Nach drei Wochen bestem Sommerwetter mit viel Wind, bekommen wir zu Beginn der Woche unbeständigeres Wetter und sogar Regen mit sehr wenig bis gar keinem Wind. Außerdem stellen sich einige technische Probleme ein, alle nicht existenziell, eher der Kategorie „Luxusproblem“ zuzurechnen…




Samstag, 09.11.2024 – Poros – Hafentag
Wegen des „Geplätschers“ am Heck, haben wir gleich in der Bugkabine geschlafen – eine gute Entscheidung! Für unsere sportliche Morgenroutine finden wir hier leider kein Plätzchen, also nur Kaffee und im Anschluss Wandertour. Unsere Lieblingsapp hat hier schon einiges im Angebot. Aber vorher noch schnell zum Schlachter und ins Hafenbüro zur Anmeldung, denn gestern kam kein Hafenmeister zum Kassieren und wir wollen hier ja nicht „schwarz“ liegen. Außerdem möchten wir gern unsere „E-Tepai-Quittung“ ausdrucken lassen, denn nicht immer wird die digitale Version anerkannt. Ihr fragt euch sicher, was denn das nun schon wieder ist. Hier die Erklärung: es handelt sich um eine Yachtsteuer, die alle im griechischen Hoheitsgebiet fahrenden Yachten >7m Gesamtlänge bezahlen müssen. Sie ist mindestens für einen Kalendermonat zu entrichten, auch wenn man nur ein paar Tage unterwegs ist. Für Yachten >12m wird es relativ teuer. So zahlen wir mit 12,60m Länge monatlich gut 100€. Die Anmeldung erfolgt digital, die Bezahlung dann mittels Sepa-Überweisung und sobald der Geldeingang verbucht ist, wird im Portal eine Quittung mit dem Vermerk „Paid“ hinterlegt. Diese soll man in ausgedruckter Form mitführen. Wir versuchen es im Hafenmeisteramt, und werden an die nächste Buchhandlung verwiesen. Dort ist es tatsächlich möglich. Werner schickt das Dokument per Mail an den Inhaber, wir warten 10 Minuten, bis die Mail eingegangen ist und bekommen dann einen 4-seitigen Ausdruck, für den wir 0,40€ bezahlen. Wir sind fassungslos – das ist mal wieder eine Begründung für das Nichtfunktionieren der griechischen Wirtschaft. Es werden nur die Druckkosten berechnet, die Arbeitskraft des Inhabers nicht…
Nachdem also die wichtigen Tagesaufgaben erledigt sind, starten wir auf die Wanderung zu den Überresten des Poseidon-Tempels auf Poros.
Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/1950201056
Die Sonne scheint erneut von einem blauen Himmel. Der Weg führt anfangs entlang einer zu dieser Jahreszeit sehr wenig befahrenen Straße, bis wir bei einer kleinen Kapelle in einen schmalen Fußweg abbiegen. Er führt sehr steil in oder neben einem trockenen Bachbett bergan und trifft auf einem Pass erneut auf die Straße. Auch hier steht wieder eine der unzähligen Kapellen. Wir machen eine kleine Rast im Windschatten und frühstücken eine Banane, bevor wir einen Blick in die Kapelle werfen. In allen Kapellen hängen zahllose Ikonen von verehrten Heiligen, die auf uns immer irgendwie „naiv“ wirken. Nach einer Recherche im Internet lernen wir, dass dieser Eindruck an der verwendeten Perspektive liegt, der oftmals die räumliche Darstellung fehlt oder die bewusst Dinge im Hintergrund größer darstellt, als sie eigentlich sind. Außerdem treffen wir überall Schmuckelemente in Form von Öllampen und Blumen an. Es gibt Sitzgelegenheiten und einen Altar. Menschen haben wir allerdings noch keine in den Kapellen angetroffen. Die Vielzahl der Kapellen erklärt sich wohl damit, dass früher die Bauern auf den Feldern immer in kurzer Entfernung die Möglichkeit zum Besuch eines Gotteshauses haben wollten, um jederzeit dem Bedürfnis zu Beten nachgeben zu können.




Frisch gestärkt wandern wir weiter. Die Landschaft um uns herum ist geprägt von Aleppo-Kiefern, die teilweise bis dicht an das Meer hinabreichen. Auch Steineichen sehen wir wieder einige und der Weg führt stellenweise durch urwaldähnliches Dickicht, der hin- und wieder von einem Olivenhain durchbrochen wird. Wir wandern nun auf einer Art Höhenweg ohne viele Steigungen auf der Nordseite des Höhenzuges der Insel Poros entlang. Unterwegs ermöglicht er uns immer wieder wunderschöne Blicke über den saronischen Golf. So sehen wir einen Großteil der gestrigen Segelstrecke, die Insel Ägina, auf der Venga! an Land stand und im Hintergrund die Höhenzüge von Athen. Unterwegs „stolpern“ wir über eine große Gottesanbeterin, die bereit ist, für uns zu „posen“…











Die Ausgrabungsstätte liegt wieder fantastisch – die haben sich schon damals die schönsten Flecken ausgesucht! Allerdings ist außer Grundmauern nicht viel zu sehen. Der Rückweg (wir haben natürlich wieder eine Rundwanderung ausgesucht) führt uns auf der Südseite des Berges Kalavria wieder hinab. Unterwegs fällt uns sehr grünes, poröses Gestein auf. Wir brauchen wohl auch noch ein geologisches Bestimmungsbuch. Auch hier wechseln sich Aleppo-Kiefern und Dickicht ab, teilweise klettern wir durch umgestürzte Kiefern und queren erneut ausgetrocknete Bachbetten. Der Weg ist ziemlich steinig und streckenweise sehr steil. Umso erstaunter sind wir, als wir einem sich bewegenden Stein begegnen, der sich als ca. 40cm große Schildkröte entpuppt. Wie kommt die mit ihrem schweren Panzer in dieser Gegend klar? Das muss eine wahre Sportskanone sein!





Das letzte Stück geht es dann entlang der Küstenstraße, auf der leider etwas mehr Verkehr ist: knatternde Mopeds und Quads, PKW und Klein-LKW kommen uns entgegen oder überholen uns. Die Küstenstraße wird flaniert von Hotels und Apartmentanlagen, die allerdings jetzt alle ziemlich verwaist aussehen. Im Sommer tobt hier sicherlich der Bär!
Auf dem Rückweg kehrt Werner in einen typischen kleinen Baumarkt ein. Es gibt wieder alles von Yachtausrüstung über Gartenequipment, Sanitärbedarf bis Elektrik Zubehör. Er ist auf der Suche nach einem Sicherungskasten und Kabel und wird nicht enttäuscht. Barbara besorgt derweil ein paar kleine Kuchen, da wir zum Kaffee auf die ToSiMotu eingeladen sind und nicht mit leeren Händen kommen wollen. Als wir allerdings dort klopfen und an Bord gebeten werden, duftet es aus der Bordküche bereits verführerisch – Susi hat Apfel Crumble gebacken zu dem es leckeres Eis gibt. Wir verquatschen den Nachmittag und zeigen uns gegenseitig unsere Boote, etwas, was alle Segler und Seglerinnen lieben. Vielen Dank an Thomas und Susi für den schönen Nachmittag und die kulinarische Köstlichkeit. Das Abendessen kann heute (fast) ausfallen. Barbara legt noch eine Spätschicht für den nächsten Bericht ein, bevor es in die Bugkabine zur Nachtruhe geht.

Sonntag, 10.11.2024 – Poros – Ermioni – 21 Seemeilen
Der Wind hat nachts etwas nachgelassen und Venga! weniger getanzt. Nach dem Morgenkaffee prüft Werner nochmals den Bericht und lädt ihn hoch. Die Community wird über die Lieferung der Sonntagszeitung informiert. Dann verabschieden wir uns von der ToSiMotu-Crew und legen ab. Durch die Meerenge zwischen Poros und dem Festland laufen wir unter Maschine, dann rollen wir die Genua aus und segeln bei stark wechselndem Wind (zwischen 4 und 22 Knoten!) in Richtung Ermioni. Die Genua wird mal verkleinert, dann wieder ausgerollt. Die Szenerie um uns herum ist wieder beeindruckend. Eine Seemeile vorm Ziel schläft der Wind dann endgültig ein und wir laufen das letzte Stück unter Maschine. Ermioni liegt auf einer schmalen Halbinsel und bietet auf zwei Seiten Anlegemöglichkeit. Bei den herrschenden nordöstlichen Winden bietet sich die Westseite an. Dort gibt es eine lange Betonpier vor zahlreichen Tavernen, die teilweise noch geöffnet haben.










Unser Anlegemanöver funktioniert dank einer helfenden Hand am Ufer einigermaßen – kein Kunststück, da wir das einzige Boot an der ganzen Pier sind. Ohne Hilfe wäre es hier allerdings etwas kniffelig geworden, denn es gibt keine Poller oder Klampen an Land, über die man eine Leine werfen könnte. Hier gibt es nur Ringe in der Kaimauer und das bedeutet, dass Barbara mit den Heckleinen an Land springen muss, nachdem sie vorne den Anker geworfen und ausreichend Kette gegeben hat. Diesmal war es zu wenig Kette und so stoppt Venga! mit zu viel Abstand vor der Pier abrupt auf, als der Anker greift. Also muss mehr Kette raus und Venga! wieder richtig zur Pier ausgerichtet werden. Unsere Badeplattform, die sich hinten am Boot befindet, sitzt sehr dicht über dem Wasser. Um hinten überzuspringen, bedarf es also entweder eines beherzten weiten Sprunges vom Boot oder einer Kletterei von der Badeplattform hoch auf die Pier. Wie viel einfacher ist es da, die Heckleinen einem Helfer zuzuwerfen!
Nachdem alles wieder aufgeklart ist, starten wir auf einen kleinen Spaziergang durch den Ort. Wir waren im letzten Jahr bei der Übernahme der Venga! schon einmal hier. Ermioni scheint ein aufstrebender Touristikort zu sein. An mehreren Stellen sehen wir Bautätigkeit oder recht neue Ferienwohnungen. Außerdem gibt es bemerkenswert viele Tavernen mit wunderschöner meernaher Lage, etwas, was Griechenland auf jeden Fall deutlich von Spanien abhebt.





Zurück am Boot erleben wir einen sagenhaften Sonnenuntergang auf dem Vordeck bevor wir uns in unseren Salon verkrümeln.
Montag, 11.11.2024 – Ermioni – Kilada – 22 Seemeilen
Nach einer erfreulich ruhigen Nacht werden wir von indisch anmutenden Klängen geweckt und können uns nicht vorstellen, dass diese Musik aus einer der Tavernen hinter uns kommen könnte. Wir krabbeln aus der Koje, um der Herkunft der Musik auf den Grund zu gehen. Neben uns hat gestern noch ein großer Katamaran festgemacht, ein Skipper mit ca. 10 Frauen an Bord. Diese sitzen nun alle auf dem Vorschiff im Schneidersitz und meditieren zur Musik, während sie alle ihre Hände kreisend bewegen – ein etwas surrealer Anblick. Wir gehen an Land etwas auf Distanz für unsere Morgenroutine.
Nach dem Kaffee machen wir noch einen Spaziergang durch Ermioni. Der Ort gefällt uns immer besser!









Im Anschluss lösen wir unsere Festmacherleinen und holen den Anker auf. Leider haben wir heute fast gar keinen Wind und den umlaufend, also meistens von vorn. So muss die Maschine arbeiten. Eigentlich wollten wir nach Portocheli laufen, um Landstrom zu bekommen und unseren Dieseltank aufzufüllen. Die nächsten beiden Tage sieht es grau aus und wir sind nicht sicher, wie lange unsere Batterien ohne Zufuhr aus den Solarpaneelen uns mit Strom versorgen können. Nachdem Barbara in den Bewertungen der Navily-App liest, dass die Stromversorgung in Portocheli nicht gesichert und Diesel nur in der teuren Marina verfügbar ist, beschließen wir bis nach Kilada weiterzufahren. Dort gibt es auf jeden Fall Diesel und Strom „eigentlich“ auch. In Navily wird zwar vor einem unfreundlichen Hafenmeister und sehr wenigen Liegeplätzen gewarnt, aber da setzen wir auf Freundlichkeit unsererseits und die Nachsaison. Mit letzterem haben wir richtig gelegen – wir sind das einzige Gastschiff an der Pier für Yachten. Es liegen noch drei Dauerlieger dort, einige Boote liegen verlassen an Bojen, andere mit Besatzung vor Anker. Die Bucht ist sehr geschützt und gleicht vom Schwell her eher einem Ententeich. Am Ende der Bucht gibt es eine sehr große und eine etwas kleinere Werft mit angegliederten Landliegeplätzen – ein Mastenwald!





Schon unterwegs stellt Barbara fest, dass trotz ausgiebiger Maschinenlaufzeit kein Warmwasser vorhanden ist. Das ist sehr merkwürdig, da die Erwärmung des Wassers im Boiler eigentlich „automatisch“ durch das Kühlwasser des Motors erfolgen soll. Werner versucht, den Grund herauszufinden, leider ohne Erfolg. Wir hatten uns auf warmes Spülwasser gefreut – ein Luxusproblem.
Ebenfalls unterwegs stellen wir wieder fest, dass unsere AIS-Aussendung wieder nicht funktioniert, ein Thema, dem wir uns beim morgigen Regenwetter widmen können.
Nach dem Aufklaren, versuchen wir unsere Wäsche bei der örtlichen „Laundry“ abzugeben. Leider ist die Tür verschlossen und auch telefonisch ist niemand erreichbar. Also Wäsche wieder zurück zum Boot und ohne „Gepäck auf zur Ortserkundung. Auch dieser Ort wirkt sehr verschlafen, im Sommer sicher touristisch, aber nicht so aufstrebend wie Ermioni. Das mag daran liegen, dass er für die einwöchige Charter ab Athen schon zu weit entfernt liegt. Wir spazieren bis zu den Werften, denn dort soll es einen Münzwasch-Salon geben. Die Boatyards sind wirklich riesig. Hier können sicherlich an die Tausend Schiffe an Land überwintern. Beide Werften verfügen außerdem über Hallen, in denen auch Lackarbeiten durchgeführt werden können (nach Demontage des Mastes). Es sieht sehr professionell aus. Wir notieren die Namen, um mal zu googlen und per Mail zu erfragen, was hier ein Sommerliegeplatz für Venga! kosten würde. Im Anschluss gibt es eine Tankstelle, bei der wir den Tankwagen zu Venga! ordern. Am späten Nachmittag wird geliefert – 250 Liter Diesel für 375€, bitte nur Cash. Wir kratzen alles Bargeld zusammen und können bezahlen.
Auch Leihwagen, Apartments und der Münzwaschsalon sind am Boatyard. Der Salon verfügt über große Maschinen, sodass auch Bettdecken etc. gewaschen und getrocknet werden können. Allerdings ist es ganz schön weit von Venga! und man müsste warten bis die Wäsche fertig ist und dann in den Trockner umladen. Dimitris Laundry wäre uns lieber. Auf dem Rückweg treffen wir ihn an und bringen im noch schnell zwei Taschen Wäsche. Für 7 Kg Wäsche möchte er 17€ gewaschen und getrocknet bis morgen Nachmittag – das passt!
Angesichts des erwarteten Regens bauen wir unser Bimini (eigentlich ein Sonnenschutz über dem Cockpit) auf, damit wir zumindest die Schuhe und Regenjacken morgen im Cockpit lassen können und nicht zu viel Feuchtigkeit in den Salon tragen. Leider stellt sich dabei heraus, dass wir besser auch das Bimini zum Segelmacher hätten geben sollen. Eine Reisverschlussnaht reißt zur Hälfte ein – Luxusproblem.
Dienstag, 12.11.2924 – Hafentag Kilada
Nachts drehte der Wind auf Ost und sorgte selbst im „Ententeich“ für Geplätscher unter dem Kopf, das Werner zum Kojenwechsel bewog. Barbara konnte es ausblenden und weiterschlafen… Morgens zeigt uns der Blick aus den Fenstern erstmals einen grauen, verhangenen Himmel. Der erste Regen hängt in der Luft. Wie schön, dass wir so einen gemütlichen Salon haben! Nach dem Morgenkaffee kümmert Barbara sich um die Rostentfernung (mal wieder) auf den Edelstahl- und Chrometeilen der Venga!. Auch hier in Griechenland ist Süßwasser knapp und so fällt es uns schwer, es zum Abspritzen des Bootes zu verwenden. Aber der hohe Salzgehalt des Mittelmeeres in Verbindung mit der Sonneneinstrahlung sorgt dafür, dass Venga! schon wieder stellenweise salzverkrustet ist und das führt sehr schnell zu Rostausblühungen. Bei der Gelegenheit demontiert sie auch unsere außenliegende Fensterbeschattung, die bei grauem Wetter doch etwas Licht schluckt und kann so auch noch Fenster putzen. Hier fehlt Herr Schulz (unser Fensterputzer in Munkbrarup)!



Werner begibt sich derweil auf Ursachensuche beim Boiler – eine ziemlich zeitintensive und Erfolg befreite Tagesbeschäftigung. Nach unzähligen Gesprächen/Chats mit anderen Seglern, der Lektüre der Motorgebrauchsanweisung und diverser Online-Chats zum Thema, bleibt die Ursache und damit ein möglicher Lösungsansatz ungreifbar. „Eigentlich“ ist alles, wie es soll…
Etwas frustriert wendet Werner sich dem zweiten Problem zu, unserem AIS-Signal. Hier bringt zumindest das Telefongespräch mit unserem Bootsspezi Jürgen in Munkbrarup für dieses Thema Ansatzmöglichkeiten. Offensichtlich haben wir ein Antennenproblem. Neben dem Aussenden über die eigene Antenne, übernehmen auch andere Schiffe in der Nähe (Umkreis 1 Seemeile) die Verteilung unseres AIS-Signals. Das erklärt, warum wir teilweise bei Vesselfinder sichtbar waren, teilweise aber auch nicht. Nun ist natürlich die Frage, warum wir nicht selber senden können. Liegt es an der Verkabelung im Mast, am Anschluss der Antenne auf dem Mast oder an der Verkabelung im Boot? Die Fehlersuche beginnt. Im Boot scheint alles zu passen, aber oben am Mast sieht die Verkabelung etwas wild aus, wie wir mit dem Fernglas sehen können. Am einfachsten wäre, das System unten Mithilfe einer Ersatz-Antenne zu testen. Also laufen wir erneut zur Werft und dem angegliederten Marineshop, um vielleicht eine Ersatzantenne zu finden. Leider hat der Shop nur eine für Motorboote mit viel zu kurzem Kabel. Wenn schon Ersatz, dann auch so einer, den wir „richtig“ nutzen könnten. Also auch dieses Problem (vorerst) nicht lösbar. Segeln können wir natürlich auch ohne AIS, daher „Luxusproblem“.



Zurück an Bord versucht Werner das dritte „Luxusproblem“ zu lösen: unsere Anzeigen für den Batterieladezustand. Diese zeigen den Verbrauch leider gar nicht an. Bei Sonnenschein kein Problem, da wir dann an anderer Stelle ablesen können, in welchem Umfang die Solarpaneele gerade laden. Wenn sie trotz Sonneneinstrahlung nicht laden, sind die Batterien voll. Aber bei grauem Wetter, wie heute, wäre es schon von Interesse zu wissen, wieviel Strom wir aktuell verbrauchen und wie lange die Batterien uns noch versorgen können. Denn leider hat es auch hier nicht mit der Landstromversorgung geklappt. Es ist kein Hafenmeister gekommen, ein Hafenbüro gibt es nicht. Der Tankwart verwies uns gestern an eine bereits geschlossene Taverne. Als wir am heutigen Vormittag dort nachfragen, ruft man einen „Kollegen“ an, der dafür zuständig ist. Dieser kann aber erst am späten Nachmittag kommen – kommt aber nicht. Im Zweifel müssen wir also abends die Maschine starten. Nachbarn, die wir damit stören könnten, haben wir zum Glück keine. Aber der Strom reicht ohne Problem!
Mittwoch, 13.11.2024 – Kilada – Nafplio – 20 Seemeilen
Wir werden von prasselndem Regen wach – zum Morgenkaffee blitzt es sogar. Also warten wir das Wetter ab und starten erst gegen Mittag bei aufreißendem Himmel. Wind ist heute leider eher Fehlanzeige. Er weht mit 4-7, kurzzeitig mal 10 Knoten aus SSO. Wir rollen mehrfach die Genua aus und versuchen zu segeln, letztlich kommen wir aber nur auf 5 gesegelte Seemeilen. Für den Rest schiebt uns die Maschine durch die am Ende richtig bleierne See. Uns umgeben beeindruckende Berge, die heute pittoresk mit Wolkenfeldern dekoriert sind.







In Nafplio liegen nur wenige Segler an der Pier, überwiegend anscheinend Dauerlieger. Nur eine Outremer (Katamaran) aus den Niederlanden scheint ein Eignerboot zu sein. Unser Anlegemanöver klappt heute fast perfekt, obwohl keine helfende Hand vor Ort ist. Barbara wirft die Landleinen über, bevor sie auf die Pier springt. Hier im Ort hat es heute offenbar mehr Regen gegeben als auf dem Wasser. Auch von heftigen Gewittern wird uns berichtet. Da haben wir wohl Glück gehabt! Es reicht noch für einen ersten kurzen Ortsrundgang. In Nafplio ist der italienische Einfluss sehr sichtbar. In der Altstadt fühlen wir uns direkt nach Italien versetzt. Der Ort lebt vom Tourismus und ist entsprechend hübsch herausgeputzt, hat kleine Boutiquen, Restaurants und Cafes. Morgen gibt’s Einiges zu entdecken!






Donnerstag, 14.11.2024 – Nafplio Hafentag
Auch gestern unter Maschine wurde unser Wasser nicht warm und auch das AIS-Problem besteht weiterhin. Also versuchen wir heute ein Marinegeschäft zu finden, um eine neue Antenne zu kaufen. Tatsächlich gibt es ein Geschäft, allerdings am Stadtrand. Wir marschieren die 3,5 Kilometer dorthin und haben Glück. Es gibt tatsächlich eine passende Antenne. Auf dem Rückweg finden wir eine Konditorei und kaufen vier kleine „Teilchen“. Auch ein Lidl liegt am Weg und kommt uns sehr gelegen. Und schließlich finden wir ein Bekleidungsgeschäft, in dem Werner Ersatz für seine zerrissene Jeans findet. Als besonderen Service bringt die Tochter des Inhabers die Jeans schnell zum nächsten Schneider zum Kürzen. Wir machen eine Kaffeepause und nach einer halben Stunde kann Werner die gekürzte Hose abholen. So ein toller Service! Kostenlos!








Zurück an Bord testet Werner erstmal die neue Antenne. Dazu wird sie so weit wie möglich in den Mast gezogen und mit dem Kabel an Bord verbunden. Nun der Test – und ja, es funktioniert. Damit ist der Fehler nun eingegrenzt, entweder liegt es am Kabel im Mast oder an der Antenne auf dem Mast. Vorerst werden wir die neue Antenne notdürftig irgendwo befestigen. Mittelfristig muss einer hoch in den Mast…
Nach dieser kleinen erfolgreichen Pause, brechen wir zu einer etwas intensiveren Erkundung von Altstadt und Stadtbefestigung auf. „Nafplio gilt mit ihren verwinkelten Altstadtgassen und malerischen Plätzen als die schönste Stadt des Peleponnes“, so haben wir gelesen. Wir können dem nur zustimmen. Über der Stadt wachen gleich zwei Festungen – Palamidi und Akronafplia, quasi eine Doppelkrone für die Schönheitskönigin. Von Akronafplia blieben nur wenige Mauern und Bastionen erhalten. Sie geben heute den historisch edlen Rahmen für das Fünfsternehotel „Nafplia Palace“, das in die Ruinenanlage integriert wurde.






























Fast 3000 Jahre hat die Stadt bereits auf dem Buckel. Slawen, Byzantiner, Franken, Venezianer und Türken waren von ihren Reizen so beeindruckt, dass sie Nafplio nacheinander und immer wieder besetzten. Deutliche Spuren haben die Venezianer hinterlassen. Nafplios große Zeit begann jedoch erst, als sie 1829 zur Hauptstadt Griechenlands erklärt wurde, nachdem das Land die osmanische Oberherrschaft abgeschüttelt hatte. Nafplio wurde schließlich sogar zum Tatort. Ioannis Kapodistrias, erster Präsident Griechenlands, fiel hier am 9. Oktober 1831 einem Attentat zum Opfer. Was dem griechischen Staatsoberhaupt nicht gelungen war, sollte nach seinem Tod der erst siebzehnjährige Wittelsbacher Prinz Otto von Bayern deichseln – er sollte ein stabiles Land schaffen. Am 6. Februar 1833 erreichte Otto I. an Bord einer britischen Fregatte den Argolischen Golf und betrat in Nafplio griechischen Boden – zum ersten Mal in seinem Leben. Nicht die besten Voraussetzungen für eine Regentschaft. Dennoch gelang es dem Bayern, drei Jahrzehnte lang König von Griechenland zu bleiben, Athen zu einer repräsentativen Metropole auszubauen und das bayerische Reinheitsgebot für Bier bei den Hellenen in Kraft zu setzen. Sein Schicksal als König von Griechenland nahm in Nafplio seinen Anfang, und in Nafplio endete es auch wieder. 1862 revoltierte dort das Militär gegen seine Majestät. Otto I. dankte ab und verschwand, wie er gekommen war: auf einem britischen Kriegsschiff. Aus dieser „Phase“ in der Stadtgeschichte stammt der Löwe der Bayern, der hier in den Fels gemeißelt wurde und an die an Thypus gestorbenen bayerischen Soldaten erinnern soll, die König Otto I 1833 begleiteten.
Bei unserem Spaziergang durch den Ort treffen wir aber auch auf die „Rückseite“ der „Schönen“: In der Stadtfestung Akronafplia verfängt sich unzähliger Müll in den großen Kakteen, das ehemals edle Hotel zwischen den Festungen ist nur noch eine von Graffiti überzogene Ruine und je tiefer man in die Innenhöfe hineinblickt, umso „morbider“ werden sie. Und auch in der Neustadt, durch die wir heute Vormittag gewandert sind, sah es nicht überall so schön aus, wie die Reiseführer versprechen. Aber trotzdem gefällt es uns hier ausnehmend gut – die Mischung macht’s!
Nach unserem Rundgang gönnen wir uns heute mal ein Getränk in einem Touristentempel (preislich eine Abzocke), aber dafür in erster Linie zu einem wunderschönen Sonnenuntergang…


Freitag, 15.11.2024 – Nafplion – Palia Astro – 10 Seemeilen
Heute wollen wir auf die Palamidi-Festung. Unsere Wanderapp Komoot schlägt eine Rundwanderung vor, bei der man über den Bergrücken quasi von hinten zur Burganlage hinaufwandert und die – laut Wikipedia – 999 Stufen wieder hinunter zur Stadt steigen kann.
Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/1957683640
Leider ist der Himmel grau, aber es ist warm genug für kurze Hosen. Zur Sicherheit packen wir uns Regenjacken ein. Der Weg verläuft entlang des Ufers zu Füßen der Stadtfestung „Akronafplia“ um die Altstadt herum und dann weiter in Richtung Süden. Immer wieder ergeben sich neue, schöne Blickachsen. Dieser Weg ist breit und schön angelegt und wird offensichtlich von vielen Menschen zur morgendlichen „Ertüchtigung“ genutzt. Wir treffen Läuferinnen, Walkerinnen und Spaziergängerinnen. Entlang des Weges wurden Palmen gepflanzt und Bewässerungsschläuche verlegt, allerdings funktioniert das System wohl nicht, denn viele der Palmen sind bereits vertrocknet.










Nach gut 5 Kilometern trennen wir uns vom Küstenweg und beginnen den Aufstieg, leider teilweise entlang einer Straße, was sofort wieder viel Müll am Straßenrand bedeutet. Leider setzt Regen ein, als wir die Burganlage durch den, auch mit KFZ erreichbaren, Osteingang betreten. So fallen unsere Bilder anders aus, als erwartet. Vielleicht lässt sich aber gerade bei Regen eher nachempfinden, wie das Leben hier einmal ausgesehen haben könnte: weniger romantisch, sondern eher hart.













Vielleicht noch ein paar Fakten zur Festung:
Es handelt sich um eine relativ junge Anlage, die in Venezianischer Zeit (1686 bis 1715) gebaut wurde. Die Kernanlage im barocken Stil wurde zwischen 1711 und 1714 errichtet. Auf die östlichen Festungsmauern wurde dabei wenig Wert gelegt, weil man der Meinung war, die steilen Berghänge seien Schutz genug. Durch die strategische Lage am Argolischen Golf konnte nun der Zugang zur Stadt, zum Hafen und zum Argolischen Golf kontrolliert werden. Schon im Jahr 1725 wurde die Festung von den Türken überrannt, die sie während ihrer Herrschaft mehrfach erweiterten. Die Rückeroberung der Festung durch die Griechen während der Griechischen Revolution gelang am 29.11.1822 in einem Handstreich mit nur 350 Soldaten. Sie überwanden die nur schwach besetzte und nur etwa zwei Meter hohe Umfassungsmauer und konnten in das Innere der Festung eindringen.
Wir verlassen die Festung über den westlichen Zugang und steigen die vielen Treppenstufen hinab. Nach unserer Zählung sind es 916 vom Kassenhäuschen bis zur Stadt – aber vielleicht haben wir uns auch verzählt… Auf jeden Fall sind wir froh um unsere Entscheidung, die Rundwanderung in dieser Richtung gemacht zu haben. Auch so zittern uns die Waden nach dem Abstieg.
Da für morgen der Durchzug eines Starkwindgebietes mit Nordwind vorhergesagt ist, bei dem es im Hafen von Nafplion ungemütlich werden kann, beschließen wir nach Astros zu laufen und uns in der dortigen Marina zu „verkriechen“. Diese sollte bei Nord- und Nordwestwind gut geschützt sein.


Leider weht es nur schwach aus Südost, unserer Fahrtrichtung und so muss die Maschine uns die 10 Seemeilen durch den Nieselregen schieben. Da das Bimini weiterhin aufgebaut ist, macht uns das wenig aus, denn es gibt trockenen Platz im Cockpit. Wir erreichen Astros gegen 16:00 Uhr als der Regen aufhört und legen uns längsseits an die Betonpier. Zum Schutz des Bootes hängen wir alle vorhandenen Fender (6 große längliche und 2 Ballfender an der Steuerbordseite. Morgen wird uns der Wind hier auf die Pier drücken, also brauchen wir jeden verfügbaren Schutz. Der Hafenmeister rollt mit seinem Auto auf die Pier, kaum das Venga! vertäut ist. Ob das daran liegt, dass unser AIS-Signal sichtbar ist? Wir buchen zwei Übernachtungen und bekommen Strom und Wasserzugang für insgesamt 37€. Längsseits Liegen ist teurer, selbst in der Nachsaison.


Bevor die Sonne untergeht, brechen wir noch zu einem kleinen Ortsrundgang auf. Der Ort sieht einladend aus und hat Charme. Allerdings sind auch hier fast alle Tavernen geschlossen. Heute wird an Bord gegessen, aber vielleicht finden wir morgen eine geöffnete Taverne. Wir haben beide Lust auf Souvlaki…
Nach dem Abendessen (griechischer Salat zu Bratkartoffeln mit Spiegelei), fangen wir noch ein paar spezielle Eindrücke des Hafens ein. Er wurde aus EU-Mitteln vor wenigen Jahren zur Marina ausgebaut (ohne Sanitäreinrichtungen versteht sich) und hat neben Strom- und Wassersäulen eine Unterwasserbeleuchtung. Die braucht kein Mensch und kostete sicherlich Einiges – aber auf den Fotos sorgt sie für eine besondere Stimmung.





6 Antworten
Eure Luxusprobleme möchten wir nicht haben….????
…kann ich verstehen!
LG
Barbara
Ihr solltet irgendwann einen Bildband rausbringen! <3
…schauen wir mal 🙂
VG
Barbara und Werner
Liebe Babara,
Lieber Werner,
Vielen Dank für den tollen Bericht mit den professionellen Fotos. Hier haben 2Grad Lufttemperatur, Regen und Graupelschauer. Euch weiterhin einen warmen Winter in toller Landschaft.
LG Gabi & Hans Uwe
Lieber Hans Uwe, liebe Gabi,
danke für das Lob! Euer Wetter vermissen wir tatsächlich gar nicht :-). Allerdings sind die hiesigen Wetterkapriolen auch nicht immer ganz einfach. Unser Eindruck ist, dass der Wind hier binär ist: entweder volle Kanne und eigentlich zu viel, oder aber nahezu Flaute. Ansonsten sind wir seeehr zufrieden hier!
Liebe Grüße
Barbara und Werner