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#18 Genusssegeln im Saronischen Golf

Nun wollen wir endlich mit Venga segeln – die Zeit des Ankommens, Einrichtens und „Klar-Schiff-machens“ soll nun durch Segelerfahrungen mit dem neuen Boot und durch Landausflüge ersetzt werden. Noch scheint jeden Tag die Sonne von einem strahlend blauen Himmel, weitere Bootsarbeiten verschieben wir daher auf Schlechtwetterperioden, die sicherlich auch noch kommen werden.

Donnerstag, 31.10.2024 – Piräus – Nea Epidavros – 30 Seemeilen

So, heute soll es nun so richtig losgehen mit dem Segeln im Saronischen Golf. Die Vorhersage verspricht weiterhin Nordwind, anfangs noch frisch, im Verlauf des Tages zunehmend. Wir starten nach dem Morgenkaffe und setzen lediglich die Genua. Wir haben einen Raumschot-Kurs und wollen uns langsam an dieses Boot rantasten. Die Sonne scheint von einem strahlend blauen Himmel und zum Abschied gewährt uns Athen noch einen Blick auf die Akropolis.

Der Wind ist recht böig und nimmt wie versprochen zu. Von anfänglichen beständigen 15 Knoten klettert die Anzeige kontinuierlich bis auf 22 Knoten mit Böen bis 28 Knoten. Auch die Welle baut sich zuverlässig auf. Mit Jento wäre das deutlich ungemütlicher, aber im Centercockpit der Venga sitzen wir ziemlich weit weg von den Wellen, die an den Rumpf klatschen. Etwas Gischt schafft es aber auch in diese Höhe. Wir testen die Liegequalität des Cockpits – es ist kleiner als auf der Jento, aber ausstrecken können wir uns hier auch – allerdings weniger komfortabel. Man kann halt nicht alles haben!

Uns kommen jede Menge Charterboote entgegen, insbesondere Katamarane, alle unter Maschine. Für sie ist der Weg zurück zur Charterstation in Piräus heute kein Spaß – strammer Wind von vorn!

Venga läuft gut unter Genua, anfangs noch mit 5 Knoten im Schnitt, später eher mit 7. Und dann, nachdem wir an Ägina vorbei sind, passiert es: die ersten Delfine zeigen sich. Zuerst taucht einer direkt an Backbord auf und schießt unter Venga hindurch, dann taucht ein zweiter vor dem Bug auf. Leider ist das „Spektakel“ schnell vorbei und wir schaffen es nicht, sie zu fotografieren.

Nach 5 Stunden erreichen wir unsern Zielhafen Nea Epidavros. Diesen hatten wir uns zum einen ausgesucht, weil er bei den herrschenden Nordwinden hier auf der Ostseite des Peleponnes recht geschützt ist und wir zum anderen von hieraus einen geplanten Ausflug zu einem UNESCO-Weltkulturerbe starten können. Dazu übermorgen mehr.

Im Hafen liegen drei Segelboote ohne Crew – offensichtlich Dauerlieger. Wir sind und bleiben die einzigen Gäste. Hier gibt es – eine große Ausnahme – Mooringleinen, an denen man festmacht. Also besteht keine Gefahr von Ankersalat! Der Hafenort ist jetzt in der Nachsaison total verschlafen. Im Hochsommer muss es dagegen sehr lebendig sein. Davon zeugt eine jetzt geschlossene Cocktailbar und diverse hübsche (noch offene) Tavernen mit Tischen direkt am Strand. Wir machen einen kleinen Bummel durch den Ort und bekommen direkt von einem Griechen einen Granatapfel geschenkt. Da er noch etwas unreif wirkt, warten wir mit der „Schlachtung“ noch ein paar Tage.

Die Hafenmeisterin kommt zum Sonnenuntergang vorbei. Für zwei Tage inklusive Strom möchte sie 18€ haben. Der Kontrast zu Piräus ist heftig. Hier gibt es zwar keine Sanitäranlagen, aber dank des Stromanschlusses nun warmes Wasser an Bord. Außerdem bieten die örtlichen Hotels eine Duschmöglichkeit für Segler, wenn sie denn in der angegliederten Taverne das Abendessen einnehmen – auch ein super Service. Von der Hafenmeisterin bekommen wir auch gleich die Telefonnummer eines Taxis, mit dem wir am Samstag zur Ausgrabungsstätte fahren können, 22 Kilometer sind uns für einen Marsch dann doch zu weit – es fehlen hier die Räder an Bord!

Abends gibt es eine Kartoffel-Zucchini-Pfanne mit pikanter Schafskäsecreme. Werner baut in unseren ersten Bericht die Fotos ein und ergänzt dabei die eine oder andere Begebenheit, die Barbara vergessen hat. Dabei wird uns selbst erst so richtig bewusst, was wir in den letzten Wochen so alles erlebt (und gerissen) haben…

Freitag, 01.11.2024 – Hafentag in Nea Epidavros

Schon vor der Ostseerunde hatten wir uns vorgenommen, eine Morgenroutine zu entwickeln, die auch regelmäßige (gymnastische) Übungen oder Yogaeinheiten beinhalten sollte. Geschafft haben wir das in Skandinavien NIE. Heute fangen wir damit an. Yogamatten, Gummibänder und Kleinhanteln befinden sich an Bord. Wir haben den Hafen für uns und somit keine Zuschauer. Sofort stellen wir fest, dass unsere Muskeln diese Übungen so gar nicht mehr gewohnt sind – da ist ein Muskelkater wohl zu erwarten. Nach 30 Minuten Training geht’s zum Bad ins Wasser. Hier gibt es Süßwasserzuflüsse, die kälteres Wasser führen. So hat man beim Schwimmen immer wieder den Eindruck, durch eine kalte Blase zu schwimmen. Anschließend dann die warme Dusche auf der Badeplattform – es geht schlechter!

Werner kümmert sich im Anschluss um unsere WC-Pumpe und Barbara schreibt Bericht, bevor wir auf eine Wanderung in den eigentlichen Ort starten, der etwas erhöht am Berghang liegt.

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/1939092863

Nea Epidravros heißt so viel wie Neu-Epiodavros. Der Ort liegt ca. 2,5 Kilometer oberhalb des kleinen Hafens auf einer felsigen Anhöhe und an seiner höchsten Stelle gibt es ein byzantinisches Kastel. Die ersten 1,5 Kilometer wandern wir durch Orangenfelder. Das Tal liegt in einem Flußdelta und scheint recht gut mit Wasser versorgt zu sein. Auch die Hänge sind grün von Pinien. Wir kommen an einer uralten und verrosteten Wasserpumpe außer Betrieb vorbei und einer ebenfalls alles andere als modernen, allerdings motorbetriebenen Wasserpumpe, die noch aktiv ist. Neben Orangen sehen wir Zitronen-, Mandarinenbäume und jede Menge Oliven- und Granatapfelbäume. An jedem Grundstück blühen Bougainvillea, die oftmals eher strauchartig geschnitten sind. Auch Rosen stehen in voller Blüte – und das im November!

Der letzte Kilometer führt uns dann stetig und immer steiler bergan zum und durch den eigentlichen Ort. Neben wirklich schön restaurierten Häusern finden wir auch jede Menge „Projekte“ und „Neu“ sieht hier gar nichts aus. Durch kleine Gassen geht es auf gewundenem Weg bis zum Kastel, das von 2017 bis 2020 mit EU-Mitteln Instand gesetzt wurde. Eintritt wird nicht verlangt! Neben zwei kleinen Kapellen, die vollständig erhalten sind, erkennt man allerdings nur noch die Grund- und die Wehrmauern.

Die Burg wurde wahrscheinlich im 12. Oder 13. Jahrhundert gebaut und später erweitert. Ursprünglich diente sie dazu, die Einwohner vor Übergriffen von Piraten zu schützen. Sie hat eine längliche Form entsprechend dem Felsen, auf dem sie errichtet wurde und war durch 70 cm starke Wehrmauern nach Süden, Osten und Westen geschützt. Im Norden fällt der Fels sehr steil in eine Schlucht ab, von dort drohte also keine Gefahr.

Besondere Bekanntheit erreichte die Burg, weil hier 1821, am 20. Dezember die erste griechische Nationalversammlung stattfand, in deren Verlauf die erste Verfassung von Griechenland verabschiedet und die griechische Fahne zum nationalen Symbol bestimmt wurde.

Wir haben die Ruine für uns allein und genießen den fantastischen Ausblick über das Tal bis zum Hafen und über das Meer bis nach Ägina. Ein paar weiße Segel kann man ausmachen und ein Segelboot scheint auf „unseren“ Hafen zuzuhalten – vielleicht bekommen wir also Nachbarn.

Auf dem Rückweg kehren wir kurz beim Kritikos Supermarkt an der Hauptstraße ein. Dann geht es auf gleicher Strecke zurück zum Boot.

Im Hafen ist tatsächlich ein weiterer Gastlieger angekommen, aber niemand an Bord. Insgesamt wirkt es aber quirliger. Am Freitagnachmittag kommen Griechen hierher, um in den Tavernen zu essen oder am Pier zu angeln. Insgesamt herrscht aber weiterhin eine wunderbar friedliche Stimmung. Werner zaubert eine Piratenpfanne aus Hack, Möhren, Kartoffeln und Zwiebeln in Sahne und wir sitzen noch lange im Cockpit und lassen die abendliche Stimmung wirken.

Werner fragt den von der Hafenmeisterin empfohlenen Taxifahrer per SMS nach dem Preis für die Fahrt zum antiken Theater in Epidavros an und bekommt die Hausnummer von 57-60€ genannt. Das beinhaltet Hin- und Rückfahrt und eine Stunde Aufenthalt. So richtig sexy finden wir das nicht – insbesondere die kurze Aufenthaltsdauer missfällt uns. Daher beschließen wir morgen nach Palia Epidavros zu verlegen. Dort kann man angeblich Autos oder Roller mieten. Das erscheint uns sinnvoller…

Samstag, 02.11.2024 Hafentag in Nea-Epidavros

Die Augen gehen auf, wir beginnen uns zu räkeln und sofort meldet sich an allen möglichen Stellen der MUSKELKATER. Was hilft da besser als Bewegung, also überwinden wir den inneren Schweinehund und beginnen den Tag mit einer Sporteinheit und anschließendem Schwimmen. Dabei kommen wir mit unseren „Nachbarn“ ins Gespräch. Sie kommen aus Irland und haben für zwei Wochen gechartert. Wegen der angekündigten Starkwinde haben sie sich – iwe wir – in diesen Hafen verzogen und einen Mietwagen in Nafplion bestellt, der ihnen hierher zugestellt wird. Sie müssen den Fahrer zurück nach Nafplion bringen und bieten uns an, uns unterwegs an der Ausgrabungsstätte abzusetzen. Das Angebot können wir nicht ablehnen! Die Straße windet sich anfangs entlang der Küste und dann ins Inland immer weiter hinauf. Nach ca. 30 Minuten erreichen wir unser Ziel. Die Ausgrabungsstätte liegt auf einer Höhe von ca. 450m über dem Meer, also eher doch nichts für eine Fahrradtour…

Es wird empfohlen, den Rundgang mit der Besichtigung des Theaters zu beginnen. Das Theater ist beeindruckend. Es ist das am besten erhaltene antike Theater Griechenlands und wurde im 4. Jahrhundert v. Chr. Errichtet. Anfangs hatte es 34 Sitzreihen für ca. 9.000 Besucher. Im 2. Jahrhundert v. Chr. Wurde es auf 55 Reihen und ca. 14.000 Plätze erweitert. Es wurde in die Hänge des Berges Kynortiou mit Blick in die Berglandschaft der Argolis. In den Sommermonaten finden hier regelmäßig Aufführungen im Rahmen des „Athens & Epidauros Festivals“ statt. Das Theater verfügt über eine exzellente Akustik. In der Mitte der Bühne befindet sich im Boden eine zylindrische Steinplatte, Besucher der Ausgrabungsstätte können beispielsweise durch das Fallenlassen einer Münze auf dieser Platte die Akustik testen. Die Münze ist auch auf den letzten Rängen noch hörbar. Ein anderer Test ist das Zerreißen eines Papierblatts. Wir beobachten, dass die Fremdenführer sich dort platzieren, um in normaler Lautstärke ihren Kunden Wissenswertes über das Theater zu erzählen. Auch wir werden so Zeugen, dass man selbst auf den oberen Plätzen das gesprochene Wort noch verstehen kann. Das Theater diente der Entspannung und dem Vergnügen der Patienten des Asklepion, der angrenzenden Heilstätte, die wir im Anschluss besichtigen.

Das Asklepion von Epidaurus ist die bedeutendste antike Kultstätte für den Heilgott Asklepion und seit 1988 UNESCO-Weltkulturerbe. In Epidauros selbst gab es zunächst eine Stätte zur Verehrung des Apollon, genauer gesagt des Apollon Maleatas. Seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. trat jedoch Asklepios an die Seite seines mythologischen Göttervaters Apollon. Zwar wurde Apollon auch weiterhin in einem eigenen Tempel verehrt, doch lockte zunehmend der Heilgott Asklepios die Pilger und Heilungsuchenden nach Epidauros, wo ein eigens gestalteter Pilgerweg freigelegt wurde. Einem griechischen Mythos zufolge war Asklepios an diesem Ort geboren worden. Der Aufschwung des Asklepios-Kultes hängt wohl vor allem mit der Pestepidemie von Athen und der Gründung des dortigen Asklepios-Heiligtums am Fuße der Akropolis zusammen. Da es die Epidaurer verstanden, ihren Ort als den Geburtsort des Gottes zu preisen, entwickelte sich dieser im 5., spätestens jedoch im 4. Jahrhundert v. Chr. zum bedeutendsten Heiligtum dieses Gottes und wurde sehr reich. Dies lässt sich insbesondere an der Vielzahl der Gebäude ablesen. Aufgrund der gesteigerten Bedeutung entstanden im Laufe der Zeit an zahlreichen Orten der antiken Welt epidaurische Tochterheiligtümer, etwa in Athen, in Pergamon oder in Rom. Heute braucht man schon einige Fantasie, um aus den sichtbaren Grundmauern das Kur- und Heilbad vor dem inneren Auge entstehen zu lassen. Aber dann erfasst man die Größe so richtig – wir sind ziemlich beeindruckt!

Die Verbindung zur heutigen Welt fällt nicht schwer, man denke nur an die vielen Asklepios-Kliniken in Deutschland und den Asklepios Stab mit der sich darum windende Schlange. Ursprünglich war er ein Attribut des Asklepios, des Gottes der Heilkunde in der griechischen Mythologie. Heute ist er das Symbol des ärztlichen und pharmazeutischen Standes.

Nach ausgiebigem Rundgang verlassen wir die Ausgrabungsstätte und suchen uns in einem der „gastronomischen Betriebe“ (alles sehr touristisch hier) etwas zum Frühstück. Die Tresenkraft fragen wir nach einer Busverbindung – Samstags fährt keiner! Also bitten wir ihn, uns ein Taxi zu rufen, das kurze Zeit später vorfährt und uns für 27€ an der Landstraße kurz vor Nea Epidauros absetzt. Auf Google Maps hatten wir dort einen kleinen Weg hinunter zum Strand und zurück zum Boot gefunden – etwas die Füße vertreten können wir gut noch. Wir kommen an einer kleinen Kapelle und sehr gepflegten Häusern vorbei, alle mit einem fantastischen Blick über den saronischen Golf. Unten in der Ebene dann wieder Granatapfel- und Orangenplantagen.

Den Nachmittag verbringen wir bei Wohneinheit und Reiselektüre im sonnigen Cockpit. Abends wird es deutlich kühler und wir verziehen uns nach dem Abendessen in den Salon. Für morgen planen wir nun erneut einen Abstecher nach Palia Epidavros, denn auch dort gibt es noch eine kleine Ausgrabungsstätte zu besichtigen und außerdem ein etwas größeres Örtchen.

Sonntag, 03.11.2024 – Noch ein  Hafentag in Nea Epidavros

Nach einer entspannten Nacht erwachen wir mit etwas weniger Muskelkater – bei so einem Erfolg muss man ja am Ball bleiben, also Morgenroutine die dritte…

Da es heute ordentlich wehen soll und der geplante Zielhafen bei der vorherrschenden Windrichtung Welle direkt ungebremst abbekommt, bleiben wir einen weiteren Tag und machen eine Wanderrunde.

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/1943034870

Hier geht’s zur Wanderung: Anfangs geht es vorbei an ca. 450 Bienenkästen, alle in verschiedenen Farben bunt gestrichen und mit regem Bienenan- und abflug. Wir vermuten, dass das Tal mit all den Orangen- und Granatapfelplantagen ein gutes Futterrevier darstellt. Die Route führt uns über Feldwege durch Olivenhaine stetig aufwärts. Die Ausblicke in Richtung Meer sind dabei regelmäßig atemberaubend. Aber leider hat Griechenland ein Müllproblem. Oder besser gesagt ein Problem mit dem Bewusstsein für den richtigen Umgang mit Müll. Hier scheint noch jeder seinen Müll aus dem Autofenster zu werfen. Als wir auf eine Teerstraße einbiegen, die wochentags von vielen Fahrzeugen befahren wird, liegen rechts und links am Straßenrand Unmengen von leeren Wasserflaschen, Kaffee-Einwegbechern, Keksverpackungen und Getränkedosen herum. Auch Autos werden gern in der Landschaft „entsorgt“.

Zum Glück ist hier heute gar kein Verkehr und nach einer halben Stunde verlassen wir die Straße und nehmen eine „Abkürzung“ über einen Feldweg. Die Route haben wir mit der Wanderapp „Komoot“ selbst entworfen. Leider müssen wir nun ein kleines Stück „offroad“ wandern, da zwei Feldwege im nirgendwo enden. Auf Satellitenkarte sieht es aber dazwischen nach einem offenen Gelände aus, also riskieren wir es. Als wir bei dem „offenen Gelände“ ankommen, stellt es sich als eine ehemalige Müllhalde heraus. Unterdessen abgedeckt und eingezäunt… sehr vorbildhaft! Wir hangeln uns außen am Zaun durch stacheliges Gestrüpp… Wie sagte der Finne im Sommer: „Never take a shortcut“. Wir hätten auf ihn hören sollen… Irgendwie kommen wir aber dann doch wieder auf den ursprünglich geplanten Weg und so wird Barbaras Wunsch nach einer Rundwanderung erfüllt. Nach 13 Kilometern kommen wir wieder am Boot an. Einigermaßen kaputt, aber zufrieden.

Morgen soll es nun aber wirklich in den nächsten kleinen Hafen weitergehen. Zum Abschluss gönnen wir uns ein Abendessen bei der Taverne am Strand. Es hat sich bewölkt und der Wind hat, wie angesagt deutlich aufgefrischt, weshalb wir lieber unter der Pergola Platz nehmen. Nach dem Essen tanzen die Boote ziemlich im Hafen. Die Pier an der wir liegen, ist nicht durchgängig geschlossen. An zwei Stellen ist die Pier offen, so kann die Welle oder die Reflexionswelle vom Strand in den Hafen rollen. Venga zerrt ordentlich an den Festmachern und im Cockpit ist es ungemütlich. Wir verziehen und in den Salon und Lesen. Nach kurzer Zeit klopft es – es sind die Iren, die uns gestern mitgenommen hatten zur Ausgrabungsstätte. Wir hatten sie auf einen Drink eingeladen, aber gar nicht mehr mit ihnen gerechnet. Es wird ein sehr angenehmer und kurzweiliger Abend, bei dem Barbara an ihrem Englisch arbeiten kann. Mary und Podrig haben für 2 Wochen anlässlich ihres 30. Hochzeitstages ein Boot gechartert. In Irland segeln sie einen Katamaran und laden uns herzlich ein, sie zu besuchen, wenn wir uns mit Jento mal auf die Nordsee wagen. Das ist in den nächsten Jahren durchaus nicht ausgeschlossen!

Montag, 04.11.2024 Nea Epidavros – Palia Epidavros – 3 Seemeilen

Die letzte Nacht war sehr unruhig. Werner ist nachts in die Bugkabine umgezogen. Durch den starken Schwell im Hafen, schlugen die Wellen unter das Heck unter unseren Köpfen. Das gibt jedes Mal einen kleinen Knall. Außerdem riss Venga unkontrolliert an den Festmachern, was ein unrhythmisches und hartes Rucken des Bootes zur Folge hatte. Wir sind daher morgens beide ziemlich gerädert, raffen uns aber trotzdem zu unserer Morgenroutine auf. Unseren anderen Nachbarn ging es offensichtlich nicht anders. Die gesamte israelische Crew wirkte einigermaßen zerknittert. Sie laufen aus, während wir unseren Morgenkaffee genießen. Danach hält uns aber auch nichts mehr. Der Wind ist unterdessen komplett eingeschlafen und so laufen wir die heutige Strecke unter Maschine – bei der kurzen Distanz lohnt es nicht mal die Fender wegzuräumen! So kommen wir schon am späten Vormittag in Palia Epidavros an. Die Gästepier ist komplett leer und so bereitet uns das Anlegemanöver keine Schwierigkeiten. Nach dem Frühstück machen wir einen Ortsrundgang, bei dem wir bei einem kleinen Supermarkt etwas Obst und Gemüse einkaufen, in einem Kurzwarenladen für 40 Cent 12 Sicherheitsnadeln erstehen und beim Bäcker Brot und ein paar „Kleinteile“ für die Fika finden. Auch hier spürt man das Ende der Saison. Viele Touristengeschäfte und Tavernen sind bereits geschlossen, aber für die Einheimischen haben diese kleinen Einzelhändler doch geöffnet. Wir kaufen gerne so ein und staunen jedes Mal, wie hier die kleine griechische Welt funktioniert.

Im Anschluss starten wir auf die Erkundung der örtlichen Ausgrabungen, die leider wegen mangelnder Sicherung umzäunt und nicht zugänglich sind. Ein Schild am Zaun weist darauf hin, dass man auf eigenes Risiko außerhalb des Zaunes um das kleine Theater herumgehen und Fotos machen kann…

Während Werner etwas „Wohnzeit“ braucht, muss Barbara sich noch bewegen. Sie hatte am Hafen ein Hinweis auf eine Wanderung zu einem verfallenen Kloster entdeckt. Der Weg erweist sich als Glücksgriff.

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/1945031470

Auf dem Hinweg führt er fasst die ganze Strecke direkt am Meer entlang, immer mit atemberaubenden Ausblicken und kristallklarem Wasser. Nur in einer Bucht schwimmt leider ziemlich viel Plastikmüll an der Wasseroberfläche. Es sieht so aus, als ob sich hier die Strömung fängt und den Müll konzentriert. Der Weg schraubt sich beständig an der Küste hoch, um dann kurz vor dem Ziel sehr steil zurück zum Wasser zu führen. Eine wunderschöne Bucht lädt zum Baden ein. Da es einen Feldweg hierher gibt, stehen 4 Wohnmobile direkt am Wasser – unsere Kinder wären begeistert!

Das kleine ehemalige Kloster liegt nur ein paar Schritte entfernt in einem Olivenhain in totaler Abgeschiedenheit und Stille. Barbara hat den Ort für sich allein. Die Klosterkirche ist noch intakt, aber abgeschlossen. Durch das Fenster kann man einen Blick ins Innere werfen, seht selbst:

Der Rückweg führt durch Pinien und Olivenbäume, vorbei an einem wasserführenden plätschernden Bach und dann wieder hinunter ans Meer zum Ausgangspunkt. Mittlerweile hat sich die Besucherpier etwas gefüllt. Wir überlegen kurz, ob wir uns noch in die Ankerbucht neben dem Hafen verholen sollen, aber der Wind ist komplett eingeschlafen und kein Schwell vorhanden. Zudem laufen gerade zwei Segler in die kleine Bucht, die damit „eigentlich“ auch schon voll ist. Also bleiben wir. Morgen wollen wir nach Vathy auf Methana, einer Halbinsel mit vulkanischem Ursprung. Dort gibt es laut Hafenführer keine Einkaufmöglichkeiten. Der Lebensmittelladen am Vormittag hatte kein Frischfleisch, also schauen wir, ob wir einen anderen finden. Wir finden, aber auch ohne Fleischabteilung. Auf Rückfrage werden wir an den Metzger ein paar Häuser weiter verwiesen. Ein Erlebnis dieses Geschäft! An der Kasse sitzt ein Paar, neben Ihnen eine komplett leere Fleischtheke. An den Wänden riesige Fleischerhaken und eine Boschhandsäge. Wir fragen, ob sie 500 g Hackfleisch haben. Daraufhin spaziert der Schlachter in seine große Kühlkammer und kommt mit einem schönen, absolut fettfreien schieren Stück Rindfleisch zurück, das er für uns durch den Fleischwolf dreht. Das erste Drittel dieser guten Portion gibt es heute als Bolognaise, den Rest morgen und übermorgen im Wrap!

Die Hafenmeisterin ist die gleiche, wie in Nea Epidravros – ihr Kollege hier kann heute nicht und so muss sie beide Häfen abkassieren. Für 2€ bekommen wir Wasser, um den Tank aufzufüllen. Wir haben in 14 Tagen doch schon ca. 500 Liter verbraucht – deutlich mehr als auf der Jento, aber da haben wir ja auch keine Dusche… Für Wasser und Liegeplatz bezahlt Werner 8€.

Dienstag, 05.11.2024 Palia Epidavros – Vathy – 10 Seemeilen

Puh, was für eine Nacht! Um 2:00 Uhr begann der Wind und mit ihm kam ziemlich schnell die Welle, die direkt in den Hafen stand. Die Betonpier hinter unserem Heck reflektierte die Wellen und es klatschte und knallte nur so unter unseren Köpfen. An Schlaf war da in der Heckkabine nicht zu denken. Wir zogen beide um in die Bugkabine, aber auch hier klatschten die Wellen an den Rumpf. Gegen 6:00 Uhr beruhigten sich Wind und Wellen wieder und wir bekamen noch eine kleine Mütze Schlaf. Insgesamt ziemlich zerschlagen stolpern wir gegen halb neun an Deck – der Himmel bedeckt und kein geeigneter Platz für unseren Frühsport – also gekniffen und stattdessen einen Kaffee gekocht, um die Lebensgeister zu wecken. Kaum ist der in den Tassen, schaltete der Wind wieder ein und augenblicklich fangen die Boote an der Pier wieder an zu tanzen. Hier hält uns nun nichts mehr, wir legen umgehend ab. Draußen erwarten uns 19-22 Knoten Wind, der die Wolken verweht und für Sonne sorgt. Wir segeln nur unter gereffter Genua hoch am Wind. Venga geht dabei sehr angenehm über die Wellen und läuft zwischen 5,5 und 7 Knoten. So sind wir schon nach knapp zwei Stunden am Ziel. Der Hafen Vathy liegt auf der Westseite der Halbinsel Methana und ist von Berghängen umschlossen. Zwei Masten sehen wir schon von weitem, damit ist viel Platz für unser noch immer unvertrautes Anlegemanöver „römisch-katholisch“ (Buganker und Heck zur Pier).Ausgerechnet beim Rückwärtsfahren kommt eine Fallbö von der Seite und drückt uns auf unseren österreichischen Nachbarn. Zum Glück sind es nur die Scheuerleisten, die sich treffen und er nimmt es gelassen, als er unsere Leinen annimmt.

Nach einem kräftigenden Frühstück mit Spiegeleiern auf Brot, starten wir zu einer Erkundung und kleinen Rundwanderung. Es geht hinauf auf ca. 200m über dem Meer zu zwei kleinen Bergdörfern und fantastischen Ausblicken und auf dem Rückweg vorbei an einer Ruine einer kleinen antiken Akropolis und entlang der Küste zurück zur Venga.

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/1945709573

Der Hafen füllt sich und als der Hafenmeister zum Abkassieren kommt, wünschen wir uns die nette Hafenmeisterin der letzten Tage zurück. Dieser ist ein kleiner Brummbär mit einem fürchterlichen Englisch. Angeblich gibt es nur eine 10 Euro Karte für den Strom – also verzichten wir. Venga produziert selbst ausreichend Strom für (fast) alles an Bord – ausgenommen Warmwasser. Also müssen wir hier kalt duschen!

Die nächsten Tage soll wieder Starkwind durchziehen. Hier liegen wir geschützt und stellen uns auf 3 Tage ein. Hoffentlich wird die Nacht ruhiger!

Mittwoch, 06.11.2024 Hafentag Vathy auf Methana

Wir hatten eine seeehr entspannte Nacht – keine klatschenden Wellen unter dem Kopf, nur ein leichtes Knarzen der Festmacher, das sich ausblenden ließ. Entsprechend gutgelaunt schlagen wir die Augen auf und beginnen mit der Morgenroutine – lediglich das Baden muss ausfallen, weil wir nicht ins Hafenbecken springen wollen und es leider keine gute Bademöglichkeit direkt am Hafen gibt.

Gut motiviert starteten wir am späten Vormittag auf eine ausgiebige Rundwanderung zum „historischen“ Vulkankegel.

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/1946886573

Die Insel Methana ist komplett vulkanischen Ursprungs. Sie liegt auf dem ägäischen Inselbogen aktiver Vulkane Griechenlands, wie auch Santorini, Milos und Kos. Insgesamt gibt es auf der Insel 30 Lavadome, den jüngsten (Ausbruch ca. 238 v. Chr.) wollen wir uns heut erwandern. Anfangs führt uns der Weg auf asphaltierter Straße entlang der Westküste von Methana mit gemäßigter Steigung bergan bis zum Dorf Kameni Chora und noch ein Stückchen darüber hinaus. Unterwegs treffen wir Griechen bei der beschwerlichen Olivenernte und erfahren, dass der Olivenpreis von 5 auf 10€ das Kilo gestiegen ist. Da lohnt sich die Ernte wieder! Aber mühselig bleibt es. Mit kleinen Harken müssen die Oliven von den Ästen gestreift werden, nachdem vorher große Netze unter den Bäumen ausgebreitet wurden. Hier wird im gleichen Schritt der Baum beschnitten, sodass die exponierten Äste am Boden abgestreift werden können – praktisch veranlagt diese Griechen!

Hinter dem Dorf wird der Weg steiler und nach einem weiteren Kilometer erreichen wir den Abzweiger zum „Klettersteig“ hinauf zum Lavadom. Das Handy will nun sicher verpackt sein, es geht über Lavageröll und überall sind Hohlräume. Da soll das Handy auf keinen Fall hineinplumpsen! Die sich öffnenden Ausblicke sind atemberaubend. Der Blick geht über die Insel Ägina bis nach Piräus. Ganz oben auf 460m angelangt am Lavadom schauen wir in eine tiefe dunkle Höhle – schon etwas gruselig.

Zurück geht es erstmal auf gleichem Steig bis zur Straße, der wir dann noch weiter aufwärts folgen, bis ein Feldweg rechts abbiegt und uns wieder zurück zum Hafen bringen soll. Schon nach wenigen hundert Metern verschlechtert sich der Weg zusehends. Bei seiner Anlage (wir vermuten aus EU-Mitteln), wurden keine Querentwässerungen oder Seitengräben eingebaut. So fließt das Regenwasser ungehindert auf dem Weg und hat ihn dabei total ausgewaschen und unbefahrbar gemacht. Es bleibt zu hoffen, dass genügend Wanderer dafür sorgen, dass er auch weiterhin zumindest als Trampelpfad erkennbar bleibt. In weiten Teilen ist er schon jetzt fast vollständig von Disteln überwuchert, die uns bis zur Hüfte reichen.

Nach 510 Höhenmetern, 14 Kilometern und 5 Stunden kommen wir wieder am Hafen an und biegen gleich zu Jimmys Fischrestaurant ab, das Tripadvisor an 1. Stelle auf der Insel führt. Wir waren ohne Frühstück aufgebrochen und unterwegs gab es neben Wasser nur Banane, Apfel und Weintrauben. Nun haben wir uns ein Fischessen verdient und werden nicht enttäuscht.

Leider ist es im Cockpit schon schattig, als wir gegen 16:30 Uhr an Bord kommen. Der frühe Sonnenuntergang (aktuell 17:22 Uhr)  ist tatsächlich das Einzige, womit wir hier etwas „hadern“. Das sind wir aus Benidorm anders gewohnt und ist hier der Tatsache geschuldet, dass wir uns in einer anderen Zeitzone und viel weiter östlich befinden. Wir stehen zwar morgens immer zwischen 7:30 und 8:00 Uhr auf und damit nur ca. 30 Minuten nach dem Sonnenaufgang, aber die Morgenroutine mit Sporteinheit, Kaffee und Zeitung lesen sorgt dafür, dass wir erst zwischen 10 und 11 Uhr zum Segeltörn oder einer Landaktivität aufbrechen. Da bleiben bis zum Sonnenuntergang dann nur noch gut 6-7 Stunden. Heute sind wir außerdem so geschafft, dass Sofa und „Beine hoch“ angesagt sind.

Donnerstag, 07.11.2024 Hafentag Vathy auf Methana

Auch wenn es euch wahrscheinlich schon nervt: die Nacht war wieder unruhig… Diesmal lag es an zwei polnischen Charterbooten, die in der Bar hinter Venga bis 2:00 Uhr nachts sehr weinselig feierten und an knarzenden Heckleinen. Wir zogen wieder um in den Bug… Entsprechend spät kommen wir morgens aus dem Bett. Nach dem Morgenkaffee startete Werner mit einer Einheit „Bootsyoga“ und krabbelte in den „Keller“, um sich mit der Montage der Heizung zumindest einmal auseinander zu setzen. Die nächtlichen Temperaturen sind zwar noch zweistellig, aber der Tag wird kommen, dass wir abends eine Heizung gebrauchen könnten. Eigentlich ist auf der Sunbeam ab Werk alles für den Einbau einer Dieselheizung vorgesehen:

  • Der Dieselzufluss ist gelegt
  • Strom liegt bereit
  • Die Verrohrung für die Warmluft in alle Kabinen und die Bäder ist vorhanden
  • Ein Auspuffschlauch liegt auch

Also müsste man die Heizung einfach nur kaufen und anschließen, dachten wir. Aber der Auspuffschlauch ist ein Gummischlauch, der nur bis 90° hitzebeständig ist. Auf Jento haben wir die gleiche Dieselheizung, allerdings mit einem Auspuffrohr aus Metall samt hitzebeständiger Isolierung. Leider kann uns bei Sunbeam auch niemand weiterhelfen, diverse Versuche zur Kontaktaufnahme zu diesem Thema verliefen im Sand. Die Yogaübung im Keller bringt nun so weit Klarheit, als dass wir an einem neuen Auspuffrohr samt Borddurchlass nicht vorbeikommen. Werner hat alles dafür Erforderliche (so hoffen wir jedenfalls)  aus Deutschland mitgebracht, aber wir scheuen uns davor ein Loch in den Rumpf zu bohren, wenn Venga schwimmt. Da das Wetter wieder wunderbar ist, brechen wir ab und verschieben das Projekt erneut auf Abendstunden oder Regentage…

Barbara hat beim Googeln über Methana herausgefunden, dass es in der Nähe eine Höhle gibt, die man durchklettern und durchschwimmen kann: die Peristeri-Höhle. Wir machen uns nach einem Müsli-Frühstück mit mediteranen Früchten (Kaki, Granatapfel und Baumerdbeere – sehr leckere Kombination) auf den Weg. Natürlich hat Barbara mit Hilfe von Komoot eine Rundwanderung erstellt.

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/1947960288

Zu Beginn geht es bergauf durch Olivenhaine bis zum Dorf Megalochori. Dort sehen wir uns den Friedhof an. Ganz viel Marmor oder weiße Kiesel bedecken die Grabstätten. Im Gegensatz zu Spanien, sind hier die Friedhöfe alle zugänglich. Im Dorf entdecken wir ein Hinweisschild der EU. Von 2004-2013 wurde hier seitens der EU und Griechenlands 500T€ in die Dorfentwicklung investiert. Das kommt Barbara als ehemaliger Gemeindevertreterin doch irgendwie bekannt vor!

Hinter dem Ort sollen wir abzweigen, aber Werner stoppt und steuert auf einen großen Stein zu. Braucht er schon eine Pause? Nein, er braucht einen Haarschnitt und packt die benötigten Utensilien aus. Die vorbeifahrenden Griechen staunen nicht schlecht, als sie uns mit Friseurkittel und verschiedenen Scheren und Rasieraufsätzen vor einem Kamerastativ sitzend und stehend im Feld entdecken…

Nachdem das Schaf geschoren und alle Utensilien wieder verpackt sind, geht es bergab ans Meer zurück. Dort finden wir nach kurzer Zeit ein Hinweisschild zur Höhle. Die Kletterei beginnt direkt an der Straße. Wie gut, dass wir Rucksäcke dabei haben und so die Hände frei, denn die benötigen wir zur Unterstützung. Wir klettern zum Höhleneingang hinauf und dann in die Höhle wieder hinab. Die gesamte Höhle hat eine Länge von 240 Metern und eine Ausdehnung von 4.000 m2. Wir haben extra Stirnlampen mitgebracht. Allerdings müssten wir als erstes einen Höhlensee durchschwimmen, bevor wir über eine Insel im See ein Stück tiefer in die Höhle gehen könnten. Das finden wir dann doch zu gruselig und belassen es mit dem beeindruckenden Blick ins Dunkel.

Der Rückweg führt uns immer entlang der Küste zurück zur Venga. Heute waren es nur 9 Kilometer und 160 Höhenmeter, nach der gestrigen Tour reicht das aber auch, wir freuen uns auf einen Imbiss im sonnigen Cockpit und eine kleine Wohneinheit.

Wir haben uns noch am Vormittag um unsere knarzenden Festmacher gekümmert und sie ersetzt. Außerdem ist nun am Anker auch die Ankerkralle montiert. Dabei handelt es sich um eine Art  Haken, der mit zwei Leinen am Schiff befestigt ist. Er wird in die Ankerkette eingehakt und die Leinen auf den beiden Bugklampen belegt. Im Anschluss wird die Ankerkette ein Stück ausgelassen. Damit wird erreicht, das die Leinen der Ankerkralle die Last der Kette aufnehmen und nicht mehr die Ankerwinsch. So wird zum einen diese geschont und zum anderen lästige Geräusche der sich bewegenden Ankerkette auf dem Bugbeschlag vermieden. Als dann auch noch die beiden polnischen Partyboote ablegen und nur Boote mit kleinen (Familien-) Crews einlaufen, steigen unsere Hoffnungen auf eine ruhige Nacht.

Freitag, 08.11.2024 – Vathy – Poros – 20 Seemeilen

„Durchgeschlafen“ – wie haben wir uns darüber gefreut, als unsere Kinder noch klein waren! Ich hätte nicht gedacht, diesen Zustand in meinem Alter nochmals so zu bejubeln…

Heute soll es weitergehen. Wir wollen einmal um die Halbinsel Methana herumsegeln und dann die Insel Poros anlaufen, auf der auch der gleichnamige Hafenort liegt. Wir waren bereits im letzten Jahr einmal dort und haben damals gelernt, das Freitag und Samstag die besten Tage für Poros sind, da zu dieser Zeit die Chartercrews wieder weg – oder noch nicht da sind.

Der Wind weht anfangs im Windschatten von Methana noch sehr wechselnd und unbeständig. Wir segeln aufgrund der Windvorhersage mit je einem Reff in Groß und Genua. Der Wind weht hier allerdings nur mit maximal 12 Knoten, sodass wir schnell ausreffen. Die Windrichtung ist stark von der Bergformation geprägt und erfordert ständige Kurskorrekturen. Wir kreuzen mit unterschiedlich guten Wendewinkeln bis wir die Nordspitze von Methana anlegen können. Danach können wir langsam abfallen und mit Halbwind nimmt Venga richtig gute Fahrt auf. Nach anfänglichen 4,5 Knoten sehen wir jetzt auch 7,5 Knoten Speed over Ground. Je achterlicher der Wind kommt, desto schlechter steht die Genua. Das Ausbaumen haben wir noch nicht geprobt und wollen das lieber bei weniger Wind üben, es weht unterdessen beständig mit 18 Knoten, in Böen über 20 und es liegen nur wenige Meilen auf diesem Kurs vor uns. Also rollen wir die schlagende Genua ein und segeln nur unter Großsegel weiter – an der Geschwindigkeit ändert sich nicht viel. Mit Wind „platt von achtern“ rollen wir durch die Enge zwischen Poros und Festland hindurch, fahren eine Halse, bei der Barbara Werner fast über Bord katapultiert (ein Kommunikationsproblem) und weiter auf Poros zu. Im Ankerfeld liegen einige Boote, aber an der Pier von Poros herrscht gähnende Leere. Dort steht allerdings auch der Wind direkt drauf. Wir entscheiden uns längsseits am Schwimmsteg festzumachen. Dort haben wir morgen die wenigste Sorge, Venga allein zu lassen, wenn wir die Insel erkunden. Ein deutsches Boot liegt dort bereits und die Crew unterstützt uns beim Anlegen und weist darauf hin, dass nur noch der Platz direkt hinter ihrem Boot als Längsseits Liegeplatz ausgewiesen ist. Für alle anderen Plätze gilt „römisch-katholisch“. Also ziehen wir weiter vor. Allerdings weisen uns Susi und Thomas auch gleich darauf hin, das an Schlaf in der Achterkabine nicht zu denken ist, weil hier die Wellen mit Macht ans Heck knallen. Barbara versucht, ob eine Reihe schwimmender Fender hinter/unter dem Heck vielleicht diese Geräusche verhindern kann, aber das funktioniert nicht. So beschließen wir, die Nacht in der Bugkabine zu verbringen.

Bei einem Spaziergang um den Hafen sehen wir auf der geschützteren Rückseite der Insel einige Boote von Langfahrtseglern liegen. Vielleicht sollten wir hierher verholen? Aber irgendwie sind wir beide nicht motiviert, setzen uns lieber in Ruhe in ein Café auf die Sonnenseite und genießen einen Cappuccino.

Zurück an Bord bleibt gerade noch Zeit den Sonnenuntergang zu bestaunen, dann wird es frisch und wir verziehen uns unter Deck. Es gilt sich noch etwas über die geplatzte Koalition zu informieren, mit Freunden ein Videogespräch zu führen und dann mit den Vorbereitungen zum Abendessen zu beginnen. Den Abend verbringen wir mit Berichtsvorbereitungen – es soll ja wieder eine Sonntagszeitung geben!

4 Antworten

  1. Hallo Barbara, Hallo Werner,
    wie immer tolle Bilder und und sehr schöne Berichte über das griechische Leben. Das macht Lust auf mehr und der nächste Sonntagsbericht ist ja auch schon da.
    Passt auf euch auf und weiterhin viele schöne Segeltage und tolle Ausflüge.
    Liebe Grüße aus Berlin
    von Silke und Niklas

    1. Halloihr Zwei,
      schön von euch zu hören und danke für den Kommentar! Ja, Griechenland gefällt uns sehr gut, allerdings sind die Windverhältnisse sehr ungewohnt. Heute kachelt es mit 35-39 Knoten. Wir liegen zwar im Hafen, werden aber tzrotzdem ordentlich durchgeschüttelt- das wird eine unruhige Nacht!

      Wie sind denn eure Pläne für den nächsten Sommer? Geht Vicky wieder auf Ostseetour?

      Liebe Grüße
      Barbara und Werner

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