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#35 Es soll ja nicht langweilig werden …

Die Woche beginnt sehr entspannt bei langsam steigenden Temperaturen und mit kleineren Bootsarbeiten bevor wir mit unserem finnischen Buddyboot „Calipyghe II“ mit Tarja & Tim in Richtung Lefkada aufbrechen. Wir sind guter Dinge und freuen uns auf etwas Segelei und die Entdeckung neuer Inseln, als plötzlich unser Motor stottert …

Samstag, 08.03.2025 – Bootsarbeiten und Spritztour nach Kryoneri

Wir sind wieder allein an Bord und Werner widmet sich heute der Verkabelung unserer 220V Steckdosen. Irgendwas stimmt da noch nicht. Im Boot gibt es diverse 220V Steckdosen, die allerdings bei der Übernahme nur mir Landstromanschluss funktionierten. Werner hat diese „umgebaut“, damit auch bei Umschaltung auf die Bordbatterien mittels des 230V Inverters hier „normale“ Haushaltsgeräte angeschlossen werden können. Der vorhandene Verteiler für 230V im Boot hatte einen Wackelkontakt und Lukas hatte dafür Ersatz aus Deutschland mitgebracht. Nicht, dass es so etwas hier nicht geben würde, aber auf griechisch zu erklären was man braucht ist mühsam!

Barbara macht sich derweil mit der Schmutzwäsche auf den Weg zur Laundry, leider ohne Erfolg: samstags ist geschlossen. Stattdessen macht sie einige Besorgungen im Ort.

Am späteren Nachmittag ist das „Stromprojekt“ abgeschlossen und so ist noch Zeit für eine Spritztour nach Kryoneri, dem nächsten kleinen Hafen in Richtung Westen. Er liegt unterhalb des beeindruckenden 917m hohen Varasova-Berges, der die Tiefebene von Mesolonghi nach Westen begrenzt. Es soll eine tolle Wanderung bis zum Gipfel geben, dafür ist es allerdings zu spät. Aber die Steilwände sind beeindruckend. Wir finden Hinweise auf verschiedene Kletterrouten im Fels und unterhalten uns mit einem jungen Deutschen, der mit seinem Wohnmobil am Fuße des Berges am Strand steht und hier Bouldern möchte. Auch eine Gruppe von Griechen trifft sich für eine Feierabendtour. Aus dem Berg drückt Wasser, ein kleiner Bach entspringt am Fuß im Schilf und auch am Strand sprudeln mehrere Frischwasserquellen. Der Hafen selbst wird momentan nur von ein paar Fischerbooten genutzt. Es passt eine gute Handvoll Boote wohl hinein, wenn alle mit dem Heck zur Pier festmachen. Allerdings gibt es keine Mole, die Schutz bietet. Bei allen südlichen Windrichtungen wird es hier sehr ungemütlich und selbst bei nördlichem Wind muss wohl mit ziemlichen Fallböen gerechnet werden. Aber der Ort und vor allem der Berg sind magisch. Wir kommen sicherlich wieder, um hier zu wandern!

Sonntag, 09.03.2025 – Mesolonghi – Artherios-Bay / Meganisi – 48 Seemeilen

Gestern wurde es wieder laut im angrenzenden Restaurant und heute morgen spähten Angler in den Salon. Wir wollen weiter an ruhige Ankerplätze. Auch unsere finnischen Freunde wollen heute los und fragen uns als Buddyboot an. Ihr Ziel ist eine Ankerbucht auf Meganisi. Wir sind dabei. Leider herrscht totale Flaute – das Mittelmeer präsentiert sich bleiern. Wir laufen unter Maschine und weichen den Fischerbojen wieder großräumig aus.

Nach 2,5 Stunden fährt der Motor langsam seine Drehzahl runter und verstirbt nach wenigen Minuten ganz. Was ist nun los? Während Werner sich in den Maschinenraum begibt, rollt Barbara die Genua aus und setzt das Groß – zum Glück setzt just in diesem Moment eine leichte Briese ein. Natürlich kommt sie genau von vorn und Barbara macht erstmal einen Kreuzschlag von der Küste weg, da es hier schnell flach wird. Werner ist anfangs ratlos, was mit der Maschine sein könnte. Wir starten sie versuchsweise nach 10 Minuten erneut. Sie läuft kurz, verstirbt dann aber wieder. Wir haben den Verdacht, dass sie keinen Diesel bekommt. Da die Tankanzeige defekt ist, sind wir nicht sicher, wieviel Diesel noch im Tank ist, aber leer kann er noch nicht sein! Vielleicht ist der Dieselfilter zu? Bisher hat Werner die Dieselfilter an Bord noch nicht gewechselt, somit war alles neu! Werner sucht sich das Handbuch heraus und findet in unserer Excelliste (was ist wo an Bord) tatsächlich Ersatz Diesel- und Vorfilter. Das Handbuch hilft wenig bei der Demontage, aber mit der Erfahrung von der Jento klappt es. Und tatsächlich, der Vorfilter ist total mit einer klebrigen Masse zugesetzt: Dieselpest! Währenddessen genießt Barbara im Cockpit Champagner-Segeln und hält den Kontakt zum Buddyboot, das an unserer Seite bleibt. Wir beschließen gemeinsam in die Nacht zu segeln und bekommen das Angebot, bei einschlafendem Wind geschleppt zu werden – großartig!

Der eigentliche Tank ist mit Dieselpest verdreckt, somit können wir diesen nicht wieder nutzen. Wikipedia sagt dazu: Als Dieselpest wird das Auftreten von Mikroorganismen (Bakterien, Hefen, Schimmelpilze) im Dieselkraftstoff mit sichtbarer Bildung eines Bioschlamms bezeichnet. Wir haben aber noch zwei Reservekanister mit je 20L Diesel in der Backskiste stehen. Wenn Werner es hinbekommen, den Motor direkt aus dem Kanister mit Diesel zu versorgen, sollten wir auch mit eigener Maschine laufen können, wenn der Wind einschläft.

Nach einigem Kampf im Motorraum (der Motor muss nach dem Filterwechsel und dem Anschließen vom Kanister entlüftet werden), klappt es. Der Motor läuft wieder und bezieht den Diesel direkt aus dem Kanister. Diesen haben wir zur Sicherheit in eine Wanne gestellt, denn so ein offener Kanister direkt in der Pantry fühlt sich nicht gut an. In der Pantry ist es nun allerdings sehr laut, denn der Motorraum muss geöffnet bleiben. Das Timing ist bestens – gerade schläft der Wind wieder ein. Unsere Maschine braucht ca. 3 Liter Diesel in der Stunde. 20 Seemeilen liegen noch vor uns, dass sollte also mit einem Kanister wunderbar klappen. Auch die Crew unseres Buddybootes ist glücklich, denn mit einer Lagoon 380 (Katamaran, ca. 7,5 Tonnen Gewicht) unsere 42 Fuß und 12 Tonnen schwere Sunbeam zu schleppen ist nicht so ideal.

Nach einer Stunde geht die Maschine wieder aus – was ist denn nun wieder? Ein Griff zum Kanister erklärt es: er ist leer!!! Wir stutzen, wie kann das sein. Werner zählt 1 und 1 zusammen. Er hat im letzten Winter bei unserer Jento die Diesel-Rückfluss-Schläuche ersetzt. Es ist nämlich so, dass über die Einspritzpumpe mehr Diesel zu den einzelnen Zylindern gebracht wird, als diese benötigen. Der überschüssige Diesel fließt über Schläuche zurück in den Tank. In diesem Fall eben zurück in den Bordtank, nicht in den Kanister! Also muss auch der Rückflussschlauch vom Motor gelöst und mittels eines (zum Glück an Bord befindlichen) transparenten Schlauchs in den Kanister geführt werden. Was uns sehr überrascht hat, dass je Stunde ca. 18 Liter Diesel nur im Kreis gepumpt werden! Nach nur 15 Minuten ist das Problem gelöst. Nun kommt also der zweite Kanister zum Einsatz, der Motor springt sofort an und wir nehmen wieder Fahrt auf. Nun hat Werner sich ein (alkoholfreies) Belohnungsbier verdient und dazu zaubert Barbara Sandwich mit Thunfischsalat.

Mittlerweile steht die Sonne tief und es wird frischer. Mit einem glühend roten Himmel verabschiedet sie sich vom Tag und wir fahren in die Dämmerung.

Richtig dunkel wird es nicht, denn wir haben fast Vollmond. Die Umrisse der Berge am Festland und der Inseln sind weiterhin erkennbar. Gegen 20:30 Uhr erreichen wir unsere Ankerbucht. Am Eingang ankert ein unbeleuchteter Katamaran. Zum Glück ist unter Deck noch Licht, so dass wir ihn als Hindernis erkennen – das hätte auch schiefgehen können! Auch ein zweites Boot vor Anker ist schwer zu erkennen, weil der Mast mit dem Ankerlicht sehr hoch ist und mit den Lichtern im Dorf dahinter verschwimmt. Wir fahren an beiden Booten vorbei weit in die Bucht hinein und lassen den Anker auf 8 Metern fallen. Wir liegen total geschützt und wie auf einem Ententeich. Der Ankeralarm wird trotzdem gesetzt. Dann gibt es noch etwas zwischen die Zähne, bevor wir beide ziemlich kaputt in die Koje fallen.

Montag, 10.03.2025 – Artherios-Bay / Meganisi – Vlycho-Bay/Lefkas – 7 Seemeilen

Während die Crew unseres Buddybootes einen kleinen Landausflug macht, kümmern wir uns um unseren Dieseltank. Werner schraubt die Revisionsöffnung auf und baut den Füllstandanzeiger aus. Dann können wir mit der Handykamera Fotos vom Tank machen. Es befindet sich tatsächlich erheblich weniger Diesel darin, als erwartet und auf dem Grund schwimmen ein paar schwarze Fladen. Sooo schlimm sieht das gar nicht aus.

Mit Hilfe einer Vakuumpumpe (Danke an Tim!), pumpen wir diese weitgehend ab. Einiges von diesem schwarzen Zeug klebt allerdings regelrecht am Tankboden. Also müssen wir den sauberen Diesel aus dem Tank bekommen, um den Tankboden schrubben zu können. Mit einer Tauchpumpe klappt auch das und wir haben sogar ausreichend leere Kanister und Plastikflaschen an Bord, um all den Diesel aufzunehmen (ca. 40 Liter). Dann bauen wir an das Ende einer Teleskopstange einen Putzschwamm und versuchen blind (man kann die Ecken des Tanks durch die Revisionsöffnung nicht sehen), den Schmutz überall wegzuputzen. Das dauert einige Zeit, weil immer wieder zwischenzeitlich mit der Kamera Fotos gemacht werden müssen, um zu sehen, wo noch Reste der Dieselpest sitzen. Der gesamte Salon sowie unsere Finger stinken nach Diesel, aber irgendwann zeigen die Fotos einen sauberen Tank. Wir sind happy, dass die ganze Aktion nur gute 2 Stunden gedauert hat und wir es selber, ohne einen Monteur, hinbekommen haben.

Gemeinsam mit unserem Buddyboot beschließen wir, in die Vlycho-Bay auf Lefkas zu laufen. Dort gibt es sowohl Yachtausstatter, als auch Motorfachpersonal. Wir wollen nicht allein weiterreisen, ohne Diesel-Additiv (gegen Dieselpest) und neue Ersatzfilter an Bord zu haben. Wir fahren weiterhin aus dem Kanister, da wir einen Monteur in der Nähe haben wollen, falls das Zurückschalten auf den Tank nicht problemlos funktioniert. Außerdem ist die Vlycho-Bay sehr geschützt und in den nächsten Tagen ist deutlich mehr Wind vorhergesagt. Heute ist es allerdings wieder windstill. Da unser zweiter Kanister aber noch zu mehr als der Hälfte gefüllt ist, können wir die 7 Seemeilen bedenkenlos motoren. Es geht vorbei am Hafenort Nydri, der Tranquil-Bay und mehreren vollgestopften Boatyards. Der Anker fällt auf 7 Metern Wassertiefe. Abends sind wir zum Grillen bei unseren finnischen Freunden eingeladen. Gemeinsam genießen wir Essen und Getränke. Uns allen steckt aber noch der gestrige Tag in den Knochen, sodass wir uns früh in die Koje verabschieden.

Dienstag, 11.03.2025 Instandsetzung Pantry und Wanderung

So ein offener Motorraum samt Dieselkanister in der Pantry ist suboptimal. Nachdem der Tank nun gestern gereinigt wurde, wollen wir heute wieder Diesel einfüllen, alles wieder auf die Versorgung aus dem Tank umbauen und einen Maschinen-Lauftest machen. Wegen der vorhergesagten Starkwinde, verholen wir weiter in die Bucht hinein und ankern neu auf fünfeinhalb Metern mit ca. 23 Metern Kette. Dann fahren wir mit dem Dinghi an Land zu einer Wanderung.

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/2094358815

Da Lukas aufgrund eines Sehnenanrisses nicht sooo gut zu Fuß war, sind wir in der letzten Woche während seines Besuches sehr wenig gelaufen – unsere Gesundheitsapp meckert schon. Heute haben wir keine Ausrede mehr und brechen nach einem kleinen Frühstück in der kleinen Bäckerei von Vlycho auf. Wir wollen die Halbinsel westlich von uns erkunden – Barbara hat schon eine Rundwanderung erstellt. Der Hinweg stellt sich als „bergiger“ heraus, als erwartet. Obwohl der höchste Punkt nur bei 150 Metern liegt, haben wir am Ende 270 Höhenmeter gemacht. Unterwegs bieten sich wunderschöne Ausblicke auf die Bucht und Venga! – sie liegt brav an ihrem Platz und wartet auf uns. Der Weg führt uns bis zur Tanquil-Bay gegenüber von Nydri. Dort scheint es einen Bootsfriedhof zu geben, wir sehen mehrere Wracks, die ganz oder teilweise gesunken sind. Auch einige der dort (dauerhaft) geparkten Boote machen keinen guten Eindruck.

Weiter geht es über einen Fußweg vorbei am Wilhelm-Dörpfeld Grab. Später ergoogeln wir uns, wer denn das war:

Wilhelm Dörpfeld war ein deutscher Architekt und Archäologe, der 1853 in Deutschland geboren und nach vielen Ausgrabungen (Olympia, Troja, Akropolis von Athen, Mykene, Pergamon) in Griechenland hier in Nydri 1940 gestorben ist. Er gilt als Begründer des modernen Grabungswesens und ist einer der bekanntesten archäologischen Bauforscher.

Noch ein kleines Stückchen führt der Weg weiter, bis er an einer Kapelle endet. Nun müssen wir nur alles wieder zurück. Es rächt sich, dass wir heute nicht die „richtigen“ Wanderschuhe angezogen haben. Barbara trägt ihre Barfußschuhe, Werner Turnschuhe. Beide haben wir abends runde Füße und es zwickt im Rücken – aus Schaden wird man (hoffentlich) klug! Aber schöne Blumen am Wegesrand lenken ab und erfreuen uns…

Mit Tims Hilfe (Buddy-Boot) und seinem größeren Dinghi bringen wir nachmittags schon mal eines unserer Räder an Land. Vielleicht schaffen wir morgen einen Ausflug nach Nydri. Das ist entlang der Landstraße zu Fuß nicht so schön, mit dem Fahrrad aber kein Problem.

Nachdem es den ganzen Tag über nicht so windig war, wie vorhergesagt, legt der Wind abends dann doch zu. Vor Welle sind wir hier gut geschützt, aber im Mast beginnt es ordentlich zu pfeifen. Die Windanzeige klettert Richtung 20 Knoten – die Vorhersage spricht von Böen bis 35 Knoten. Unser Anker ist gut eingefahren und hier gibt es klebrigen Schlammgrund, also sollten wir sicher liegen!

Mittwoch, 12.03.2025 – Wanderung zu den Nidri-Wasserfällen

Es war eine unruhige Nacht. Wegen der starken Böen, legte Venga! sich richtig auf die Seite und irgendetwas rumste. Da ist jeder Segler sofort alarmiert. Aber es war nur die Schiebetür der Dusche, die nicht arretiert war… Früh morgens wurden wir dann von Getöse im Mast geweckt. Eine riesige Schar von Kolkraben hatte sich im Rigg niedergelassen. Auf dem Masttop, auf den Salingen, den Achterstagen und sogar auf der Dirk saßen sie dicht an dicht. Also wieder raus aus der Koje und sie verscheuchen. Auf eine morgendliche Putzaktion des gesamten Decks hatten wir nämlich wenig Lust… Vereinzelte Raben kehrten nochmals zurück, aber beim zweiten Klatschen, gaben sie den Platz auf und zogen weiter zu einem der verlassen hier vor Anker überwinternden Boote…

Wir schliefen nochmals ein und begannen den Tag dann relativ spät gegen halb neun. Der starke Südwind hat wärmere Temperaturen im Gepäck – sehr angenehm! Wir beschließen, nach Nidri zu radeln, uns dort die Yachtausstatter anzusehen (Stichwort Diesel- und Vorfilter) und dann gleich noch eine Wanderung anzuschließen.

Der Marineshop in Nidri hat alles, was das Seglerherz begehrt. Insbesondere sehenswert ist der große Flohmarkt mit gebrauchtem Bootsequipment: alte Winschen, Ankerwinschen, Plotter und sonstige Navigationsgeräte, Geschirr, Elektrogeräte, Toiletten (!) und „Krimskram“. Das meiste taugt in unseren Augen nur noch für die Verschrottung. Aber wer weiß, vielleicht kann jemand noch etwas als Ersatzteil gebrauchen… Nebenan finden wir einen Bootsmotorenfachhandel. Dort soll es alle möglichen Filter geben. Bevor wir allerdings kaufen, wollen wir sicherheitshalber den ausgebauten Filter mitbringen, damit wir auch wirklich den Richtigen bekommen.

Anschließend parken wir unsere Räder im Ort und machen uns auf den Weg zu den Nidri-Wasserfällen.

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/2095359845

Leider gibt es keine Rundwanderung, aber der Weg entlang des Flussbetts ist in beide Richtungen schön. Für „Lauffaule“ ist es auch möglich bis ca. 500m vor die Wasserfälle mit dem Auto oder Fahrrad zu fahren. Dann geht es weiter vorbei an einem Café (natürlich noch geschlossen) über einen immer schmaler werdenden Pfad. Das Geländer ist teilweise weggebrochen und neben uns geht es ein paar Meter in die Tiefe. Dort funkelt türkisfarbenes Wasser in kleinen „Pools“ mit den hellen Felsen um die Wette. Und über allem ein grünes Blätterdach. Da es heute etwas bewölkt ist, fällt nur ab und an etwas Sonnenlicht in die Schlucht. Über ein paar Steine überqueren wir das Flussbett, dass von einem riesigen Felsen fast versperrt wird. Aber an beiden Seiten gibt es einen schmalen Durchschlupf für Mensch und Wasser. Dahinter weitet sich die Schlucht etwas und ermöglicht erstmals den Blick auf den 30 Meter hohen „Hauptfall“ – wunderschön! Wir sind tatsächlich nicht die einzigen Besucher. Zwei weitere Paare machen hier ebenfalls Rast. Wir suchen uns ein Plätzchen in der gerade hervorgekommenen Sonne und genießen das mitgebrachte Picknick. Im Anschluss werden noch ein paar Bilder geknipst und dann geht es auf gleichem Weg zurück zu den Rädern und mit diesen gegen den Wind zum Dinghi.

Die Räder verstecken wir hinter Oleanderbüschen und besteigen dann das Dinghi. Auf der Hinfahrt haben wir noch darüber gesprochen, dass wir evtl. mal Benzin nachkippen müssten. Nach 100m streikt der Motor – Sprit leer. Da Barbara auf der Sitzbank des Dinghis sitzt, kommt für sie nach einer Fahrrad- und Wandertour auch noch eine Runde Rudern zum Fitnesstraining dazu. Dabei bläst der Wind weiterhin recht kräftig von der Seite und wir müssen ordentlich vorhalten, um die Abdrift aufzufangen und nicht an Venga! vorbeigetrieben zu werden. Im Cockpit unter der Sprayhood ist es geschützt und so kommen wir hier zu einer Wohneinheit, bevor wir das Abendessen vorbereiten. Heute haben wir Gäste und es soll nach ein paar Häppchen vorneweg, Wraps als Hauptgericht geben. Tarja und Timm bringen als Dessert einen Apfel Crumble aus dem „Airfryer“ mit. Was es nicht alles gibt! Wir verbringen einen entspannt-lustigen Abend! Es ist erstaunlich, wie aus Zufallsbegegnungen manchmal ganz schnell Freundschaften entstehen können. Wir trafen uns im letzten Sommer in Tallinn, lagen mit unseren Booten nur ein paar Stunden nebeneinander, klönten 2 Stunden von Cockpit zu Cockpit und verabredeten uns auf ein Treffen in Griechenland. Denn auch die beiden haben zwei Boote – in Finnland und in Griechenland!

Donnerstag, 13.03.2025 – Lauffähigkeit des Motors herstellen und Wandern

Es hat zwar wieder ordentlich geblasen, aber wir waren wohl müde genug, um trotzdem ganz gut zu schlafen. Nur der erneute morgendliche „Raben-Besuch“ war nervig!

Heute wollen wir die richtigen Filter abholen und zwei Kanister Diesel nachtanken. Der Wind lässt vormittags nach und so können wir den Transport mit unserem neu befüllten Außenborder mit dem Dinghy bewältigen. Der Außenborder hat nur 2,3 PS, was „eigentlich“ ausreichen sollte, allerdings ist anscheinend die Rutschkupplung verschlissen und wir können ihn nur im Standgas betreiben. So dauert die Überfahrt vom Ankerplatz an Land seine Zeit…

Nachdem wir diese Aufgabe erfolgreich erledigt haben, radeln wir zum Motorladen und bekommen tatsächlich die richtigen Filter und noch dazu deutlich günstiger, als im Internet. Dann geht’s weiter zur heutigen Wanderung um eine Halbinsel, die südlich von uns liegt. Bis zum Startpunkt geht es 5 Kilometer mit dem Fahrrad – teilweise über Schotterpiste.

Hier geht’s zur Wanderung: https://www.komoot.com/de-de/tour/2096793097

Dann geht es auf einem alten Eselspfad in vielen Serpentinen steil bergauf. Der Pfad ist ziemlich zugewachsen, macht aber den Eindruck, dass hier hin- und wieder jemand freischneidet. Es bieten sich immer wieder schöne Ausblicke auf die Nachbarinsel Meganisi. Kurz bevor wir auf dem Bergsattel ankommen, fallen uns sehr auffällige Felsformationen ins Auge. Es sieht aus, als seien im Berg Kanonenkugeln in verschiedenen Größen eingewachsen. Einige dieser Felskugeln sind aufgebrochen und zeigen im Inneren ein auffallend gelbes Gestein. Sollte jemand von euch wissen, was das sein könnte, freuen wir uns auf einen Kommentar!

Nach dem sehr steilen Anstieg, führt der Weg um die Halbinsel mit moderatem Gefälle abwärts. Oberhalb des Dorfes Poros kommen wir an der Kapelle St. Nicolas vorbei und finden zu Füssen des Glockenturmes eine kleine Bank mit fantastischem Ausblick nach Süden. Zur Rechten liegt die Bucht von Poros mit weißem Strand und türkisfarbenem Wasser. Es fällt uns schwer, uns loszureißen, aber die halbe Strecke liegt noch vor uns. Es folgt ein sehr beschwerliches Wegstück, da er zum Teil aufgebaggert wurde und der Aushub sich auf dem Weg türmt. Hier wird anscheinend eine Wasserleitung verlegt. Nach anfänglicher Kletterei über Aushubberge, wechseln wir in den vorbereiteten Kanal. Barbara verschwindet teilweise bis zur Taille im Erdreich.

Nach 9 Kilometern erreichen wir wieder die Räder und rumpeln mit ihnen über die Schotterpiste „heim“. An Bord werden die Batterien gecheckt: 100% – prima, da können wir eine Stunde den Boiler anwerfen, damit wir uns nach den schweißtreibenden Betätigungen des heutigen Tages heiß duschen können, denn heute Abend geht es in den örtlichen, von Briten dominierten Yachtclub zu einer Show mit Tapas.

Wir werden von Tim und Tarja im großen elektrisch motorisierten Dinghi abgeholt. Es ist unterdessen windstill und mild. Der Mond geht hinter uns auf.

Uns erwartet eine überwiegend britische Community, die anscheinend aus ihren Kreisen seit Jahren eine Art Laien-Theater betreibt – ganz überwiegend mit Gesang. Das Programm zieht sich, es gibt ein paar Lichtblicke, aber im Großen und Ganzen ist es für uns eher eine Qual: Töne werden nicht getroffen, Texte werden nicht verstanden, denn es gibt keine Technik und wir sitzen zu weit von der Bühne weg auf der mit Zeltwänden geschlossenen Terrasse. Draußen fließt der Verkehr der Hauptstraße. Die erste Halbzeit dauert 40 Minuten, dann gibt es eine Pause und geht nochmals 1,5 Stunden weiter. Eins muss man den Darstellern und Darstellerinnen lassen: sie sind sich für nichts zu schade. Ist das normal für Briten? Als gegen 23 Uhr endlich der letzte Vorhang fällt, hasten wir zum Dinghi – auf Venga! gibt es noch einen Absacker und beim gemeinsamen Ouzo wird der Abend doch noch schön. In einem Punkt sind wir uns einig: diesen Abend werden wir alle nicht so schnell vergessen!

Freitag, 14.03.2025 – ein anstrengender Tag auf der Straße

Die Nacht war kurz. Die Gäste wurden erst nach Mitternacht verabschiedet, die Raben kamen morgens pünktlich um 6 Uhr. Danach fanden wir nicht wieder in den Schlaf. Für heute haben wir ein Auto über Check24 in Nidri gebucht. Wir wollen den Athener Mietwagen, den wir in Mesolonghi stehengelassen haben, abholen und zum Boatyard nach Preveza bringen (mit diesem Leihwagen wollen wir direkt zum Flieger fahren!). Bei der Gelegenheit wollen wir dort unseren Slipptermin abklären, denn unsere Zeit hier in Griechenland neigt sich dem Ende entgegen. Am 27.03. geht der Rückflug von Athen nach Hamburg. Bis dahin soll das Boot hoch und trocken an Land stehen und schön eingepackt sein – es gibt da noch viel zu tun!

Wir stehen überpünktlich am Büro der Autovermietung – geschlossen. Naja, da wird ja zum Abholtermin jemand kommen! Als auch 15 Minuten nach vereinbarter Abholzeit niemand erscheint und auch telefonisch keiner erreichbar ist, fragen wir im benachbarten Lebensmittelladen nach, ob man dort vielleicht noch eine andere Telefonnummer des Personals kennt. Die erste Antwort: Die Autovermietung öffnet erst wieder im April. Das kann nicht sein, wir haben schließlich eine Buchungsbestätigung & Voucher. Dem freundlichen Inhaber fällt dann ein, dass im der benachbarten Stadt Lefkada die Hauptniederlassung ist. Dort ruft er an und kommt dann mit der frohen Botschaft, dass in 20 Minuten ein Mitarbeiter kommt, um den Wagen zu bringen. Mit 40 Minuten Verspätung haben wir dann einen ziemlich abgeranzten Nissan Mikra, mit dem wir nun zum 40 Kilometer entfernten Boatyard fahren wollen. Bereits auf dem Weg über die Insel fällt uns auf, dass eine gelbe Kontrollleuchte erst blinkt, dann ein Dauerlicht zeigt. Das Handbuch im Auto ist nur auf griechisch, das Internet behauptet, es könne sich um Bremsen- oder Getriebeprobleme handeln. Beides gefällt uns gar nicht. Also fahren wir in Lefkada-Stadt bei der Hauptfiliale vorbei, um dort zu erfahren, es liege nur an unterschiedlichem Reifendruck und wir sollten das einfach ignorieren – ok.

Wir passieren die Brücke über den Kanal von Lefkada. Dabei handelt es sich um ein merkwürdiges Konstrukt. Es ist eine Schwimmbrücke, die für den Schiffsverkehr in unregelmäßigen Abständen (und nach Aussage anderer Segler sehr unzuverlässig) öffnet. Hier müssen wir mit Venga! nächste Woche auch durch. Viel Platz zum Warten ist im Kanal nicht… Bilder folgen im nächsten Bericht.

Die Boatyards von Preveza sind schon von weitem zu erkennen: ein Mastenwald von tausenden Segelbooten steht eng an eng auf dem Trockenen. Zur Zeit herrscht hier reges Treiben, denn die Boote der Charterunternehmen werden sommerfertig gemacht und wieder ins Wasser gesetzt. Das ist der Grund, warum wir hier überhaupt einen Platz ergattern konnten. Drei Bootyards liegen hier nebeneinander – „unserer“ ist der in der Mitte, zusammen einige tausend Boote! Ein großes Gebäude mit Glasfassade empfängt uns. Darin befindet sich die Rezeption und ein Schiffsausstatter. Anfangs gibt es ein kurzes Missverständnis mit Schrecksekunde (wir haben am 20.03. keine Slipptermine frei). Aber nachdem wir unseren Bootsnamen und die Mailbestätigung erwähnen, werden wir sehr freundlich empfangen. Die Uhrzeit für das Slippen sei für 9:00 am kommenden Donnerstag vorgemerkt, aber noch nicht bestätigt. Am besten sollen wir uns melden, wenn wir mit dem Boot vor Ort sind. Natürlich können wir unser Auto auf dem Gelände parken. Wir schauen uns noch die Slippanlage an. Alles wirkt sehr gut gepflegt und organisiert. Hier scheint man sein Handwerk zu verstehen und vor der Slippbox nur Sand und ruhige See. Wir sind beruhigt.

Nun geht es ca. eine Stunde weiter über die Autobahn bis Mesolonghi. Am Autobahnkreuz nach halber Strecke bemerkt Barbara Probleme mit dem Getriebe: es ist nicht möglich aus dem 5. Gang herunterzuschalten. Wir rollen auf den Standstreifen und machen den Motor aus. Es lässt sich kein Gang einlegen – Mist! Nach einem kurzen Schreckmoment starten wir erneut und jetzt geht es wieder. Bei den nächsten Mautstationen, Kreuzungen und Ampeln, immer wieder das gleiche Theater. Motor aus, Gang einlegen – weiter! Aber irgendwie schaffen wir es bis Mesolonghi. Dort gibt es einen Muntermacherkaffee in „unserer“ Bar am Hafen ( wo wir 10 Tage lagen ) und ein Telefongespräch mit der Autovermietung. Wir wollen das Auto tauschen und hoffen, dass wir es mit der bisherigen „Taktik“ wieder zurück nach Lefkada-Stadt schaffen.

Mit zwei Autos im Konvoi geht es zurück auf die Autobahn. Das Schaltverhalten wird immer schlechter. Irgendwann stellt Barbara fest, dass der erste Gang sich nur bei ausgeschaltetem Motor OHNE getretene Kupplung einlegen lässt. Der Wechsel der Autobahn erfolgt im 5. Gang, die Abfahrt wird ebenfalls im 5. Gang genommen, dann ausrollen, Motor aus und wieder mit dem 1. Gang beginnen. So schaffen wir es bis zum Boatyard zurück, parken hier den Athener Mietwagen und nehmen die 25 Kilometer bis zur Autovermietung in Angriff. Es ist kein Spaß, aber wir schaffen es und bekommen auch sofort einen Ersatzwagen, als der Mitarbeiter des Büros seinerseits versucht zu schalten.

Zum Ausgleich schlendern wir noch etwas durch Lefkada (ziemlich ausgestorbenen). Lauter geschlossenen Läden, Cafés und Restaurants. In der Hauptsaison muss es der Wahnsinn sein, jetzt ist es ziemlich trist. Also nichts wie nach Hause zu Venga! – wir sind geschafft und freuen uns auf einen ruhigen „Salonabend“. Den Mietwagen behalten wir bis Montag und wollen uns noch Einiges von dieser schönen (leeren) Insel ansehen, bevor es nächste Woche mit Venga! ins knapp 20 Seemeilen entfernte Preveza und aus dem Wasser geht.

5 Antworten

  1. Ihr habt Nerven wie Drahtseile ????????!!!
    So viele Erlebnisse in kürzester Zeit, -zwischen Pleiten, Pech und Pannen herrliche Wanderungen , nichts bringt euch aus der Ruhe und wieder einmal alles mit Bravour gelöst! Das muss man erstmal hinbekommen! Allein 40 L Diesel in Kanister und Flaschen umzufüllen ???? , die Konstruktion behelfsmäßig mit den kleinen Kanistern Vorlieb zu nehmen…, erst einer, dann der zweite im Einsatz…großartig gemeistert! Damit nicht genug, der Mietwagen, die Aussage, es sei der unterschiedliche Reifendruck verantwortlich für das Stottern, Lampe ignorieren…also, ich wäre durchgedreht ???? ???????? ich freue mich schon auf euch!

    1. Liebe Moni,
      …wenn du das so schreibst, sind wir selnst erstaunt, keinen Nervenzusammenbruch erlitten zu haben… 🙂 Es war schön zu erleben, dass wir in kniffeligen Situationen gemeinsam gut funktionieren. Und das Wissen, ein Buddyboot in der Nähe zu haben, hat den Druck definitiv reduziert!

      Wir freuen uns ebenfalls auf ein baldiges Wiedersehen!
      Liebe Grüße
      Barbara und Werner

  2. Hallo ihr Beiden!
    Na euch wird nicht fad!!! Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht! Wann stecht ihr dann wieder in See?
    Ganz liebe Grüße Manuela

    1. Liebe Manuele, du treue Seele!
      vielen Dank für deinen Kommentar – nein, „fad“ wird uns bestimmt nicht und ja, die Zeit ist verflogen! Wir planen im September wieder mit Venga! ins Wasser zu gehen und dann das Ionische Meer und Korfu weiter zu erkunden. Vielleicht auch noch den Ambrakischen Golf, mal sehen… Und ihr? Werdet ihr in den Herbstferien wieder irgendwo chartern???

      Liebe Grüße von der Venga!-Crew

  3. Hallo liebe Barbara!
    Wir sind die ersten beiden Juli Wochen in den Schären vor Stockholm unterwegs. Im Herbst hätten wir Malta oder die Türkei auf dem Plan. Andi ist 3 Wochen im März und April in Kroatien ausbilden (Meilentörn und…) Vielleicht könnten wir ja Telefonnummern austauschen!
    Ganz liebe Grüße Manuela
    0044 0676 6072013

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