Nachdem wir in Kyparissia über das Handy eine Unwetterwarnung von den offiziellen Behörden bekommen überrascht uns das wahre Wetter mit – „gar nichts“! Auf der Insel Zakynthos erleben wir unser erstes Erdbeben und das sogar auf unserem Boot. Aber lest selbst …
Samstag, 15.02.2025 Kyparissia – Markttag und Regenwanderung
Heute soll es Moussaka geben. Mit der Einkaufsliste bewaffnet machen wir uns auf den Weg in den Ort. Als erstes brauchen wir eine große Auflaufform und gestern hatten wir zwei (geschlossene) Geschäfte gesehen, in denen wir Erfolg haben könnten. Hier haben viele Geschäfte in der Nebensaison nur am Vormittag geöffnet. Die Bevölkerung scheint das zu wissen, denn angeschlagen sind die Öffnungszeiten oftmals nicht. Wir haben Glück, gleich im Ersten finden wir was wir suchen in der richtigen Größe. Also können wir nun die Zutaten besorgen. In den Straßen ist viel Betrieb und in einigen Lokalen sitzen schon viele, meist in Schwarz gekleidete, Griechen. Als wir um die nächste Ecke biegen, sehen wir den Grund: es ist Markttag! Das passt ja prima, so kaufen wir alle frischen Gemüsezutaten gleich an verschiedenen Ständen. Auch ein großes Glas selbst eingemachter Oliven wandert noch in den Rucksack. Rund um den Markt stehen Grüppchen von Griechen im angeregten Gespräch, alte (einsame?) Männer sitzen beim Kaffee und fröhlich quatschende Frauen sitzen in den Lokalen am Markt, die heute Fleischspießchen vom Grill oder anderes Fleisch vom Spieß anbieten. Es herrscht eine fröhlich entspannte Stimmung und wir fallen in unseren „Jacken in „Textmarkerfarben“ natürlich wieder total auf – als Touris.










Wir bringen die Einkäufe zurück an Bord, frühstücken und brechen dann zur heute geplanten Rundwanderung auf. Es soll „eigentlich“ am Nachmittag trocken bleiben.
Hier geht‘s zur geplanten Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/2056405789?share_token=axyAuzSohyf1ttAYGMPhFpLWeiwH2NPuGJx923fagV40VPZBU3&ref=wtd
Als wir uns unserem gestrigen Cappuccino-Lokal nähern, bestätigt ein Blick über das Meer, dass sich gerade eine dicke Regen-Gewitter-Wolke gebildet hat. Wir kehren hier also erstmal wieder ein und werden vom Wirt wie alte Bekannte begrüßt. Unser Platz neben dem Ofen ist frei und er fragt gleich, ob er uns wieder zwei Cappuccinos bringen soll und wer von uns denn mit Zucker möchte. Das ist ja der Wahnsinn – hat er sich alles gemerkt! Wir teilen uns immer eine Zuckerpackung, weil wir beide gern etwas Süße im Cappuccino mögen, aber es unnötig finden, dafür 2 Päckchen aufzureißen. Über diese Erläuterung freut er sich und grinst zufrieden. Wir warten den Regenschauer ab, während sich das Lokal erneut füllt. Als es nur noch leicht nieselt, wagen wir den Aufbruch und steigen bis zur Aussichtsplattform oberhalb des Ortes auf. Schöne Aussicht an diesem Tag mal wieder Fehlanzeige. Von dort führt der Weg als eine Art Höhenweg um Kyparissias Hausberg herum und eröffnet bei gutem Wetter wunderbare Ausblicke in das nächste Tal und die im Nordosten liegende Bergwelt. Heute ist alles nur grau in grau. Nach einer halben Stunde verstärkt sich der Regen und wir suchen nach einer Abkürzungsmöglichkeit. Die geplante Runde sollte ca. 14 Kilometer lang sein, aber das macht bei dem Wetter jetzt keinen Sinn. Auf Komoot sieht es so aus, als gäbe es einen Pfad abwärts zum Ort Mili mit der Wassermühle. Der ist zwar nicht als Weg eingezeichnet, aber wir finden ihn tatsächlich und können so deutlich abkürzen.



Hier geht’s zur abgekürzten Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/2055494635
Trotzdem sind wir ziemlich nass, als wir die Wassermühle um halb drei erreichen. Die „Müllerin“ macht uns deutlich, dass sie um drei schließen. Also können wir uns nur bei frisch gepresstem Orangensaft und selbstgebackenem Apfelkuchen etwas am Ofen aufwärmen. Der Apfelkuchen ist super lecker, schön saftig und nicht zu süß. Das hebt die Stimmung trotz Regenwetter. Den Rückweg durch die Olivenhaine kennen wir schon. Es geht abwärts und der Wind kommt von hinten. Trotzdem sind wir am Ende komplett nass – für solchen Dauerregen sind unsere Wander-Regenjacken offensichtlich nicht gemacht! Für den Rest des Tages verkriechen wir uns im Salon und kümmern uns um Moussaka und den Bericht.










Sonntag, 16.02.2025 – Kyparissia – noch eine Wanderung mit Meer und Olivenhainen
Unsere Handys warnten uns am späten Samstagnachmittag vor Extremwetter in der Nacht und für den heutigen Tag mit Starkregen und Gewitterzellen samt Böen. Das ist nicht das, was man lesen möchte! Aber nach Recherche in den verschiedensten Wetterapps sind wir etwas beruhigt. Sollten die Starkwindböen tatsächlich kommen, so prognostizieren alle als Windrichtung Südost. Das ist genau die Richtung, in die unser Bug zeigt. Also sollten wir hier längsseits der Pier recht gut liegen. Wir kontrollieren alle Leinen und Fender nochmals und schauen stündlich in das Niederschlagsradar, das eine breite Front vor Sizilien zeigt, die sich auf uns zubewegt. Aber gegen Mitternacht sieht es so aus, als würde sie eher südlich von uns durchgehen. Und genau so ist es dann auch. Es gibt weder starken Niederschlag noch starke Windböen und wir haben eine relativ ruhige Nacht.


Unser Batteriestand ist nun unter 50% gerutscht und so lassen wir die Maschine erneut eine Stunde laufen. Gegen Mittag hört der Regen auf, aber für die Weiterfahrt ist uns Schönwetterseglern die Vorhersage zu unsicher. Stattdessen schlüpfen wir in die halbwegs trockenen Klamotten von gestern und machen uns auf zu einer weiteren Wanderung entlang Küste und Olivenhainen. Dabei kommen wir an „unserer“ Selfiebank vorbei. Und da uns einige Fragen zur Entstehung der Selfies erreicht haben, kommt hier einmal das „Making of“.







Nach dieser Aktion spazieren wir entlang der Küste und sogar die Sonne zeigt sich und bildet mit den Wolkenbergen einen fotogenen Kontrast










Barbara bricht am späten Nachmittag nochmals auf, als die Sonne sich herauskämpft und im Nordosten noch die dunkle Regenwand steht. Sie wittert Fotomotive mit Regenbogen und hat Erfolg.













Montag, 17.02.2025 – Kyparissia – Zykanthos – 49 Seemeilen
Der Wetterbericht hat Recht behalten – die Sonne lacht von einem wolkenlosen Himmel! Leider hat sich auch die Windvorhersage bestätigt: Flaute aus nördlicher Richtung. Genau da wollen wir hin! Also setzen wir das Dieselsegel und fahren stundenlang durch bleiernes Wasser. Aus Südwest rollt eine lange Dünung heran, die uns Venga sanft anhebt und wieder absenkt. Weit und breit ist kein anderes Schiff zu sehen. Das bleibt fast den ganzen Tag so. Am Horizont sehen wir einen weiteren Segler ebenfalls unter Maschine und als wir uns Zykanthos nähern, sehen wir ein paar kleine Fischerboote. Das ist alles. Am Spätnachmittag laufen wir im großen Hafen von Zakynthos Stadt ein und suchen uns ein ruhiges Plätzchen im äußeren Teil der Pier. Hier fahren keine Autos und so hoffen wir auf Ruhe, denn mehrere Bewertungen in der Navily – App haben vor lautem Verkehrslärm gewarnt. Wir legen uns längsseits mit dem Bug Richtung Nordwesten. So sind unsere Solarpaneel bestmöglich zur Sonne ausgerichtet. Die heutige fünfstündige Motorfahrt zusammen mit der Solaranlage haben die Batterien von 46% auf 72% geladen. Da ist also in den nächsten sonnigen Tagen noch Luft nach oben. Die Windvorhersage für diese Woche verspricht Winde aus Nordwest über Nord bis Nordost. Damit liegen wir hier prima! Poller sind an diesem Teil der Pier Mangelware. Wir haben uns den einzigen Platz geangelt, der auf ca. 16 Metern über 3 Poller verfügt. So können wir sowohl die Bug- und Heckleinen, als auch die Vor-und Achterspring gut legen.










Der Hafen macht einen völlig anderen Eindruck, als der in Kyparissia. Hier ist richtig viel Leben. Wir spazieren einmal um den Hafen herum zum Hafenmeisteramt, um festzustellen, dass es nur vormittags geöffnet hat. Mit einem kleinen Abstecher in den Ort, haben wir so schnell wieder 4 Kilometer auf dem Tacho. Das gibt euch einen Eindruck, wie groß der Hafen ist. Auch eine große Autofähre legt im Hafen an, fährt aber wirklich langsam ein, so dass so gut wie kein Schwell entsteht. Wir sind gespannt, was dieser Ort und diese Insel für uns bereithält. Eine kleine Woche wollen wir bleiben und uns für ein paar Tage ein Auto mieten, um die Insel zu erkunden.
PS: Trotz des sonnigen Tages und der Maschinenfahrt, ist der Ladestand unserer Batterien bei Ankunft in Zakynthos erst bei Anfang 80%…
Dienstag, 18.02.2025 – wir erkunden Zakynthos-Stadt
Nach der Morgenroutine mit Kaffee und Zeitung, machen wir uns erneut auf den Weg zum Hafenamt – einmal rund um den Hafen.
Zwei freundliche Mitarbeiterinnen empfangen uns, nehmen unsere Daten auf und verlangen für 5 Tage einen Betrag von 36€ – ohne Strom und Wasser. Der Marina-Mitarbeiter, der uns gleich nach dem Anlegen ansprach, wollte 20€ pro Nacht (incl. Strom und Wasser). Da wir bei dem vorhergesagten Sonnentagen eher keinen Strom benötigen, um unseren Batteriestand zu halten und Wasser in Kyparissia aufgefüllt haben, ist das nun so ein Schnäppchen für uns.
Wir steuern erstmal ein Cafe an, um uns ein Frühstück zu gönnen, bevor wir auf eine Wanderung hinauf zur Burg starten. Dabei Googeln wir etwas über Zakynthos und lernen als erstes, dass die Region am 12.08.1953 von einem Erdbeben der Stärke 7,2 heimgesucht wurde, was zur Folge hatte, dass in der Stadt nahezu alle Gebäude zerstört wurden. Zum 70. Jahrestag schrieb Imerazante dazu (https://www.imerazante.gr/2023/08/11/267016):
In diesem Jahr ist es 70 Jahre her, dass die Dörfer Zakynthos, Kefalonia und Ithaka durch das stärkste jemals in diesem Land aufgezeichnete Erdbeben der Stärke 7,2 vollständig zerstört wurden. 455 Tote, 2412 Verletzte und 21 Vermisste waren die tragische Bilanz. Die Bewohner waren von offizieller Seite drei Tage zuvor gewarnt worden, als die ersten Erschütterungen zu spüren waren.
Am Dienstag, dem 11. August 1953, erschütterte ein starkes Erdbeben die Insel, dessen Stärke mit 6,8 auf der Richterskala angegeben wurde, und verursachte große Schäden und verletzte viele Bewohner. Am Mittwoch, dem 12. August, um 11.30 Uhr vormittags, versetzte das große Erdbeben den durch die vorangegangenen Erdbeben beschädigten Häusern den endgültigen Schlag und verursachte eine der größten Katastrophen in der Geschichte des modernen Griechenlands.
45 Sekunden lang bebte die Erde mit unglaublicher Wucht, alle Straßen waren durch die Trümmer blockiert, in der ganzen Stadt und in den Dörfern spielten sich Szenen des Grauens ab…In Zakynthos blieb nur die Kirche Agios Dionysios, die Schule von Ammos, die Nationalbank und das Haus von Sarakinis stehen. Kurz darauf bricht ein Feuer aus und verbrennt alles.
Aus einem Film von 2013, der in dem Bericht enthalten war, habe ich euch ein paar Fotos herausgeschnitten.









Viele Länder unterstützen mit Soforthilfe und beim Wiederaufbau (USA, Großbritannien, Schweden, Norwegen und Frankreich). In der Folge gab es eine neue Verordnung zum erdbebensicheren Bauen.
Nun wissen wir also, warum die Stadt so aussieht, wie sie aussieht… Wir machen uns auf den Weg hinauf zu einem empfohlenen Aussichtspunkt, wo auch die Fotos zum Vergleich mit den Erdbebenbildern entstanden. Von dort geht es bis zum Eingang der venezianischen Burg, die aber leider geschlossen ist. Der Blick schweift von hier oben in viele Richtungen. Wir sehen den Flughafen und die große Südbucht, die auch Schildkrötbucht genannt wird, weil hier der beliebteste Laichstrand der Caretta-Caretta-Schildkröte zu finden ist. Schon von hier bekommen wir einen Eindruck, wie abwechslungsreich die Landschaft dieser Insel ist und freuen uns auf die Erkundung per Auto. In einem weiten Bogen und mit einigen Fehlversuchen bei Sackgassen, wandern wir zurück zum Hafen.

























Am Abend während eines Videocalls mit Tochter Anna passiert es dann: Ein merkwürdiges Brummen ist zu hören und Venga! wird geschüttelt. Wir denken im ersten Moment wieder an die Fähre, aber die ist nicht zu sehen. Es dauert nur ca. 10 Sekunden, dann beruhigt sich das Boot wieder – sehr merkwürdig! War das ein Erdbeben? Ca. eine Stunde später finden wir im Internet auf einer Seite zu aktuellen Erdbeben tatsächlich den Hinweis, dass es ein Beben in ca. 15 Kilometer Entfernung von uns im Meer zwischen Zakynthos und dem Festland mit der Stärke 4,8 gegeben hat… zum Glück ist nichts passiert!




Mittwoch, 19.02.2025 – Mit dem Mietwagen einmal um die Insel
Wir haben uns für drei Tage einen Mietwagen geliehen, um uns die Insel anzusehen. Heute geht es los. Mit der freundlichen Griechin beim Avis-Schalter unterhalten wir uns über das gestrige Erdbeben – „alles easy“ sagt sie, aber etwas unangenehm fand sie es in ihrer Wohnung im 3. Stock schon. Sie hat das Beben etwa eine Minute wahrgenommen. Da hatten wir es ja gut an Bord!
Wir wollen heute mit dem Auto die Insel einmal vermessen und an verschiedenen Orten aussteigen und uns umschauen. Der erste Stopp ist am Kloster Georgios Krimnon. Dort parken wir das Auto (wieder ein weißer Panda) und wandern zum berühmten Schiffswrack in der Schmugglerbucht. Es liegt unterhalb von 200m hohen Kalkklippen in einer kleinen Sandbucht mit türkisfarbenem Wasser. 1980 ist es vor der Insel auf Grund gelaufen und von seiner Besatzung aufgegeben worden. Seitdem liegt es am Strand dieser kleinen Bucht und rostet vor sich hin. Eineinhalb Millionen Besucher kommen alljährlich hierher, um das berühmte Schiffswrack zu sehen und auf den verschiedenen Socialmedia Kanälen zu posten. Damit ist es nach der Akropolis die am zweithäufigsten besuchte Sehenswürdigkeit Griechenlands. 2024 ist es in einem Wintersturm auseinandergebrochen und weiter im Sand versunken, was einen Aufschrei in den sozialen Medien ausgelöst hat. Nun müssen sie alle wiederkommen und neue Fotos machen… Wir sind mit dem Wrack heute allein zum Fotoshooting verabredet. Es macht schon wirklich etwas her, die Farbe des Meeres (sie rührt von Schwefelhöhlen um die Bucht), die schöne Bucht, die weißen Felsen. Der Weg zum besten Aussichtspunkt wird gerade verbreitert – Arbeiten mit Aussicht. Auch eine zweite Zufahrt wird gerade angelegt. Wir vermuten, dass man im Sommer eine Einbahnregelung einrichten möchte. Neben den Besuchern auf dem Cliff, gibt es aber im Sommer vor allem auch Unmengen an Besuchern, die mit Booten zur Bucht gebracht werden. Außerhalb der Saison ist es wohl auch als Segler möglich, hier zu ankern. Dazu braucht es aber sehr ruhiges Wetter, denn die Bucht ist offen nach Nordwesten.























Nach unserer kleinen Rundwanderung fahren wir weiter Richtung Norden. Wir wollen zum dortigen Leuchtturm. Leider zieht gerade eine Regenwolke von Norden auf, daher streichen wir die geplante Wanderrunde und fahren mit dem Auto bis an die nördliche Spitze. Hier pfeift der Nordwest mit über 20 Knoten und der Chillfaktor ist heftig. Wir hätten uns noch wärmer anziehen sollen… Wir reißen uns von Wellen und Ausblick los und fahren entlang der Ostküste zurück in Richtung Süden. Unterwegs suchen wir nach einer Einkehrmöglichkeit. Aber obwohl oder weil die ganze Insel recht touristisch ist, ist jetzt außerhalb der Saison überall „tote Hose“ – nichts hat geöffnet. Erst kurz von Zakynthos Stadt finden wir ein Straßencafé für die Fika.













Auch im Hafen weht es, allerdings gemäßigter und für uns „ablandig“. Venga! tanzt zwar etwas, aber hält dabei schön Abstand von der Pier. Nach einer kleinen Pause in Cockpit und Salon, gönnen wir uns heute ein Abendessen im griechischen Restaurant. Alles ist super lecker, aber mit 65€ für uns zwei, kann man es nicht als günstig bezeichnen. Auch das ein Hinweis darauf, wie touristisch diese Insel ist.




PS: für den aufmerksamen Lesenden sei angemerkt, dass wir heute viele Sonnenstunden hatten und unsere Batterien bei unserer Rückkehr zu 100% geladen waren!
Donnerstag, 20.02.2025 – Rundwanderung um die Marathia-Halbinsel
Nachdem wir gestern viele Autokilometer hinter uns gebracht haben, sollen heute wieder die Wanderkilometer im Vordergrund stehen. Wir wählen die Südhalbinsel Marathia als Ziel. Wir hoffen, dort etwas vor dem kalten Wind geschützt zu sein. Das Auto parken wir bei dem kleinen Hafen von Port Keri. Bis hierher fährt sogar ein Bus von Zykanthos-Stadt. Man kann die Wanderung also auch ohne Mietwagen machen. Hier stehen jede Menge Touristenboote und kleine Miet-Motorboote an Land. Die Vielzahl der roten und gelben Bojen in der Bucht, lassen erahnen, wie viele Boote hier im Sommer für und mit Touristen unterwegs sind. Aber die Geschäfte und Lokale sind verrammelt – alles geschlossen. So wirkt der Hafenort ziemlich deprimierend. Wir haben bei Komoot einige Wanderroutenvorschläge gefunden, machen aber eine selbst geplante Tour. Anfangs geht es auf asphaltierter Straße Richtung Kap Marathia. In den Olivenhainen wurden einige Ferienimmobilien errichtet, teilweise sehr luxuriös. Es gibt mehrere Stichwege hinunter zu kleinen Buchten am Meer. Es bieten sich schöne Ausblicke auf die Insel Marathonisi, die von hier aussieht, wie eine riesige Schildkröte. Die Straße schlängelt sich entlang der Küste und irgendwann geht es rechter Hand den Berg hinauf.


Wir treffen einen Griechen, der hier oben und weit abgelegen ein Stück Land besitzt und dabei ist, es frei zu schneiden. Wir kommen ins Gespräch. Er spricht exzellentes Englisch mit britischem Akzent, das hatten wir auch noch nicht. Wir kommen schnell auf politische Themen von griechischer Wirtschaftskrise über die politische Situation weltweit im Allgemeinen und die Mentalität der Griechen im Besonderen. Leider stehen wir an einer sehr windigen Ecke und aufgrund der bereits absolvierten Höhenmeter sind wir beide etwas durchgeschwitzt, daher müssen wir das Gespräch vorzeitig abbrechen, um uns nicht zu verkühlen.




Mittlerweile befinden wir uns auf einem Wirtschaftsweg, der immer schmaler wird und irgendwann nur noch als Pfad erkennbar ist. Irgendwo verlieren wir auch diesen und schlagen uns querfeldein weiter, bis wir nach ca. 150 Metern den Wirtschaftsweg wieder unterhalb entdecken. Noch etwas Kletterei und wir stehen wieder auf dem Weg. Unterdessen befinden wir uns an der Südküste und haben einen weiten Blick über das Mittelmeer. Der Weg windet sich nun aufwärts und nach einigen Wegkehren steht am Wegesrand eine Bank und ein Stuhl in der Sonne und im Windschatten. Wie gemacht für unsere Rast.




Danach geht es gestärkt weiter, nun langsam wieder abwärts mit dem Blick in Richtung Westen und Norden. Wir passieren das Dorf Keri und kehren von dort im Bogen zu unserem Ausgangspunkt zurück. Am Ende haben wir 510 Höhenmeter und 14,4 Kilometer unter den Füßen. Es ist erfreulich zu sehen, dass sich unsere Kondition stetig verbessert. Wir hätten noch weiterlaufen können. Nach einer halben Stunde im Auto fällt es den Knochen dann allerdings doch nicht ganz leicht, wieder in Bewegung zu kommen.









An Bord gibt es daher erstmal eine Wohneinheit – für Barbara mit einem seltenen Mittagsschläfchen. Ihre Nacht war sehr schlecht. Es gab ziemliche Bewegung im Boot und mehr Wind als vorhergesagt, der zu ungewohnten und nicht eindeutig zuzuordnenden Geräuschen führten, die sie am Schlafen hinderten.
Am späten Nachmittag schauen wir dann noch kurz in die Stadt. Heute wird in Griechenland Tsiknopempti“ (Τσικνοπέμπτη) gefeiert – der „schmutzige Donnerstag“ der Faschingszeit. Die Griechen feiern 3 Wochen lang Karneval. Die zweite Woche heißt Kreatiní – da steckt Fleisch (Kreas – Κρέας) drin! Noch hat die Fastenzeit nicht begonnen, noch darf Fleisch gegessen werden. Und weil die griechisch-orthodoxe Kirche die Wochentage Mittwoch und Freitag als fastentage beansprucht, muss es also der Donnerstag (=Pempti) sein. „Tsikno“ heißt wörtlich übersetzt „Geruch nach verbranntem Essen“. Hört sich erst mal nicht so lecker an, soll aber einfach nur beschreiben, dass sich an besagtem Donnerstag überall größere und kleinere Rauchsäulen in den blauen Himmel verflüchtigen, die ihren Ursprung in den unzähligen Grillstätten haben, auf denen kiloweise Fleisch zubereitet wird. Und so ist es auch hier in der Stadt. Nur einzelne Kneipen und Tavernen sind geöffnet, aber vor ihnen sind Grills aufgebaut und Rauchschwaden steigen auf. Wir wandern zum örtlichen kleinen „Zante-Markt“ und kaufen uns auch etwas Fleisch. Allerdings wird das bei uns in der Pfanne gebraten – einen Grill haben wir bisher leider nicht an Bord.






Freitag, 21.02.2025 – Wir erklimmen den Berg Skopos
Beim Morgenkaffee diskutieren wir die heutigen Optionen. Barbara hat zwei Wanderungen im Programm. Entweder die Schwarze Höhle, oder den Gipfel des Berges Skopos mit einem alten Kloster. Wir entscheiden uns für letztere Wanderung. Mit dem Auto fahren wir bis zum Ausgangspunkt in Argassi, einem Touristenort etwas südlich von Zakynthos Stadt. Auch hier ist alles geschlossen. Der erste Teil des Weges führt durch diesen langen Straßenort immer an der Hauptstraße entlang. Anfangs noch mit Bürgersteig, später ohne. Da wenig Verkehr ist, stört uns das nicht. Einige hundert Meter hinter dem Ort biegen wir nach rechts ab und beginnen den Aufstieg, der es teilweise in sich hat (steil).





Eine kleine Verschnaufpause erlaubt der Abstecher zur byzantinischen Kirchenruine St. Nicolai. Dann geht es weiter, vorbei an weithin sichtbaren Sendeanlagen und bis zum Kloster der Panagia Skopiotissa, von dem nur noch die Kirche steht. Hier finden wir einen windgeschützten sonnigen Platz für unser Frühstückspicknick. Nachdem wir wieder bei Kräften sind, wird die nähere Umgebung fotografisch festgehalten – so viele Motive, bevor wir den letzten Anstieg bis zum Gipfel in Angriff nehmen.




















Dieser ist nochmals ziemlich steil und bedarf etwas Kletterei. An den steilsten Abschnitten sind allerdings Seile montiert, an denen man sich hochziehen und vor allem auf dem Rückweg „abseilen“ kann. Der Ausblick vom 496 Meter hohen Gipfel in alle Richtungen ist atemberaubend. Die Farbe des Meeres wechselt je nach Himmelsrichtung. In Richtung Süden schimmert es fast silbern. Wir können uns kaum losreißen, aber wir haben noch viel Strecke vor uns. Bis hierher haben wir erst ein Drittel der Rundwanderung hinter uns gebracht.









Aber nun geht es bergab und das läuft sich leichter. Auch ist es nicht mehr so steil und damit recht knieschonend. Schon den ganzen Schotterweg ist uns das sehr weiße Gestein aufgefallen. Nun wird es immer mehr. Wir betrachten es näher und finden, dass es nach Marmor aussieht. Und richtig, nach einiger Zeit erreichen wir einen aufgegebenen Marmorsteinbruch. Wenig später sehen wir oberhalb einen noch viel Größeren, von dem eine verrostete Rinne bis zum Meer führt. Hat man da die Marmorbrocken einfach hinunterrutschen lassen? Wie wurden die unten gebremst? Wann wurde der Steinbruch aufgegeben? Leider finden wir auch bei der abendlichen Recherche keine Antworten auf unsere Fragen, sehenswert ist er trotzdem.




Immer weiter geht es bergab, bis wir eine Schlucht durchwandern. Dann geht‘s leider wieder aufwärts. Am Ende des zum Glück nicht allzu langen Aufstiegs liegt das Dorf Kanalos. Es besteht nur aus ein paar Häusern, einer Kapelle und einem GEÖFFNETEN Café. Der Wirt tritt vor die Tür, als er uns erblickt und lädt uns ein, auf seiner Terrasse in der Sonne mit Blick über das Meer, Platz zu nehmen. Wir nehmen dankend an und bestellen eine große Flasche Wasser und zwei Eiskaffee. Noch nie hat uns ein Eiskaffee so gut geschmeckt! Auch Barbaras Handy wird freundlicherweise ans Netz gehängt und geladen. Damit ist die Navigation für den Rest des Weges gesichert.



















Als wir aufbrechen, ist es schon halb vier und es wird merklich kühler. Der restliche Weg verläuft durch Olivenhaine und ist oft schattig. Nach knapp 17 Kilometern und 550 Höhenmetern erreichen wir unser Auto. Statt zurück zum Boot zu fahren, beschließen wir uns noch die Gerakas Bucht ganz im Süden dieser Halbinsel anzusehen. Dort wollten wir eigentlich ankern, aber es stand zu viel Schwell in die Bucht. Auch an diesem Strand legen die Caretta-Caretta-Schildkröten im Sommer ihre Eier ab, weshalb das Ankern dort nur vom 1. November bis zum 30. April gestattet ist.










Die Bucht erweist sich ebenfalls als wunderschön. Der Strand ist umgeben von Steilküste in zwei verschiedenen Farbtönen. Oben ist die Steilküste gelb-orange-farben und im unteren Bereich fast weiß. Im Licht der untergehenden Sonne sieht das wunderschön aus. Von hieraus könnte man bestimmt einen traumhaften Sonnenuntergang beobachten, aber bis dahin dauert es noch über eine Stunde und wir wollen noch einen (Groß-) Einkauf bei Lidl machen, denn morgen Vormittag müssen wir den Panda wieder abgeben. Abends frischt der Wind deutlich auf, Venga! tanzt am Liegeplatz und am Mast schlägt eine Sorgeleine. Später platscht sogar Gischt auf das Boot, und das, obwohl wir hinter einer vier Meter hohen Mole liegen. Die Abendfähre hat dann auch noch einen wenig rücksichtsvollen Kapitän. Sein aufgewühltes Kielwasser sorgt für einen erneuten Tanz an der Pier mit kräftigem Reißen an den Leinen. Wie gut, dass wir noch zwei zusätzliche Springs ausgebracht haben, eine mit Dämpfer, die das Zerren etwas abmildert. Gegen Mitternacht beruhigt sich der Wind etwas und auch Barbara findet den Weg in die Koje.
Eine Antwort
Die Erdbeben sind nicht ungefährlich, ich mache mir schon etwas Sorgen!
Vor gut zwei Wochen sind alle Menschen von meiner Lieblingsinsel Santorini evakuiert worden und zwar wegen starker Erbeben Vorhersagen.
Aber, keine Panik, die Menschen, die in dieser Region wohnen, müssen damit leben…- die ganze Welt ist in Bewegung, nicht nur die Erdplatten, die sich verschieben…
Möget ihr immer geschützt sein, in göttlicher Führung!
Herzliche Grüße von Moni ????????