UNTERTITEL: Nur die Wassertemperaturen spielen da nicht mit!
Nach der letzten Motorwoche tut es sooo gut, endlich wieder segeln zu können! Auch wenn der langfristige Forecast eher südliche Winde verspricht, können wir auf anfänglichem Südwestkurs bei (fast) westlichem Wind in die neue Segelwoche starten. Wir hatten gehofft, dass sich die Wassertemperaturen Richtung Süden mal nach oben bewegen, aber das Gegenteil ist eingetreten. Im Norden hatten wir oft nur um die 16 Grad Wassertemperatur, was einen nicht gerade veranlasst spontan ins Wasser zu springen. Aktuell sehen wir, auf Höhe der Nordspitze von Öland, Temperaturen von um die 13 Grad auf unserer Bordanzeige, was für uns ein klares noGo (oder noJump) ist.


Sonntag, 11.08.24 – Furusund – Malma Kvarn – 30 Seemeilen
Wir starten erstmal Richtung Norden, da wir die Insel „Yxlan“ (merken für das nächste „Stadt-Land-Fluss-Spiel oder „Scabble“) nördlich umrunden müssen, um in den zwischen Blidö und Yxlan verlaufenden Sund zu gelangen, der uns nach Süden führen soll. Der Sund ist gut 6 Seemeilen lang und sehr schmal, weshalb wir hier in ständiger Windabdeckung unter Maschine unterwegs sein müssen. Die dicht vorbeiziehende Landschaft mit den atemberaubenden Ferienanwesen entschädigt dafür umso mehr. Und dann geht es los: anfangs nur unter Genua bei 10-12 Knoten WSW-Wind, später bei abnehmendem Wind mit zusätzlich gesetztem Groß. Jento gleitet durch das ruhige innere Fahrwasser – herrliches Bilderbuchsegeln! Im Verlauf des Tages dreht der Wind zeitweise um bis zu 80 Grad, was das Kurshalten zwischen den Schären zur Herausforderung werden lässt. Auch frischt der Wind auf und wir sind „eigentlich“ übertakelt. Aufgrund der zeitweisen Enge im Fahrwasser, dem sonntäglich hohen Verkehrsaufkommen an Freizeitbooten und Fähren, versäumen wir das Reffen und Jento legt sich zeitweise recht kräftig auf die Seite. Wir treffen auf zwei klassische Segelyachten, die eine kleine Regatta auszufahren scheinen. Über Vesselfinder finden wir heraus, dass sie 33 bzw. 34 METER lang sind. Auf der hohen Kante an der Kreuz sitzen knapp 2 Dutzend Personen! Sie geben ein tolles Bild ab, wie sie ihre Kreuzschläge um Jento ziehen… mit 11,5 Knoten Fahrt






Später haben wir eine ganz andere Begegnung: ein futuristisch aussehendes Schiff der schwedischen Marine. Es wirft am Heck eine große Gischtwolke und die Wellen, die trotz sehr geringer Marschfahrt entstehen, katapultieren Barbaras Laptop quer durch die Kajüte – zum Glück ohne Schaden.

Unser heutiges Ziel ist ein Hafen des schwedischen Kreuzervereins: Malma Kvarn. Das Gelände dieses „Uthamn“ erwarb der Verein vor ca. 80 Jahren mit Hilfe von Krediten zweier Mitglieder . Es handelt sich um eine kleine geschützte Bucht, in der eine umlaufende Steganlage Platz für gut 50 Boote bietet. Im Laufe der Jahre wurden Toiletten, WCs, Kanu-, Jollen- Fahrrad-, Spielzeugverleih und vieles mehr ergänzt. Rund um den Hafen gibt es verschiedene Sitzmöglichkeiten. Der Hafen wird von einer Hafenmeisterin liebevoll betreut. Auch wenn die Sanitäranlagen unterdessen deutlich in die Jahre gekommen sind, strahlen sie einen hyggeligen Schwedencharme aus. Einziges Manko des Hafens bei westlichen Winden: hin und wieder weht eine leichte „Duftfahne“ von der Septikstation herüber, wenn gerade ein Boot abpumpt… Fußläufig ist zudem noch ein wunderbarer Badesee erreichbar an dessen Weg es ein Quiz für Erwachsene und eines für Kinder zu lösen gilt. Ein Vereinsheim und Platz für Zelte runden das Angebot ab. Der Verein hat hier in den letzten 80 Jahren viele junge Menschen an das Segeln heranführen können und betrachtet den Hafen als „Sommerherz“ des Vereinslebens. Hier kommen alle Generationen auf ihre Kosten!
















Direkt an der Brücke vor unserem Liegeplatz gibt es ein gut bewertetes (französisches) Restaurant, das auch am Sonntagabend nahezu komplett besetzt ist. Kurz denken wir über ein Abendessen dort nach, aber eigentlich haben wir noch genug an Bord, um selbst zu kochen. Wir essen einfach zu gern „zuhause“!
Montag, 12.08.2024 – Malma Kvarn – Utö – 22 Seemeilen
Auch heute meint der Wind es gut mit uns. Er weht kräftig mit 12-16 Knoten aus Nordwest. Die Sonne lacht von einem strahlend blauen Himmel. Wir binden zur Sicherheit das 2. Reff ein, da „eigentlich“ noch kräftigerer Wind vorhergesagt ist. Die Genua rollen wir im 1. Reff ein. Mit Rauschfahrt (der Plotter zeigt zeitweise 6,8 Knoten über Grund an), geht es in Richtung Südwest, manchmal mit halbem Wind, manchmal hoch am Wind – das Fahrwasser verläuft in den Schären ja selten gradlinig, ständig liegen Felsen im Weg! Nach einiger Zeit rollen wir die Genua komplett aus, der Wind lässt nach und gegen Mittag laufen wir in den Gästehafen Süd auf Utö, einer der Hauptinseln im südlichen Stockholmer Schärengarten, ein. Hier liegt man am Steg unter Heckanker sehr ruhig und naturnah. Trotzdem sind es zu Fuß nur 10 Minuten bis zum nächsten Supermarkt (unsere Nachbarn bezeichnen ihn eher als „Krämerladen“), also ja, er ist klein, aber hat ein gutes Sortiment. Wir decken uns mit frischen Sachen ein, denn die nächsten Tage wollen wir wieder an SXK-Bojen oder vor Anker verbringen. Nebenan gibt es einen Bäcker und das Brot sieht sehr lecker aus, also kommt es auch noch in den Rucksack. Schwer bepackt marschieren wir zurück. Vor der Inselerkundung schieben wir noch etwas Bootspflege ein. An den Aufbauten hat sich an einigen Stellen der Lack verabschiedet und das pure Mahagoni ergraut unter den Wettereinflüssen. Das kann auch keine 6 Wochen mehr warten – wir reparieren „auf die Schnelle“, denn im Winterlager wird hier in diesem Jahr wieder gründlich gearbeitet. Jens, unser Bootsbauer, scharrt schon mit den Füßen!



Dann starten wir die Erkundung der Insel, denn auch diese Insel hat viel zu bieten. Im nördlichen Utö befinden sich die vielleicht ältesten Eisenbergwerke Schwedens. Hier begann der Erzabbau bereits im Mittelalter und wurde bis zum Ende des 19. Jahrhundert fortgesetzt. Die Spuren des Bergbaus sind noch immer in Form von (gefluteten) Gruben und großen Haufen von Verwerfungssteinen zu sehen. Möglicherweise begann der Abbau von Eisenerz bereits im 12. Jahrhundert, denn Mineralien, die nur auf Utö vorkommen, wurden in kulturellen Ablagerungen aus dieser Zeit in Visby gefunden. Die ersten schriftlichen Belege für Bergbau finden sich im Jahr 1607. 1624 gab es bereits neun Bergwerke auf der Insel. Man grub sich über die Jahrhunderte tiefer und tiefer in die Erde. Der tiefste Stollen befindet sich 215 Meter unter der Erdoberfläche. Der Bergbau erreichte seinen Höhepunkt in den 1840er Jahren, als die Produktion knapp über 16.000 Tonnen Erz pro Jahr betrug. Der Aufschwung im 19. Jahrhundert war jedoch nur von kurzer Dauer, und die Bergbaugesellschaft war gezwungen, den Betrieb 1879 einzustellen.
Und auch auf eine weitere interessante Information stoßen wir bei unserer Recherche: Auf der Insel wurde das Lithium entdeckt! Als Entdecker gilt der Schwede Johann August Arfwedson, der im Jahr 1817 die Anwesenheit eines fremden Elements in Gesteinen feststellte, als er Mineralienfunde von der Insel analysierte und dabei immer ein „Restgewicht“ zurückbehielt, das sich den bekannten Verbindungen nicht zuordnen ließ.

Wir starten nach einem Fika-Päuschen zum Rundgang auf der Insel, der uns in das Grubenmuseum und vorbei an den mit Zäunen abgesperrten Grubenseen führt. Die ehemaligen Gruben wurden nach Ende der Bergbautätigkeit geflutet. Aufgrund der senkrechten Grubenwände ist es äußerst gefährlich, hier ins Wasser zu fallen, da man selbstständig kaum wieder herauskäme. Taucher haben die Seen erkundet und sind bis zum Grund in 215m Tiefe vorgedrungen. Im Grubenmuseum wird die Arbeit in den Gruben anschaulich erläutert – es muss eine wahre Tortur gewesen sein, über hölzerne Leitern an den Arbeitsplatz zu gelangen und auf gleichem Weg wieder zurück…









Ein Großteil der Insel steht unterdessen unter Naturschutz und ist mit wunderbaren und gut gekennzeichneten Wanderwegen erschlossen. Wir machen heute nur eine kleine Runde, bekommen aber einen guten Eindruck und können verstehen, warum die Insel die Entwicklung von einer Bergbaugemeinde zum Schärenidyll gemeistert hat.








Nach unserem Rundgang gönnen wir uns ausnahmsweise einen vorgezogenen Sundowner am Hafen mit Blick auf viele schöne Segelboote, bevor es zu einer abendlichen Dingi-Spritztour zum anderen Ende der Bucht geht, an dem die Inselkirche steht – leider schon verschlossen, aber trotzdem ein schöner Kurztrip.
Dienstag, 13.08.2024 – Utö – SXK-Boje Solviken (an der Insel Torö) – 19 Seemeilen
Vor einigen Tagen haben wir erneut kalkuliert, wie lang unsere Tagesetappen durchschnittlich sein müssen, damit wir zu unserem geplanten Ankunftsdatum wieder im Heimathafen „LA“ (=Langballigau) festmachen können. Es ergaben sich entspannte 16 Seemeilen täglich. Somit liegt schon die heute geplante kleine Etappe über dem Soll. Werner startet mit einem Bad in den Tag bei 17 Grad Wassertemperatur sehr erfrischend – Barbara zieht die warme Dusche vor (jaja, sie ist bekennende „Warmduscherin“). Nach zwei Tagen mit gutem Segelwind, muss sich der Wind verständlicherweise erstmal etwas erholen – wir nutzen also das Dieselsegel und kommen nach ereignisloser, aber recht frischer 4-stündiger Fahrt an der ausgewählten SXK-Boje in einer malerischen Bucht der äußeren Schären an. Die uns entgegenkommenden Schweden sitzen in Badehose im Cockpit, wir im Fleece. Das ist der große Nachteil bei südlichen Kursen: man sitzt meist im Schatten. Dazu ist der Fahrtwind über die hier 14 Grad kalte Ostsee zusätzlich ein „Bibberfaktor“. Ganz anders dann am Ankerplatz, wir springen direkt eine Jahreszeit zurück: aus dem Herbst in den Sommer – herrlich. Leider schieben sich Schleierwolken vor die Sonne und schwups ist es Spätsommer. Den Nachmittag nutzen wir für etwas Bootspflege und Privatbürokratie. So langsam müssen wir das Slippen von Jento planen und für die Venga in Griechenland muss auch noch Einiges organisiert und bedacht werden. „Und dann muss man ja auch noch Zeit haben ,einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen…“ (Astrid Lindgren).




Mittwoch, 14.08.2024 – SXK-Boje Solviken (an der Insel Torö) – Ankerbucht Rågeten – 35 Seemeilen
Leider hat es sich abends doch noch zugezogen. Wir hatten zur Sicherheit trotzdem den Wecker auf 2:00 Uhr gestellt, um nach Sternschnuppen (Stichwort „Perseiden“) und Nordlichtern Ausschau zu halten (gestern bekamen wir entsprechende Fotos aus Deutschland und Dänemark). Aber kein Stern war zu sehen, also wohl eine geschlossene Wolkendecke über uns. Schnell krabbelten wir wieder unter die warme Decke!
Der Wind scheint sich morgens an die Vorhersage zu halten: Flaute bzw. für uns nicht segelbarer Wind aus Süd-Südwest. Unser heutiger Kurs durch die äußeren Schären und Steine verläuft über ca. 10 Seemeilen nach Südwesten, um dann nach Westen abzubiegen. Die Vorhersage verspricht ab Mittag auf Süd drehenden und zunehmenden Wind. Unser Plan ist daher, 2 Stunden unter Maschine mit Kurs Südwest zu laufen und dann den Rest mit halbem Wind zu segeln… Unser Plan geht wunderbar auf. Nach gut 2 Stunden kann sich die Maschine ausruhen – die Segel übernehmen den Job. Auch wenn sich damit die Reisegeschwindigkeit von 5,4 auf 4,5 Knoten reduziert, genießen wir das Segeln! Unterwegs begegnet uns ein Frachter, der auf dem Plotter einen Zwillingsstrahl zu haben scheint (Schiffe mit AIS werden auf dem Plotter mit einem Fahrstrahl in Fahrtrichtung dargestellt). Das finden wir sehr merkwürdig! Beim Näherkommen stellt sich heraus, das das Lotsenfahrzeug genau im Windschafften des Frachters fährt. Auf dem Plotter sah es wie ein „Huckepack-Schiff“ aus…


Leider schläft der Wind etwas ein und so reduziert sich die Reisegeschwindigkeit weiter auf 3,5 Knoten… Aber wir haben es ja nicht eilig! Die von uns anvisierte SXK-Boje ist bereits belegt, aber ganz in der Nähe finden wir einen schönen Ankerplatz auf 4,5 Metern Wassertiefe. Viel Platz zum Schwoien ist zwar nicht, aber es reicht und mit eingeschaltetem Ankeralarm fühlen wir uns sicher. Kurz überlegen wir, an die Schäre nebenan längsseits zu verholen. Einfach nur, weil es hier möglich ist. Allerdings obsiegt die Bequemlichkeit. An Land kämen wir dort auch nicht, aber es würde einiges an Vorbereitung von langen Landleinen und guter Abfenderung von Jento bedeuten. Das alles nur für ein geiles Foto?











Abends macht Barbara noch einen Ausflug mit dem Dingi und versucht schöne Fotos vom Sonnenuntergang zu schießen und experimentiert etwas mit dem IPhone. Heute ist der Himmel im Norden etwas klarer, aber leider sind keine Nordlichter mehr zu sehen…
Donnerstag, 15.08.2024 – Ankerplatz Rågeten – Stugvik (Stora Ålö) – 36 Seemeilen
Wir haben gestern hin- und her überlegt, wie die Reise heute weitergehen soll. Für die nächsten 5 Tage ist entweder Südwind oder kaum Wind vorhergesagt, was wieder einige Zeit unter Maschine bedeutet. Sollen wir spontan abbiegen und durch den Götakanal gehen? Das morgendliche Telefongespräch mit dem Kanalbüro bringt die Entscheidung: Wir bleiben bei unserer Route. Wir könnten zwar heute noch in den Kanal einfahren (letzte Tag der Hauptsaison, somit freie Zufahrt in den Kanal = ca. 800€), wir müssten uns morgen aber einem Konvoi anschließen, was spontane Zwischenstopps unmöglich macht und uns in 5 Tagen durch den Kanal boxt. Alternativ könnten wir jetzt die Voranmeldung für einen Konvoi-Transfer starten und dann in fünf Tagen mit einem Konvoi starten und nach Wunsch vorher Stopps und Konvoiwechsel buchen (Kosten ca. 500€). Beide Alternativen gefallen uns nicht, lieber kommen wir in den nächsten Jahren mal mit viel Zeit zurück und machen dann den Götakanal in aller Ruhe!
Die heutige Windvorhersage verspricht uns 20 Knoten aus SSO, in Böen bis 27 Knoten. Im inneren Schärengürtel deutlich weniger. Wir entscheiden uns für die „Landschaftsroute,“ auf der wir Teilstücke segeln können, Teile aber auch unter Maschine fahren müssen. Wir durchfahren den Arkösund und erlesen uns im Vorbeifahren, warum der Ort „Arkösund“ so ein hübsches Bild abgibt. Schnell wird uns klar, dass dieser Schärengarten ebenfalls sehr reizvoll und dazu recht leer und unbewohnt ist. Hier warten unzählige Ankerbuchten und unbewohnte Schären darauf entdeckt zu werden. Also kommt ein ausgiebiger Besuch dieses Schärengartens auf die Liste zum Götakanal!




Auf der inneren Route gibt es eine Brücke mit 15m Höhe. Das sind immer wieder „Angstmomente“. „Eigentlich hat die Vindö 45 eine Masthöhe ab Wasserlinie von 14,23 Metern, aber zusätzlich haben wir noch eine Antenne oben drauf, sicherlich 50 cm. Und wie genau ist heute der Wasserstand??? Werner fährt beherzt darauf zu, während Barbara für langsamere Fahrt plädiert. Der Skipper handelt nach der Devise „happy wife, happy life! Und drosselt die Fahrt. Es passt natürlich!


Kurz überlegen wir, ob wir den heutigen Törn etwas eher beenden, der Hafen Fyrudden liegt direkt an der Strecke im inneren Schärengarten. Dort steht der frische Wind (aktuell 16-20 Knoten) direkt auf den Hafen und es sieht nicht wirklich gemütlich aus. Also verschieben wir den Einkauf – noch bietet der Kühlschrank genug und fahren weiter!
Das Nebenfahrwasser, das auf kürzestem Weg zu unserem ausgewählten Ziel, einer sehr geschützten Bucht mit einem SXK-Uthamn (Sommerhafen) führt, ist streckenweise sehr eng und auch sehr flach. An der flachsten Stelle messen wir 1,90m (wir haben 1,60m Tiefgang!). Und es ist flankiert von „Fießlingen“, aber landschaftlich wunderschön. Immer häufiger sehen wir nun Flächen mit blühender Heide – Spätsommerfeeling gepaart mit leichter Melancholie setzt so langsam ein. Auch die Tage werden wieder deutlich kürzer und abends brauchen wir Licht unter Deck!








Unsere Zielbucht erweist sich als genauso ruhig, wie erwartet. Statt für einen Liegeplatz am Steg, entscheiden wir uns für eine der vielen Mooringbojen, die hier liegen, drei sind schon besetzt, aber es gibt hier sieben. Nach einem frühen Abendessen fahren wir an Land für einen Abendspaziergang und werden von einem freundlichen Schweden gleich mit Tipps für den Rundweg ausgestattet. Vor einigen Jahren wurde hier großflächig mit schwerem Gerät gerodet und dabei auch der Weg verwüstet. Ein Trampelpfad bis zum Wirtschaftsweg ist mit Stücken von Flatterband markiert. Außerdem haben wir Komoot, die App kennt einfach alle Wege. Sollte man einmal vom Weg abkommen, kann man mit ihrer Hilfe eigentlich immer den richtigen Weg wiederfinden










Auch die gerodete Fläche hat ihre landschaftlichen Reize, die ersten Birken- Sprößlinge zeigen sich, in der tiefstehenden Sonne leuchten die langen Gräser fast goldfarben und Wiesenblumen haben sich bereits angesiedelt. Nur unwegbar ist es… Wir kommen an einem bewirtschafteten Bauernhof vorbei – auf diesen kleinen Inseln ein recht seltener Anblick. Die Weiden am Hof sind mit typisch schwedischen Zäunen eingefasst. Menschen treffen wir nicht und daher irritiert uns die Warnung vor freilaufenden Hühnern am Schotterweg – wer muss hier gewarnt werden?
Zurück am Hafen begrüßen uns die Schreie der Graureiher und einer fliegt Barbara vor die Linse. Es muss in Schweden eine große Population dieser majestätisch schönen Vögel geben. An unseren letzten Ankerplätzen haben wir immer welche gesehen, meistens mindestens zwei. Oft sitzen sie auf Felsen am Wasser und verschmelzen mit dem Hintergrund. Es scheint ihnen aber auch in Bäumen zu gefallen. Ihr Ruf passt nach unserer Meinung so gar nicht zur Optik, er klingt eher wie ein krächzender bis kreischender Schrei.
Freitag, 16.08.2024 – Stugvik (Stora Ålö) – Västervik – 33 Seemeilen
Morgens nieselt es, weitere Tagesaussicht: bedeckt… Wir lösen trotzdem die Leine von der Boje und starten weiter in Richtung Süden, denn es ist zumindest zeitweise für uns segelbarer Wind vorhergesagt. Unterwegs lesen wir Zeitung und hören Hörbuch, alles ganz entspannt. Leider kommen wir auf dem ganzen Törn nur auf 10 Seemeilen unter Segeln und die teilweise auf der Kreuz. Wir versuchen es außerhalb der Schären, aber dort steht die Welle so ungünstig, dass Jento sich bei dem mäßigen Wind darin feststampft. Also unter Maschine wieder zurück ins innere Fahrwasser, das sich im Zickzack durch die Schären windet. Kreuzen ist hier schwierig, weil es zum einen wenig Platz gibt und zum anderen die Schären immer wieder den Wind abdecken, oder für krasse Winddreher sorgen. Hier braucht man ein wendigeres Schiff als unsere Dickmadam! Unterwegs sehen wir immer wieder hübsche Schwedenhäuschen am Fahrwasser, aber bei grauem Wetter wirkt es auf den Fotos einfach nicht.







Auch zum nachmittäglichen Anlegemanöver in Västervik regnet es wieder. Wir schauen uns als erstes die Marina an, die allerdings total trostlos wirkt. Daher folgen wir der Empfehlung der Möve-Crew und machen an der Hotelbrücke von Hotel Slottsholmen fest, das einen berühmten Eigentümer hat: Björn Ulvaeus, euch bekannt durch ABBA.

Das Hotel samt Restaurant ist richtig gut besucht – lauter sehr adrett gekleidete Menschen. Kurz denken wir an einen Aperitif an der Hotelbar, genießen dann aber doch lieber die Cockpitbar zuhause.
Abends reißt der Himmel auf und es gibt ein schönes Fotolicht für einem ersten Ortsrundgang. Västervik präsentiert sich uns in einer Mischung aus kleinen malerischen Gassen und einer Einkaufzone, die eher 70er-Jahre Charme versprüht. Auch in Schweden haben die Innenstädte offensichtlich zu kämpfen. Aber rund um den Hafen gibt es viele Restaurants und Bars und hier pulsiert das Leben an einem Freitagabend! Wir beschließen morgen einen weiteren Rundgang bei Sonne zu unternehmen!














Kurz nach dem Sonnenuntergang im Westen sehen wir im Osten den fast vollen Mond als Blutmond aufgehen, zeitweise wirkt er zerrissen von Wolken. Im Zusammenspiel mit den vielen Lichtern der Stadt ein tolles Bild, das die Handy-Kamera nur schlecht einfangen kann.
Samstag, 17.08.2024 – Västervik – SXK Ävrö – 24 Seemeilen
Nach dem Morgenkaffee starten wir die zweite Ortserkundung – heute tatsächlich bei strahlendem Sonnenschein. Wir durchstreifen die Straßenzüge, die uns gestern Abend besonders ins Auge gefallen sind, und sehen dabei wieder Erstaunliches: in einem Garten steht ein 4 Meter hoher Pfirsichbaum mit zahlreichen Früchten, im nächsten ein weiterer Exot (wir vermuten irgendeine Nuss), der noch größer ist. Unglaublich, wie diese Bäume hier klarkommen! Außerdem fallen uns viele Wandbilder und bemalte Stromkästen ins Auge.

















Zum Abschluss geht es nochmals in den Supermarkt und in das „Systembolaget“, in dem man die alkoholischen Getränke bekommt. Werner hat die Nase voll von „Dünnbier“ und außerdem haben wir etwas zu feiern: 2.000 Seemeilen und 90 Bordtage – dafür brauchen wir einen Prosecco!
Gegen Mittag legen wir ab. Der Wind weht heute aus Westen. Bei vorwiegendem Süd-Kurs sollten wir damit die größte Strecke segeln können. Der Schärengürtel wird nun immer schmaler und beim ersten Blick auf die Karte im großen Maßstab, sieht es eher nach offener Ostsee aus. Beim „hereinscrolen“ zeigen sich dann aber die kleinen Schären, einzelnen Felsen und Fießlinge: Auch hier gilt es, mit der Aufmerksamkeit nicht nachzulassen! Tatsächlich ist uns heute ein schöner Segeltag vergönnt, nur an vereinzelten Abschnitten müssen wir das Dieselsegel setzen. Unser heutiges Ziel ist wieder eine der schon oft gepriesenen Bojen und wir haben Glück, sie ist noch frei. Zwar „nervt“ anfangs ein unermüdlicher Schwede, der sein Grundstück mit dem Benzinmäher trimmt, aber nachdem er fertig ist, ist da nur noch Ruhe, leises Plätschern, etwas Wind und Sonne. Da Wind und Sonne aus der gleichen Richtung kommen und wir ja bekennende Sonnenanbeter sind, haben wir heute mal mit dem Heck zur Sonne an der Boje festgemacht. Unter der Sprayhood haben wir den „Strandkorbeffekt“ = es ist nahezu windstill. Wir belohnen uns mit einem Aperol Spritz für 2.000 Seemeilen (bisher) ohne Grundberührung und 90 friedlich entspannte Bordtage!









Nachdem der Bericht für diese Woche fertig ist, schaut Barbara nach dem Mond, der ja, nachdem er gestern schon so schön war, heute ohne Wolken noch schöner sein müsste, aber er ist nirgends zu finden… Dafür ergibt der Blick zum Himmel folgendes Bild:

2 Antworten
Wie ihr das ohne Grundberührung hingekriegt habt!? Respekt!????
LG und weiter so.
P.S. Und wir bedauern euch, dass ihr so hetzen müsst!????
Hallo Ihr Lieben,
also…was für ein genialer Spruch:
happy wife …happy life
Habt noch eine schöne und sichere Rücktour
Gruß Barbara