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#23 Wir werden sesshaft

Bootsarbeiten und Ausflüge in und um Kalamata

Die Stadt Kalamata

Die Stadt Kalamata ist das Zentrum der Region Messenien auf dem Peleponnes. Sie zählt knapp 70 Tausend Einwohner und verfügt über den größten Hafen der Region. Hier ist eine der wenigen bewirtschafteten Marinas des Peleponnes beheimatet, in der auch diverse deutsche Segelboote überwintern. Das war einer der Gründe, warum wir diesen Hafen für einen längeren Winteraufenthalt gewählt haben.

Die Altstadt liegt ca. drei Kilometer nördlich des Hafens. Dort befinden sich erhöht auf einem Felsen die Reste einer im 13. Jahrhundert von fränkischen Kreuzrittern errichteten Festung. Nur eine byzantinische Kirche ist noch erhalten. Trotzdem lohnt der Aufstieg, um sich die Stadt von oben anzuschauen. Zu Füßen der Burg befindet sich das Nonnenkloster Kalogreon, wo berühmte Seidenstoffe gewebt werden.

In den engen Altstadtgassen pulsiert das Leben. Hier findet man die Fußgängerzone, das Kneipenviertel und immer wieder kleine Läden für den täglichen Bedarf. Mittwoch und Samstag wird rund um die festen Markthallen ein Obst- und Gemüsemarkt aufgebaut, auf dem man Produkte direkt vom Erzeuger zu günstigen Preisen kaufen kann.

Hier steht auch die älteste Kirche der Stadt, die Apostelkirche aus dem 11. Jahrhundert. Sie scheint fast im Boden zu versinken, was deutlich macht, wie die Stadt über die Jahrhunderte „aus dem Boden gewachsen“ ist. Am 23.03.1821 wurde hier offiziell der Aufstand gegen die Türkenherrschaft verkündet.

Aus der neueren Geschichte der Stadt ist insbesondere das Erdbeben vom 13.09.1986 erwähnenswert, bei dem das Epizentrum nur ca. Sechs Kilometer ostsüdöstlich der Stadt lag. Insbesondere alte Gebäude in der Altstadt stürzten ein, aber auch einige moderne Apartmenthäuser wurden durch das Beben mit der Stärke 6,0 strak beschädigt. Die Bewohner mussten die Stadt verlassen und wurden über Wochen in umliegenden Orten und auf Schiffen einquartiert. Bei unseren Spaziergängen durch die Stadt, treffen wir auf einige verlassene und nahezu zerstörte Gebäude. Ob dies Zeugen des Erdbebens sind, ist zumindest vorstellbar. Einige resultieren aber sicherlich auch einfach aus Erbschaftsstreitigkeiten. Sie geben dem Stadtbild eine gewisse pittoreske Morbidität und regen die Phantasie an und werfen Fragen auf: Was mögen sie dereinst beherbergt haben, wer hat hier gelebt, was ist passiert, dass sich niemand um sie kümmert?

Das modernere Kalamata ist in Richtung Hafen gewachsen. Dabei scheinen neuere Baugebiet alte landwirtschaftliche Flächen Stück für Stück zu fressen. Insbesondere in der Nähe der Marina ist viel Bautätigkeit zu beobachten. Zwischen den neu entstandenen Mehrfamilienhäusern stehen aber auch alte kleine Behausungen in Mitten von Zitrusbäumen. Hier scheint jemand nicht verkaufen zu wollen. Dadurch wirkt das Stadtviertel auf einige weniger ansprechend aber, wir finden, es hat einen eigenen Charme.

Bis 2011 war Kalamata über eine Schmalspurbahn mit dem griechischen Bahnnetz verbunden. Unterdessen erinnert nur noch ein Park auf dem Gelände des ehemaligen Bahnhofs und dem Streckenverlauf zum Hafen mit einigen ausgestellten Exponaten an diese Zeit. Wir genießen den Spaziergang durch diese grüne Lunge vom Hafen zur Altstadt sehr.

Die Marina zeichnet sich zum einen durch funktionierende Strom- und Wasserversorgung aus. Außerdem gibt es einfache sanitäre Anlagen, die regelmäßig gesäubert werden, sich aber insgesamt in einem beklagenswerten Zustand befinden. Hier findet man aber auch eine Waschmaschine und einen Trockner, in dem man seine Wäsche waschen kann, wenn man kleine Lust auf den Marsch zu einem der städtischen Waschsalons hat. Barbara hat diesen jedoch bisher den Vorrang eingeräumt, weil die dortigen Industriemaschinen sehr kurze Wasch- und Trocknungszeiten haben und man nebenbei auch noch interessante Menschen kennenlernt.

Die deutsche Community in der Marina ist ein weiterer Pluspunkt. Sie trifft sich in der Regel mittwochs zum Sundowner und sonntags zum gemeinsamen Grillen. Leider erreichen wir Kalamata in einer Schlechtwetterphase, sodass beides nur sporadisch stattfindet. Anders ist es mit dem Angebot von Uta. Sie ist ausgebildete Yogalehrerin und bietet der Community viermal wöchentlich morgens eine kostenfreie Yogastunde an. Bei gutem Wetter treffen sich die Yogis auf Steg G, bei schlechtem Wetter auf der überdachten Terrasse einer verlassenen Taverne gegenüber. Wir haben uns sofort bei Uta angemeldet und gehören seit Ende November zu ihren treuen „Yogis“.

In der ersten Woche in Kalamata haben wir uns zu Fuß orientiert, die Einkaufsmöglichkeiten ausgelotet (Jysk!) und uns die Altstadt erwandert. Dann haben wir uns ein Auto gemietet. Kalamata verfügt nämlich über einen Flughafen mit einem breiten Angebot an Mietwagen. Da Kalamata im Winter aber nur sehr wenig angeflogen wird, stehen diese Autos alle ungenutzt herum und die Mietwagenpreise sind entsprechend niedrig. Wir wollen auch die Umgebung erkunden und Wanderungen unternehmen – dafür brauchen wir ein Auto!

Kardamili auf der Mani

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/1974566688

Nachdem sich ein „Wetterfenster“ für eine erste Wanderung auftut, machen wir unseren ersten Ausflug nach Kardamili. Die Komoot App hat hier bereits mehrere Wanderungen im Angebot, die uns reizen. Kardamili liegt südöstlich von Kalamata auf der Halbinsel Mani, die in ihrem nördlichen Teil sehr grün ist. Hier wachsen neben unzähligen Olivenbäumen, die die Kalamata-Oliven liefern, auch jede Menge immergrüne Steineichen und einige Laubbäume, unter anderem Ahornbäume. Die Anfahrt nach Kardamili erfolgt über eine sich immer stärker windende Straße durch dieses satte Graugrün. Die Berge steigen recht steil an und in der Mitte der Mani thront das Taygetos-Gebirge mit seinem höchsten Berg, dem pyramidenförmigen Profotis Ilias (2.407m), der wolkenverhangen und schneebedeckt ist.

Wie wir schon im Bericht #21 beschrieben haben, ist der Baustil der Mani von den Wohntürmen aus beschlagenen Feldsteinen dominiert. Dieser Baustil prägt auch das Ortsbild von Alt-Kardamili. Das historischen Kardamili besteht aus einer kleinen Ansammlung von verlassenen, wehrhaften Turmhäusern, angesiedelt um eine schöne Kirche aus dem 18. Jahrhundert.

Im 19. Jahrhundert war Kardamili ein Stützpunkt des Trousakis-Mourtzinos Klans, ihres Zeichens Erzrivalen des Mavromihalis Klans aus Limeni, einer Stadt weiter südlich in der Mani. Beide Klans spielten eine sehr wichtige Rolle in der Griechischen Revolution von 1821. Die wehrhaften Turmhäuser sind ziemlich gut erhalten, und der Mourtzinos-Turm (Mourtzinos war der Spitzname der Troupakis Familie) wurde kürzlich renoviert. Zwischen den Häusern sind die schmalen Wege und Straßen mit Steinen gepflastert, die durch die Jahrhunderte poliert wurden. So gelangt man schnell zur Kirche Aghios Spiridon (Saint Spiridon) aus dem 18. Jahrhundert, deren schlanker, 17 Meter hoher Glockenturm Ornamente trägt, die Sonne, Mond, Sterne, konzentrische Kreise und einen doppelten Adler abbilden.

Hier startet dann der eigentliche Rundwanderweg, der über kleine Pfade zu den Feldern und zur über dem Ort gelegenen Kapelle Agia Sophia steil bergauf führt und immer wieder schöne Ausblicke über den Golf von Messenien bietet. Nach der Kapelle geht es gemäßigter bergauf und der unterschiedlich gekennzeichnete Weg führt uns weiter hinein in die Bergwelt, die aufgrund der Herbstfärbung der Laubbäume ein wenig an Österreich oder die Schweiz erinnert.

Am Wegesrand finden wir duftende Kräuter wie Salbei, Thymian, Lavendel, Lorbeer und Pfefferminze und Barbara pflückt einen duftenden Strauß für den Salon. Immer wieder bieten sich Ausblicke auf tiefe Schluchten, steile Gipfel und das blaue Meer – wunderschön.

Nach knapp 10 Kilometern und 400 Höhenmetern erreichen wieder das Auto. Leider finden wir kein lauschiges Plätzchen mit einem Café in der untergehenden Sonne – es ist eben Nachsaison. So fahren wir direkt zurück nach Kalamata und erkunden den ansässigen Praktiker-Baumarkt – eine absolute Pleite! Hier kauft man besser bei den kleinen Händlern.

Strandspaziergang Kalamata-Beach

Kalamata liegt in einem fruchtbaren und flachen Tal am Ende der großen Bucht des Messenischen Golfes. Nach Osten wird die Stadt flaniert von einem etwa 4 Kilometer langen Sand-Kiesstrand. Diesen erwandern wir uns bei einem weiteren Erkundungsspaziergang. Im Sommer muss hier richtig viel Betrieb sein, zumindest lassen uns die vielen Cafés und Restaurants diesen Rückschluss ziehen. Auch entlang der Promenade des Handelshafens reihen sich die Kneipen und Restaurants, alle mit einem Terrassenbereich auf der anderen Straßenseite.

Die Kellnerinnen durchqueren mit ihren Tabletts beladen den Verkehr und im Sommer gibt es wohl täglich Livemusik. Jetzt sind alle gastronomischen Betriebe weihnachtlich geschmückt! Der Strand ist sehr schön, aber steinig und Barbara ergänzt ihre Sammlung an Herzsteinen erfolgreich. Gerade noch rechtzeitig vor dem nächsten Regenschauer sind wir wieder zurück an Venga!

Polylimnio Wasserfälle und Stippvisite in Pylos

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/1978997955

Wieder ein passendes Wetterfenster und „nervöse Füße“, also auf in Richtung Westen! Beim Googlen ist Barbara über die Polylimnio Wasserfälle gestolpert. Sie liegen versteckt in einem Waldgebiet in der Nähe des kleinen Ortes Charavgi.

Es handelt sich um dauerhaft wasserführende Wasserfälle , die in 15 Stufen durch eine Schlucht plätschern und unterwegs 15 kleine Seen, oder Pools füllen. Im Sommer muss es herrlich sein, in diesen Pools ein kühlendes Bad zu nehmen! Aktuell ist es bedeckt bei 16 Grad und Barbara ist froh über lange Hose und feste Wanderschuhe. Wir treffen unterwegs ein deutsches Paar mit Dackel (die einzigen anderen Menschen auf der Tour) und der junge Mann springt unerschrocken ins kalte Wasser. Seinem Gesicht ist abzulesen, dass wir auf diese Erfahrung heute getrost verzichten können. Wir beginnen die Schluchtwanderung am tiefsten Punkt und stolpern direkt über Blumen, mit denen wir hier nicht gerechnet hätte: Schneeglöckchen! Nachdem Werner etwas mit seinem Handy gespielt hat, findet er auch heraus, wie die Langzeitbelichtung funktioniert und so können diese Aufnahmen entstehen.

Wir wandern bzw. klettern die Schlucht aufwärts, wobei auch die Hände zum Einsatz kommen müssen. Wegen des Regens der letzten Tage, ist es an einigen Stellen ziemlich rutschig und so landet zumindest ein Fuß von Barbara im Wasser… An anderen Stellen muss sogar durch fließendes Wasser aufgestiegen werden und selbst die Goretex-Schuhe kommen an ihre Grenzen.

Nachdem wir heil und nur teilweise nass wieder am Auto angekommen sind, fahren wir noch bis an die Westküste von Messenien nach Phylos. Dort soll es eine halbfertige EU-finanzierte Marina geben, in der ebenfalls einige Segler überwintern, allerdings ohne Zugang zu Strom und Wasser. Wir wollen sehen, ob es uns dort gefallen könnte. Leider wirkt das Hafenumfeld recht trostlos. Aber zumindest gibt es einige Tavernen und Geschäfte, die geöffnet haben. Für ein paar Tage kann man es dort sicherlich gut aushalten, für einen wochenlangen Aufenthalt spricht uns der Hafen allerdings nicht an. Aber die Bucht, an der er liegt ist durchaus spektakulär und wir kommen sicherlich wieder. Wir genießen noch einen Kaffee und eine „Fika“ bei sinkender Sonne, bevor es zurück zum Boot geht.

Antikes Messene – vergessene Hauptstadt Messeniens

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/1981561543

Im 3. Jahrhundert vor Christus wurde die antike Stadt Messene gegründet, die im Altertum das Zentrum von Messenien bildete. Übrigens verdankt die Stadt Messina auf Sizilien ihren Namen dem Umstand, dass Anaxilas, der Tyrann der dortigen Region, die Stadt nach seiner Heimatstadt Messene auf dem Peleponnes umbenannte. Erst vor ca. 40 Jahren begannen die Ausgrabungen am Fuße des Berges Ithome. Diesen Berg wollen wir heute auf einer Wanderung besteigen und vom Gipfel, dem Dach Messeniens, den Ausblick genießen. Das Regenwetter scheint vorerst Vergangenheit zu sein und wir erhoffen uns schöne Ausblicke. Heute haben wir unseren zweiten Leihwagen übernommen, daher starten wir erst gegen Mittag. Der Aufstieg hat es in sich, wie man dem Höhenprofil der Wanderung entnehmen kann. Es geht 440 Höhenmeter steil bergan – unsere Kondition wird auf eine harte Probe gestellt. Die Sonne scheint und es ist windstill und so kommen wir schnell ins Schwitzen. Oben angekommen werden wir mit atemberaubenden Ausblicken in alle 4 Himmelsrichtungen belohnt: im Osten sehen wir den schneebedeckten Profitis Ilias, im Süden den Messinischen Golf , die Ausgrabungsstätte der antiken Stadt Messene und die Halbinsel Messenien, im Westen blitzt das Mittelmeer zwischen den Bergen hervor und im Norden kann der Blick weit ins Inland des Peleponnes schweifen. Hier oben auf dem „Dach von Messenien“ steht ein verlassenes Nonnenkloster, das uns zu einer Rast und zu ein paar Fotos einlädt. Der Rückweg führt mit gemäßigtem Gefälle im Bogen zurück zum Auto. Unterwegs treffen wir erneut auf Pflanzen, die wir hier bisher nicht gesehen haben:

Leider ist es für die Besichtigung der Ausgrabungsstätte zu spät, das machen wir beim nächsten Besuch. Aber ein Abstecher zu Teilen der ehemals 9 Kilometer langen Stadtmauer schaffen wir noch. Sie stammen aus der Zeit der Stadtgründung – vielleicht auch erst aus dem 3. Jh. – und gehören zu den besterhaltenen Griechenlands. Die Mauer ist durch zahlreiche Türme von halbrundem und quadratischem Grundriss gesichert. Im Nordwesten liegt das monumentale Arkadische Tor mit einem runden Innenhof, durch das die Straße hindurchführt – beeindruckend, was vor so vielen Jahrhunderten ohne Hilfe großer Baumaschinen geschaffen wurde!

Ridomo Schluchtwanderung

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/1982370530

Die West-Mani hat vier Schluchten und Ridomo ist sicherlich die spektakulärste! Die Ridomo-Schlucht beginnt auf dem Taygetos-Kamm und mündet in die Messinische Bucht, die bis zum Strand von Sadova hinunterläuft und eine natürliche Grenze der West-Mani bildet. Die Anfahrt von Kalamata dauert ca. 45 Minuten. Wir haben gelesen, dass die Schlucht sich am eindrucksvollsten präsentiert, wenn man sie aufwärts durchquert und können dies im Nachhinein nur bestätigen. Wir beginnen daher mit dem Abstieg in die Schlucht durch Olivenhaine und vorbei an mächtigen Eichen. Es sind keine Steineichen, sondern ähneln unserer deutschen Eiche – der Google-Pflanzenbestimmer behauptet, es seien Blau-Eichen. Ob das stimmt? Als nächstes entdecken wir eine Blume, die wir bisher auch noch nicht angetroffen haben. Sie sieht aus wie unsere kleine blaue Iris, die im Frühjahr im Garten in Munkbrarup blüht. Auch hier wird Google befragt und behauptet, es sei eine Kretische Schwertlilie.

Während unserer Wanderung werden wir von den vielfältigen geologischen Merkmalen der Schlucht, von der offensichtlichen Schichtung der Gesteine und von der intensiven Farbpalette der Felsen und dem Farbspiel der vielen Ahornbäume beeindruckt. Wir wandern im überwiegend trockenen Flussbett, dass an vielen Stellen von riesigen Felsbrocken versperrt wird, über die wir hinüberklettern müssen. Teilweise gibt es Eisenbügel zur Kletterhilfe, aber oftmals muss der Weg selbst gefunden werden und die Hände kommen ausgiebig zum Einsatz. Während die Schlucht zu Beginn noch relativ weit und lichtdurchflutet ist, verengt sie sich in Richtung Norden immer mehr und trotz ihrer Nord-Südausrichtung erreicht die Sonne uns hier unten nicht. Die Temperaturen fallen auf geschätzte 10 Grad und wir sind froh über Pulli und Jacke, an der kurzen Hose ist nichts zu ändern. Zum Ende stehen die steilen Wände so dicht beieinander, dass man mit ausgestreckten Armen beide Schluchtseiten berühren kann. Über uns bilden die Bäume ein Blätterdach, ein herabgestürzter Felsen klemmt 2 Meter über dem Schluchtboden fest und weit oben spannt sich eine alte Steinbrücke über die Schlucht. Wir haben auf dem gesamten Weg keine Menschenseele getroffen. Hier ist wirklich Trittsicherheit gefragt, ein umknicken oder gar stürzen ist keine Option!

Nach der engsten Stelle biegt der Wanderweg ab und führt immer eng am Abgrund hinauf und zurück ins Licht. Zum Glück sind wir beide schwindelfrei, denn je höher wir steigen, umso tiefer geht es direkt neben uns abwärts… Leider bleibt es weiterhin kühl, denn die Sonne steht schon tief und wird von den umliegenden Bergen auf langen Wegstücken verdeckt. Auch wenn es uns nichts ausmacht bei Temperaturen um die 10 Grad mit kurzer Hose unterwegs zu sein, so frieren zumindest Barbara die Hände ein. Zurück am Auto wird daher gleich die Heizung aktiviert. Wir haben die Wanderung gegen 13:00 Uhr begonnen (vorher war noch Yoga!). Im Winter wäre es von Vorteil schon am Vormittag zu starten. So besteht die Chance auf mehr Sonne in der Schlucht und auf dem Rückweg.

BBB – Barbaras Bastelarbeiten am und im Boot

Nicht nur Werner hat sich um technische Bootsarbeiten gekümmert. Barbara ist eher zuständig für alles rund um Leinenführung. Die Befestigung der Davids für das Dinghy erschien ihr zu „lökerig“ und so wurden neue Leinen besorgt und auf Länge gebracht.

Außerdem gefiel ihr die Befestigung der Ankerkralle nicht. Drei verschiedene Leinen mit zahllosen Verknotungen sollten dafür sorgen, dass die Ankerkralle das Boot sicher an der Ankerkette hält und gleichzeitig die Ankerwinsch entlasten. Für die nichtsegelnde Leserschaft sei erklärt: Wenn man vor Anker an der Ankerkette liegt, die über die Ankerwinsch geführt wird, gibt es zwei Probleme: zum einen muss das Getriebe der Ankerwinsch die gesamte Last tragen, wenn das Boot in Wind und Welle daran zerrt und zum anderen übertragen sich Geräusche über die Ankerkette auf das Boot, wenn diese beispielsweise am Meeresgrund über Felsen rutscht. Diese beiden Probleme kann man beheben, indem man eine Ankerkralle in der Kette einhakt, diese mit Leinen auf beiden Bugklampen belegt und dann die Ankerkette soweit auslässt, dass sie zwischen Ankerkralle und Boot locker durchhängt. Damit die Ankerkralle ihre Aufgabe zuverlässig erfüllen kann, braucht es eine ordentliche und kräftige Leinenführung. Jeder Knoten in einer Leine schwächt die Bruchlast der Leine, daher sollte in diesen Fällen lieber mit gespleißten Augen als mit beispielweise Palstek-Knoten gearbeitet werden. Also hat Barbara sich abends vor den Laptop gesetzt und YouTube-Videos zum Thema „Augspleiß“ konsumiert und entsprechend „nachgebaut“. Diese Videos sind so hilfreich, da man immer an der entscheidenden Stelle stoppen und ggf. in „Slomotion“ nochmals schauen kann.

Nun ist das Leinenchaos an der Ankerkralle beseitigt und sogar die Sicherungsleine mit einem Augspleiß versehen. Als weitere Abendbeschäftigung wurden dann noch ein paar Softschäkel produziert, mit denen wir lieber arbeiten, als mit Edelstahlschäkeln. Letztere bedeuten zum einen eine höhere Verletzungsgefahr, wenn sie unkontrolliert an Leinen durch die Luft peitschen und sind außerdem oftmals mit kalten Händen schwer zu öffnen.

Außerdem gab es auch noch „häusliche“ Beschäftigungen. Zur Weihnachtszeit gehören seit Jahren die Butterknöpfe und auch wenn wir hier wenig Weihnachtsgefühle haben, so sollten diese nicht fehlen. Sogar ein Handmixer wurde dafür angeschafft (so eine Stadt hat Vorteile!). Der Ofen sorgte allerdings mit seiner schwer zu regulierenden Ober- und Unterhitze für einige verkohlte Unterseiten…  Barbaras nächste Idee war es, mit den hiesigen Früchten zu experimentieren und aus Granatäpfeln und Baumerdbeeren eine Marmelade zu kochen – leider mit mäßigem Erfolg, sie wurde nicht fest und muss nun als Fruchtzusatz im Joghurt verzehrt werden. Irgendetwas hat da mit dem „Jam Sugar“ nicht gestimmt…

Neueinbau einer Dieselheizung

Als wir unsere Venga! 2023 gekauft haben gab es keine Heizung an Bord, warum auch für ein Boot, dass bisher nur im Mittelmeer unterwegs war. Wir wollen vorläufig zwar auch nur im Mittelmeer bleiben, aber vor allem im Winter unterwegs sein und da ist eine Heizung schon durchaus ein brauchbares „Feature“ auf einem Boot. Sehr vorteilhaft war hierbei, dass werftseitig die Heizung auf unserer Sunbeam vorbereitet war. Die Warmluftrohre sind in alle Kabinen verlegt, der Anschluss für Diesel ist vorhanden und der Stromanschluss ist bis zum potentiellen Einbauort der Heizung verlegt. Das Einzige, was uns Kopfzerbrechen bereitete, war die Leitung für die Abgase. Dort lag ein Bootauspuffschlauch mit Borddurchlass, der normaler Weise nur bei Wasserkühlung der Abgase benutzt wird, da seine Maximaltemperatur bei ca. 90 Grad liegt. Die Abgase der Heizung erreichen einen weit höheren Wert – oder gibt es auch Heizungen mit einer niedrigen Abgastemperatur? Nach Gesprächen mit Eberspächer und Webasto kamen wir zu dem Schluss, dass es keine Heizung mit einer so niedrigen Abgastemperatur gibt! Nach einigen Kontaktversuchen mit dem Hersteller Sunbeam erfuhren wir, dass der vorhandene Abgasschlauch für einen 230V Generator an Bord vorgesehen ist, jedoch nicht für eine Dieselheizung. Also musste ein neuer Borddurchbruch her und eine Abgasanlage installiert werden. Werner hatte so etwas schon geahnt und die passenden Teile aus Deutschland mitgebracht. Eine Heizung hatten wir schon beim letzten Besuch 2024 zu Ostern mitgebracht und somit stand der Installation nichts mehr im Wege. Von der Sunbeam Werft hatten wir erfahren, wo der Abgas-Durchbruch am günstigsten gemacht werden sollte, somit musste nur noch eine Halterung gebaut werden. Für alle Interessierten, die Heizung ist eine Hcalory, chinesische Produktion, inklusive aller notwendigen Anbauteile, Schläuche, einer Remote Fernbedienung etc. für unschlagbare 120 Euro (bei Kaufhaus bestellt, mit CE Zeichen!).

UND? Die Heizung läuft ohne Probleme, bringt sehr viel Wärme und reicht für unser großes Boot voll und ganz aus. Wir müssen beim Heizen nicht von 0 Grad starten, sondern wir haben morgens mal 10-12 Grad im Boot und dann geht es recht schnell!

Für alle Bedenkenträger: Wir schlafen sowieso immer bei Fenster auf und haben niemals Nachts eine Heizung an. Zudem heizen wir auch nur, wenn wir an Bord sind und lassen die Heizung nie unbeaufsichtigt! Das würden wir bei einer Eberspächer nicht anders halten!

Bedienteilbilder

Warmwasserbereitung über den Motor

Der Motor bereitet im Betrieb zusätzlich noch warmes Frischwasser, was den Genuss einer warmen Dusche beim Ankern oder Liegen in einem Hafen ohne Stromanschluss bedeutet. Anfang November funktionierte diese Warmwasserbereitung plötzlich nicht mehr, warum auch immer? Das System ist denkbar einfach, das warme Wasser der Motorkühlung (ca. 80 Grad) wird durch den Boiler geleitet. Was kann da nicht funktionieren. Luft im System, zu wenig Kühlwasser in den Schläuchen? Am Ende stellte sich heraus, dass sich Dreck in der Leitung angesammelt hat, durchspülen mit Frischwasser brachte den Durchfluss wieder in Gang und das Problem war gelöst. Einige Wochen später war der Motor nach dem Betrieb nass? Woher kam dass nun wieder? Beim Lösen des Schlauches vom Motor für die vorher beschriebene Reinigung musste Werner etwas am Schlauch arbeiten, … drücken, drehen etc. um diesen nach 18 Jahren Betrieb zu lösen. Dabei hat sich ein nadelfeines Loch gebildet aus dem es nun (zwei Wochen später) fröhlich sprudelte. Zum Glück so nah am Motorende, so das der Schlauch nur um 2 cm gekürzt werden musste, um diese Problem schnell zu lösen. Nichtdestotrotz werden wir uns die Schläuche zum Boiler neu besorgen und vollständig auswechseln!

Transferschalter 230V

Der Vorbesitzer hat einen 230V Inverter (1.500W) eingebaut, der 12V in 230V wandelt; u.a. für den Eiswürfelbereiter, um beim Ankern auf eisgekühlte Getränke nicht verzichten zu müssen. Sehr sympathisch! Für uns aber auch sehr nützlich, speziell im Winter, wo es in vielen Häfen keine 230V Stromversorgung mehr gibt, da die Häfen komplett geschlossen sind.

Der Inverter hat zwei eingebaute 230V Steckdosen und nur diese konnte man bislang nutzen um 230V-Geräte ohne Landstrom zu betreiben. Alle anderen ca. 10 verbauten 230V Steckdosen im Schiff funktionieren dann nicht. Das führte regelmäßig zu Gedränge am Inverter. Werner hatte in Deutschland bereits einen Transferschalter besorgt, mit dem man das ganze Bordnetz mit Landstrom oder dem Inverter betreiben kann, in dem man einen Schalter umlegt. Zu beachten war hierbei, dass der Laderegler für die Batterie, der aus dem Landstrom die Batterie lädt, nicht vom Inverter betrieben wird (es macht keinen Sinn die Batterien aus den Batterien zu laden). Ein angenehmer Vorteil ist, dass man beim Ankern auch Warmwasser aus den Batterien herstellen kann. Es fließen dann zwar 62A Strom, aber in einer halben Stunde Betrieb hat man schon warmes Wasser zum Duschen! … und es reicht immer noch für Eiswürfel – was ein Luxusleben!

5 Antworten

  1. Liebe Barbara, lieber Werner!
    Wieder einmal ein unglaublich toller Bericht! Und die wunderbaren Fotos ????
    Ich wünsche euch weiterhin eine herrliche Zeit ????
    Ganz liebe Grüße Manuela

  2. Hallo liebe Barbara & lieber Werner,
    Ihr erlebt wundervolle Eindrücke und habt tolle Erlebnisse auf den Stationen eures Törns um die Peloponnes, und das Gute ist, wir können alle daran teilhaben ⛵️????, klasse.

    Velle Gröt un sinnliche Wiehnachten ???? vun Jens & Kersten

    1. Lieber Jens,
      vielen Dank für deinen Kommentar – wir freuen uns über jeden „Reisebegleiter“! Euch wünschen wir frohe Weihnachten!!!

      Liebe Grüße
      Barbara und Werner

  3. Wir sind begeistert!
    a) wie immer über die Bilder!
    b) Werners Einfädelkünste!
    c) eure detaillierten Umbaubeschreibungen
    d) und, und, und……
    LG

  4. Wir sind begeistert!
    a) wie immer über die Bilder!
    b) Werners Einfädelkünste!
    c) eure detaillierten Umbaubeschreibungen
    d) und, und, und……
    LG aus dem nasskalten Deutschland
    H&T

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