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#31 MOB (man overboard) sollte auch mal geübt werden

Nachdem unsere Reisewoche mit Kälte, aber viel Sonnenschein startet, müssen wir ab Mitte der Woche erneut eine Regenphase „aussitzen“. Dafür suchen wir uns einen kleinen Hafen, denn vor Anker empfinden wir das als wirklich unschön. Da kommen gleich wieder Gedanken an ein „Bootsgefängnis“ auf. Wir brauchen nun mal Bewegung und bei Regen mit dem Dinghi an Land zu fahren, macht nicht wirklich Spaß.

Samstag, 08.02.2025 Maratho Bay – Finikounda – 2,5 Seemeilen

Nach einer entspannten Nacht wachen wir bei 10 Grad Raumtemperatur im Salon auf. Erstmal Dieselheizung starten und nochmal in die Koje! Die Außentemperatur liegt bei 8 Grad. Da lassen wir es ruhig angehen und arbeiten erstmal am Bericht, bevor wir den Anker lichten. Unsere Sorge, dass er sich irgendwo verkeilt haben könnte, ist unbegründet gewesen. Er war nur sehr gut eingefahren! Unser heutiges Ziel heißt Finikounda (oder Finikunta, Finakunda – Schreibweisen gibt es viele). Es sind nur 2,5 Seemeilen und Wind weht kaum, also motoren wir. Die Navily-App hat für die kommende Nacht angegeben, dass wir vor Wind überwiegend geschützt sind und der Schwell gering ist.

Wir ankern direkt vor dem Hafen und fahren den Anker wieder gut ein. Auch hier haben wir überwiegend sandigen Grund und der Anker greift gut. Wir beobachten das Schwoiverhalten (schwoien=drehen des Bootes um den Anke mit dem Wind) noch eine Weile, spiegeln dann den Ankeralarm auf Werners Handy, montieren den Außenborder und packen ein Picknick ein. Dann geht es an Land. Wir wollen ein paar Eindrücke des Ortes für Barbaras Freundin Sabine festhalten, die in ihrer Jugend hier mal einen Winter verbrachte. Dann geht es los auf eine Wandertour.

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/2047046242

Die Sonne lacht von einem blauen Himmel und Griechenland trägt gelb! Was für Farben, wir können uns gar nicht sattsehen. Die Landschaft ist hier weniger bergig, eher hügelig und wirkt insgesamt sehr lieblich. Wir durchwandern die Tiefebene hinter dem Ort und erklimmen die ersten Hügel. Unterwegs treffen wir wieder auf verschiedene Exemplare der Tier- und Pflanzenwelt.

Unsere Picknickrast machen wir an der kleinen Kapelle Agios Ioannio. Zeitgleich mit uns kommen ein paar Feldarbeiter an, die eine Rast bei der Olivenernte einlegen und wir können beobachten, wie sie in der Kapelle Kerzen anzünden. Das finden wir sehr interessant, bestätigt es uns doch, dass diese Kapellen auch heute noch bei der Feldarbeit besucht und genutzt werden.

Der Weg führt uns nun durch ein Bachbett, dass tatsächlich Wasser führt. Barbara watet hindurch – es ist eisig kalt. Werner nutzt die ausgelegten Trittsteine und kommt (erstaunlicher Weise?!?) trockenen Fußes zur anderen Bachseite. Dort soll eigentlich ein Pfad geradewegs den Hügel hinaufführen. Er ist auch noch erkennbar, aber total überwuchert mit Dornengestrüpp. Da wir mit kurzer Hose und T-Shirt unterwegs sind, suchen wir nach einer Alternative. Wenige Meter südlich soll ein Wirtschaftsweg zu einem Haus führen und danach sieht es auf Google Maps so aus, als könne man über einen Olivenhain den geplanten Weg wieder erreichen. Wir versuchen unser Glück, steigen den steilen Zufahrtsweg aufwärts, biegen vor dem Anwesen rechts auf den Olivenhain, durchklettern einen Stacheldrahtzaun und befinden uns in einem Meer aus gelbem Klee und silbergrauen Oliven – wunderschön! Nur weniger Meter, dann haben wir eine Traktorspur erreicht, die uns zu unserem Weg führt. Natürlich geht es jetzt erstmal wieder abwärts zum nächsten Flusslauf. Der Weg ist von Erntefahrzeugen ziemlich kaputtgefahren und wir holen uns matschige Schuhe – da ist später wohl Schuheputzen angesagt! So verdreckt erreichen wir das Dörfchen Lachanda mit hübschen kleinen Gassen. Zum Teil sind oder werden die Häuser restauriert und dienen als Feriendomizil, zum Teil brauchen sie aber auch noch ganz viel Liebe! Zu unserer Freude ist hier tatsächlich eine Taverne geöffnet. Ihre Terrasse blickt zum Meer und dort unten können wir zwischen Häusern und Bäumen den Mast von Venga! ausmachen. Wir bestellen Kaffee und Wasser und genießen den Ausblick. Leider ziehen just in diesem Moment Wolken vor die Sonne und nun sind die maximal angesagten 12 Grad spürbar. Da hilft nichts – wir müssen uns wieder bewegen. Mit kurzer Hose und nun wieder im Pulli nehmen wir den kürzesten Rückweg entlang der Straße nach Finikounda.

Unser Dinghi wartet auf uns. Wegen des anhängenden Außenborders tragen wir es ins Wasser. Während Werner bereits einsteigt und sich um das Abklappen des Motors kümmert, schiebt Barbara das Dinghi noch etwas ins tiefere Wasser. Dabei setzt sie ein Bein bereits ins Dinghi, steht aber noch auf dem Bein im Wasser, als eine kleine Welle das Boot anhebt und wieder Richtung Ufer drückt passiert es. Barbara verliert das Gleichgewicht und landet im Wasser: MOB man overboard! Vater Klaus hätte eher gesagt: da ist die Deern zu Bach gegangen… Schnell rappelt sie sich wieder auf – nass bis auf die Unterbüx! Als erstes wird das Handy überprüft und Werner übergeben – „fast“ trocken! Dann geht’s schnell zurück an Bord zum Klamotten wechseln. Das Wasser fühlt sich gar nicht sooo kalt an, aber der Fahrtwind bei 12 Grad Lufttemperatur hat einen ordentlichen Chillfaktor!

Wieder warm angezogen, mit Wärmflasche und Wolldecke ausgestattet, legen wir eine Ruherunde mit heißem Tee im Cockpit ein. Sogar die Sonne schaut später wieder vorbei. Abends laufen die kleinen Fischerboote aus und verteilen ihre Netze direkt vor dem Hafen. Da müssen wir morgen gut aufpassen, um uns nicht darin zu verheddern!

Sonntag, 09.02,2025 Finikounda – Methoni – 7 Seemeilen

Es war wieder eine kalte Nacht, allerdings sinken die Temperaturen auf dem Wasser nicht ganz so tief, wie es die Vorhersage angedroht hatte. Wetter Online hatte uns Tiefsttemperaturen von 3 Grad prognostiziert, es bleibt aber erneut bei 8 Grad. Obwohl wir das Boot gestern Abend mit der Dieselheizung auf 20 Grad geheizt hatten, zeigt das Thermometer jetzt nur 10 Grad. Also gleiches Prozedere wie gestern: Heizung an und für eine Viertelstunde zurück in die warme Koje. Mit heißem Kaffee ist es dann bei bereits 15 Grad mit Wärmflasche gut auszuhalten. Und als die Sonne aufgeht und in die großen Fenster des Decksalons scheint, kann die Heizung schnell wieder ausgeschaltet werden. Heute wollen wir weiter zum nächsten Ort „Methoni“. Auch dort gibt es für Boote unserer Größe keine Anlegemöglichkeit, also erneut vor Anker. Methoni hat eine alte Festungsanlage, die sehenswert sein soll und da Navily uns erneut akzeptable Ankerbedingungen prognostiziert, wollen wir das für einen Zwischenstopp nutzen.

Wir erreichen Methoni gegen Mittag und fahren den Anker erneut gut ein. Bevor wir Venga! verlassen gibt es für jeden eine große Schale Müsli. Dann geht’s mit dem Dinghi an Land. Wir wollen die Festungsanlage von Methoni besichtigen und anschließend noch eine Wanderung unternehmen.

Die Festungsanlage stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde von den Venezianern während ihrer Herrschaft über die Region erbaut. Die Burg erstreckt sich auf einer Fläche von 30.000 Quadratmetern. Sie folgt der natürlichen Landzunge und bot einen strategisch günstigen Standort, um die Stadt Methoni zu verteidigen. Im inneren der Burg sind noch mehrere Gebäude erhalten, darunter Kirchen, Wohnhäuser und eine beeindruckende Zisterne. Umgeben ist alles von einer dicken Mauer mit unzähligen Wohntürmen. Nach betreten der Burg stellen wir fest, dass in der Nebensaison kein Eintritt erhoben wird, trotzdem haben wir die gesamte Anlage weitgehend für uns allein. Das Eingangstor bringt uns in eine Art Vorhof. Erst nachdem wir ein zweites Tor durchschritten haben. Liegt das Burgareal vor uns. Auch hier leuchtet uns ein Teppich aus gelb blühendem Klee entgegen. Was sich darunter wohl noch alles befindet, was noch nicht ausgegraben wurde. An einigen Stellen sind Ausgrabungsbereiche abgesperrt und ein Blick in die Tiefe zeigt uns, dass sich zumindest Teile des heutigen Areals auf einem Berg von Schutt befinden müssen. Von der Burgmauer haben wir immer wieder einen guten Blick auf Venga. Sie rührt sich kaum von der Stelle, denn der Wind ist nahezu eingeschlafen.

Besonders markant ist der am südlichen Ende der Anlage errichtete achteckige Turm Bourtzi, der als eigene kleine Festung angelegt war. Zeitweise wurde er auch als Gefängnis zweckentfremdet. Die venezianische Architektur ist gut erkennbar, mit charakteristischen Merkmalen wie Rundbögen, Spitzbögen und gotischen Stilelementen.

Die gesamte Anlage beeindruckt uns sehr und es fällt uns schwer, uns wieder loszureißen. Aber wir wollen ja auch noch wandern. Barbara hat im Waschsalon-TV eine Luftaufnahme einer halbrunden Felsbucht gesehen, die sehr beeindruckend aussah. Leider hat sie nicht mitbekommen, wo sich diese Bucht befindet. Bei der Planung der weiteren Route ist sie dann durch Zufall im Küstenverlauf bei Methoni über genauso eine Bucht  gestolpert. Die Googlesuche bestätigte dann, dass es sich um die gleiche Bucht handelt. Sogar eine Wanderung dorthin ist im Internet zu finden. Zwar nicht bei Komoot, aber bei Wikiloc. Der Weg führt von der Burg in Richtung Norden entlang der Küste. Anfangs gefällt er uns sehr gut. Er bietet schöne Ausblicke auf das Meer, am Horizont sehen wir die Großschifffahrt wie auf einer Perlenschnur vorbei ziehen. Je weiter wir uns aber vom Ort entfernen, desto mehr mutieren die Wegesränder zur Müllkippe. Nicht mal der so kräftig wuchernde Klee kann die Mengen an Unrat verstecken. Verzweifelt mühen sich zierliche Krokusse dazwischen heraus – es ist zum Heulen. Warum machen die Griechen das? Nach einiger Zeit beginnt es dann auch noch nach Fäkalien zu stinken – wie sich herausstellt führt der Weg zur regionalen Kläranlage und der Wind kommt direkt von dort. Schon ziemlich genervt kommen wir an der Kläranlage an. Ab hier führt ein Trampelpfad durch Dornengestrüpp weiter. Wir sind kurz davor, umzukehren. Aber vielleicht wird der Weg ja jetzt schön!?! Also kämpfen wir uns durch Dornen und über Knöchel gefährdende Stolpersteine. Jeder Schritt will konzentriert gesetzt werden. Nach weiteren 15 Minuten sind wir am Ziel und ENTTÄUSCHT. Vor uns liegt zwar die wie mit einem Zirkel gezogenen halbkreisförmige Bucht, die nur über einem engen Zugang Meeresverbindung hat. Aber genau durch diesen Zugang scheint regelmäßig Müll in die Bucht zu schwemmen und wird von ihr quasi gefangen. Wir finden, dass diese Bucht den (unschönen) Weg nicht wert ist und Barbara gibt auf Google Maps eine entsprechend schlechte Bewertung ab. Zum Glück hat es uns auf der Burg so gut gefallen, da können wir diesen „Reinfall“ besser wegstecken.

Rechtzeitig zum Sonnenuntergang sind wir wieder auf Venga!. Wir bauen den Außenborder ab und ziehen das Dinghi hoch. Morgen geht es weiter, möglicherweise wieder nur ein kurzer Törn bis in die Navarinobucht, bei guten Windverhältnissen aber vielleicht auch weiter bis nach Kyparissia. Da wollen wir das Dinghi nicht hinterherziehen.

Montag, 10.02.2025 Methoni – Kyparissia – 28 sm

Da es morgens sehr kalt ist, lassen wir uns mit Kaffee und Zeitung Zeit und starten erst gegen 10:00 Uhr. Leider ist es bedeckt und windstill – das war so nicht vorhergesagt. Wir beschließen bis nach Kyparissia weiterzufahren und die Navarinobucht zu überspringen. Wir haben sie von Land aus bereits ausgiebig bei gutem Wetter gesehen. Da brauchen wir nicht noch den Eindruck bei bedecktem Himmel. Gespannt sind wir aber auf die Felsformationen am Eingang zur Bucht vor Pylos, von denen uns schon viel berichtet wurde. Und sie sind in der Tat sehr beeindruckend. Ca. 30-40 Meter stürzen sie fast senkrecht ins Meer und unter Wasser geht es ähnlich weiter in die Tiefe. Leider fehlt das Licht für schöne Fotos, aber einen Eindruck vermitteln diese Bilder auch. Einer der Felsen bildet einen Bogen, durch den man mit dem Dinghi und angeblich auch mit kleinerem Segelboot hindurchfahren kann.

Leider wacht der Wind erst 2 Seemeilen vor dem Zielhafen auf und das bemerken wir kaum, da er platt von hinten weht. Erst als wir in den Hafen „abbiegen“, spüren wir ihn – zu spät! Der Hafen wird von einer mächtigen neuen Mole nach Westen geschützt. In seinem Inneren ist viel Platz an langen Betonmolen und wir sind das einzige Segelboot. Ein paar Fischerboote sind vertäut und an der Außenmole liegen zwei Schlepper und ein Frachtkahn – offensichtlich Überbleibsel vom Molenbau. „Eigentlich“ legt man hier römisch-katholisch an, aber bei so viel Platz nur für Venga! erscheint uns das unsinnig. Zumal wir auf der Navily-App gelesen haben, dass hier schon einige Segler Problem hatten, ihren Anker wieder hochzuholen, weil auf dem Grund des Hafenbeckens alte Ankerketten, Mooringgeschirr und Anker liegen. Sollte uns das hier passieren, könnten wir nicht auf die Unterstützung anderer Boote setzen, also wollen wir kein Risiko eingehen. Natürlich fühlt es sich nie gut an, längsseits an einer Betonpier zu liegen, aber für die nächsten Tage ist wenig Wind, dafür aber Kälte und Regen vorhergesagt. Wir fendern Venga! mit allen 6 Langfendern und unseren beiden Ballfendern ab und vertäuen sie mit langen Bug- und Heckleinen sowie zwei Springleinen. Dann machen wir uns auf den Weg in den Ort. Rund um den Hafen wirkt es ziemlich verlassen, aber je weiter wir in den Ort kommen, umso mehr Leben stellt sich ein. Es gibt zwei „Hauptstraßen“ mit diversen Geschäften und zahllosen Cafés und Tavernen. Der Baustil der alten Häuser lässt eine vergangene Pracht erahnen, die an vielen Stellen auch bereits liebevoll restauriert wurde. Wir sind positiv überrascht. So einen ansprechenden Ort hatten wir bei dem eher öden Hafen nicht vermutet. Und wir haben bisher nur den neueren Teil des Ortes gesehen. Der alte Teil liegt etwas den Hang hinauf rund um eine venezianische Festungsruine. Wir machen uns auf den Rückweg und stolpern zufällig über den alten Schmalspurbahnhof von Kyparissia. Mal wieder ein „lost Place“. Auch hier wurde die Bahnlinie 2011 aufgegeben und nun sind die Bahnsteige und Gleise von Pflanzen überwuchert. Ein paar verlassene und verrottende Bahnwaggons stehen mit Graffitis übersprüht vergessen auf dem Gelände. Vom alten Bahnhofsgebäude wird nur noch die ehemalige Bahnwirtschaft genutzt, die Bahnhofsuhr zeigt dauerhaft zwanzig Minuten nach elf an – wieder lauter Fotomotive!

Den Abend verbringen wir im Salon bei Filmen und Strickzeug – jeder unter seiner wärmenden Wolldecke. Barbara sogar mit Wärmflasche. Die Temperatur sinkt auf 16 Grad, bis es uns in die Koje treibt. Das geht gerade noch so ohne Heizung. Wir stellen fest, dass es einen großen Unterschied macht, ob es weht oder windstill ist. Bei Wind kühlt der Salon deutlich schneller aus.

Dienstag, 11.02.2025 – Hafentag Kyparissia – Wanderung zur Wassermühle

Wir haben wunderbar geschlafen – kein Plätschern hat uns gestört – absolute Windstille. Aufgrund der nächtlichen Kälte ist der Salon auf 10 Grad abgekühlt. Die Heizung schafft es schnell wieder auf 17 Grad und dann hilft die Sonne. Wir ziehen uns warm an und starten zu einer Wanderung. Barbara hat sich eine Strecke herausgesucht, die zu einer alten Wassermühle und zur Festungsruine gehen soll.

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/2050994326

Nach der ernüchternden Wanderung in Methoni, sind wir positiv überrascht – hier liegt deutlich weniger Müll! Kyparissia setzt auf Sommertouristen am Strand! Der Weg führt uns schon nach wenigen Hundert Metern vom Strand weg in Richtung Inland. Hier an der Küste wachsen die Büsche wie bei uns Richtung Osten. Die vorherrschende Windrichtung ist West und das ist hier offenes Mittelmeer mit oftmals kräftigem Wind und heftiger Welle aus dieser Richtung. Es geht nun gemächlich aufwärts durch Olivenhaine mit beeindruckenden alten Olivenbäumen. Den dicksten versuchen wir zu umfassen und rechnen hoch, dass es dafür vier Personen bräuchte. Das bedeutet, das dieser Baum 600 Jahre oder älter ist – Wahnsinn!

Nach dem letzten kleinen Anstieg erreichen wir das Dorf Mili und genau uns gegenüber befindet sich die alte Wassermühle, die in Koomot als Highlight markiert war. Dem aushängenden Schild entnehmen wir, dass sie nur montags geschlossen ist – also haben wir Glück. Uns empfängt ein liebevoll gestalteter Verkaufsraum, von dem es direkt in den Mühlenraum geht. Wir fühlen uns erinnert an das Unewatter Landschaftsmuseum. Ein freundlicher älterer Grieche begrüßt uns und lädt uns ein, uns alles anzusehen. Als er unser Interesse bemerkt, kuppelt er das waagerecht drehende Wasserrad für uns ein und lässt die Mühle arbeiten. Über einen Trichter wandern Getreidekörner zum Mahlstein und innerhalb kürzester Zeit rieselt Mehl in das Auffanggefäß und Mehlstaub tanzt in den Sonnenstrahlen, die durch ein Fenster hineinfallen – beeindruckend! Und es wird nicht einmal Eintritt verlangt. Wir beschließen im Laden etwas zu kaufen. Der freundliche Inhaber lädt uns noch ein, den Garten anzusehen und zeigt die Treppe hinauf. Oben gibt es ein kleines Café, das er zusammen mit seiner Frau betreibt. Hier steht ein gusseiserner Ofen und verbreitet wohlige Wärme. Bevor wir uns aber setzen dürfen, werden wir erneut auf den Garten hingewiesen. Wir sollen ihn uns ansehen und auch gleich ein paar Orangen ernten. Das lassen wir uns nicht ein zweites Mal sagen. Auch der Garten ist liebevoll gepflegt. Es gibt einen kleinen Bachlauf durch den Garten, mehrere Zitrusbäume und Feigen, Rosmarinsträucher und andere Frischkräuter. In der Mitte des Gartens finden wir ein kleines Häuschen, in dem Kräuter per Solarenergie getrocknet werden, eine Wasserstelle, die den Bach nährt, ein Insektenhotel und eine Bühne, auf der zu wärmeren Jahreszeiten Veranstaltungen angeboten werden. Eine wunderbare kleine Oase der Ruhe und die erste ihrer Art, die wir hier in Griechenland gesehen haben. Im Café suchen wir uns einen Platz in Ofennähe und bestellen selbstgemachten Spinat-Pie sowie frisch gepresstem Orangensaft. Dazu gibt es wie üblich eine große Flasche frischen Wassers. Hier schmeckt es ganz hervorragend, nicht so muffig, wie in Kalamata. Es fällt schwer, uns wieder loszureißen und wir beschließen in den kommenden Regentagen hier erneut vorbeizuschauen.

Weiter führt uns der Weg zu Festungsruine von Kyparissia, die allerdings heute leider geschlossen hat. Da müssen wir am Wochenende wiederkommen! Der Weg hat sich trotzdem gelohnt, denn nun sind wir mitten im alten Ortsteil und können die teilweise wunderschön restaurierten venezianisch anmutenden Häuser bewundern. Es gibt allerdings auch noch einige „Projekte“ dazwischen und es kribbelt uns schon wieder in den Fingern. Aber wir würden lieber ein spanisches Projekt in Angriff nehmen…

Zurück an Bord legen wir eine Wohneinheit im Cockpit ein. Allerdings weht ein kalter Wind aus Nordwest und so halten wir es auch trotz Mütze und warmer Kleidung nicht lange aus. Außerdem wollen wir auch noch die Außenmole inspizieren. Dort ist es dann windgeschützt hinter der 6 Meter hohen Mole im Sonnenschein. Wenn hier nun noch eine Bank stünde… Steht aber nicht. Also zurück an Bord, langsam meldet sich der Magen wieder!

Abends schläft der Wind wie versprochen ein und es wird ruhig im Boot, bis gegen 21:00 Uhr ein großer Fischtrawler hinter uns festmacht und seine Maschine laufen lässt. Es wird emsig an Deck gearbeitet, KFZ-Verkehr ist auf der Pier zu beobachten. Um 22:30 legt er wieder ab und der Spuk ist vorbei!

Mittwoch, 12.02.2025 – Hafentag Kyparissia – Wanderung südlich des Hafens

Der Wetterbericht hat nur bedingt Recht behalten. Es ist zwar bedeckt und grau in grau, aber von Starkregen und extremer Kälte kann keine Rede sein. Auch heute Nacht fiel das Thermometer nicht unter 8 Grad und beim Morgenkaffee gibt es etwas Nieselregen. Das kann uns nicht davon abhalten, eine weitere Wanderung in die Umgebung zu starten. Dieses Mal starten wir in südlicher Richtung entlang der Küste.

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/2052040110

Hier scheint im Sommer richtig Betrieb zu sein. Breite Straßen bieten beidseits Parkmöglichkeiten, am Strand gibt es Duschen und in der Saison anscheinend auch eine Art DLRG-Service und wir kommen an einigen Restaurants vorbei. Direkt an der Küste entsteht ein EU-gefördertes Gebiet mit Promenade. Nach einigen hundert Metern biegen wir ab ins Landesinnere und kommen wieder durch ausgedehnte Olivenhaine und dann steht er vor uns: ein Olivenbaum so dick, wie wir ihn noch nie gesehen haben. Der ist nun bestimmt an die tausend Jahre alt! Auch an einem Schrotthändler kommen wir vorbei und finden ein paar „Schätzchen“. In moderater Steigung geht‘s aufwärts bis in die alte Oberstadt (= Ano Poli) von Kyparissia.

Auf der Homepage der Stadt Kyparissia erfahren wir etwas mehr über diesen alten Teil der Stadt:

Die Oberstadt liegt am Fuße eines kleinen Hügels, der von den Ruinen der byzanthinischen Burg der Stadt gekrönt wird. Es handelt sich um eine historische Siedlung mit teilweise noch vorhandenen alten Kopfsteinpflasterstraßen. Sie bilden ein beeindruckendes Straßennetz, das um 1500-1600 aus lokalem behauenem Stein gebaut wurde. An einigen Stellen sind diese Straßen bis zu 10 Meter breit. Die mittelalterlichen Gassen und die alten Herrenhäuser bilden eine einzigartige Kulisse, die durch die Burg noch ergänzt wird. In der Siedlung sind interessante Beispiele von Häusern, kirchlichen Denkmälern, Profanbauten, Brunnen usw. erhalten. Von den infrastrukturellen Maßnahmen während der osmanischen Herrschaft zeugen verschiedene Ruinen öffentlicher und privater Gebäude. Die Häuser der Siedlung Ano Polis sind in der Regel zweistöckig, mit Ziegeln gedeckt, mit Giebel- oder Quadratdächern und rechteckigen Öffnungen mit Holzrahmen. Meist ist das Erdgeschoss sehr hoch und verfügt oft über ein von schmiedeeisernen Trägern gehaltenes Vordach. Im Obergeschoss gab es meist Balkone. Seit 1998 ist Ano Polis von Kyparissia samt Burgruine als archäologische Stätte ausgewiesen.

Hier oben finden wir einen in voller Blüte stehenden Mandelbaum, dessen Blüten einen himmlischen Duft verströmen. Die zarten Blüten sind mit Regentropfen überzogen und eine einsame Biene sucht trotz der Nässe nach Nektar.

Der Rückweg führt uns am Fuß der Festungsruine wieder hinunter in die Ebene. Wir überqueren den Friedhof. Es geht schon auf 14:00 Uhr zu und wir haben noch nicht gefrühstückt, daher halten wir uns nicht mit einem Rundgang über den Friedhof auf, sondern durchqueren in nur – aber wir kommen sicherlich wieder, denn er sieht interessant aus!

Den restlichen Tag verbringen wir im Salon bei Recherche für den Bericht und kleinen Bootsarbeiten. Das Wetter behalten wir im Blick. Heute hat die Windvorhersage von Windfinder im Forecast ganz gut gepasst. Auch den Ladezustand unserer Batterien haben wir im Blick. Heute Morgen starteten wir mit 81% in den Tag. Trotz bedeckten Himmels und laufendem Kühlschrank, lud die Solaranlage bis zum Nachmittag die Batterien auf 88% auf.

Donnerstag, 13.02.2025 – Hafentag Kyparissia – Wanderung nördlich des Hafens

Vor einer Woche haben wir Kalamata verlassen und da sah der Wetterforecast für 10 Tage gut aus. Nun sitzen wir bereits den dritten Tag in Kyparissia „fest“ und daran wird sich wohl auch bis Sonntag oder Montag wenig ändern. Unser nächstes Ziel soll Katakolon sein, um von dort das antike Olympia zu besichtigen. Bei den vorherrschenden Windrichtungen ist es dort im Hafen allerdings eher ungemütlich und außerdem sind ergiebige Regenfälle prognostiziert, die den Besuch der Ausgrabungsstätte wenig reizvoll erscheinen lassen. Also igeln wir uns hier erstmal ein. Für Heute sind bereits ab 10:00 Regenfälle angekündigt. Da es aber überhaupt nicht danach aussieht, brechen wir zu einer Wanderung entlang der Küste Richtung Norden auf.

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/2052948932

Hier wechseln sich schöne Kies- und Sandbuchten mit markanten Felsformationen ab. Teilweise müssen wir etwas klettern und zur Querung einer Flussmündung die Schuhe ausziehen. Aber insgesamt ist es eine leichte Wanderung, die uns gut gefällt. Unser Ziel ist der Strand von Kalo Nero – ein Strand an dem die Caretta-Caretta – Schildkröten ihre Eier ablegen. Leider versperrt uns kurz vor dem Strand erneut eine Flussmündung den Weg und diesmal ist der Fluss zu tief zum Hindurchwandern.

Da wir aber auch schon ca. 6 Kilometer „auf der Uhr“ haben, machen wir uns auf den Rückweg durch die Olivenhaine. Nach 13,5 Kilometern erreichen wir Venga! und haben uns nun unser Frühstück redlich verdient! Aufgrund des grauen Wetters gibt es leider wenig Fotoausbeute…

Nachmittags machen wir noch eine Einkaufsrunde durch den Ort, bevor wir die Maschine für einen Stunde laufen lassen, um warmes Duschwasser und etwas Strom zu produzieren. Nach einer Stunde liegt der Batteriestand dann zumindest wieder bei 78%. Der Wind frischt auf und weht nun recht beständig aus Ost-Nordost, was Venga! von der Pier wegdrückt, aber auch dafür sorgt, dass etwas Schwell in den Hafen läuft, dessen Zufahrt genau in diese Richtung öffnet.

Freitag, 14.02.2025 – Hafentag Kyparissia – Wanderung zur Burgruine

Heute hat die Burg geöffnet und die wollen wir uns ansehen, auch wenn nicht sooo viel zu sehen sein soll. Der Ausblick ist es allemal wert. So steigen wir durch die uns mittlerweile schon fast vertrauten Straßen hinauf in die Oberstadt. Leider zieht der nächste Regenschauer auf und so flüchten wir uns in eines der hübschen Lokale unterhalb der Burgruine. Wir finden einen Platz direkt neben dem Ofen und bestellen uns zwei Cappuchino, die zusammen mit einer Flasche Wasser und leckeren Keksen serviert wird. Der Gastraum ist sehr geschmackvoll eingerichtet und sogar die Kundentoiletten sind Hingucker. Nach einer halben Stunde beginnt das Lokal sich mit Mittagsgästen zu füllen. Der Regen hört auf und wir spazieren zur Burgruine.

In byzantinischer Zeit wurde die Stadt von zahlreichen Arkadiern bewohnt, die sich unter dem Druck der slawischen Überfälle auf dem Peloponnes dort niederließen, und sie wurde zu einem wichtigen Handelszentrum. In dieser Zeit hieß die Stadt „Arkadia“ und beherbergte die gleichnamige Baronie.  Ab 1204 wurde Kyparissia von den Franken des Vierten Kreuzzuges besetzt und folgte damit dem Schicksal der gesamten Region des südlichen Peloponnes. In der Zeit der ersten osmanischen Besatzung (1459-1685) erlebte die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung und in der Folge auch die Entwicklung von Wohngebieten im Ano Poli.

Soweit der Geschichtsexkurs. Vor dem Eingang steht eine große Platane und ein Schild erläutert, dass es sich hierbei um den am häufigsten besungenen historischen Baum handelt. Eintritt wird nicht verlangt, aber leider ist es so grau, dass wir keinen schönen Ausblick genießen können. Da außerdem auch das Theater, das innerhalb der Burgruine im Sommer für Veranstaltungen genutzt wird, aus Sicherheitsgründen gesperrt ist, machen wir uns etwas enttäuscht auf den Rückweg,

An Bord müssen wir feststellen, dass sich der Batteriestand weiter verschlechtert hat. Unterdessen liegen wir bei 62%. Das gestrige Aufladen hatte nicht viel gebracht. Aber ohne Wind, kommen wir abends wieder ohne Heizung aus, was ebenfalls die Batterie schont, denn Steuerung, Dieselpumpe und Lüftung ziehen ihre 8 Ah. Der Kühlschrank springt erfreulich selten an und die LED-Beleuchtung ist auch recht sparsam. Morgen soll es etwas Sonne geben, das würde dem Energiemanagement guttun!

Barbara spaziert nochmals um den Hafen. Sie möchte einen qualifizierten Kommentar zum Zustand der neuen Pier auf der Navily-App hinterlassen und dafür ein paar Fotos machen.

5 Antworten

  1. Hallo ihr Lieben!
    Ich kann mich gar nicht satt sehen – SO WUNDERVOLL und FARBENPRÄCHTIG!!! Ich freue mich immer so, über eure ehrlichen Berichte. Und dass ihr auf den Fotos so STRAHLT!!!
    Alles Liebe Manuela

    1. …wir können Griechenland zu dieser Jahreszeit nur empfehlen. Die Farben SIND fantastisch! Liebe Grüße und euch einen schönen Sonntag
      die Venga-Crew 🙂

  2. Hai ihr in Grichenlandüberwinterer.
    Ich streue Asche auf mein Haupt.
    Habe die Sontagszeitung erst jetzt gelesen. Und die von letzter Woche.
    Und die davor!????
    Wie immer coole Bilder, besonders die SchwarzWeissen.
    Und eure Berichte rufen nach Meer.
    Wenn wir dann mal in Pension sind, müssen wir wohl auch mal länger nach Griechenland.
    Bleibt gesund, habt weiter viel Spass und wir freuen uns #32 ×××
    Ach ja, nur wer mal reinfällt, betreibt wirklich Wassersport!????????
    LG H&T

    1. …leider gibt es nur den Ausdruck MOB, aber ich gebe dir Recht:-)
      Danke für den lieben Kommentar, wir werden auch weiterhin Schwarz-Weiß-Fotos für dich einbauen! Und ich bin nun also die „echte“ Wasserspoprtlerin – das freut mich!
      Liebe Grüße von der Venga-Crews

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