Vom Argolischen Golf habt ihr bestimmt noch nie etwas gehört. Wir reden über den östlichen Golf vom Peleponnes! Immer noch nicht? Dann schaut mal auf die Karte:

Schon der erste Hafen an der Ostküste des Argolischen Golfes ist ein Glücksgriff: Astros Marina ist klein und schnuckelig, aber auch die nächsten Tage segeln und motoren wir an spektakulärer und wilder Küste entlang, die uns permanent staunen lässt – Natur können die Griechen!

Samstag, 16.11.2024 – Astros – Hafentag
Wegen vorhergesagten Starkwindes aus nördlichen Richtungen hatten wir uns diesen Hafen ausgesucht. Wir liegen längsseits der Pier und haben Vengas Steuerbordseite gut abgefendert.


Der Zugang zum Strom sorgt für warmes Wasser. Morgens begrüßt uns der Tag mit Sonnenschein und direkt am Hafen gibt es ein kleines Theater, das die Sonne einfängt und vor Wind schützt – ein sehr schöner Platz für etwas Frühsport. Die Treppenstufen laden zudem zu „Treppenlauf“ und „Treppenhüpfen“ ein. Im Anschluss springen wir zu Füßen der Statue der Meerjungfrau in die warmen Mittelmeerfluten und können uns sogar anschließend am Strand (kalt) abduschen – die warme Dusche folgt dann an Bord!






Im Laufe des Vormittags legt der Wind dann wie vorhergesagt los – Regen setzt ein. Wir verkrümeln uns unter Deck. Werner zerlegt unseren Boiler und findet den Fehler, warum das Wasser nicht vom Motor gewärmt wird: die Zuleitung ist verstopft! Nachdem sie freigespült ist, kann alles wieder zusammengebaut werden und Barbara die „Endreinigung“ vornehmen.




Am Nachmittag brechen wir auf zu einem kleinen Spaziergang zur Burgruine und durch den Ort. Dabei finden sich trotz trüben Wetters ein paar hübsche Fotomotive. Bevor es dunkel und damit kalt wird, suchen wir uns eine Taverne zu einem frühen Abendessen. Einmal wöchentlich wollen wir die griechische Wirtschaft doch gern in dieser Form unterstützen! Den Ouzo gibt es dann zum Videocall mit Freundin Moni an Bord. Wir genießen diese Form der digitalen Kommunikationsmöglichkeit sehr – es ist doch nochmal etwas anderes nicht nur die Stimme zu hören, sondern auch die Mimik zu sehen!
















Sonntag, 17.11.2024 – Astros – Ankerplatz Poulithra (37°06’32.8″N 22°55’20.9″E) – 23 Seemeilen
Auch heute begrüßt uns die Sonne und wir nutzen „unser“ Theater als Sportplatz, gehen schwimmen und füllen dann unsere Wassertanks auf. Hier gibt es Trinkwasser an der Pier und zudem in den Liegeplatzgebühren inkludiert. Wind gibt es heute keinen, also laufen wir unter Motor entlang einer spektakulären Küste. Die Berge steigen direkt von der Küste ca. 500 Meter in die Höhe und in geringem Abstand zur Küste, kann unser Echolot schon keine Tiefe mehr loten – er steigt bei 120 Metern Tiefe aus! Hier geht es gleich bis zu 500m in die Tiefe!









Wir haben uns heute kein festes Ziel gesetzt und laufen nach 20 Seemeilen den Hafen von Sampateki an. Hier soll man längsseits an der Pier liegen können. Der Hafen ist sehr klein und wirkt hübsch. Wegen des schönen Wetters und des Wochenendes sind Strand und Pier von einheimischen Sonnenanbeter*innen und angelbegeisterten Menschen belagert. Die Idylle wollen wir nicht stören, indem wir uns mit Venga! an der Pier breitmachen. Um mit dem Heck und vor Buganker anzulegen, ist die restliche Pier zu stark mit Fischerbooten und ihrem Grundgeschirr belegt – die Gefahr, unseren Anker darin zu verhaken, wollen wir nicht eingehen. Also fahren wir wieder raus und tuckern weiter an der Küste entlang. Die hohen Berge sorgen hier schon früh für Schatten – der Sonnenuntergang scheint vorgezogen zu sein. Ganz am Ende der Bucht weist die Navily App einen Ankerplatz aus und dort ist nur ein Fischerboot auszumachen. Außerdem scheint dort noch die Sonne – das ist nun unser Ziel! Der Anker fällt in 10m Tiefe auf Sand und greift sofort beim Einfahren. Wir haben 40 Meter Kette gesteckt. Die letzten Sonnenstrahlen genießen wir mit einem Ankergetränk auf dem Achterdeck. Als die Sonne hinter den Bergen verschwindet fällt die Temperatur rapide und wir ziehen in den Salon um. Venga! schaukelt leicht in der hereinkommenden Dünung, aber das ist gut auszuhalten. Wir haben die Ankerkralle gesetzt und so gibt es auch so gut wie keine Geräusche von der Ankerkette. Heute ist Vollmond und dieser steigt direkt vor uns über den Bergrücken und flutet die Bucht mit silbernem Licht – was für ein Anblick!





Montag, 18.11.2024 – Ankerplatz Poulithra – Ankerplatz Kyparissi (36°58’29.0″N 22°59’33.7″E) – 17 Seemeilen
Nach dem Morgenkaffee machen wir das Dingi klar (Luft nachfüllen, zu Waser lassen, Außenborder anbauen) und fahren an Land. Barbara hat von einem Spazierweg zur kleinen Kapelle „St. Georg“ gelesen. Gerade hat es die Sonne über den Bergrücken vor uns geschafft und sofort wird es warm. Der Spazierweg führt durch einen Olivenhain mit teilweise sehr alten Bäumen mit interessanten „Gesichtern“ und dann entlang der Klippen zum Kirchlein, das leider noch im Schatten liegt und geschlossen ist. Dafür treffen wir unterwegs auf Allerlei sehenswertes am Wegesrand…





























Statt einer großen Wanderung, wollen wir heute lieber den leichten Wind über Mittag nutzen, um nicht wieder nur unter Maschine laufen zu müssen. Er kommt zwar leider direkt von vorn, aber dann wird eben gekreuzt – schade nur, dass auf dem einen Bug das gesamte Cockpit im Schatten liegt. Werner findet trotzdem einen Sonnenplatz am Heck! Auch heute begleitet uns diese atemberaubende Küste, an der wir uns gar nicht sattsehen können. Und der größte Teil ist einfach Wildnis. Wir sehen nur wenige Orte und nur wenige verschlungene Straßen führen zu kleinen Badebuchten am Meer. Am Nachmittag flaut der Wind immer mehr ab und so müssen wir für die letzten Meilen doch wieder auf die Maschine zurückgreifen. Positiver Nebeneffekt ist, dass es abends zum Abwasch warmes Wasser aus der Leitung gibt! Auch heute haben wir uns nicht festgelegt, wohin die Reise genau gehen soll. Wir steuern die Kyparissi-Bucht an. Im Norden gibt es eine kleine Betonpier, aber die liegt schon im Schatten. Im Süden der Bucht befindet sich der Ort, dem die Bucht ihren Namen verdankt. Dort gibt es ebenfalls eine Betonpier, die aber bei der angesagten Wellenrichtung eher nicht nach ruhiger Nacht klingt. So entscheiden wir uns für den Ankerplatz vor dem Kiesstrand des Ortes. Auch hier fällt der Anker auf 10 Metern Wassertiefe auf Sand und greift sofort beim Einfahren. Allerdings stellt Venga! sich schnell quer zur Welle, was ein unangenehmes Rollen zur Folge hat. So wird das eine unruhige Nacht! Daher beschließen wir, den Heckanker mit dem Dingi zusätzlich auszubringen und so Venga! Mit der Nase in Wellenrichtung zu bringen. Werner lädt Heckanker und Landleine in das Dingi. Leider versagt der Außenborder heute Abend seinen Dienst und so muss er paddeln – geht auch. Nachdem der Anker in der Tiefe versunken ist, holt Barbara die angeknotete Leine langsam fest. Venga! dreht sich behäbig in die richtige Position und sofort hört das Rollen auf.

So haben wir nun alles für eine ruhige Nacht getan und können den Feierabend einläuten! Heute sind wir mit unseren Düsseldorfer Segelfreunden von der Möve zu einem Videowein verabredet – es wird ein entspannt-schöner Abend!
Dienstag, 19.11.2024 – Ankerplatz Kyparissi – Gerakas – 13 Seemeilen
Das Setzen des Heckankers hat sich gelohnt – es war eine sehr entspannte Nacht! Vor Sonnenaufgang werden wir wach und Barbara erhascht einen Blick aus der Bugluke auf den roten Osthimmel – wunderschön.

Es ist allerdings noch so frisch, dass wir die Zeitung in der warmen Koje lesen, bevor es den Morgenkaffee im Salon gibt. Als erstes wird außerdem jeden Morgen das Wetter und vor allem der Wind gecheckt. Für heute ist wenig Wind im Programm, morgen beginnt er morgens moderat, um dann im Laufe des Tages wieder zu stürmischer Stärke anzuwachsen. Dann folgen mehrere Tage Starkwind und Sturm. Die wollen wir in einer geschützten Marina „abwettern“, die noch ca. 30 Seemeilen entfernt ist. Also können wir uns heute noch einen Stopp in einem kleinen Hafen erlauben.









Wieder begleitet uns die atemberaubende Küste. Der Hang ist auf einer langen Strecke von einer Straße durchschnitten. Von dort oben muss man einen Wahnsinnsblick haben. Wir beschließen, während unseres „Abwetterns“ ein Auto zu mieten, um uns diesen Küstenabschnitt von der Landseite aus anzusehen. Eine Hangformation erinnert uns stark an das Bernia-Gebirge nördlich von Benidorm. Wer von euch mit uns schon einmal die Wanderung durch den Tunnel und um das Berniamassiv mit uns gemacht hat, kann die Ähnlichkeit vielleicht ebenfalls erkennen…

Anfangs können wir auf Raumschotkurs, später Halbwindkurs segeln. Wir sind erfreut, denn eigentlich hatten wir nicht mit segelbarem Wind gerechnet. Allerdings dauert der Spaß auch nur 3 Seemeilen an, dann schläft die leise Briese ganz ein. Nach 3 Stunden erreichen wir so schon gegen Mittag unser heutiges Ziel „Gerakas“. Der kleine Fischerort liegt an einem fjordähnlichen Küsteneinschnitt und besitzt eine kleine Pier und einen Ankerplatz. Die Pier liegt verlassen da und so gehen wir längsseits. Zeitgleich mit uns legt ein kleines Boot der Küstenwache an, von der wir freundlich gegrüßt werden, dass aber kurze Zeit später wieder ablegt. Wir brechen zu einem Ortsrundgang auf. Am Ende des Fjords gibt es eine sehr flache Lagune, in der wir mehrere Fischreiher entdecken. Sie waten durch knietiefes Wasser und warten auf „schwimmendes Futter“. An der Lagune zweigt ein Weg zur „Akropolis des Zakos“ ab, den wir aufwärts wandern. Auch hier gibt es antike Ruinen mit famosem Ausblick und ein paar Fundstücke am Wegesrand. Zurück führt der Weg über einen steilen Pfad zum Ort und lädt ein, diesen über die schmalen kleinen Fußwege zu entdecken. Am Hafen hat ein Café geöffnet und wir bekommen einen sehr guten Cappuccino mit selbstgemachtem Mandelgebäck serviert. Nebenan reinigen und ordnen ein paar Fischer ihre Netze, während die Katzen sie beobachten – Griechenlandfeeling pur!






















Zurück am Schiff, genießen wir die letzten Sonnenstrahlen im Cockpit. Solange sie scheint, ist Sommer. Sobald sie hinter Wolken oder Bergen verschwindet, werden die Temperaturen deutlich spätsommerlich, nachts dann herbstlich. Wir würden gern in der Taverne am Hafen essen gehen, aber sie scheint heute doch nicht zu öffnen, obwohl das Schild davor etwas anderes vermuten lässt. Wir sind nicht die einzigen potenziellen Gäste, die enttäuscht wieder abziehen. Auch ein junges Paar aus München mit Baby würde hier gern speisen. Die drei sind mit einem Touran mit Dachzelt und im Kofferraum eingebauter ausziehbarer Campingküche in der 5-wöchigen Elternzeit unterwegs. Wir staunen über so viel Minimalismus!

Wir ziehen mit der verschwindenden Sonne in unseren lichtdurchfluteten Salon um und lassen die „Kälte“ draußen. Derweil bekommen wir Besuch von einem ganz besonderen Gast: auf unserer Reeling lässt sich ein kleiner Eisvogel nieder. Leider waren wir mit der Kamera nicht flott genug, daher gibt es ein Bild aus dem „Stock“. Dann machen wir uns ans Abendessen: einen griechischen Salat und Nudeln in Gorgonzolasauce gibt unser Kühlschrank gerade noch her. Morgen wird es Zeit einzukaufen!


Abends machen wir „Stillarbeit“, Werner an seinen Fotos, Barbara am Bericht, während vor unserer Haustür ein Auto nach dem anderen auf die Pier rollt. Offensichtlich treffen sich hier abends die Männer aus der näheren Umgebung zum Angeln und Schnacken – nette Stimmung.
Mittwoch, 20.11.2024 – Gerakas – Marina Monemvasia – 9 Seemeilen
Die Nacht war unruhig. Zum einen, weil Fallböen ziemlich am Mast gerüttelt haben und zum anderen, weil irgendjemand in seinem Auto neben unserem Boot bei laufendem Motor ein Nickerchen machen musste. Als wir aus der Koje krabbeln, ist kein Wind mehr da und die Sonne lädt uns ein, den inneren Schweinehund zu überwinden. Sogar eine Badestelle mit Süßwasserdusche gibt es gleich nebenan. Damit schafft es Gerakas auf die Liste unserer „Top-Häfen“.




Leider stellen sich prompt zum Ablegen wieder Fallböen ein und drücken Venga! auf die Pier. Mit geschickter Leinenführung und Eindampfen in die Vorspring kommen wir von der Pier frei uns können so rückwärts ablegen, ohne uns eine Macke in den Rumpf zu fahren. „Eigentlich“ soll der Wind heute mit moderaten 10-15 Knoten aus Westen wehen. Wir sehen aber direkt 20-22 Knoten auf dem Windmesser. So setzen wir beide Segel ins erste bzw. 2. Reff und sind damit auch bei Böen bis 28 Knoten nicht übertakelt. So rauschen wir an der Küste und der ersten Felsnase vorbei, Der heutige Törn ist recht kurz, aber hinter der nächsten Felsnase öffnet sich die Bucht nach Westen und wir rechnen dort mit zunehmendem Wind. Das Gegenteil ist der Fall. Sobald wir von den hohen Felsen mit ihrem (vermeintlichen) Windschatten frei sind, messen wir nur noch 8-10 Knoten Wind. Es waren also alles Fallwinde – für uns „Flachland-Tiroler“ noch immer ungewohnt und schwer einschätzbar!
Wir können die Insel Monemvasia direkt anliegen. Diese Insel müssen wir umrunden, um zu unserem Zielhafen zu gelangen. Von See bekommen wir so einen ersten Eindruck von der mittelalterlichen Festungsanlage auf dieser Insel. Alle Gebäude sind entweder in Naturstein gehalten oder in Erdtönen verputzt, sodass die Stadt mit dem Felsen zu verschmelzen scheint. Nur eine weiße Kirche sticht aus diesen Erdfarben heraus – ein atemberaubender Anblick!




Die Marina in Monemvasia ist ebenfalls ein mit EU-Mitteln gefördertes Projekt. Anders als in den meisten anderen Häfen, wird hier überwiegend längsseits festgemacht. Wir werden hier einige Tage verbringen, da für die nächsten Tage von hier bis zum Kap Maelas heftiges Wetter vorhergesagt ist. Erst soll es ordentlich aus Südwest wehen, was für uns auf unserer geplanten Route „genau von vorn“ bedeuten würde. Ab Samstag soll der Wind dann auf Nordost umspringen und sich zu einem ausgewachsenen Sturm zu entwickeln. Dieser Hafen scheint für beide Windrichtungen Schutz zu bieten und es gibt etwas anzuschauen, zu erwandern und genug Möglichkeiten zum Einkauf und ggf. Essen gehen. Als wir einlaufen, zählen wir 5 Masten. Wir gehen mit der Backbordseite längsseits an den Mittelsteg. So haben wir den Wind bei Südwest von schräg vorne, werden von der Pier weggedrückt und haben am Heck kein Geplätscher. Samstag können wir ggf. verholen, bevor der Wind auf Nordost dreht.

Nachdem Venga! Gut vertäut und mit reichlich Fendern versehen ist, gibt es erstmal Brunch. Dann erkunden wir die nähere Umgebung. Schon aus dem Cockpit erblicken wir einen Motorservice und eine Kaimauer, die als „Pinwand“ für diverse ortsansässige Unternehmen dient. Wir erkundigen uns, ob wir unseren Außenborder zum Service bringen können (er stinkt nach Benzin und säuft ständig ab) und finden auf der Pinnwand einen Autoverleih und Hinweise auf verschiedene Supermärkte. Der Mechaniker vom Motorservice hat Kapazität und leiht uns gleich einen Transportwagen für den Außenborder. Im Ort finden wir verschiedene Supermärkte, Bäckereien und viele Konditoreien. Wer soll nur all diese süßen Teilchen, Torten und Pralinen essen? Naja, da müssen wir ja helfen – die heutige Fika ist gesichert!






Donnerstag, 21.11.2024, Marina Monemvasia – Hafentag
Heute morgen ist der Schweinehund besonders groß – also gleich Morgenkaffee – kein Sport. Danach brechen wir auf, um uns die mittelalterliche Stadt anzusehen. Monemvasia liegt auf einer Insel, besser einem Inselfelsen. Dieser erinnert uns optisch an den Penon de Ifach in Calpe (Spanien), ist aber nicht ganz so hoch. Auf der Südostseite des Felsens ist die Festungsanlage mit mittelalterlicher Stadt zu finden. Die Festung wurde so angelegt, dass sie vom Festland aus nicht zu sehen ist. Man hoffte dadurch der Beobachtung feindlicher Truppen zu entgehen. Der Name kommt aus dem Griechischen „moni emvasia“ bedeutet so viel wie „einziger Zugang“. Die Ansiedlung besteht aus zwei Teilen: Der ummauerten mittelalterlichen Unterstadt am Abhang des Felsens und der Zitadelle auf der Höhe des Felsens, die nur über einen einzigen, vielfach gewundenen, steilen und gut gesicherten Weg erreicht werden kann. Die Zitadelle ist seit den 1920er-Jahren nicht mehr bewohnt.
Die erste Siedlung auf der Insel datiert ins 6. Jahrhundert n. Chr. Die Stadt bildete in den folgenden Jahrhunderten ein Rückzugsgebiet der byzantinischen Herrschaft in Südgriechenland und war Ausgangspunkt der Rückeroberung der Halbinsel Peloponnes. Die Stadt war auch wichtig zur Sicherung des Seewegs von Konstantinopel nach Venedig.
Die Festung galt lange als uneinnehmbar und hielt sowohl den zahlreichen arabischen Belagerungen als auch dem normannischen Eroberungsversuch von 1147 stand. Es wird berichtet, dass ein Kornfeld in der Zitadelle vorhanden war, das – zusammen mit den zahlreichen Zisternen – ausreichte, eine Besatzung von 30 Mann auf Dauer zu ernähren; damit war die Zitadelle autark und konnte unbegrenzt verteidigt werden. Monemvasia war eine freie byzantinische Stadt und konnte erst 1249 nach dreijähriger Belagerung durch die seit 1204 das Festland kontrollierenden Franken zur Kapitulation genötigt werden. 1263 mussten die Franken Monemvasia an das Byzantinische Reich zurückgeben. Als letztes territoriales Überbleibsel des glanzvollen Römischen Reichs war Monemvasia auf sich allein gestellt nicht überlebensfähig und unterstellte sich in der Folge mal einem katalanischen Seeräuber, dann dem Papst und dann im Wechsel den Venezianern und den Türken. In der zweiten türkischen Epoche setzte ein Bevölkerungsschwund ein, der die in ihren Glanzzeiten zwischen 10.000 und 25.000 Menschen zählende Bevölkerung auf wenige hundert Einwohner reduzierte.
Die Stadt wurde im Befreiungskrieg1821 von den aufständischen Griechen erobert. Dennoch gelang es ihr nicht, sich zu erholen, sie versank im Gegenteil nahezu völlig in der Bedeutungslosigkeit und wurde ein sterbendes Dorf, das 1971 nur noch 32 Einwohner zählte. Auf dem Ufer gegenüber dem Felsen entstand ein modernes Dorf, das Gefira („Brücke“) genannt wird, im Gegensatz zur alten Stadt, die Kastro („Burg“) heißt. Nach 1980 setzte der Wiederaufbau der alten Stadt ein, die nun eine beliebte Wochenendresidenz wohlhabender Athener wurde. Heute werden die mittelalterlichen Gebäude nach und nach restauriert. Viele von ihnen sind zu Hotels umgewandelt worden. Es gibt eine Vielzahl an Lokalen und Souvenirshops.
Man betritt die Stadt durch ein Stadttor – motorisierter Verkehr kommt hier nicht hinein. Alle Hotelgäste müssen ihre Koffer zum Hotel tragen oder diese werden auf Schubkarren transportiert. Auch alle Lebensmittel und Getränke „wandern“ so in die Stadt und der Müll genauso hinaus. Sehr mühsam und zumindest teilweise rechtfertigt dies die erhöhten Preise. In der Stadt treffen wir auch auf einige Ruinen. Hier wurden die Bruchsteine sorgfältig an den Hausmauern der Nachbargebäude aufgestapelt. Sie abzutransportieren wäre viel zu aufwendig und sollte sich jemand finden, der eine Ruine restaurieren möchte, so liegen die notwendigen Steine schon bereit. Uns faszinieren die Farben der Gebäude und die verwinkelten Gassen. Ein wahres Paradies für Fotobegeisterte! An jeder Ecke springen uns neue Fotomotive an. Warum die Stadt kein UNESCO Weltkulturerbe ist, können wir nicht nachvollziehen. Für uns wird hier das Mittelalter genauso lebendig wie im Sommer im schwedischen Visby auf Gotland…













Wir reißen uns irgendwann von der Unterstadt los und erklimmen die Treppen zur „Oberstadt“, die fast ausschließlich aus Ruinen besteht. Von hier oben bietet sich ein fantastischer Blick auf die mit Tonziegeln gedeckten Gebäude der Unterstadt. Der Weg hinauf führt über gepflasterte Treppen, die von der jahrhundertelangen Benutzung teilweise ganz blank gewetzt sind – bei Nässe eine einzige Rutschpartie! Durch die Ruinen führen schmale Wege bis hinauf zum höchsten Punkt. Je höher wir steigen, umso mehr sehen wir blühende Krokusse und Alpenveilchen. Sie scheinen sich besonders auf den Wegen wohlzufühlen, weil es hier kein Gestrüpp gibt, was ihnen das Licht nimmt. Gerade die zarten winzigen Krokusse gefallen uns sehr. Sie sind nur ca. vier Zentimeter hoch und ihre Farbe changiert von weiß über zartfliederfarben bis violett. Man weiß gar nicht, wohin man treten soll, um keine dieser kleinen Blütenwunder zu zertreten.




























Am höchsten Punkt des Felsens (194 m) machen wir eine Rast und schauen hinab auf die Marina mit ihrem türkisfarbenen Wasser. Auf der Nordseite können wir tief unter uns ebenfalls einen Trampelpfad ausmachen – ein Blick in die Komoot-App zeigt uns, das wir diesen für den Rückweg wählen können. Die Ausblicke sind atemberaubend und Trittsicherheit sowie Schwindelfreiheit ein unbedingtes Muss, wenn man sich nah an die Abhänge begibt.
Der Rückweg führt wieder über die blankgewetzten Stufen in die „Unterstadt“, in der wir uns nun erstmal stärken bevor wir den Rückweg antreten. Wir verlassen die Stadt durch das zweite Tor und kommen zum Leuchtturm mit Kompassrose. Wir „übersehen“ die Hinweisschilder auf Sperrung des Weges wegen der Gefahr herabstürzender Steine und klettern die ersten 200 Meter entlang der steilen Klippen bis zum Trampelpfad, der uns sicher um die Nordseite herum zurück zur Brücke und zum Hafen bringt. Im Ort kaufen wir noch ein paar Kuchen, denn wir haben die Crew der 7Seas zum Kaffee eingeladen. Gemeinsam verbringen wir ein paar unterhaltsame Stunden in Vengas! Cockpit.










Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/1963270281#previewMap
Anmerkung: leider war der Handy-Akku noch vor dem Rückweg leer. Wir sind vom Leuchtturm etwas weitergekraxelt und auf der Nordseite der Insel zurück gelaufen
Freitag, 22.11.2024 – Marina Monemvasia – Hafentag
Heute feiern wir Barbaras ersten Geburtstag an Bord und in Griechenland. Die Sonne begrüßt uns und lädt uns ein zu Sporteinheit und Schwimmen vor dem Kaffee.




Barbara hat sich eine Geburtstagswanderung ausgesucht, aber bevor wir dazu aufbrechen können, zieht ein kräftiger ( nicht vorhergesagter) Regenschauer über uns hinweg. Also gibt es ein Geburtstagsfrühstück vom Feinsten mit Spiegelei und allem, was das Herz sonst noch begehrt. Dann reißt der Himmel wieder auf und wir starten zur Rundwanderung mit tollen Ausblicken, hübschen Wegbegleitern , Ruinen eines Nonnenklosters und tierischen Überraschungen.
Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/1963869088











Zurück zu Hause wird kurz ausgeruht, eine warme Dusche genossen und dann geht’s zum Essen im Fischrestaurant von Mateo, der sich als gute Seele für alle Segler entpuppt. Er weiß genau, auf welches Schiff wir gehören und bietet seine Unterstützung an, sollten wir etwas benötigen. Wir bekommen direkt den Hinweis, an welcher Energiesäule er Strom und Wasser für die Segler freigeschaltet hat. Beides ist zu weit von unserem Liegeplatz entfernt. Er weist darauf hin, dass wir einfach ins Päckchen beim „Gipsy-Boat“ gehen könnten. Das „Gipsy-Boat“ ist ein Segelboot, das seit 1,5 Jahren verlassen im Hafen liegt. Die Festmacherleinen sind mehrfach durchgescheuert und durch irgendwelche anderen Leinen ersetzt worden. Das Vorsegel hängt in Fetzen am Vorstag und die Winschen fehlen fast vollständig. Daran machen wir sicherlich nicht fest! Zum Glück sind unsere Wassertanks noch ziemlich voll und auch das Energiemanagement funktioniert, solange es Sonne gibt. Trotzdem freuen wir uns über den Hinweis und die Freundlichkeit sehr!
Nach dem Essen schlendern wir auf die Hafenmole und werden auf ein Getränk auf die 7Seas eingeladen, die wir auch gleich besichtigen können. Alle Segler und Seglerinnen lieben es, sich andere Boote anzusehen und alle Eigner zeigen gern ihre Boote. Die 7 Seas ist eine Bavaria 40 mit Centercockpit. Damit ist das Deckslayout recht ähnlich wie auf Venga! Allerdings hat sie keinen Deckssalon, was zu noch mehr Kopffreiheit im Salon führt. Auch wenn wir nicht tauschen wollen, gefällt uns dieses Boot ausnehmend gut – und das Eignerpaar aus Ingolstadt ebenfalls. Ihre „bayerische Zunge“ erinnert uns an unsere Zeit in München und wir verstehen uns auf Anhieb! Danke an Regina und Klaus für die schöne Zeit und die vielen Tipps.
Am Abend setzt der angekündigte Sturm ein und Venga! kränkt am Liegeplatz. Zeit es sich im Salon gemütlich zu machen und sich um den nächsten Bericht zu kümmern – es ist schon wieder eine Woche um, die Zeit fliegt!
6 Antworten
Unser sonntägliches Ritual, auf das wir uns schon am Sonnabend Abend freuen: Das Frühstücksei, die frischen Brötchen und neuerdings der Bericht aus der Ägäis.
Mit Begeisterung verschlingen wir den spannenden Text und erfreuen uns an den ungewöhnlich schönen Bildern.
Habt weiterhin einen havariefreien Törn, bleibt gesund und genießt die Zeit.
Seid gegrüßt von Inge und Horst Pantermüller
P.S. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag nachträglich.
…es ist immer wieder schön aus der Heimat zu lesen und es freut uns, dass ihr uns in eurer sonntägliches Ritual mit aufgenommen habt! Bleibt gesund!
Viele Grüße von der Venga!-Crew
Auch wir gratulieren dir ganz herzlich zum Geburtstag ????!!! So gerne lesen wir eure Berichte und erfreuen und an denwundervollen Fotos! Weiterhin VIEL SPAß und immer eine Handbreit… ⛵ Genießt die Zeit! Liebe Grüße Manuela und Andreas
DANKE! Und liebe Grüße zurück aus der Ankerbucht vor Elafanisos – darüber könnt ihr dann im nächsten Bericht lesen!
Barbara und Werner, die Venga!-Crew
In Monemvasia war ich 1977 und war sehr beeindruckt von dieser Ruinenstadt. Damals gab es vielleicht eine Handvoll Menschen dort, die Stadt war leer und verlassen.
Spannend dazu euren Bericht zu lesen
LG
…du reihst dich ein in eine Reihe von Freunden und Bekannten, die sich mit solchen „alten“ Reiseerinnerungen melden. Klassenfahrten, Abi-Abschluss und erster elternloser Urlaub ist dabei 🙂 Ist spannend, auf diesem Wege Dinge zu erfahren, über die man sich im Alltag zuhause niemals ausgetauscht hätte – danke, dass du geschrieben hast!
Liebe Grüße von der Venga!-Crew