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#26 Jahreswechsel und Familienbesuch.

Noch bevor der letzte Bericht online gestellt wurde, erreichte uns mit einem Hochdruckgebiet wieder mehr Sonne, die wir umgehend für die letzten Touren des Jahres nutzten.

Rundwanderung ab Eva mit Zufallsbesichtigung einer Ölmühle

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/1996585646

Die nächtliche Temperatur war einstellig. Aufgrund der großen Fenster im Decksalon folgt die Innenraumtemperatur auf Venga! stärker der äußeren Lufttemperatur, als wir erwartet hatten. Auf Jento orientiert sie sich eher an der Wassertemperatur. Da wir nachts keine Heizung laufen lassen, dauert es morgens immer etwas, bis die Raumtemperatur einen angenehmen Wert erreicht. Diese Zeit vertreiben wir uns mit Kaffee und Zeitung. Im Anschluss startet Werner mit etwas Boatwork, während Barbara den Bericht zusammenstellt. Gegen Mittag ist es draußen mit 16 Grad schon wieder sehr angenehm, zumal sich die Morgenwolken verzogen haben und die Sonne vom blauen Himmel lacht. Also heißt es: Auf zur nächsten Wanderung! Diesmal hat Barbara sich eine Runde im Westen der Messinischen Tiefebene ausgesucht. Was uns bei den lediglich anhand der Komootkarten geplanten Touren erwartet, bleibt immer eine Überraschung. Mit dem Auto sind es ca. 20 Minuten bis zum Dorf „Eva“, in dem wir im Zentrum unser Auto abstellen. Hier haben sogar zwei Cafés geöffnet – vielleicht können wir nach der Wanderung hier ein Getränk in der Sonne genießen? Die heutige Runde soll wenig Steigungen aufweisen, also eher ein Spaziergang. Nach dem Dorf geht es durch Olivenhaine mit zum Teil sehr alten Bäumen hinunter zu einem kleinen Flussbett. Der Fluss scheint zeitweise viel Geröll zu transportieren, denn er wurde vor kurzem ausgebaggert. Der Weg kreuzt das Flussbett und wir müssen die Schuhe ausziehen und durch das Wasser waten, das uns erstaunlich warm vorkommt. Bei dieser Gelegenheit drehen wir uns erstmals um und sehen, dass die Gipfel im Taygetos Gebirge deutlich mehr Schnee tragen, als noch vor wenigen Tagen. Dort oben ist es also deutlich kälter als bei uns im Hafen! Es sieht aus der Ferne wunderschön aus.

Unsere Rundwanderung führt uns ein zweites Mal über den Fluss, diesmal mittels Brücke und dann langsam aufwärts bis in das Dorf Androussa. Dort soll es eine Schlossruine geben, die wir uns ansehen wollen. Von ihr hat man einen eindrucksvollen Blick über die mit Olivenhainen übersäte Messinische Tiefebene bis zu den schneebedeckten Bergen auf der Mani-Halbinsel. Wir können uns kaum sattsehen und von dem Ausblick nur schwer losreißen. Aber Werner gelüstet es nach einem Getränk und bei Google-Map hat er den Hinweis auf eine Taverne im Ortszentrum gesehen. Die Tavernen sind zwar geschlossen, dafür stolpern wir zufällig in die alte Ölmühle des Ortes und treffen dort auf Dimitra, eine sympathische junge Griechin, die die Mühle zusammen mit ihrem Mann führt. Ihnen gehören auch einige Olivenhaine mit über tausendjährigen Bäumen. Sie gibt uns eine 15-minütige Kurzführung durch den modernen Teil der Mühle. Hier liefern knapp 100 Olivenbauern der Umgebung ihre Oliven an, um daraus ein Extra Vigen Olivenöl pressen zu lassen. Dimitra erläutert uns, dass die Olivenblätter durch eine Schnelltrocknung und ein Gebläse von den Oliven getrennt werden. Dann erfolgt die Pressung der Oliven mit hohem Druck und am Ende können wir das gold-grüne Olivenöl ausfließen sehen. Die Anlage ist hochmodern und wird über mehrere Bildschirme gesteuert. Das Olivenöl wird direkt abgefüllt und in der Regel wartet zumindest ein Familienmitglied den Pressvorgang vor Ort ab. Der „Olivenmatsch“ wird direkt in große LKW gefüllt und für eine zweite, minderwertigere Pressung an entsprechende Hersteller verkauft.

Anschließend lädt Dimitra uns zu einer Olivenölverköstigung ein. Wir bekommen in kleinen Schnapsgläsern jeweils einen kleinen Schluck Olivenöl serviert. Das erste Öl stammt aus dem Beginn der Erntezeit und hat einen hohen Anteil an Bitterstoffen. Im Nachgang zeigt sich eine gewisse Schärfe im Rachen. Das zweite Öl ist aus der Mitte der Erntezeit, wenn die Oliven einen höheren Reifegrad haben. Es ist milder, aber auch mit der Schärfe im Nachgang. Das dritte Öl stammt aus der Gegend von Phylos von Olivenbäumen, die in Meeresnähe wachsen. Es ist das weichste und geschmacklich neutralste Öl, Dimitra erklärt uns, dass sie dieses Öl auch zum Backen verwendet. Wir erstehen eine Flasche des zweiten Öls, es schmeckte uns am besten. Wir werden es pur nur mit Brot und Salz genießen! Dimitra bietet verschiedene Oliventouren an, vielleicht buchen wir mit den Kindern eine. Auch in Deutschland kann man ihr Öl beziehen, wie wir später im Internet herausfinden (https://theoliveroutes.com/shop/). Jetzt verabschieden wir uns aber schnell wieder, denn sie hat gerade die Teilnehmer einer ihrer Touren in der Mühle beim Lunch sitzen. Den Rückweg nach Eva nehmen wir wieder durch Olivenhaine, die wie ein großer Landschaftspark wirken. Mit dem Wissen, wie alt diese Bäume teilweise sind, betrachten wir sie mit einer gewissen Ehrfurcht. In Eva finden wir ein geöffnetes Cafe und können mitten im Ort in der Sonne sitzend einen Kaffee genießen und dem Treiben zusehen. Neben uns lässt sich eine Gruppe Griechen nieder, die nach getaner Arbeit im Olivenhain ihre Pause redlich verdient haben.

Tri-Nationaler Ausflug nach Mystras

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/1997484070

Zusammen mit unseren neuen Seglerfreunden Per aus Norwegen und Johann (gebürtiger Niederländer) aus Schweden, machen wir uns mit unserem „potenten“ Fiat Panda morgens um 9:00 Uhr auf den Weg über die Berge in Richtung Osten. Unser Ziel ist die byzantinische Ruinenstadt Mystras (Nähe Sparta), ein UNESCO Weltkulturerbe. Es gibt zwei Wege von Kalamata nach Mystras. Der eine führt quasi um die Berge herum über die Autobahn und ist gut 100 Kilometer lang. Der andere führt durch die Berge und über einen Pass auf 1310m Höhe. Diese Strecke ist nur halb so lang, dauert aber laut Google-Maps länger. Wir entscheiden uns trotzdem für diese Strecke, da wir uns landschaftlich mehr davon versprechen. Heute Morgen zeigte unser Außenthermometer 7 Grad, jetzt ist die Temperatur aber schon hochgeklettert auf 12 Grad. Daher ist ein aufklappbares Straßenschild, das kurz hinter Kalamata am Seitenstreifen steht, etwas irritierend. Es zeigt einen weißen Reifen auf blauem Grund mit SCHNEEKETTEN. Wenn dem wirklich so sein sollte, müssen wir umkehren. Unser Panda fährt mit Sommerreifen und Schneeketten haben wir keine an Bord. Wir sind etwas verunsichert, fahren dann aber dennoch weiter. Die Straße ist an einem Sonntagmorgen ziemlich verlassen und landschaftlich wirklich wunderschön. Wir bereuen die Entscheidung nicht eine Minute, steigen an einem Aussichtspunkt bei 2°C kurz zum Fotografieren aus und fahren dann aber schnell weiter. Nachdem wir den (zum Glück schneefreien) Pass überwunden haben, ändert sich die Aussicht. Nun haben wir die schneebedeckten Gipfel vor uns. Es muss wirklich vor kurzem noch geschneit haben, denn die Tannen dort oben sind mit einer dicken Schneeschicht überzogen. Wir fühlen uns etwas nach Österreich versetzt. Die Straße windet sich nun in engen Serpentinen wieder hinab und dabei passieren wir beeindruckende Überhänge und Tunnel. Neben uns in einer tiefen Schlucht gluckst das Wasser.

Nach 1,5 Stunden haben wir unser Ziel erreicht. Die Geschichte der byzantinischen Festung Mystras begann mit dem Vierten Kreuzzug 1202-1204 in dessen Folge im bis dahin unbewohnten Mystras 1249 eine Höhenfestung nahe der antiken Stadt Sparta errichtet wurde. Auch die Festung in Monemvasia (Bericht #20) entstand zu dieser Zeit. Eines der Tore von Mystras ist denn auch das „Monemvasia Tor“. Aber die Festung von Mystras unterlag einer wechselvollen Reihenfolge von Herrschern. Nach den Kreuzrittern waren es die Byzantiner. Mit ihnen siedelten sich Griechen aus Sparta unterhalb der Festung an und die eigentliche Stadt entstand. Zur Blütezeit hatte sie vermutlich mehrere zehntausend Einwohner. Der Despotenpalast war der größte byzantinische Repräsentationspalast außerhalb von Konstantinopel und zeiget im Gegensatz zu den sakralen Bauwerken einen starken italienischen Einfluss. 1460 wurde Mystras von den  Osmanen erobert und zwischen den Kirchen und Klöstern erschienen nun auch Minarette. 1687 fiel die Stadt in venezianischen Besitz, wurde aber keine 30 Jahre später schon wieder von osmanischen Türken erobert. Während eines russisch-türkischen Krieges 1770 begann der Glanz der Stadt zu verlöschen, als Hilfstruppen aus dem heutigen Albanien in die Stadt einfielen und die Stadt verwüsteten. Das endgültige Aus kam dann im griechischen Freiheitskampf in dem die Stadt 1825 so stark zerstört wurde, dass man auf einen Wiederaufbau verzichtete. Stattdessen baute man das Jahrhunderte zuvor verlassene Sparta im Tal wieder auf. 1989 wurde die Ruinenstadt UNESCO Weltkulturerbe. Der ehemalige Despotenpalast wird umfassend restauriert.

Die Ruinenstadt Mystras teilt sich in einen unteren und einen mittleren Stadtbereich und den oberen Festungsteil auf. Den unteren Eingang trennen ca. 250 Höhenmeter und 2,5 Kilometer Fußmarsch von der Festung. Es braucht schon etwas Fantasie, sich das damalige Leben in diesen Mauern vorzustellen, das fiel in Monemvasia leichter. Aber atemberaubend ist der Ausblick. Der Standort war nach verschiedenen Gesichtspunkten ausgewählt worden. Zum einen spielte die Frage der Sicherheit eine große Rolle. Der Fels fällt steil ab und erlaubt einen Blick weit in die Ebene, so dass man das nahen von Feinden frühzeitig erkennen konnte. Zum anderen war es wichtig, Zugriff auf Wasser zu haben. Auch dieser Aspekt war hier offensichtlich gegeben, denn die Schlucht im Rücken der Festung wird vom Taygetos-Gebirge versorgt. Wir durchstreifen mit wenigen anderen Touristen die weitläufige Anlage. An einigen Stellen wird gearbeitet – die Erhaltung dieses Welterbes ist eine echte Aufgabe. Die alten Wege weisen stellenweise starke Auswaschungen auf, die wieder instandgesetzt werden wollen. Hier und da stehen Gerüste und Absperrbänder lassen erahnen, dass Einsturzgefahr ein Thema ist. Wir nehmen uns Zeit, den Ort auf uns wirken zu lassen. Auf dem höchsten Punkt, der ehemaligen Festung verweilen wir länger und genießen den Ausblick in alle Himmelsrichtungen. Hier könnte man sich auch an einem Herbstag in den Alpen wähnen. Nicht nur das Taygetos Gebirge schmückt sich mit weißen Gipfeln, auch in Richtung Osten und Norden sehen wir mehrere schneebedeckte Höhenzüge und im Tal unter uns tragen die Laubbäume ein herbstlich buntes Blätterkleid.

Nach zweieinhalb Stunden sind wir wieder am Auto und beschließen, im heutigen Dorf Mystras nach einer Taverne zum Mittagessen Ausschau zu halten. Wir haben Glück und finden eine inhabergeführte Taverne mit ein paar Tischen in der Sonne. Wir bestellen einige Kleinigkeiten zum Teilen und sind direkt wieder in Griechenland! Die einzelnen Zwiebelschichten an Kleidung werden Schicht für Schicht abgelegt, bis wir wieder im T-Shirt am Tisch sitzen – herrlich! Nachdem die Katzen mit ihrer Bettelei bei uns wenig Erfolg haben, machen sie es sich am Nachbartisch bequem. Als die Sonne sich hinter Wolken zu verkriechen beginnt, ist das das Zeichen zum Aufbruch. Uns hat die Fahrt durch die Berge so gut gefallen, dass wir auch den Rückweg auf diese Weise bestreiten wollen. Und tatsächlich sieht nun alles ganz anders aus!

Zurück in Kalamata machen wir es uns noch für eine gute Stunde im sonnigen Cockpit bequem. Dann verschwindet unsere Wärmequelle hinter den Bergen im Westen und es wird schnell kalt. Wir verkrümeln uns in den Salon.

Rundwanderung Kato Amfeia über Ano Amfeia

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/1998980673

Bei unserer ersten Wanderung dieses Berichtes hatten wir einen weiten Ausblick über die Messinische Tiefebene und sahen gegenüber auf einem Bergsattel ein Dorf malerisch in der Sonne liegen – auch ein potentielles Wanderziel! Also plante Barbara mit Hilfe unserer Wanderapp dort eine Rundwanderung. Mit dem Auto brauchen wir nur 20 Minuten bis zum Startpunkt. Da wir recht früh unterwegs sind, liegen die Außentemperaturen trotz strahlenden Sonnenscheins erst knapp im zweistelligen Bereich – wir starten in langer Hose und Fleece. In Kato Amfeia sitzen die Jugendlichen in der Sonne mit ihren Smartphones – anscheinend ist es ihnen zuhause zu kalt. Uns führt der Weg aufwärts – am Wegesrand wieder diverse verlassene Fahrzeuge in erbärmlichem Zustand. Die Entsorgung der Fahrzeuge muss zu teuer sein und die Strafe für „Landschaftsentsorgung“ so gering oder nicht vorhanden, dass die Griechen sich auf diese Weise ihrer alten Fahrzeuge entledigen. Das Thema „Müll“ beschäftigt uns auf unseren Wanderungen regelmäßig. Es fehlt einfach das Bewusstsein dafür. Besonders schlimm ist es entlang von Straßen, aber auch an den Wirtschaftswegen sehen wir immer wieder Müll. Sei es alte Planen, die für die Ernte nicht mehr taugen, oder leere Wasserflaschen, die nach dem Ernteeinsatz einfach liegen bleiben.

Die Sonne steht noch tief und so ist ein Teil unseres Weges noch verschattet und entsprechend kalt. Erst am höchsten Punkt der Tour oberhalb des Dorfes Ano Amfeia, wechseln wir daher zu den kurzen Hosen. Hier stehen ebenfalls Olivenbäume, die mehrere Hundert Jahre alt sein müssen – zumindest kann Barbara sie nicht umfassen. Wir schätzen den Baumumfang auf 2-3 Meter, was also 200-300 Jahren entsprechen müsste. An einer kleinen Kapelle mit Blick über die Tiefebene machen wir eine Picknickrast. Im Anschluss geht es hinab und wieder durch wunderschöne Olivenhaine. Nach knapp zehn Kilometern erreichen wir wieder unser Auto und stellen fest, dass uns die Wanderung gar nicht so lang erschien. Offensichtlich haben wir unterdessen einen besseren Trainingsstand erreicht!

Die Rückfahrt führt vorbei am Praktikermarkt, wo wir einen zusätzlichen Heizlüfter erstehen und einen Ersatz für die defekte WC-Brille des Masterbades. Dann ruft ganz laut das Cockpit nach uns. Unser Liegeplatz ist einfach perfekt zur Sonne ausgerichtet und heute Nachmittag erreichen wir hier 30 Grad (in der Sonne) – genau das Richtige für uns zwei Sonnenanbeter! Hörbuch, Strickzeug und Wohneinheit füllen den Nachmittag und zum atemberaubenden Sonnenuntergang gönnen wir uns einen Sundowner in der Skippers-Bar. Dort bietet man ein „kleines Gedeck“ bestehend aus einer kleinen Flasche Ouzo, Eiswürfeln, Wasser und ein paar Häppchen an.

Silvester in Kalamata

Den Vormittag nutzen wir für kleinere Bootsarbeiten (Stichwort WC-Brille) und Einkäufe – wir erwarten ja Besuch und wollen die gemeinsame Zeit sinnvoll nutzen können und nicht mit alltäglichen Tätigkeiten verplempern. Nachmittags holen wir dann das Weihnachtspunschen mit der Community nach, das am Heiligabend wegen des Wetters ausfallen musste. Heute haben wir dafür strahlenden Sonnenschein und für Punsch ist es „eigentlich“ zu warm – irgendetwas ist ja immer… Unsere Stegnachbarn Fe-Run und Steve haben den Punsch besorgt, die Community steuert Snacks bei. Bis nach Sonnenuntergang genießen wir eine schöne gemeinsame Zeit auf der Pier und im Cockpit. Nach einem Abendessen, dass für eine bessere Grundlage sorgt, verbringen wir die Zeit bis Mitternacht spielend und das Jahr 2024 Revue passierend im Salon – sogar getanzt wird im Salon. Dann gibt es einen Prosecco und Grüße an Familie und Freunde, die allerdings alle noch eine Stunde auf den Jahresbeginn 2025 warten müssen. Bei 9 Grad Außentemperatur treffen wir uns noch kurz mit anderen Seglern auf der Pier, um anzustoßen und das bescheide Feuerwerk zu bewundern.

Neujahrswanderung um Koroni

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/2001624836

Anmerkung: Das Handy versagte nach 3/4 der Strecke den Dienst, weshalb hier keine Rundwanderung aufgezeichnet wurde. Ihr findet den Weg zum Auto gewiss auch so 🙂

Da die Wettervorhersage für den Neujahrstag nochmals 9 Stunden Sonne versprach, haben wir gestern die Rückgabefrist für unseren Panda um einen Tag verschoben. Morgens gesellen sich spontan noch Per und Johann zu unserer kleinen Wandergruppe und gemeinsam geht es mit dem Auto die 51 Kilometer nach Koroni im Süden der messinischen Halbinsel. Dort sehen wir uns erstmal den Hafen an und steigen dann zur Festung auf. Am imposantesten sind allerdings ihre Außenmauern von See aus. Dafür überrascht uns das Kloster in der Festung mit tollen Ausblicken, einer himmlischen Ruhe und einem schönen Garten.

Es geht weiter entlang der Küste über einen wunderbaren, sauberen Sandstrand immer mit den Füßen im klaren Wasser. Heute ist ein windstiller und warmer Tag – nichts erinnert uns an unsere bisherigen Neujahrstage. Wir lassen die Seele baumeln, sammeln schöne Steine und tolle Fotoimpressionen. Zu dumm, dass wir keine Badesachen dabeihaben – unter diesen Bedingungen hätten wir anbaden können! Nach ca. 4 Kilometern am Strand reißen wir uns schweren Herzens los und treten den Rückweg über kleine Straßen an.

Zurück am Auto beschließen wir, eine Taverne für einen späten Lunch zu suchen. Am liebsten mit einem Tisch in der Sonne. Da der Hafen nun auf der verschatteten Seite des Ortes liegt und die vorhandenen Sonnenplätze wahrscheinlich auch in kürzester Zeit verschattet werden, steigen wir in das Auto und wollen uns auf der Strandseite etwas suchen. Das war ein Fehler, denn dort sind alle Tavernen geschlossen. Auch auf dem gesamten Rückweg finden wir nur geöffnete Cafés, aber keine Tavernen. Es ist eben Nachsaison! Wir werden es uns für zukünftige Touren merken. Wenn sich eine Gelegenheit zum Essen ergibt, MUSS man sie nutzen und sei es mit einem Tisch drinnen vor dem Kamin! Zurück an Bord reicht die Sonne im Cockpit gerade noch für ein Getränk, dann verschwindet sie hinter Wolken – es war ein wunderschöner Jahresanfang und wird uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben (spätestens, wenn unser Handy uns an zukünftigen Neujahrstagen einen Fotorückblick vorschlägt).

Abends kommen dann Markus und Kaddy zu Besuch. Die Freude ist groß und es wird erstmal auf’s neue Jahr angestoßen und gemeinsam gegessen. Noch bis weit nach Mitternacht wird gequatscht – wir haben uns lange nicht gesehen und es ist uns eine große Freude, die ersten Kinder an Bord der Venga! begrüßen zu können.

Ausgrabungsstätten des antiken Messene

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/2003522199

Bereits im Bericht #24 haben wir von einer Wanderung oberhalb dieser Ausgrabungsstätten berichtet. Damals waren wir zu spät unterwegs, um auch die Ausgrabungsstätte zu besichtigen. Das holen wir heute nach. Auf dem Hinweg nehmen wir die Straße, die am imposanten Voulcanou Kloster vorbeiführt und machen hier einen ersten Stopp. Wir werden vor den Klostertoren von einem putzigen kleinen Hundewelpen begrüßt, soooo süß! Die Tür zum Kloster steht einladend offen und so schauen wir in den Innenhof der sehr gepflegten Anlage. In der Mitte des Klosterhofes steht eine kleine Kapelle, die von Orangenbäumen flankiert wird. Hier wohnt eine wunderbare Stille, die wir auf uns wirken lassen, bevor wir zur Ausgrabungsstätte weiterfahren. Im zugehörigen Dorf Mavromati ist heute deutlich mehr Leben, als bei unserem letzten Besuch. Einige Touristen haben wie wir den Weg hierher gefunden und eine der Tavernen scheint geöffnet zu haben. Dort wollen wir nachher vorbeischauen. Wenn das Wetter hält, könnten wir draußen in der Sonne sitzen.

Das antike Messene ist eine der am besten erhaltenen antiken Stätten Griechenlands und verbindet die Größe von Delphi mit der natürlichen Schönheit von Olympia – so verspricht es ein Prospekt. Da wir weder Delphi noch Olympia bisher gesehen haben, können wir den Wahrheitsgehalt dieser Aussage nicht überprüfen, aber die Ausgrabungen sind wirklich beeindruckend und groß und der Blick über die messinische Tiefebene bis zum Meer ist fantastisch. Noch bis vor 40 Jahren war hier kaum mehr als ein üppiges grünes Tal im Südwesten des Peloponnes. Heute zählt es zu den bedeutendsten Überresten der griechischen Antike.


Die Stadt blühte nach der Niederlage der Spartanerim 4. Jahrhundert v. Chr. auf und beendete so die über Jahrhunderte andauernde spartanischen Herrschaft. Und zu unserem Glück wurde es später auch nie zerstört oder überbaut, was einen erstaunlichen Einblick in das Leben der Antike ermöglicht.  Ein Komplex, von dem einige glauben, dass er kaum mehr als nur ein Drittel der Ausgrabungen ausmacht, enthüllt er jedoch die Überreste eines Theaters, einer Agora und eines Gymnasions, sowie eine Reihe von Heiligtümern, Tempeln, Statuen, Quellen und Residenzen. Die Stadt basiert auf einem symmetrischen Stadtplan und gilt als Vorläufer der modernen Stadtplanung. Sie verfügte über hervorragende Festungsmauern, die zu ihrem Schutz beigetragen haben. Wir durchstreifen den gesamten Ausgrabungsbereich und schauen in jedes Gebäude.

Nach 2 Stunden haben wir alles gesehen und machen uns noch auf den Weg zu den alten Stadtmauern, die wir kletternd erkunden. Dort stolpern wir wieder über die Erdbeerbäume. Diesmal haben wir eine Schale dabei und beginnen mit der Ernte. In kurzer Zeit sind über 1,5 Kilo dieser runden roten Früchte geerntet. Nun geht es in die Taverne. Die Sonne ist leider hinter dicken Wolken verschwunden, aber in der Gaststube lodert das Feuer gleich in zwei Kaminen. Es ist kuschelig warm und die bestellten Speisen zum Teilen munden köstlich.

Da Markus und Kaddy auch Pektin mitgebracht haben, beschließt Barbara die Granatapfel-Marmelade erneut aufzukochen. Damit sie nicht mehr so süß ist, wird die Masse mit 600ml frisch gepresstem Orangensaft verfeinert. Diesmal wird die Marmelade fest! Am Abend wird Kaddy Doppelkopf beigebracht – auch dieses Kartenspiel hatten die beiden für uns im Gepäck. Dann ruft aber deutlich früher das Bett. Die gestrige Anreise steckt den Gästen noch in den Knochen und auch unsere letzte Nacht war ungewöhnlich kurz.

Die Olivenroute

Nachdem wir gestern erneut die Wanderung durch die Ridomo-Schlucht gemacht haben, am Strand von Kalamata anbadeten und abends „Erdbeermarmelade kochten, steht der heutige Tag im Zeichen der Olive.

Wir haben eine Oliventour mit anschließendem Tasting gebucht. Mit 4 PKW und 14 Personen (aus der Hafen Community) brechen wir am späten Vormittag von der Marina auf. Unser Ziel ist die Burgruine von Andoussa, wo wir mit Dimitra, der Inhaberin der dortigen Olivenmühle verabredet sind. Leider ist das Wetter heute nicht so schön, die Wolken hängen tief und auch Regen ist in der Luft. Im Konvoi erreichen wir „pünktlich wie die Maurer“ die Burganlage (… oder wie die Deutschen … ), wo Dimitra bereits auf uns wartet und alle herzlich begrüßt. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde – sie merkt sich tatsächlich alle unsere Namen – beginnen wir mit einer Art „Schnipseljagd“. In einer kleinen Glasflasche steckt ein aufgerolltes Blatt Papier mit der ersten Frage: Wer trug eine Krone aus Olivenzweigen? Es waren die Sieger der olympischen Spiele. Wir erfahren, dass es damals keine Goldmedaillen gab, sondern mit der Krone aus Olivenzweigen der Bezug von Olivenöl für ein Jahr gewonnen wurde. Das Olivenöl spielte früher wie heute eine große Rolle für die Griechen. Dimitra weiß kurzweilig Wissenswertes zu berichten über die Taufe der Babys, die am ganzen Körper mit Olivenöl eingerieben werden, über die Jahrhunderte alten Olivenbäume, die sich seit Generationen im Familienbesitz befinden, über die enge Verbindung von Olivenöl und griechischer Kultur. Die wenigsten Olivenbauern leben heute ausschließlich von ihren Oliven. In der Regel gehen sie ganz anderen Berufen nach, sind Ärzte, Handwerker, Lehrer, leben im Ausland oder weit entfernt von den Olivenplantagen der Familie entfernt. Aber zur Erntezeit nehmen sie sich Urlaub und kommen zurück in ihre Dörfer, um bei der Olivenernte zu helfen. Die geernteten Oliven werden direkt zur Olivenmühle geliefert und dort innerhalb von 12-24 Stunden gepresst. Dimitra erklärt uns den Unterschied zwischen den Oliven, die zur Ölherstellung dienen und denen, die zu Tafeloliven (Kalamata-Oliven) verarbeitet werden. Die Sorte Koroniki trägt kleine Früchte, die der Ölgewinnung dienen. Je nachdem zu welchem Zeitpunkt die Oliven geerntet werden, entsteht ein mehr oder weniger bitteres Öl.

Gemeinsam wandern wir zur Olivenmühle, die sich in 5. Generation im Familienbesitz von Dimitras Mann befindet. 2020 wurde viel Geld in die Hand genommen, um die Mühle zu modernisieren. In Andoussa bekommt jede Familie, die Oliven anliefert einen Presstermin. Es wird rund um die Uhr gearbeitet, trotzdem kommt in der Regel ein Familienmitglied zur Pressung um zu sehen, dass auch wirklich die eigenen Oliven gepresst werden. Nach jeder Familie wird das Förderband leergelaufen. Erst wenn alle Oliven den ersten Sortierschritt passiert haben, werden Oliven der nächsten Familie eingeschüttet. Im ersten Schritt werden die Blätter ausgeblasen und die Oliven im Anschluss ohne „Fremdkörper“ erneut gewogen. Dann erfolgt die Überleitung in die eigentliche Pressung. Seit der Modernisierung können parallel die Oliven von 5 Familien gepresst werden. Jede Presswalze verfügt über ein kleines Sichtfenster und wir können sehen, welch unterschiedliche Farben der Olivenbrei der verschiedenen Familie hat. In der Olivenmühle in Andoussa gehen 10% des Öls an die Mühle als Bezahlung, der Rest geht an die Familie. Die Mühle klassifiziert ihren Ölanteil und entscheidet, in welchen (Geschmacks-) Tank es verfüllt wird. Die Familien lassen sich ihren Anteil in 17 Liter Fässer abfüllen. Diese leeren Behältnisse haben wir bereits in vielen Geschäften gesehen. Auf der Seite prankt der Aufdruck „Extra Virgen“.

Der Olivenmatsch, der nach der Pressung zurückbleibt, wird in 20-Tonner verladen und für 6€ pro Tonne an eine Ölraffinerie in Kalamata verkauft, die daraus in einer zweiten Pressung unter Einsatz von Wärme das „Traditonelle Olivenöl“ herstellt. In Andoussa werden täglich drei dieser Laster befüllt. Über die gesamte Erntezeit kommen so ungefähr 6000 Tonnen Olivenmatsch zusammen – unvorstellbar. Uns fasziniert die Farbe des gewonnenen Olivenöls genauso, wie sein Duft. In einem dicken Strahl fließt das „grüne Gold“ aus dem Hahn durch ein Sieb, um letzte Stückchen abzuseihen. Es riecht frisch nach Gras und etwas nach Erde.

Nachdem wir uns alle sattgesehen haben und unsere Fragen ausführlich beantwortet wurden, wechseln wir in die Räumlichkeit der ehemaligen Ölmühle. Hier soll das Tasting stattfinden und Dimitra kann nun in Zimmerlautstärke erklären, wie die Pressung vor sich geht, woran man ein gutes Extra Virgen Öl erkennt und wie die Klassifikation und Bewertung erfolgt. In der Olivenmühle war es dafür viel zu laut. Außerdem zeigt sie uns, wie man vor 120 Jahren hier Öl gepresst hat und wir dürfen nun endlich das Olivenöl probieren. Dazu bekommen wir einen kleinen Schluck in eine kleines rundliches Glas geschenkt, das wir im Anschluss mit unseren Händen aufwärmen. Dann halten wir das Glas auf Höhe unseres Schoßes und heben es langsam an. Je früher man den Duft des Öls wahrnehmen kann, desto besser wird es klassifiziert. Den ersten Schluck behalten wir im Mund und ziehen durch die Zähne etwas Luft ein, um das Aroma zu verstärken. Das erste Öl stammt aus der frühen Ernte und hat einen deutlich bitteren Geschmack, im Rachen nimmt man ein starke Schärfe wahr. Wenn dieser Schluck zu einem Husten führt, freut sich der Produzent – auch das ist ein Zeichen der Güte. Mit etwas Brot und einem Schluck Wasser wird der Geschmackssinn neutralisiert, bevor wir das nächste Öl probieren. Wir erfahren, zu welchen Speisen Dimitra welches Öl empfiehlt. Ein kräftiges Öl bekommen Speisen, die wenig Eigengeschmack haben, da dieser dadurch verstärkt wird. Speisen mit einem starken Eigengeschmack verlangen nach einem etwas zurückhaltenderen Öl, um ihren Geschmack nicht zu verfälschen. Wir riechen und schmecken mal eine Grasnote, mal eine Butternote – es ist eine spannende Erfahrung. Zum Schluss geht es ans Essen. Wir beginnen mit kleinen Vorspeisen, einem Käsespieß mit Tomate. Dimitra fordert uns auf, eine kleine Ecke des Käses zu kosten und dann im zweiten Schritt, den Käse mit Olivenöl zu verfeinern. Nie wären wir auf die Idee gekommen, Olivenöl über Hartkäse zu gießen, aber es schmeckt himmlisch! Dann kommen weitere Speisen auf den Tisch, alle zubereitet von einer Nachbarin im Dorf aus überwiegend eigenem Anbau. Auch etwas Wildschwein ist dabei – von ihrem Mann erlegt, versteht sich.

. ..die historische Ölmühle ist heute der Tasting-Raum

Nach drei Stunden spazieren wir glücklich und satt zu unseren Autos. Zwar war das keine günstige Veranstaltung, aber sie war jeden Euro wert, da sind wir uns alle einig!

Nach so viel gutem Essen verlangt es uns abends nach etwas Bewegung und so spazieren wir die drei Kilometer in die Altstadt (und natürlich auch wieder zurück) und genießen ein paar Drinks bevor wir nach dem Rückweg an Bord noch ein kleines Käsetasting mit Olivenöl absolvieren. Dabei stellen wir fest, dass nicht nur griechischer Käse mit Olivenöl gut schmeckt. Auch ein Gouda verändert mit Olivenöl seinen Geschmack!

Golden Beach, Palaiokastro und Ochsenbauchbucht

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/2006924727

Nach dem gestrigen grauen Wetter, sind für heute 9 Stunden Sonne vorhergesagt, also beste Voraussetzungen für einen Ausflug an die Westküste von Messenien. In Phylos waren wir schon (Bericht #23), diesmal wollen wir etwas nördlich davon die Golden Beach und vor allem die Ochsenbauchbucht mit dem dahinter liegenden Salzsee erkunden. Markus und Kaddy haben einen Dacia Duster ausgeliehen, der auch den Gästen im Font einen gewissen Reisekomfort bietet und so kommen wir nach einer Stunde Fahrt entspannt auf dem Parkplatz der Golden Beach an. Die Bucht verdient ihren Namen, der Strand besteht aus feinstem gelbem Sand. Die Navarino Bucht, an deren nördlichen Ende sich diese Bucht befindet, ist eine große Naturbucht, die lediglich zwei natürliche Zugänge zum Ionischen Meer besitzt. Die nördliche Verbindung ist allerdings sehr flach, so dass Boote den südlichen Zugang nutzen müssen.

Die Bucht spielte eine entscheidende Rolle im Unabhängigkeitskampf der Griechen. Im Internet auf der Seite von Peleponnes.eu finden wir dazu folgende Information:

Seit dem Fall Konstantinopels 1453 standen die Griechen unter osmanischer Herrschaft. Im Jahre 1821 begann Griechenland dann die Revolution gegen die Osmanen. Dieser Widerstand wurde vor allem auf dem Peloponnes ausgetragen und es entstand ein militärisches Gleichgewicht.
Die drei damaligen Großmächte Großbritannien, Frankreich und Russland versuchten zu vermitteln. Im Jahre 1825 kamen die ägyptischen Streitkräfte den Osmanen zu Hilfe und besetzen mit ihrer Flotte die Bucht von Navarino. Am 20. Oktober 1827 schickten die drei alliierten Länder ihre gemeinsame Flotte als Machtdemonstration in die Bucht von Navarino. In der Enge der vielen Schiffe kam es zu einem Schusswechsel und in der Folge wurden innerhalb weniger Stunden 60 Schiffe der Besatzer versenkt. Dies war das entscheidende Ereignis, das den Griechen zur Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich verhalf.

In Pylos wird der 20. Oktober mit großem Auswand gefeiert. Es gibt Ansprachen, Aufmärsche und ein beeindruckendes Feuerwerk im Hafen von Pylos, was die Schlacht von 1827 nachstellen soll.

Die Vielzahl der Wracks in dieser Bucht führt dazu, dass hier beim Ankern der Meeresgrund besonders beachtet werden muss. Da das Wasser sehr klar ist und einen guten Blick auf den Grund schon bei Tiefen von 8-10 Metern zulässt, ankern trotz der Warnung in den Seekarten regelmäßig Boote in der Bucht vor den kilometerlangen Sandstränden. Wir entdecken sofort ein Wrack sehr nahe am Strand, was sich bei der Internetrecherche allerdings als ein im zweiten Weltkrieg gesunkenes Schiff herausstellt.

Unsere Wanderung führt uns erstmal bergan auf die Burg Palaiokastro. Der Ausblick auf die Bucht von Navarino und die nördlich gelegene Lagune  ist fantastisch, wird aber im Verlauf der Wanderung vom Blick auf die Ochsenbauchbucht noch übertroffen. In einem perfekten Halbrund von weißem Strand strahlt das Meer türkis- bis dunkelblau. Der Abstieg von der Burg auf der Nordseite der Festung ist steil und stellenweise sehr rutschig. Wir nehmen die Hände zur Hilfe. Etwa auf halber Höhe des Felshangs entdeckt man dann die Öffnung der riesigen Höhle des Nestor, die in mykenischer Zeit bewohnt war. Laut Mythologie sollen hier die Rinder des Königs Nestor untergebracht gewesen sein. Hermes soll in der Höhle die von Appollon gestohlenen Rinder geschlachtet haben. Die aufgehängten Häute sollen sich dann in Stalaktiten verwandelt haben. Leider kann man nur den Eingangsbereich betreten.

Wir umrunden die Ochsenbauchbucht, in die der aufkommende Wind heute hineinweht. Am nördlichen Ende der Bucht finden wir ein windgeschütztes Plätzchen für ein Picknick. Markus lässt es sich nehmen in dieser wunderschönen Bucht ein Bad zu nehmen. Auf dem angrenzenden Parkplatz stehen überwiegend deutsche Wohnmobile. Uns ärgert, dass sie trotz überquellender Müllcontainer ihren Müll in Plastiktüten daneben stellen. Da ist es ja vorprogrammiert, dass Tiere darin wühlen und die Reste dann durch den Wind in Landschaft und Meer verteilt werden. Wer sowieso mit dem KFZ unterwegs ist, kann seinen Müll doch auch mitnehmen und dort entsorgen, wo Müllcontainer nicht überquellen!

Wir umrunden noch die Lagune, in der Flamingos und Fischreiher waten, bevor wir uns am Golden Beach ein „Nachmittagsnickerchen“ in der Sonne erlauben. Zum Sundowner und Abendessen fahren wir in den kleinen Küstenort Gialova, wo wir einen windgeschützten Tisch in der Sonne finden. Wir bleiben, bis die Sonne den Horizont erreicht und lassen uns dann von Markus wieder nach Hause kutschieren.

Ausflug nach Kardamyli

Hier Geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/2008130639

Der Wettergott meint es gut mit uns und schenkt uns und unserem Besuch noch einen sonnigen Tag. Diesen wollen wir für einen Besuch der Mani nutzen und Markus und Kaddy die spezielle Architektur dieser Halbinsel zeigen. Wir starten in Kardamyli (vgl. Bericht #23), wählen dieses Mal aber eine andere Route, die uns südwärts bis zum Dorf Proastio führt.

Unterwegs machen wir Rast in einem Olivenhain mit Ausblick auf den messinischen Golf, kommen an unbezeichneten Ruinen und dem Waschplatz des Dorfes vorbei und steigen dann einen steilen Pilgerfpfad hinunter bis zum Meer.

Picknick mit Ausblick

Leider führt das letzte Teilstück der Rundwanderung entlang der Küstenstraße, was zu einem Stern Abzug bei der Bewertung der Tour führt. Vor der Heimfahrt genießen wir noch in den letzten Sonnenstrahlen ein Getränk auf der Terrasse eines Cafés oberhalb des Meeres. Dann schieben sich Wolken vor die Sonne und es wird sofort kühl – wir marschieren zum Auto und fahren zurück zum Boot.

Bootsarbeiten

Am letzten Tag unserer Besuchswoche ist der Himmel bedeckt. Daher haben wir die gemeinsamen Bootsarbeiten auf diesen Tag gelegt. Zum einen muss Werner in den Mast. Wir hatten ja von unseren Antennenproblemen berichtet. Wir vermuten, dass der Anschluss des Antennenkabels an die Antenne defekt ist. Außerdem ist die Windex verdreht und soll gerichtet werden und wir möchten ein weiteres Fall in den Mast einziehen, und wir wissen nicht, wo die unten sichtbare Sorgeleine oben aus dem mastherauskommt. Leider ist unsere elektrische Winsch noch nicht aus der Reparatur zurück und so wird es für Markus, der Werner mittels der Dirk in den Mast zieht, ein sportlicher Einsatz an der Cockpitwinsch. Kaddy setzt am Mast die Sicherungsleine durch und Barbara kümmert sich darum, dass es keine Überläufer auf der Winsch gibt und hält den Kontakt „nach oben“. Werner ist mit Werkzeug, Handy und Brille ausgestattet. Es entstehen ein paar schöne Aufnahmen von oben.

Das erste Problem ist schnell behoben. Tatsächlich war das Kabel zur Antenne korrodiert. Da es lang genug war, konnte es gekürzt und wieder angeschlossen werden. Die Windex ist da schon ein größeres Problem. Sie ist total festgegammelt und die verdrehten „Flügel“ lassen sich nicht justieren. Mit dem vorhandenen Werkzeug bekommt Werner sie nicht abgebaut. Das zweite Ende der Sorgeleine kann Werner ausmachen und nachdem Barbara die Sorgeleine unten löst, lässt sie sich auch bewegen. Nun brauchen wir nur noch ein neues Fall, dann kann beim nächsten Aufstieg auch diese Aufgabe erledigt werden. Auf dem Rückweg nach unten kontrolliert Werner das Rigg und findet keine Schadstellen – sehr beruhigend! Leider findet er aber auch nicht heraus, woher die Reste einer Rolle oder einer Abdeckung stammen könnten, die wir zu Beginn unserer Reise an Deck gefunden haben…

Als zweite Aufgabe steht das Anbringen des „Venga!“-Schriftzuges am Bug an. Dazu lassen wir das Dinghi zu Wasser und Barbara und Kaddy reinigen die vorgesehene Klebestelle gründlich mit Seifenwasser und Aceton, bevor sie den Schriftzug provisorisch anbringen, um dann mit etwas Abstand die Positionierung zu überprüfen und dann zu korrigieren. Dieser Arbeitsschritt geht schneller von der Hand, als erwartet, aber das tatsächliche Aufbringen der Folie dauert dafür umso länger. Es ist ganz schön schwierig, in einem schwankenden Dinghi stehend, die Buchstaben von der Transferfolie zu lösen und auf den Rumpf zu „rakeln“. Aber gemeinsam bekommen wir es hin und sind vom Ergebnis begeistert. Nun wird noch die Bootsregistratur-Nummer des Voreigners entfernt und auch diese Arbeit ist erledigt. Zum Abschluss spazieren wir noch einmal durch Kalamata, das Markus und Kaddy bisher nur bei Nacht gesehen haben. Wir werfen dabei einen Blick in das Kalograion-Kloster, in dem früher die Nonnen berühmte Seidentücher gesponnen haben und genießen zum Abschluss eine mächtige „Fika“.

Nach einer erfüllten Woche heißt es Abschied nehmen. Wir haben die Zeit mit den Kindern sehr genossen, die gemeinsamen Ausflüge, die Erlebnisse, die Spieleabende und das gemeinsame Kochen und Essen. Das Konzept der Venga! mit zwei getrennten Kabinen und separaten Bädern hat sich bewährt und auch der Salon ist groß genug für vier Personen. Schade nur, dass wir nicht segeln konnten. Aber zum einen gab es keinen Wind und zum anderen haben wir unsere Bootspapiere bei der Küstenwache abgegeben. Dadurch sind wir von der Cruisingsteuer im Januar befreit, können aber auch den Hafen nicht verlassen. Nun beginnt die Vorfreude auf den nächsten Besuch: Für die erste Märzwoche haben sich Lukas und Carina angekündigt!

Nach der Abreise von Markus und Kaddy heißt es dann für Werner nochmals in den Mast. Unterdessen ist die elektrische Winsch wieder an Bord und montiert. Nun sollte es auch Barbara möglich sein, Werner in den Mast zu ziehen – Generalprobe für die `Winschreparatur.

Trotzdem brauchen wir eine dritte Person für die Sicherungsleine. Das übernimmt unser Segelfreund Johan aus Schweden. An Bord findet sich noch ein 12mm starkes und 36 Meter langes Fall, das Barbara mit der Sorgeleine verbindet (Stoppersteg, Vernähung und Verklebung). Werner bewaffnet sich mit weiterem Werkzeug, um die Windex zu lösen. Wir winschen Werner nun mit der Dirk über die elektrische Winsch und nutzen das Spinnackerfall als Sicherungsleine. Die Dirk ist leider für die selbstholende Winsch zu dünn und muss mit einer Hand gehalten werden – suboptimal, klappt aber. Aber auch dieser Versuch ist von wenig Erfolg gekrönt: das Fall verhakt sich im Mast beim Versuch es durchzuziehen. Es scheint zu dick für die vorhandene Rolle zu sein und die Windex bricht ab… Wir beschließen, erstmal nur eine stärkere Sorgeleine einzuziehen, die wir auch außen am Mast nach unten führen. So muss niemand erneut nach oben, wenn wir ein neues Fall besorgt haben. Also geht es zum Marinebedarf, um 40 Meter Sorgeleine zu kaufen. Dann starten wir einen weiteren Versuch. Wegen der Probleme mit der Dirk auf der selbstholenden Winsch und wegen der Zugänglichkeit zur Rolle für die Sorgeleine, beschließen wir Werner diesmal am Spinnackerfall von vorn in den Mast zu ziehen und die Dirk als Sicherungsleine zu nutzen. Um das Spinnackerfall zur elektrischen Winsch leiten zu können, nutzen wir eine Umlenkrolle, die normalerweise für den Baumniederholer genutzt wird. Und wieder haben wir Pech: Die Verschraubung der Rolle auf dem Deck ist für diese Belastung offensichtlich nicht vorgesehen und reißt aus – Glück im Unglück: Werner schwebt erst kurz oberhalb des Decks!

Also bauen wir wieder um und machen es auf die schon erprobte Weise. Das Einziehen der neuen Sorgeleine klappt nun ohne Probleme und auch eine Sorgeleine für die Führung des Spinnackerbaum in der Mastschiene ziehen wir noch ein. Aber der Fuß der Windex widersetzt sich Werners Bemühungen. Er ist so festgegammelt, dass er beim Versuch der Demontage abbricht. Also wird Werner ein weiteres Mal in den Mast müssen, um den abgebrochenen Bolzen auszubohren – solche Arbeiten sind am liegenden Mast doch tausendmal einfacher!!!

Abends übt Barbara sich erneut im Spleißen. Wir wollen uns neue Festmacher anschaffen, aber der örtliche Marineshop bietet keinen Augspleiß an. Wir haben uns für eine 12-strängige Hohlgeflechtleine entschieden. Barbara googelt und schaut sich einige Videos an. Zum Übern erwerben wir erstmal nur 2m der gewünschten 14mm starken Leine. Der Augspleiß mit diesem dicken Material ist ein Kampf, aber letztlich gewinnt Barbara (mit Blasen an den Händen). Also werden vier Leinen geordert und die Beschäftigung der kommenden Abende ist gesichert.

4 Antworten

  1. Hallo Ihr zwei!
    Nein, ich habe noch nicht alles gelesen, dazu brauche ich noch mal ein bisschen Ruhe .
    Zunächst einmal, toll wie Ihr das macht und diese ausführlichen Berichte sind super. Ich habe da mal eine Frage, oder habe ich das überlesen…? Was hat es mit den beiden Fotos auf sich in denen man diverse Mercedes aus den 60iger Jahren sieht. Ich glaube „Strich 8“ hieß die Serie. Das würde mich mal interessieren. War das mehr ein Autofriedhof oder ein Restaurator. Man sieht auf dem Bild diverse Zustände. Mit amerikanischen (Doppellampen) oder ohne.
    Liebe Grüße aus unserem Winter in Tirol.
    Sylvia

    1. Hall Sylvia, danke 😉 der Autofriedhof war in einem kleinen Dorf in einem Olivenhain. Es sah nicht nach Autowerkstatt aus und auch nicht, dass irgendein Auto in letzter Zeit bewegt wurde, eher privater Sammler ohne etwas damit zu tun. Und ja, es standen da alte Heckflossen herum, sehr schick – aber auch Modelle aus den 90iger Jahren. Aktuell haben wir einen Bullifriedhof gefunden – siehe aktueller Bericht #27. Liebe Grüße und eine schöne Zeit in Tirol. Barbara & Werner

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