendessen und Abend steht nichts mehr im Wege.
Eine Antwort
Beim Lesen eures Reiseberichtes konnte ich mich wieder sehr gut einfühlen in die Erlebnisse und in die Zeit, in die wir zurück versetzt werden beim Anblick der wunderschönen Natur! Besonders begeistert haben mich die Beschreibungen und Fotos , wie die tektonischen Felsformationen bzw. Gesteinsaufbauten, die die Erdgeschichte wieder spiegeln zustandekommen und wie Wind, Wetter, die Druckverhältnisse des Meeres Gaysire hervorbringen können, die ihr spektakulär erleben konntet.
Eure Wanderungen auf einsamen Pfaden, Wege, die sich verlieren, meterhohes Gestrüpp, verlassene Dörfer, die Naturschauspiele der Wolken, der Brandung, so tobend, gewaltig und kraftvoll nicht nur zu dieser Jahreszeit!
Aufgeschlagene Knie, Strapazen beim Fahrradfahren bergauf, verdiente Pausen auf harten Steinen, die Mühen zum Flughafen zu kommen, um den Leihwagen abzuholen, die Geburt der Lämmer … lassen erahnen, welche Abenteuer ihr erleben könnt.
Danke dafür, dass ich teilhaben kann an diesen Erlebnissen!
Liebe Grüße von Moni